wie auch in Verbindung mit Glühkörpern, werden auch Acethlen- fackeln für Feuerwehrzwecke, Fackelzüge, Beleuchtung größerer Plätze im Freien u. dergl. verwendet. Eine sehr wichtige Rolle spielt das Acethlen auch als Beleuchtungsmaterial für Bergwerke. Hier ist es namentlich zur Erhellung großer Räume und vor allem in mächtigen Lagerstätten sehr beUebt, da es sich seiner großen Leuchtkraft tvegen vorzüglich zur Untersuchung großer Grubenbaue auf ihre Sicherheit gegen Steinfall eignet. Einige Schwierigkeiten verursachten längere Zeit die Brenner der Acetylenlampen, da die- selben bei der hohen Temperatur der Flamme nicht lange vor- hielten. Jetzt werden dieselben zumeist aus Speckstein angefertigt und sind so eingerichtet, daß das ausströmende Gas sich die er- forderliche Verbrennungsluft durch seitliche Zuführungskanäle selbst ansaugt. Infolge seiner hohen Wärmewirkung, welche die des gewöhn- lichen Steinkohlengases um etwa 100 Proz. übertrifft, eignet sich das Acetylengas auch vorzüglich zur Wärmeerzeugung. Es liefert sowohl zum Heizen und Kochen im Haushalt, wie auch für in- dustrielle Heizzwccke ausgezeichnete Resultate, besonders wenn es darauf ankommt, hohe Temperaturen zu erzielen. Mit Sauer- stoff gemischt erzeugt es eine noch heißere Flamme als der Wasser- stoff in dem bekannten Knallgasgebläse. Es eignet sich daher in dieser Form besonders zum Durchschmelzen sowie auch zum Ver- schweißen von Qrisenteilen und anderen Metallgegenständen. Wird Acetylengas mit atmosphärischer Luft in einem bestimm- ten Verhältnis gemischt, so entsteht ein Gasgemenge mit einer der- artigen Explosionskraft, daß es mit Dynamit konkurrieren kann. Man hat deshalb versucht, das Acechlen auch als Sprengstoff zu verwenden. Hierbei wird Kalziumkarbid als feinkörnige Masse in eine Blechpatrone eingefüllt, die drei von einander getrennte Ab- teilungen enthält, deren eine das Karbid, eine Waffer, und die Dritte einen elektrischen Zünder aufnimmt. Ist die Patrone in das Bohrloch eingebracht und dieses besetzt, so wird durch Ein- treiben eines in der Patrone angeordneten Eisenftiftes die Trenn- wand zwischen Wasser und Karbid durchstoßen, so daß beide zu- sammentreten und infolge ihrer Verbindung Acetylengas erzeugen, wobei gleichzeitig durch die Stiftöfsnuna Lust eintritt und sich mit dem Gas mischt. Darauf wird mittels einer Zündmaschine der elektrische Zünder und durch diesen daS Gasgemisch zur Explosion gebracht. Die Wirkung dieses Sprengstoffes soll sich dadurch auszeichnen, daß weniger eine Abtrennung und Herausschleuderung größerer Sprengstücke als vielmehr eine weitgehende Zertrümmerung der letzteren erfolgt. Er ist deshalb für Steinbrüche und ähnliche Zwecke, bei denen es sich um die Gewinnung großstückiger Mine- ralien handelt, nicht anwendbar, um so besser dagegen bei der Herstellung von Schächten, Stollen u. dergl. Hohlräumen in Ge- stein, sowie auch bei der Sprengung von Festungswerken, bei denen möglichst weitgehende Zerttümmerung Hauptzweck ist. Aber auch für solche Zwecke hat der Acetylensprengstoff bisher noch wenig Verbreitung gefunden.___ tlc. Kleines Feuilleton. Eine leere Hofpoetenstelle. In England ist das Amt des Hof- Poeten durch den Tod des äußerst ftuchtbaren VersemacherS Alfred Austin frei geworden. Der verstorbene Hofdichter wrrd in der Literaturgeschichte England» kaum den großen Platz einnehmen, den seine Bände in der Bibliothek des englischen HofeS besetzen. Er sang von den Blümlein, den Böglein und dem Lenz und konstruierte große patriotische Oden, die auch den patriottschsten Briten an einem heißen Sommertage nicht am Einschlafen verhindern könnten. Austin war ein Löwe der Gesellschaft, ein energischer Verfechter alles Be- stehenden, ein Feind alle» Revoluttonären, der sich der alten Königin Viktoria, deren Kunstverständnis recht naiv und ungeschult war, ins Herz gesungen hatte. Aber all' dies« Borzüge hätten ihm die Stelle nicht verschafft, wenn nicht der verstorbene Premierminister Lord Sali?» burh ein recht zynischer Mensch gewesen wäre, dem e» den größten Spaß bereitete, die Mitwelt zu verdutzen. Bon den Späßen, die man von ihm erzählt, ist jene Ernennung nicht der schlechteste. DerHofdichter ist in England eine Art lächerliche Figur geworden, die an den Hof- narren mahnt. Bon vielen Seiten wird deshalb auch gefordert, die Stelle abzuschaffen. Manch« glauben, daß der Beigeschmack deS Lächerlichen, den daS Hofpoetenamt hat, daher rührt, daß in der langen Reihe der amtlich beglaubigten Dichter so wenig wirkliche Poeten zu finden find. Un» will eS scheinen, daß Byron nicht wenig dazu beigetragen hat, die Hofpoeten zu minieren. Wer von den Lesern Byrons kennt nicht daS Gedicht.Die Vision des Gerichts'? Dort kommt der verstorbene König Georg Hl. an die Himmels- Pforte und begehrt Einlaß. Doch Satan, der Ansprüche auf die königliche Seele zu haben glaubt, erscheint, um sein recht- mäßiges Eigentum zu fordern. Er zitiert seine Zeugen: englische und irische Märtyrer der Freiheit, denen der König Georg übel mitgespielt hat. Die Sache fängt an, sehr bedenklich zu werden. Da plötzlich kommt dem Engel Gabriel , der die königliche Hoheit für den Himmel nicht verlieren möchte, ein glänzender Gedanke. Er läßt den Hofpoeteu Southey von der Erde kommen, der nun seine dicken Bände zum Lobe des Monarchen ver- liest. Aber die Vernehmung dieses Entlastungszeugen gestaltet sich so langweilig, daß die versammelten Engel und Teufel anfangen zu gähnen und einzunicken. Doch Southey hört mit dem Beriefen seiner Lobgedichte nicht auf. Endlich packt den Petru» ein heiliger Zorn. Er nimmt seinen großen Schlüsselbund und haut damit dem Hofpoeten über den Kopf, so daß dieser wieder durch die Wolken in seine nüchterne Welt hinabsinkt. In der Verwirrung gelingt es den Engeln, den König Georg in den Himmel hineinzuschmuggeln. Von diesem Hieb mit dem himmlischen Schlüsselbund hat sich der englische Hofpoet nie wieder erholt und es scheint, daß diesmal was schon Gladstone und Roseberh taten mit dem Amte aus- geräumt werden wird. Erst hieß es zwar, Rudyard Kipling werde .gekrönt' werden, aber jetzt liest man, dem König selber gefalle der Posten nicht mehr. Kipling freilich, der die Tommy Atkins -Balladen mit ihren heftigen Anklagen gegen die Königin Viktoria sang, würde als Hofpoet ein merkwürdiges Bild abgeben. Aus dem Gebiete der Chemie. Der belebte Stick st off. Das Element Stickstoff hat in allen Sprachen einen Namen erhalten, der es als einen Feind des Lebens bezeichnet. Es nimmt auch selbst an dieser Eigenschaft teil, lveil es zu den trägsten Elementen zu rechnen ist. Der Chemie gab der Stickstoff dadurch ein besonderes Rätsel auf, daß er in der Natur in vielen verschiedenarttgen Verbindungen, insbesondere mit Sauer- stoff, vorkommt man denke nur an das Beispiel der weit« verbreiteten Salpetersäure, andererseits aber als Element schwer in eine Verbindung zu locken ist. Professor Strutt scheint jetzt durch neue Experimente etwas mehr Licht auf das eigenartige Ver- halten des Stickstoffs geworfen zu haben. Es ist diesem Forscher gelungen, den Stickstoff gleichsam zu beleben, und zwar unter dem Einfluß elektrischer Entladungen. Das Element geht dann in einen ähnlichen Zustand der Akttvität über, wie ihn der fteilich an sich schon höchst angegriffslustige Sauerstoff als Ozon aufweift. Strutt leitete verdünnten gasigen Stickstoff in einem schnellen Strom durch ein Rohr, in dessen Innern eine Reihe hoch- gespannter elekttischer Entladungen von einer Leidener Flasche vor sich ging. Am anderen Ende der Röhre erschien dann der Stickstoff als eine wirbelnde Wolke von starkem Goldglanz. Der Gelehrte erklärt diese Erscheinung durch die Annahme, daß die elekttischen Entladungen die Moleküle des Stickstoffs in einzelne Atome zer- splittern, und diese Atome suchen nun ängstlich aus ihrem selbständigen Dasein wieder herauszukommen, indem sie eine Verbindung eingehen. Das gelbe Licht entsteht wahrscheinlich bei der Wiedervereinigung der Atome und hält so lange an, bis dieser Vorgang beendet ist. Man kann die Auflösung des Elements in seine Atome aber auch willkürlich benutzen, da sie auch bereit find, sich an andere Stoffe zu ketten, gegen die der Stickstoff sonst seine Trägheit in aller Vollkommenheit bewährt. Strutt hat es bereits zustande gebracht, auf diesem Wege Blausäure aus den einfachen Elementen, Wasserstoff, Kohlenstoff und Stickstoff zu erzeugen. Mit Quecksilber bildet der Stickstoff eine Verbindung von explosiven Eigenschaften. Die Tragweite der Entdeckung läßt sich noch nicht abschätzen, vielleicht wird sie sich auch mit Rückficht auf die Ge- winnung von künstlichen Dungstoffen auS dem Luststtckstoff bewähren. Technisches. Die Ausschließung der Pflanzenfaser. Die Faserstoffe gehören zu den für den Menschen wichttgsten Erzeugnissen deS Pflanzenreichs, und groß ist die Zahl der Gewächse, die zu diesem Zweck in Benutzung ge« nommen werden. Sie wäre vielleicht noch größer, wenn es nicht bei manchen Pflanzenstoffen zu schwierig wäre, die Fasern aus den Verknüpfungen, in denen sie sich von Natur vorfinden, i» geeigneter und hinreichend leichter Weise loszulösen. Der Bast, der die wertvollen Fasern enthält, ist mit der Holzröhre des Stengels z. B. beim Flachs fest verbunden, und zwar durch einen Stoff, der als Pettose bezeichnet wird. Die Pektose ist ein gallertartiger Körper, der auS Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff gebildet wird und weder in Wasser noch in Alkohol löslich ist. Um die Flachs- fasern zu gewinnen, muß diesePeltose inPekttnsäure verwandelt werden. ein Vorgang, der sich übrigens bei der Reifung der Früchte voll« zieht. Der Flachs wird zu diesem Zweck geröstet. Die Bezeichnung des Röstens gewahrt eine falsche Vorstellung, da eine Verwendung von Feuer nicht in Frage kommt. Der richtigere deutsche Ausdruck für diese Behandlung des Flachses ist vielmehr Rotten. Es wird in sehr verschiedener Art vorgenommen und besteht hauptsächlich in einer Gärung, die durch den Bacillus amylobactor, der auch die Buttersäure hervorruft, verursacht wird. Die alten Mittel zum Rotten de» Flachse » waren immer recht umständlich und zeit- raubend, und in manchen Ländern hat der Flachsbau hauptsächlich deswegen abgenommen, weil die benachbarte Industrie sich mit dieser umständlichen Verarbeitung nicht mehr befassen wollte. In neuerer Zeit find freilich andere Mittel vorgeichlagen worden. Statt des RottenS in einfachem stehenden oder fließenden Wasser werden die Fasern in geschlossenen Behältern der Wirkung von überhitztem Wasser und der von hochgespanntem Dampf und einer kochenden Sodalösung ausgesetzt. Jetzt hat der Franzose Peufaillit vor der .Gesellschaft zur Ermutigung der nationalen Industrie' ein neues Ver- fahren beschrieben, daö mit der Verwendung von Hydrokarbüreu arbeitet, sehr bequem und billig sein, dabei noch bessere Ergebnisse liefern soll als die bisherigen Mittel._______ Vcrantw. Redakteur: Alfred Wielepp,' Neukölln.-- Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagsanjtaltPaul Smger 6-Co..BerllN LW.