hat vor einigen Jahren der Würzburger Professor Stumpf auf die Wirksamkeit des weißen Tons Lotus alba bei der Behandlung der Rachendiphtherie hingewiesen, und seine Erfahrungen find auch von anderer autoritativer Seite bestätigt worden. Nicht als ob der weiße Ton als Desinfektionsmittel gegen die Diphtheriebazillen an den Mandeln anzusehen sei, als vielmehr, daß er, mit Gurgelwasser an die erkrankten Teile gebracht, hier die Bazillen in sein maschiges Netz einbettet und sie herausschwemmt. Diese Wirkungsweise der Lotus alba, veranlatzte Professor Küster in Freiburg , sie auf ihre Ver- wendbarkeit bei der Zahnpflege zuprüfen. Wie erinderDeutschenMonats- schrist für Zahnheilkunde berichtet, fand er bei ausgedehnten Vergleichs- versuchen den weißen Ton, was seine Desinfektion anbelangt, den besten Mitteln mindestens gleichwertig. Bei seiner Verwendung nimmt der Keimgehalt der Mundhöhle um 50 Proz. ab. Er sowohl lvie die als Spülsiüssigkeit benutzte Kochsalzlösung sind für den Organismus völlig unschädliche Mittel. Vor allen anderen Zahn- tvässern verdient er vom volkshhgienischen Gesichtspunkte deswegen Bevorzugung, weil eine Prise Kochsalz, ein Glas Wasser und zehn Gramm weißer Ton so billig sind, daß sie von jedermann beschafft werden können. Wem der fade Geschmack der Bolus nicht behagt, kann weiter ohne große Kosten sie mit einigen Tropfen Psefferminzöl parfümieren. Hauswirtschaft. Reste und ihre Verwertung. In der Verwendung aller in der Küche vorkommenden Reste von Nahrungsmitteln haben viele Hausfrauen es zu einer erstaunlichen Fertigkeit gebracht. Be- rufStStige Frauen kochen, um Zeit zu sparen, nicht selten nur zwei« bis dreimal in der Woche frische Speisen und wärmen diese an den auderen Tagen einfach auf Zur Entstehung von Resten verleitet auch zuweilen vorteilhafter Einkauf einer größeren Menge Vorrats. So gewiß nun bei der herrschenden Teuerung alle Vorteile beim Einkauf von Rohstoffen vorgenommen werden müssen und in emem ordentlich geftihrten Haushalt so wenig wie möglich um- kommen darf, so verkehrt ist es doch vom Standpunkt einer gesundheitsdienlichen Ernährung aus, auf die Er- zielung von größeren Resten systematisch hinzuarbeiten. DaS ist Sparsamkeit am unrechten Orte. DaS Aufbewahren von Speise- resten hat airch seine bedenkliche Seite. Gekochte Speisen verderben oft noch schneller als die Rohstoffe, zeigen aber gesundheitsschädliche Veränderungen nicht so finnenfällig wie diese. Sehr viele Gerichte verlieren auch durch Aufwärmen an Wohlgeschmack. DaS gilt zum Beispiel von allen Braten. Gewöhnlich bekommen sie dann auch nicht so gut und geben bei empfindlichem Magen leicht Anlaß zu Verdauungsstörungen. Fleisch trocknet oft aus oder nimmt beim Aufwärmen zuviel Fett auf. wodurch seine Zuträglichkeit mehr oder minder beeinträchtigt wird. Dank« öar sind für die Resteküche gewisse Gemüse, wie Kohl und Rüben, deren Verwendung hauptsächlich in die kühle Jahreszeit fällt. Da diese Gemüse starkes Kochen erfordern, gewinnen sie sogar gewöhnlich beim Aufwärmen an Schmackhaftigkeit und Bekömm- lichkeit. In Proletarierhaushaltungen ist Vorficht beim Aufbewahren von Speisen besonders geboten. Hier fehlt es gewöhnlich an ge- eigneten luftigen und kühlen Aufbewahrungsräumen, in denen die Zersetzung der Speisen sich bis zu einer gewissen Grenze verzögern läßt. An warmen Sommertagen hebe mau deshalb gelochte Speisen nicht bis zum anderen Tage auf, insbesondere nicht Pilze und Fische, die sehr schnell verderben und dann zu den gefährlichsten Vergiftungen Veranlassung geben können. Alle Speisen sind vor Fliegen sorg- fältig zu schützen. Diese können GärungS -, KrankheitS« und Ver- wesungskeime auf schlecht verwahrte Eßwaren übertragen, indem sie dort Nahrung suchen oder ihre Eier ablegen, aus denen sich in kurzer Zeit die ekelhaften Maden entwickeln. Hat man keine Speisekammer, so lassen sich kleine Mengen von Nahrungsmitteln recht gut im sorgfältig gereinigten Ofenloch aufbewahren, das durch den Schornstein ständig frische Lust zugeführt erhält. Man kann einen passenden Karton hineinschieben, von dem eine Schmalwand entfernt wurde. Drahtglocken und«decke! schützen die Speisen nicht immer vor Verunreinigung durch Maden. Die graue Fleischfliege, deren Junge schon im Mutterleib aus dem Ei schlüpfen, läßt ihre Maden durch das Drahtnetz auf die Speisen hinabfallen, deren Geruch sie angelockt hat. Der berühmte Entomologe (Jnsektenforscher) I. H. Fabre empfiehlt als besten Schutz gegen die Fliegen papierne Hüllen. Zeitungspapier darf man natürlich nicht in unmittelbare Berührung mit fertigen Eßwaren bringen. Muß man Speisen aufwärmen, so tue man es möglichst auf Wasserdampf. Fleisch schneidet man in Scheiben und legt es in eine Schüssel, die man auf einen Topf mit kochendem Wasser stellt. Die Sauce wird aufgekocht und. ivenn sie, was oft vorkommt, die Bindung verloren hat. mit in Wasser klar gerührtem Kartoffelmehl seimig gemacht. Dann gießt man sie über die Fleischscheiben, die auf Wasserdampf gehörig durchwärmen müssen. Doch betrachte man das Aufwärmen sowie die Herstellung neuer Speisen aus Resten immer nur als Notbehelf und beherzige die Worte Professor Rubners, der in seinerNahrungsmittel« und Eruährungs- künde' sagt: Die Geschicklichkeit der Hausfrau dokumentiert sich tneineS Er­achtens nicht darin, daß sie möglichst genau alle Speisereste wieder gut mundgerecht zu macben versteht, als vielmehr in der Befähigung. den Tisch richtig mit frisch zubereiteter Kost zu versehen, und das Entstehen von Speiseresten auf das allerkleinste Maß zu beschränken. Je mehr man diese Aufbewahrung«« künste und Abfallmenüs vermeidet, um so besser.' m. kt Verkehrswesen. Ein neuer elektrischer Straßenbahnwagen. Ein neuer elektrischer Straßenbahnwagen, dessen Geschick von vielen eng- lischen Gemeinden mit Spannung verfolgt wird, ist vor kurzem von dem Londoner Graffchaftsrat mit Erfolg versucht worden. Der Wagen besitzt einen Benzinmotor, der den zu feiner Fortbewegung nötigen Strom erzeugt, so daß also die teuren Stromleitungen und Stromerzeugungsanlagen ganz fortfallen. Das System ist als das System Stevens bekannt und soll noch nirgends in der Welt für Straßenbahnen zur Anwendung gekommen sein, obwohl es in London schon für Omnibusse erfolgreich eingefiihrt ist. Der Londoner Graffchaftsrat ließ drei alte Pferdebahnwagen nach diesem System einrichten. Es ließ sich leicht eine gleichmäßige Geschwindigkeit von etwa 20 Kilometer erzielen bei einem Benzinverbrauch von einer Gallone(i'/a Liter) für 13 bis 16 Kilometer. Den direkten Anstoß zu den vollständig geglückten Versuchen, die mit den Wagen angestellt worden sind, gab die Weigerung einiger ostlondoner Gemeinden, dem Graffchaftsrat zu erlauben, überirdische Leitungsanlagen in ihren Straßen anzubringen. Da der geringe Verkehr auf der in Frage kommenden Strecke die Ver- Wendung des sonst allgemein in London benutzten teuren unter- irdischen Leitungssystem nicht rechtfertige und die Gemeinden von der Oberleitung nichts wissen ivollten, griff man schließlich zu dem System Stevens. Wenn sich die günstigen Rachrichten über die Borteile der neuen Wagen voll bewahrheiten sollten, stehen wir nicht nur vor einer Revolution des Straßenbahnwesens, sondern auch, was England anlangt, vor emem äußerst wichtigen wirtschaftlichen Umschwung. Denn in England können die Gemeinden wohl Straßenbahnen, aber keine Omnibusse besitzen. Ja den letzten Jahren haben die MotoromnibuSgesellschaften den stäbtischen Straßenbahnen namentlich in London , wo sie dem Verkehrstrust an- gehören, eine scharfe Konkurrenz gemacht, gegen die sich die Straßenbahnen nur schwer haben behaupten können. Mit den neuen elektrischen Wagen werden die Betriebskosten bedeutend herab- gesetzt werden können. Naturwiffenschaftliches. Populäre Literatur über Kleintiere. Die meisten Freunde der Vögel unter den Insekten, wie man die bunten Schmetterlinge nennen könnte, begnügen sich mit der Erlangung recht vieler und möglichst schön gezeichneter Arten und der Fest- stellung ihres Ramens. Es ist ein ästhetischer oder ein Sammler- trieb, der viele dieser Schmetterlingsjäger mit dem Fangnetz auf die Fluren treibt, und nur ein kleiner Teil lernt bei dieser Gelegenheit mehr vom Leben der Schmetterlinge kennen. Soweit dies daran gelegen hat, daß es an einer guten und billigen Schrift über diesen Gegenstand fehlte, hat Richard Kleine mit einem Bändchen überUnsere heimischen Schmetterlinge, ihr Leben und ihre Entwickelung' fTheodor Thomas Verlag. Leipzig ; Preis 1 M) dem Mangel abgeholfen. Es ist keiir Bestimmungsbuch, wohl aber eine gute Ergänzung zu einem solchen. Der Schmetterlingsfreund wird über das Liebesleben der Schmetter- linge, die Entwicklung der Eier und der Raupen, der Puppen und der Falter in einer sehr lesbaren Sprache unterrichtet, durch gute Abbildungen geleitet und am Schlüsse auch über die zweckmäßige Einrichtung einer Sammlung belehrt. In dasselbe Gebiet gehören I. H. FabresBilder aus der Jnsektenwelt"(Kosmos-Verlag, Stuttgart ; Preis 2 M.), von denen bereits ein dritter Band vorliegt. Der berühmte französische Nestor der Jnsektenforscher schildert sin guter UebersetzungsunS dasLeben und Treiben der Mistkäfer, der Spinnen, Zikaden, Dolch« und Grab- Wespen, Mörtelbienen. Skorpione und anderer Kleintiere in der bei ihm bekannten, stets sehr anschaulichen und fesselnden Weise. In dem Artikel über die Lebensgeichichte des Kiefern-ProzessionsspinnerS finden wir sogar einen Abschnitt überKommunistische Genossen« schaften' bei diesen Tieren, der freilich wie die meisten naturwissen- schaftlichen Nutzanwendungen auf die menschliche Gesellschaft den üblichen Fehlschlüssen unterliegt. Die Lektüre dieses BucheS führt zu der Erkenntnis, daß die Kleinheit eine« Tieres es nicht an sehr komplizierten unddurchdachten' Lebensäußerungen zu hindern braucht. Die Zahl der deutschen Käferarten ist so groß, daß die Her- stellung vollständiger Bestinnnungsbücher für billigen Preis auS- geschlossen ist. P. Kuhnt hat in seinem BuchDer Käfer- sammler'(Th. Thomas Verlag, Leipzig ; Preis geb. 3 M.) den Versuch gemachh die häufigsten Arten, etwa 1150 an der Zahl in knappe Bestimmungstabellen zu vereinigen. Da 117 Abbildungen die Erkennung der Hauptgruppen sehr erleichtern, so kann der Anfänger, der eiftig gemig ist, um sich weder durch die Abkürzungen in den Tabellen, noch durch die not- gedrungenerloeise lateinischen Ramen der Arten(Tausende von deutschen Volksimmen für Käfer kann eS eben nicht geben, die be- kannten Volksnamen sind berücksichtigt) abschrecken zu lassen, sehr wohl mit dem Buche vorankommen. Einleitende Kapitel, z. B. über die Anlegung der Sammlung, gehen ihm voraus.__ L. L. Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.-Druck u. Verlag: VorwärtsBuchdruckereiu.VerlagsanstaltPaul Singer LcEo.,BerlinLlV.