407
S
•
eine Salzlöfung pumpte, eine sogenannte physiologische Kochsalz- und ein schweres Keuchen waren die Vorboten ihres Kommen8. Lösung, in der sich die Organe von Tieren gut erhalten. Nachdem Zuerst mußte unser Führer uns einige Male mahnend aufmerks das ganze Blut des Frosches durch die Salzlösung ersetzt war, brachte sam machen; bald aber traten wir von selbst zur Seite, wenn aus Pflüger feinen Frosch in ein abgeschlossenes Gefäß, das mit Sauer- dem Dunkel der kleine Schimmer brach. Keuchend und stöhnend stoff gefüllt war. Wenn die Atmung, die Verbrennung im tierischen zogen sie bald dicht hintereinander, bald einzeln in Abständen an Drganismus, sich im Blute abspielen sollte, so müßte solch ein Frosch uns vorüber. nicht atmen fönnen, weil er ja gar kein Blut mehr hat. Aber der blutlose Frosch verbrauchte trotzdem Sauerstoff und atmete Kohlen säure aus. Es war mit diesem Versuche bewiesen, daß die Atmung des Organismus sich nicht im Blut, sondern in den Bellen und Geweben des Körpers abspielt. Das Blut ist mit feinen roten Blutkörperchen nur Transportmittel für den Sauerstoff und für die Kohlensäure. Gewiß eine geringe Menge Sauerstoff wird auch im Blute selber verbraucht, einfach weil ja die roten und weißen Blutkörperchen auch lebendige Zellen sind und atmen müssen.
-
-
Tief gebückt, nicht selten auf allen Vieren, flommen die halb nadten Gestalten empor. Die meisten trugen die Leuchte, die bloß die nächste Stufe des harten Weges erhellte, um das Haupt gebunden, vorn an der Stirn, manche aber auch zwischen den Zähnen; auf dem Rüden schleppten sie in Säden oder auch nur durch einen Lappen von der Haut getrennt, große Blöcke schwefel haltigen Gesteins, in den Säcken oft dazu noch viel fleines Brödel verf. Keiner von ihnen sprach, aber sie alle bemerkten uns; denn fast keiner feuchte an uns vorbei, ohne die freie Hand, die stüßend den Füßen im Klimmen half, auszustrecken und uns mit ihr zu Heute ist es uns geläufig, daß alle lebendige Substanz atmet, stoßen, um sie dann heischend hinzuhalten. Manchmal ward uns Sauerstoff verbraucht und Kohlensäure ausscheidet. Wir fassen den auch ein Stückchen der kristallreichen, glitzernden Beute hinStoffwechsel der lebendigen Substanz schlechtweg bis zu einem ge- gehalten. Aber das währte stets mur einen Augenblick; denn ein wissen Grade als eine Berbrennung auf. Das einzellige Infusor, längeres Rasten mit so schwerer Last wäre verderblich ermüdend die Muskel- und Leberzelle, die Zellen unseres Herzens und die gewesen und hätte die Kräfte gelähmt. Das Licht tauchte auf und Zellen unseres Gehirns: alle verbrauchen Sauerstoff, jede von ihnen schwand, die Schemen zogen vorüber. Waren es Titanen? Waren ist ein fleiner Herd, wo das Feuer des Lebens brennt. Und das es Enkel des unglückseligen Sisyphus? Da da blieb einer gilt auch für die Zellen der Pflanze: auch diese verbrauchen Sauerstoff. stehen allzu lange für den zweiten, der ihm dicht folgte. Ein Schließen wir der tierischen oder pflanzlichen Zelle die Sauerstoff- Stöhnen, eine Last glitt von einem Rücken und wurde zu Boden zufuhr ab, so erlischt das Leben in ihr: fie erstickt, wie die Flamme geworfen. Was weiter geschah, weiß ich nicht; denn wir stiegen der Kerze bald erlischt, wenn wir die brennende Kerze unter ein unaushaltsam abwärts. umgestülptes Glas bringen, wo bald aller verfügbare Sauerstoff beim Brennen der Kerze verbraucht ist. Namentlich instruktiv läßt sich die Bedeutung des Sauerstoffes an der einzelnen freibeweglichen Belie, z. B. an einem Wimperinfusor vor Augen führen. Wir sehen das fleine Tierchen pfeilschnell im Waffentropfen unter dem Mikroskop feine Wege tun. Nun lassen wir durch die kleine Glaskammer, in der wir den Wassertropfen mit unserem Wimperinfusor unter dem Mikrostop untergebracht hatten, Stickstoff streichen, der bald allen Sauerstoff aus der Glaskammer und aus dem Wassertropfen verdrängt hat. Unser Wimperinfusor hat keinen Sauerstoff mehr: es erstidt", steht still und liegt wie tot da. Nun lassen wir wieder Sauerstoffgas durch unsere Glaskammer streichen: das Wimperinfufor beginnt wieder lebhaft im Wasser zu schwimmen. Wir fönnen den Versuch an ein und demselben Tier immer wieder versuchen. Nur dürfen wir die Zelle nicht allzu lange ohne Sauerstoff lassen: denn sonst stirbt sie ganz ab.
Es gibt allerdings eine ganze Reihe von Lebenwesen, die keinen Sauerstoff verbrauchen. S0 fennt man viele Batterien, die ohne Sauerstoff leben. Für manche von ihnen ist der Sauerstoff direkt ein tödliches Gift. So z. B. für manche Bakterien, die im Boden leben, von denen nur der allgemein befannte Tetanusbazillus, der den Starrkrampf beim Menschen hervorruft, genannt sei. Auch manche vielzelligen Tiere können in einer fauerstofffreien Umgebung leben, z. B. Spulwürmer. Aber das sind doch relativ wenige Ausnahmen aus der großen Anzahl der Organismen. Die komplizierte Frage über den Stoffwechsel der Lebewesen, die feinen Sauerstoff verbrauchen, soll hier nicht diskutiert werden. Nur ein Gedenkblatt für Lavoisier wollten wir zeichnen, der als erster die Bedeutung des Sauerstoffs für die Verbrennung nachwies, die Atmung als eine Verbrennung und diese Verbrennung als die Quelle der tierischen Wärme erkannte.
In einem fizilifchen Schwefelbergwerk.
Von Fr. W. v. Desteren. ( Schluß.)
Und nun ging es abwärts ins Dunkel der Erdennacht, doch nicht, ehe nicht der Padrone eine Anzahl von besonders Budringlichen kurzerhand bei den Armen oder an den Schultern gepact und ins Dunkel voran gestoßen hatte, um die Schar derer zu lichten, die noch immer uns verfolgten, uns umdrängten. Er führte, gefolgt von meiner Reisegefährtin; dann kam ich, und wie schüßend schritt ein Unteraufseher dicht hinter mir. Uns beide Glückliche, die wir hier nicht heimisch waren, ausgenommen, trug jeder, der in den Schacht hinab-, aus ihm emporstieg, eine kleine Grubenleuchte, ein rostiges Blechding in Form einer fleinen Henkeltanne, aus deren Schnabel die übelriechende Karbidflamme lang und schmal mit hellem Licht brannte. Niedrig und eng wor der aus dem Gestein ausgehauene Gang. Zwei Treppen führten in dieser Enge nebeneinander steil hinauf, hinab auf hohen Stufen. Um das Aufwärts- und Abwärtsklimmen zu erleichtern, empfahl uns unser Führer, beide Treppen zu benutzen, für jeden Fuß eine; denn die Stufen der beiden liefen nicht in gleicher Höhe nebeneinander. Doch das war nicht der Hauptzweck, dem die Treppen dienten; oft und oft konnten wir im Niedersteigen nur die eine Stiege benußen, wenn auf der andern von unten her ein Licht sichtbar ward. Da klommen sie auf feuchtglattem, steilen Weg empor zum Tageslicht die Kinder, Jünglinge und Männer, die zu den Schmelzöfen schleppten, was die Spizhade unten aus dem Felsen gebrochen hatte. Der Lichtschein der Grubenleuchte
-
Achtung! Meine Reisegefährtin drückte sich auf den Rat des Führers völlig an eine Wand des schmalen Ganges ." Hand vors Gesicht," rief ich ihr zu und tat wie sie. Der Block, den da wieder einer der Aermsten emporschleppte, war allzu groß, er füllte fast die ganze Breite des Raumes; die Hände, die wir schützend vor unsere Antlike hielten, trugen die Merkmale des kantigen Gefteins davon. Und wieder und wieder geschah uns das.
Abwärts, abwärts. Neben uns aufwärts strebend ein Licht uns andere, hinter uns drein noch immer eine fleine Schar bettelnder Jungen, unter denen zumal einer, ein etwa fünfzehnjähriger Bursche mit hübschen Zügen, doch irrsinnig flackernden Augen, unermüdlich meinen Arm stieß und faßte. Und er und mit ihm andere Burschen, auch Kinder von acht Jahren, rissen dabei ab und zu noch Zoten in ihrer schwer verständlichen Mundart und lachten. Ein Lachen in dieser Höhle!
Das Atmen wurde schwer, auf der Brust lag ein Druck, die Size wurde unerträglich. Da waren wir endlich unten angelangt, ganz unten. Hohe Stollen, die nach allen Seiten führten, nahmen uns auf und gestatteten uns, aus der gebückten Stellung uns wieder gerade aufzurichten. Auf 375 Vollstufen waren wir hinabgestiegen, 160 Meter tief, und befanden uns, senkrecht gemessen, 110 Meter unter der Oberfläche. Hier ein Pumpwerf, das das jauchige Grundwasser emporleitete, während andere Röhren auf dem Wege, den wir geschritten waren, frisches Wasser abwärts führten, undichte Röhren, die so manche Stufe, über die wir getreten waren, gleitend feucht gemacht hatten. So wie oben umringten uns hier unten abermals schreiend, bettelnd, stoßend viele jugendliche Verdammte, und der Führer drohte mit Stodschlägen, um sie abzuwehren, und andere Männer, Revieraufseher oder Obersteiger, hielten ihnen die Karbidflammen hin, um sie durch die Drohung einer Brandwunde zu verjagen. Wir schritten durch die Stollen dahin. Da, lints ein neuer Stollen, erst grottengroß. Der Mann, der ihn trieb, stand mit seiner doppelseitigen Spithacke da und schlug wuchtig aufs Gestein, Blöcke und Bruchstückchen um sich häufend. Jm fargen Schein der kleinen Lampe sah er aus wie ein Schemen oder vielleicht wie ein unvorzeitlicher Riese. Ganz nackt war die braune, sehnige Gestalt, die überlebensgroß erschien. Gr wandte uns kaum die Augen zu, er hieb und hieb, und der Fels krachte, die Steine stoben und stürzten.
Es war entsetzlich heiß und stickig, und unsere Glieder waren schwer. Es drängte uns empor zum Tageslichte. Und so schlugen wir denn den Rückweg ein, denselben Weg, auf dem wir famen, aufwärts, aufwärts. Wie schwer und mühsam war doch das Aufwärtsklimmen ganz ohne Last auf dem Rücken! Erst jetzt bemerkten wir, daß nach etiva je hundert Stufen fleine Nischen in den engen Gang geschlagen waren, auf daß man rasten könne. und jedesmal fragte der Führer meine Reisegefährtin:" Will Madama nicht ausruhen?" Aber die Gefragte fürchtete eine Raft mit Recht, und unaufhaltfam ging es auf hohen, feuchten Stufen aufwärts. Wir feuchten schon vor Müdigkeit; aber weiter, weiter empor zum Tageslichte. Wo war dieses denn? Ließ es sich noch immer nicht blicken? War der Weg denn endlos? Weiler, weiter, aufwärts, aufwärts. Da da endlich ein schwacher Lichtschein, ein fahler Schimmer oben, ganz hoch oben. Aufwärts, aufwärts ihm entgegen. Vor den Augen tanzten Funken, über sie huschten Hißschleier dahin. War das da oben nicht eine blutigrote Sonne im Untergehen? Nein, es war ein fahles Licht, das Licht eines im Dämmer erbleichenden Mondes. Ja, ja, der Weg war entsetzlich weit, wir mochten einen Tag und eine halbe Nacht lang unter der Grde dahingeschritten sein.
-
Zu Tode erschöpft langten wir oben an. Endlich, endlich. Es war neuneinhalb Uhr; nur etwa eine Stunde lang waren wir der Sonne fern gewefen, die goldig am Himmel stand, uns aber, troßdent wir unsere Mäntel fogleich wieder angezogen hatten, nicht zu wärmen vermochte.