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Man liest so etwas wohl in den Beitungen, aber man 18abl von Versuchen die Wirkung der Atmung von Vögeln und Meera achtet nicht darauf. Doch hier lernt man begreifen, was das schweinchen auf reine Luft(= Sauerstoff) geprüft haben, haben wir stets beobachtet, daß die Verwandlung dieses Gases in fige Luft große Leben ist." (= Kohlensäure) die Hauptsächlichste Veränderung ist, welche sie durch bie Atmung der Tiere erfährt."

Das sind saubere Geschichten!" rief Mijour aus.

Mortara setzte alle in Erstaunen, als er ihnen sagte, daß, wenn Lermantes dem Vergnügen gehuldigt, er auch viel ge­arbeitet hätte.

Gearbeitet?" rief Aloesterli. Was denn?" Arbeit hieß für ihn, zehn Stunden mit der Lupe auf der Stirn vor dem Arbeitstisch zu fißen. Für Mouchebise und Clary bedeutete arbeiten: graben, pflügen, ernten, bei Sonne und bei Regen; für Conthey  : in einem Laden zu verfauern und Bleistifte und Papier zu verkaufen und die halbe Nacht aufzubleiben, um Kasse zu machen. Keiner von ihnen machte fich die Summe von Intelligenz, Tätigkeit und Energie flar, die zu solchen großen Unternehmungen gehörte, deren Mechanismus fie nicht verstanden. Doktor Butier versuchte das Kloesterli auseinanderzusetzen, während Durnant dem Oberst erzählte, daß er die Aktien des Hafens von Bonimarca gekauft und daran vief verdient hätte. Bald war die Viertel­stunde verflossen. Conthey   war in Unruhe, ob er den Zug 6 Uhr 25 erreichen würde. Da Condemine mit allem Be­scheid zu wissen schien, fragte er ihn, wie lange die Situng wohl dauern könne. Der Apotheker erkundigte sich gleich bei dem Kellner, der von einem Gerichtsboten hatte sagen hören, daß der Präsident noch die ersten Zeugen vernehmen wolle. Condemine erschreckte seinen Kollegen, indem er ihm von den Abendsizungen erzählte.

Als ich das erstemal Geschworener war, da dauerte die Verhandlung bis zehn Uhr abends. Dabei handelte es sich nur um einen Betrug."

( Fortsetzung folgt.]]

Wenn nun die Atmung darin besteht, daß Sauerstoff verbraucht und Kohlensäure gebildet wird, so ist die Atmung eine Verbrennung, und man muß dann annehmen, daß bei der Atmung Wärme pro­duziert wird. Die Atmung ist eine Verbrennung, in Wahrheit eine sehr langsame, aber im übrigen durchaus gleich derjenigen der Rohle", sagt Lavoisier  . Und hier mußte er sofort auf den Gedanken lommen, daß die tierische Wärme, die Wärme, die die Tiere an ihre Umgebung ausstrahlen, aus der Atmung stammen müsse. Das war nun zu beweisen.

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der es ihm gestattete, die bei einer Verbrennung produzierte Wärme­Lavoisier hatte für seine Wärmeversuche einen Apparat konstruiert, menge an der Menge des im betreffenden Wärmeversuch geschmol­zenen Eises zu messen. Auf diese Weise bestimmte Lavoisier zunächst die Wärmemenge(= Menge des geschmolzenen Eises), die ein Meerschweinchen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes produziert. So fand er z. B., daß innerhalb zehn Stunden ein Meerschweinchen eine Wärmemenge produziert, die in feiner primitiven Berechnungsweise etwa 10 Unzen Eis zu schmelzen vermag. Nun argumentiert Lavoisier   in folgender Weise. zum Schmelzen gebracht hat, so muß ja das Tier abgefühlt werden. Wenn das Meerschweinchen dem Eis Wärme abgegeben und das Eis Das ist nicht der Fall: die Temperatur des Meerschweinchens bleibt, wie wir wissen, auch nach dem Verweilen in der Kälte unverändert. Folglich muß im Tier die Wärme stetig erneuert werden. Es muß im Tier eine Verbrennung stattfinden, aus der die tierische Wärme stammt. Diese Verbrennung, das ist in dieser Argumentation zunächst eine Vermutung von Lavoisier  , ist die Atmung, die die tierische Wärme liefert. Und der Beweis bestand in folgendem. Lavoisier   bestimmte die Menge der Kohlensäure, die das Meerschweinchen in zehn Stunden ausatmete: sie war gleich 224 Gran. Also entspricht der Produktion einer Wärmemenge, die 10 Unzen Eis schmilzt, im Tier eine Bildung von 224 Gran Kohlen­säure. Nun bestimmte Lavoisier die Kohlensäuremenge, die bei der Produktion der gleichen Wärmemenge durch Verbrennung von Kohle

Die Enträtfelung der Atmung. entsteht es zeigte sich, baß wenn so viel Stohle verbrannt wird, als

Ein Gedentblatt für Lavoisier.

Von A. Lipschitz.

nötig ist, mur 10 Unzen Eis zu schmelzen, auch 224 Gran Kohlen­säure gebildet werden: auch bei der Verbrennung von Kohle ent­spricht einer Wärmemenge, die 10 Unzen Eis schmilzt, eine Bildung von 224 Gran Kohlensäure. Also brauchen wir, um die Entstehung Jedermann weiß, daß man ohne Luft nicht leben kann, daß zum der 10 Unzen Eis schmelzenden Wärmemenge, der gesamten in Leben die Atmung gehört. Luft nun ist ein Gemenge von zwei unserer Rechnung stehenden tierischen Wärme, zu erklären, nichts Gafen, von Stickstoff( zirka% der Luft) und Sauerstoff( zirka anderes anzunehmen, als die Atmung des Tieres: die durch die der Luft). An dem Atmungsprozeß beteiligt sich von diesen beiden Atmung gegebene Verbrennung genügt allein, um die tierische Gasen nur der Sauerstoff. Wärme zu liefern.

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Heute ist das eine so allgemeine Wahrheit, daß jeder Halbwegs Die Zahlen, die Lavoisier   aus seinen Versuchen direkt gewomen gebildete Mensch das weiß. Und doch sind es bloß 130 Jahre her, hatte, stimmten nicht so gut überein, wie in der oben durchgeführten daß diese Tatsache erkannt wurde. Ihre Entdeckung ist an den Berechnung, die sich ihm in ihrer guten lebereinstimmung erst ergab, Namen des französischen   Chemikers Lavoisier   geknüpft, der in der wenn er allerlei Fehlermöglichkeiten, die er zahlenmäßig nicht genau großen franzöfifchen Revolution feinen furchtbar gescheidten Kopf erfassen fonnte, mit berücksichtigte. Und so fagt er zunächst nur ganz verlor wegen staatsschädigender Finanzschleicherei. Seine unvorsichtig: Man fann.. die Wärmemenge, welche sich bei der sterblichen Entdeckungen über die Bedeutung des Sauerstoffs für die Verwandlung der reinen Luft( Sauerstoff) in fire Luft(= Kohlensäure) Verbrennung und Atmung fallen in das Ende des Jahrzehnts 1770 während der Atmung entwickelt, als die Hauptursache der Erhaltung bis 1780 und in den Anfang des folgenden Jahrzehnts. Nachdem der tierischen Wärme betrachten. er schon 1780 in der Akademie der Wissenschaften eine Mitteilung über seine Versuche gemacht hatte, erschien im Juni 1783 eine aus führliche Mitteilung über die Versuche von Lavoisier   und de Laplace in den Berichten der Akademie.

Lavoister kannte schon die Tatsache, daß Luft Sauerstoff enthält: das hatten 1771 der englische   Chemiker Priestley   und fast gleichzeitig mit diesem der deutsche Chemiker Scheele gefunden. Lavoisier   ging nun mit Versuchen zunächst der Frage zu Leibe, welch eine Rolle der Sauerstoff oder, wie er ihn nannte, die reine Luft" bei der Verbrennung spielt. Mit Hilfe ziemlich einfacher Methoden stellte Lavoisier   fest, daß zur Unterhaltung der Verbrennung allein der Sauerstoff genügt, daß der Sauerstoff dabei verbraucht oder ver­ändert wird, indem er in fire Luft", wie er die Kohlensäure nannte, umgewandelt wird. Und dann zeigte er, daß auch bei der Atmung der Tiere Sauerstoff verbraucht und Kohlensäure gebildet wird. Die Versuchsanorddung, die Lavoisier für seine Untersuchungen über die Atmung benutzte, war im Prinzip genau dieselbe, wie sie auch heute noch in der Physiologie Verwendung findet. Er brachte Meer­chweinchen oder Vögel in ein abgeschlossenes Gefäß, in welchem sich Sauerstoff befand. Mit Lauge, die die Eigenschaft hat, die Sohlen­äure zu absorbieren, fing er sämtliche Kohlensäure, die das ein eschlossene Tier ausatmete, auf und bestimmte dann aus der Diffe­enz im Gewicht der Flasche mit der Lauge vor und nach dem ersuch die Menge der ausgeatmeten Kohlensäure. Die Menge des vom Tiere verbrauchten Sauerstoffs erkannte Lavoisier   direkt an der Verminderung der Luftmenge in dem Versuchsgefäß. Und Lavoisier   kam nach zahlreichen Versuchen zu einem Schluß, der heute noch die Grundlage aller Lehre von der Atmung ist: Indem wir mit aller möglichen Sorgfalt fagt Lavoisier im IV. Artikel seiner berühmten Abhandlung über die Wärme"*) in einer großen

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*) In deutscher Sprache erschienen in Dstivalds Klassiker der Naturwissenschaften" Nr. 40, Leipzig   1892.

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Lavoisier   hatte bewiesen, daß die Produktion der tierischen Wärme auf der Atmung, auf einer Verbrennung fohlenstoffhaltigen Materials unter Verbrauch von Sauerstoff und Bildung von Kohlensäure beruht. Heute wissen wir, daß alle Leistungen des lebendigen Organismus, die tierische Wärme und die Muskelarbeit und das Denken, auf der Verbrennung der lebendigen Substanz der Bellen beruhen. Lavoisier   hatte den ersten Schritt zu dieser Er­fenntnis getan, die in letzter Linie die Erkenntnis war, daß es feine besondere Lebenskraft" gibt, von der man früher annahm, daß fie allen Leistungen des lebendigen Organismus zugrunde liegt. Lavoisier   war der erste, der mit Hilfe des Experiments gegen die Lebenskraft" rebellierte...

leber die Art und Weise, wie die Verbrennung sich im Organismus abspielt, hatte Lavoisier   sich eine Vorstellung gemacht, die heute von der Wissenschaft ganz verlassen ist. Er hatte sich nämlich gedacht, daß die Verbrennung im Innern der Lunge vor fich geht. Es hat mehr als ein halbes Jahrhundert gedauert, bis diese Auffassung verlassen wurde. Und zwar verlegte man die Ver brennung zunächst ins Blut. Man hatte nämlich gefunden, daß der Sauerstoff, der in die Lunge eingeatmet wird, hier durchaus nicht ganz aufgebraucht wird, sondern bis in die feinsten Blutgefäße, die fich in allen Geweben des Körpers ausbreiten, gelangt. Und dann, daß kohlensäurehaltiges Blut aus den Geweben in die Lunge fließt. es fonnte also in feinem Fall die Verbrennung allein in der Lunge vor sich gehen, sie mußte auch sonst wo im Körper stattfinden. Aber wo im Körper? In dem Blut? In den Zellen und Geweben des Körpers? Diese Frage wurde erst in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, ein ganzes Jahrhundert nach Lavoisier  , entschieden. Der Physiologe Pflüger, der im Alter von 88 Jahren- ein Stüd Ruhmesgeschichte der Physiologie im Jahre 1910 in Bonn   verstarb, war es, der hier den endgültigen Beweis erbrachte. Pflüger machte nämlich folgenden Versuch: Er spillte aus einem Frosch alles Blut heraus, indem er durch die Blutgefäße des Frosches