-

447

Dem fremden Manne ist nicht gut", sagte dieses Antlik ins Bimmer zurüd, ich will ihn in ein Sanatorium bringen."

Da schlug der Generaldirektor ein gellendes Gelächter auf. Ueber Gänge, Straßen, Höfe wantte er in seinen Arbeitsraum zu rüd. In einen Stuhl sant er und starrte vor sich hin, wie Auto­maten starren:

Biffern sah er, Biffern, Riesenziffern, weiter nichts als Biffern. Und von den Ziffern sah er in sein Inneres hinab. Und das

war leer.

-

-

-

oder Mahagoniholz, und daß Eisen in einem brennenden Haufe wegen seiner in glühendem Zustande unvermeidlichen Durchbiegung zum Zerstörer der Grundmauern wird, und daß eiserne Treppen wie auch Granittreppen im Feuer viel bedenklicher find als etwa eine berpuzte Solztreppe. Beim Montierbau, also beim eigentlichen Eisenbeton zeigte sich dagegen wieder größere Feuer sicherheit. Die wäre aber gar nichts wert gewesen, wenn die Bea fürchtungen sich bestätigt hätten, daß das Eisen im Zement all mählich zerroste und dann ein Betonbau auseinander fallen müsse. Diese Befürchtung ist zerstreut, denn Eisen- fann in Zement nicht roften, aber jetzt fommt aus Amerika die neue Befürchtung, daß durch vagabondierende elektrische Strönte das Eisen im Beton zu, so kann die Folge sein, daß die Wolkenkraber eines Tages wieder abgetragen werden müssen, wenn sie nicht selbst zusammen stürzen sollen.

Leipziger Baufach- Husftellung. gewaltfam forrodiert, also zum Rosten gebracht werde; trifft bas

Baumaterial und Baustoffprüfung. Zwei Baustoffe stehen auf der Baufachausstellung am deutlich- Man sieht, die neuen Baumaterialien haben sehr wichtige Fragen sten im Wettbewerb: der reine Eisenbau und der Eisenbetonbau. aufgeworfen, von denen das alte Bauwesen nichts gewußt hat. Ee Das Monument des Eisens, das die Stahlindustriellen in Gestalt find Fragen, deren Beantwortung nicht der Erfahrung überlassen der 30 Meter hohen Eisenpagode erbaut haben, erinnert daran, daß werden darf. Die Alten konnten, oder vielmehr, sie mußten sich das Material den Stil schafft, und die Betonhalle steht eben aus auf ihre Erfahrungen verlassen, und sie schöpften daraus ihre dem Grunde gegen das Monument des Eisens zurüd, weil ihr empirischen Grundsäße über die Mauer- und Balkenstärken, über Schöpfer es vorzog, diese Betonhalle in einer durchaus antiquierten die Spannweiten und die Drucklasten und Widerlager ; die stati Stilsprache aufzuführen und jeder dem neuen Baustoff innewohnen- schen Geseze suchten sie intuitiv zu erfassen, ehe sie erfannt waren. denen Anregung zu neuen Bauformen aus dem Wege ging. So will Unsere Zeit aber hat für ein so beschauliches Bauen leine der Eisenbau künstlerisch und technisch neue Wege zeigen; der Geduld mehr. Das moderne Bauwerk steht bis auf die kleinsten Betonbau beschränkt sich auf das technische Exempel. Maße berechnet und in seiner theoretischen Festigkeit geprüft, auf Funfelnagelneu ist freilich weder Eisenbau noch Betonbau; dem Papier, und dann geht das Bauen ohne weitere schöpferische wahrscheinlich hat man ähnliches schon im Altertum gehabt, wir Gedankentätigkeit rasch vonstatten. Diese Methode sekt voraus, wiffen nur zu wenig davon. Aber eines haben die Alten sicher nicht daß alle Baumaterialien, sowohl die natürlichen als auch die fünft­gehabt: den Baumaterialienmarkt und das Industrierittertum, das lichen, in ihren Baueigenschaften bekannt sind, daß man die Gren fich auf ihm neben reellen Förderern breit macht. Und etwas zen ihrer Druck-, Zug- und Bruchfestigkeit weiß, ihre Härte, ihre anderes fehlte den Alten sichrlich auch: die Nervosität des bauwirt- Biegsamteit, ihre Feuerbeständigkeit, ihre Wetterfestigkeit in die schaftlichen Recheneɣempels, das zur raffinierten Ausnübung des Rechnung einstellen fann, und daß auch ihre sonstigen Eigenschaften, Bauplazes, der Bauhöhe, der Baumaterialien führt und das die die Hygroskopizität, die Poröfität, die Wasser- und Frostbeständig­funktionierenden Bauglieder in ihren Ausmessungen beschneidet, wo feit befannt sind. Und so hat sich für diese Fragen eine besondere es nur geht. Da ist tein Platz mehr für eine massive meterstarte Wissenschaft ausgebildet, und in großen staatlichen Anstalten were Wand, fein Raum mehr für eine ordentliche Balfendede, gefchweige den die Baumaterialien auf alle diese Eigenschaften geprüft. denn ein Gewölbe; freitragende in sich selbst versteifte dünne An drei oder mehr Stellen kann man die Methoden dieser Wände, freitragende Deden ohne Unterzüge, Treppen ohne Wangen . Materialprüfungen in der Ausstellung kennen lernen. Ja, wenn es ginge, bauten wir am liebsten alles aus Stahlblech; In einer eigenen Halle ist die ganz besonders interessante Aus­denn: wir brauchen immer mehr Raum, aber wir haben, dank un- stellung der Kgl. Sächs. Mechanisch- Technischen Versuchsanstalt ferer Bodenwirtschaft, weniger Raum als früher. So schinden wir untergebracht. Die praktischen Vorführungen jeden nachmittag um den Raum aus dem Baumaterial heraus und je geringer feine 4 Uhr sollte niemand verfäumen. Wir sehen da, mit welcher Ge Querschnitte werden, um so mehr tommt es nun auf seine Festigkeit nauigkeit die Baustoffe geprüft werden können und wie fein die und auf seine Konstruktion an. Wie sehr, das beweisen die vielen Meßinstrumente sind, wie sie schon ganz minimale Durchbiegungen Unglücksfälle, die seit zwanzig Jahren die freitragenden Decken und Streckungen anzeigen, die mit bloßem Auge nicht erkennbar und ähnliche moderne Baukonstruktionen bewirken. sind. Wer sollte z. B. denken, daß eine fünf Meter lange Eisen­bahnschiene, die an beiden Enden aufliegt, schon eine Durchbiegung erleidet, wenn man sie nur leicht mit dem fleinen Finger berührt; mit einem optischen Spiegelapparat läßt sich diese Durchbiegung jedoch nachweisen.

Die Baumaterialien auf der Baufachausstellung verlangen ein Studium für sich. Was wir da an Spezialbaustoffen sehen, ist meistens eine Ablösung der Handarbeit des Maurers, ist eine Ver­drängung der Zimmermannsarbeit und der Arbeit des Stein­megen. Die Materialien, die früher von Fall zu Fall auf der Arbeitsstelle in bestimmte Ausmessungen gebracht werden mußten, liefert die Ziegelstrangpreffe, die Zementgußform, das Eisenwala­wert bis auf den Millimeter gendu. Die Betonbantechnit hat den Zimmermann zum bloßen Einschaler gemacht; die Eisenbautechnik braucht ihn höchstens noch zum Gerüstbauen, wenn sie ihr eigenes eisernes Gerüst nicht mitbringt. Dem Maler hat die industrielle Baukeramik die Wandbemalung und den Wandanstrich genommen; die modernen Dachziegel brauchen fast den gelernten Dachdecker nicht mehr, um ein dichtes Dach zu geben. Dem Baullempner und dem Bauschlosser nimmt die Bauartikelfabrik die meiste Produktion aus den Händen und überläßt ihm nur noch die Anschlägerarbeit, an die sich der Gasmann schon gewöhnt hat. Die Türen und Fenster find Groffoartikel geworden, sind feine eigentliche Tischlerarbeit mehr. Diese industrielle Ablösung der Bauhandwerksarbeit ist unvermeidlich gewesen, aber für den aufmerksamen Beobachter war fie nicht erfreulich. Die Qualität der Bauarbeit hat sich dadurch überall verschlechtert und es sind nicht nur die billigsten Miet­tafernen, auf die das zutrifft. Die Submiffionen helfen noch dazu und natürlich auch unsere Bodenpolitik und die rapide Umwertung aller Verhältnisse. Früher wurde ein Haus für Jahrhunderte ge­baut, und heute ist die Lebensdauer einer Mietfaserne mit fünfzig Jahren schon hoch gegriffen, und in dieser Zeit muß sie amortifiert fein. Billig bauen! ward die Parole.­

Andere Apparate zeigen die Stredfestigkeit und Zerreißgrenze, also die Zähigkeit des Eisens. Eisenbolzen von normalen, auf internationalen Bereinbarungen beruhenden Abmessungen werden in Maschinen gespannt, die mittels hydraulischer oder pneumatischer Kraft diese Bolzen auseinanderziehen und die dabei bis zum Zer­reißen verbrauchte Kraft selbsttätig anzeigen. Eine ganze Menge folcher Maschinen verschiedener Systeme sind vorhanden. Das gleiche gilt auch für die Maschinen zur Prüfung der Druckfestigkeit der Gesteine und der fünftlichen Baumaterialien. Auch hier liegen internationale Vereinbarungen zugrunde: Würfel von 5 Zentimeter Seitenlänge in der Regel, die genau zugeschliffen sind, weil jede Abweichung von der Parallelität der Flächen das Prüfungsresultat verändern würde. Bei den fünstlichen Baumaterialien, den Beton­massen, den Zementgußsteinen, den Stallsandsteinen, den Badsteinen beruht auch die Herstellungsweise auf vereinbarten Normen. So wohl die Sandforngröße als auch die Mischungsintensität mit dem Zement oder Kalt, der Wassergehalt, der Pressungsgrad in der Form, alles darf bei einzelnen miteinander in ihren Baueigen­schaften zu vergleichenden fünstlichen Baumaterialien nicht ber­schieden sein, und deshalb find auch hierfür wieder besondere Ma­schinen konstruiert. Die menschliche Arbeit ist ausgeschaltet, um die größte Genauigkeit und Gleichmäßigkeit zu erzielen, und so wird schließlich die zwangsmäßig arbeitende Maschine der unbestech­liche Vertrauensmann des Baufaches bei der Auswahl der fünft In der Technik des Eisenbaues und des Eisenbetonbaues fanden lichen Baumaterialien. Ungeheuere Drudlasten sind es, die ange­die Männer vom Bau freundliche Helfer. Es ward möglich, schnell wendet werden können; 45 000 Kilogramm und mehr sind nötig, zu bauen, hoch zu bauen und verhältnismäßig billig zu bauen. um einen solchen Würfel von Beton zu zerdrücken, und die Drud Allein, die Nackenschläge blieben nicht aus; sowohl Eisenfonstruffestigkeit mancher natürlichen Gesteine ist natürlich noch viel höher. tionen stürzten ein, als auch Eisenbetonbauten. Meistens wegen In dem runden Wandelgang der Betonhalle finden wir dieses mangelnder Sachkenntnis der Bauleute von oben bis unten, dann Thema fortgesetzt; die Sonderausstellung der Beton- und Zement­aber auch oft, weil die technischen Grundzüge für die neuen Bau- industrie ist es, die die Festigkeit des Eisenbetons gegenüber weisen erst gesucht und erprobt werden mußten; eine falsche stati- anderen Baumaterialien nachweist. Da sehen wir Eisenbetondeden, stische Berechnung, eine unrichtige Knidformel nach der anderen die durch Belastung zum Durchbiegen und zum Zerspringen gebracht wurde überholt und berichtigt, manchmal noch zur rechten Zeit, worden sind. Es gehören bei einer vollständig abgebundenen manchmal zu spät. Die neuen Baumaterialien waren infolge der Deckenkonstruktion aus Eisenbeton schon ungeheuere Lasten dazu, Berringerung des Querschnittes einer höheren Belastung ausgesetzt: um das zu erreichen. Auch hier ist die Verteilung der Last und die ihre Drudfestigkeit mußte sich erst erweisen, manchmal auch noch Steigerung der Belastung nachträglich ermittelt und auf den Schau­zur rechten Zeit und manchmal zu spät. Dann tauchten neue stücken eingezeichnet worden. Besonderes Interesse verdienen auch Fragen auf, 3. B. die Feuerfestigkeit; man erkannte, daß Granit die Baukonstruktionen, die im Feuer gewesen sind. Es zeigt sich, in tragender Funktion weniger feuerbeständig ist als etwa Eichen- l daß sie biel weniger gelitten haben, als etwa Granitpfeiler, und