auf den Hinterbeinen auf, anstatt der Aufforderung Folge zu leisten. Wiegend streckten sich seine Pranken nach vorn. Er schien den Stadtsergeanten an den Schultern fassen und zu Boden drücken zu wollen.___ Da sprang Pufahls Säbel funkelnd aus der Scheide. Sich selber vorwärts werfend, so daß auch seine Helmspitze die zottige Brust des Untiers berührte, stietz er ihm die Klinge mit voller Wucht in die Herzgegend. Ein heiseres Aufheulen flog über den Marktplatz. Tann brach da? schwere Tier über dem mitstürzenden Stadtsergeanten zu- sammen, seine im Todeskampf zuckenden Tatzen in dessen Gesäß vergrabend. Acht Tage lang mußte Stadtsergeant Pufahl bäuchlings zu Bette liegen,«he er seinen Dienst wieder antreten konnte. Als er dann in voller Montur die Stadtverordneten hatten ihm eine neue Hose bewilligt zum erstenmal wieder aus den Markt- platz trat, winkte David Mundgeruch aus der Ladcnttir freundlich zu ihm herüber. Nu, wie steht das Befinden, Herr Polizeirat?" Würdig und gemessen kam Pufahl näher. Wie soll's stehen, Herr Mundgeruch? Immer so lala." Schnäpschen gefällig, Herr Polizeirat Eine Ehre, Herr Mundgeruch, eine Ehret" Aeußerlich lieh er sich nichts merken, innerlich aber strahlt« er vor Freude, und sein Herz schlug Generalmarsch. Es war keine Frag«: seit seinem Kampf mit dem Bären saß er fest wie nur je in der Volksgunstl Niemand. erinnerte ihn mehr an Stephan Modlibowski, und Zigarren, Schnäpschcn und Wurstwaren gab es wieder in Hülle und Fülle. Ja: noch mehr sogar als zuvor! Als nämlich alles wieder in das alte Gleis zurückgekehrt war, und die Pufahlsch« Tat nicht mehr ausschließlich das Tages- gespräch beherrschte, machte sich bei ihm gelegentlich eine sanfte Melancholie bemerkbar, die man sich lange nicht erklären konnte, da er selber hartnäckig schwieg. Bis David Mundgeruch, der ein feiner Menschenkenner war, einmal das Geheimnis löste. Er ist doch e Mann und kein Wiedehupf, unser Herr Pufahl," sagt« er eines Abends zu Eli Rosenstock, als er mit ihm zusammen aus der Synagoge kam.Aber was hat er dabei doch gehabt für e Pech! Es muß e grausamer Seelenschmerz sein, was er zu tragen hat!" Eli Rosenstock, der schwerhörig war, legte die Hand hinters Ohr. Was hat er zu tragen? E Seelenschmerz?" fragte er ver- wundert. David Mundgeruch tippte ihm ve fraulich auf die Schulter. Nun etwa mcht, Käppch«? Denk' nur: e so ehrenvoll« Narbe und ausgerechnet an e Platz, wo er st« keinem kann zeigen!" Da leuchtete es in Eli Rosenstocks Augen verständnisvoll aus, und als sie sich beide trennten, drückten sie sich mit besonderer Be- deuhxng die Hände. Nu, die Bürgerschaft wird'S ihm gedenken," sagten sie zum Abschied._ Hcchnirchc Rundfchau. (Die Orientierung in der Luftfahrt. Der Elektrogroßmotor in den Walzwerken. Die Herstellung deS Linoleum?. Die elektrische Zu g b ele u ch tun g.) Die Irrfahrt des Zeppelinkreuzers nach Luneville hat fast zum Erschrecken deutlich gezeigt, daß wir von derEroberung der Luft" noch sehr weit entfernt sind und unser« stolzesten Lüsteseglcr noch gar zu leicht zum Spielball der Winde werden können. Zugleich wurde dadurch das Problem der Navigierung in der Luftfahrt in den Brennpunkt des allgemeinen Interesses gerückt. Denn wir sind ja nun aus dem Zeitalter der Schauflüge in das der Ueberlandflüge getreten; fast jeden Tag kommt irgendwoher die Nachricht von einer Reise" im Flugzeug, die oft über Hunderte von Kilometern geht, uno die langen Fahrten unserer Luftschiste nimmt jedermann als etwa? Selbstverständliches hin. Die konstruktiven Schwierigkeiten sind also überwunden, nun heißt es, dem Luftschiffcr und Piloten die Mittel an die Hand geben,zielbewußt" zu fliegen. Eine brauchbare Naviegierung ist' dem Luftfahrer nur möglich, wenn er die Erde zu sehen vermag; dann richtet er sich nach den Landmarken. Kompaß und Sextant wird er kaum zu Rate ziehen. Anders aber, wenn die Erde sich unter einer Wolken- oder Nebelschicht verbirgt, die dem Piloten vielleicht auch noch den Anblick der Sonne entzieht, dann ist er ganz auf seine Instrumente angewiesen. Selbst der Anblick der Sonne würoe ihm nicht allzuviel helfen, denn bei der geringen Bewegungsfreiheit im Flugzeug läßt sich die Beobachtung mir schwierig ausführen, außer- dem dauert eine genaue Beobachtung, wie sie der Seemann vor- nimmt, immerhin ihre 20 Minuten. Im Luftschiff wird«S stets niöglich sein, die notwendigen astronomischen Tabellen und Jnstru- mente mitzuführen; man wird also«ine regelrechte astronomische Beobachtung machen, natürlich unter möglichster Vereinfachung aller Prozeduren und Rechnungen. Hand in Hand damit geht aber eine magnetische Beobachtung, und diese spielt in der Luft noch«ine größere Rolle als zur See. Bekanntlich zeigt die Magnetnadel immer nach dem magnetischen Pole, der im Innern der Erde liegt; kann sie sich also in einer vertikalen Ebene bewegen. so stellt sie sich nicht horizontal ein, sondern mit der Spitze nach unten. Diese Abweichung von der Horizontalen heißt die In kling- tion der Nadel, ihre Abweichung von der geographischen Nord- Südrichtung die Deklination. Der'Luftfahrer nutzt die Erscheinung aus, daß die magnetische Inklination mit den Breitengraden variiert. Die Linien gleicher magnetischer Inklination(die Jso« klinen) sind genau bekannt und in Uebersichtskarten eingetragen. Sie sind ziemlich gleich weit voneinander entfernt und ihre Wert« nehmen von Süden nach Norden zu. Man hat daher nur nötig, den Unterschied gegen den Aufstlegsort zu messen, um ungefähr di» geographische Breite des Beobachtungsortes zu bestimmen. Aendern sich die Werte der Inklination nicht, so fährt man in ostwestlicher, nehmen sie zu in nördlicher, nehmen sie ab in südlicher Richtung. Eine gleiche Beobachtung wird am Kompaß(dem Deklinatorium) gemacht, und die Kombination beider ergibt den jeweiligen Stand« Punkt. Freilich ist es nicht ganz so einfach, eine solche Beobachtung zu machen, als sie zu beschreiben. Denn zwei Hindernisse sind zu über« winden: erstens die Beeinflussung des Kompasses durch das Eisen des Motors, und zweitens die- Schwierigkeit der Ablesung infolge des Rollens und Stampfens des Fahrzeugs. Man muß dann einen Mittelwert zwischen den äußersten Ausschlägen der Nadel nehmen. Der Horizontalkompaß wiederum hat sehr stark unter den Erschütte« rungen durch den Motor zu leiden; eZ sind deshalb besondere Kon- struktionen mit einer möglichst stabilen Rose geschaffen worden, Ganz genügen indessen diese Instrumente den Anforderungen d«S Flugzeugbetriebcs nicht, weil sie hier nur in kleineren Dimensionen verwendet werden können. Dagegen ist für Aeroplane eine eigen- artige Kompaßkonstruktion geschaffen worden, die es ermöglichen soll, die Versetzung des Flugzeugs durch seitlichen Wind automatisch zu berücksichtigen. Der aus der Werkstatt von C. Bamberg, Berlin , stammende Apparat ist unten durchsichtig und oben mit eine» Marienglasschcibe verschen, in die Parallelstriche eingraviert sind. Wenn die Erdoberfläche sichtbar ist, so gestattet dieser Kompaß ein Innehalten der Flugrichtung zwischen Aufstiegs- und BestimmungS« ort, vollständig unabhängig von jeder Windversetzung. * Zur Bewältigung der Walzstückejn den Walzwerken sinh außerordentlich große Kräfte erforderlich. Dazu brauchte man früher riesige Maschinen, während man setzt diese Kräste bequem auf kleinstem Räume in Elektromotoren unterbringen kann. Man verwendet daher in Walzwerken jetzt nur noch Elektromotoren, die sich auch besonders leicht bedienen lassen, weil sie einfach sind. Der Elektromotor besitzt nur einen einzigen beweglichen Teil, den Anker, ist daher so einfach wie keine andere Kraftmaschine. Bei den Walzwerken, die immer in einer und derselben Richtung laufen, denkontinuierlichen" Walzenstraßen, kann man die gewöhnlichen Motoren ohne irgendwelche Aenderüngen benutzen. Da in jedem Falle sehr große Kräfte erforderlich sind, so hat man Motoren von lovoo Pferdestärken in Benutzung. Geht die Walzenstraße frei, befindet sich kein Arbeitsstück unter der Walze, so hat auch de» Motor so gut wie nichts zu leisten und seine Stromentnahme auS dem Netz ist gering. Sowie aber Arbeitsstücke unter die Walzen kommen, ist der Stromverbrauch enorm. Das würde in dem ström- liefernden Elektrizitätswerk gewaltige Schwankungen hervorrufen, denen es nicht folgen kann. Um daher die Gleichmäßigkeit des Be« triebes zu gewährleisten, benutzt man mächtige Schwungräder, dl« in sich große Energien aufspeichern können, von denen sie bei boller Belastung des Walzwerkes abgeben, während sie bei Leerlauf di« ganze Arbeit in sich aufspeichern. Diese Schwungräder, die oki einen Durchmesser von 7 Meter haben und 1 bis 2 Meter breit sind, haben so ungeheure umschwingende Massen, daß sie die Stetig- keit des Betriebes gewährleisten. Auf Reversier- oder Umkehrwalzcnstraßen, also Walzenstraßen, die hin- und hergehen, bei denen das Arbeitsstück hin- und her- gerollt wird, muß man die Drehrichtung der Walzen immerwährend umkehren. Wie soll man aber eine Maschine, die lOOlXZ Pferde­stärken in sich vereinigt, so oft umschalten, daß sie jede dritte Sekunde in anderer Richtung läuft? Keine Maschine vermag daS zu leisten; sie würde beim Versuch, das zu tun, unweigerlich zu den fürchterlichsten Explosionen führen. Allein der Elektromotor kann das. Man hat für diesen Zweck Elektromotoren konstruiert, die ihre Richtung in der Minute bis zu 28mal umkehren können und dabei doch jedesmal auf eine minutliche Tourenzahl von 60 kommen! 10 006 Pferde lassen sich mit Hilfe dieser besonders konstruierten Motoren in der Minute bis zu L8mal hin- und herwerfen l Das ist nur möglich, weil die umlaufenden Ankermassen selbst so große« Motoren noch verhältnismäßig sehr gering sind. Tie Kupferwicke- lungen und Bandagen müssen bei diesen Schleuderwirkungen natür- lich besonders geschützt werden. Auch in diesem Falle kann man nicht fortwährend an- und abschalten, sondern man muß erst ander« Maschinen zwischen Motor und Netz einschalten. Der Elcktrogrotz« motor im Walztvcrkbetriebe ist eine Anwendungsart, die diese» Gattung Maschinen von keiner anderen streitig gemacht werden kann. Alle kennen das Linoleum, diesen gegenwärtig so viel a« brauchten Stoff, doch wenigen dürfte die sehr interessante Zu« bereitringsart dieses Produktes der neuzeitlichen Technik bekannß