sichern, denn die Blätter sind seine Lungen und zugleich die Ver-arbeiter der von den Wurzeln zugeführten Nährstoffe. Je reich.licher die Rose bis zum Herbst belaubt ist, um so kräftiger werdensich ihre Triebe entwickeln, um so besser werden sie ausreifen unddemgemäß der Winterkälte standhalten, und um so schöner undreicher wird dann die Blüte im kommenden Jahre sein.Den billigsten Blütenflor liefern immer die Sommer-b I u m e n, in erster Linie die anspruchslosen, die man direktauf jene Beete sät, auf denen sie ihre vollständige EntwickkUng er-langen sollen; in zweiter Linie die ansvruchsvollen, die der Gärt-ner im Frühling unter GlaS zieht und dann als kleine Pflänz-linge billig abgibt. Zu diesen letzteren Sommerblumen gehörenz. B. die farbenfrohen Astern, die Levkojen, Skabiosen ü. a.Den llebergang von den Sommerblumen zu den ausdauerndenStauden bilden die schönblühenden zweijährigen Pslan-z e n. Diese werden jetzt auf Saatbeete im Garten gesät undspäter dahin gepflanzt, wo sie im nächsten Frühling und Sommerblühen sollen. Solche zweijährige Pflanzen sind von Frühblühernz. B. die Stiefmütterchen, Vergißmeinnicht, Silenen, von späterblühenden die Stockrosen oder Malven, sibirischer Mohn, derherrliche röhrenblumige Fingerhut, eine Giftblume, beten aus demSamen gewonnenes Oel aber bei der Behandlung von Herzkrank-heiten eine wichtige Rolle spielt, die Pyramidenglockenblumenund die stattlichste der Glockenblumen die Clmnpimula Medium.Ich kann nur empfehlen, von all diesen Blumen jetzt etwas an-zusäen und die Sämlinge später für den nächstjährigen Flor zuverpflanzen. Die genannte Phramidenglockenblume ist auch einehübsche Balkon- und Zimmerblume' sie blüht blau, in einerVarietät weiß. Die Blüten haben erne mehr ausgebreitete Krone,sind also nicht ausgesprochen glockenförmig. In Westpreußen habeich diese Pflanze vielfach als Zimmerblume gesehen, die dortselbstim Sommer sogar hinter den geschlossenen Fenstern der Arbeiter-Wohnungen blüht und oft an Drahtgestellen in Fächer- oder Kranz-form gezogen wird.Auch für die meisten Garten st auden sind die MonateJuli und August die besten Saatmonate. Was von diesen Staudenjetzt gesät wird, blüht schon im nächsten Jahre, während bei derFrühzahrssaat ein Jahr verloren geht. Natürlich gibt es auchAusnahmen, so säen die Liebhaber die sehr feinsamigen Garten-Primeln oder Schlüsselblumen gern im Winter auf den Schnee;sie bereiten ein flaches Holzkästchen mit Scherbenunterlagen undErde richtig vor, überziehen die Erde nach Schneefall mit Schneeund versuchen es nun, auf diese Schneeschicht die staubfeinenSamen möglichst weitläufig und gleichmäßig auszustreuen. Solchefeinen Samen ertragen nämlich keine Erddeckung, bei dem ge-schilderten Verfahren gelangen sie später mit dem schmelzendenSchnee auf die Muttererde und keimen dann im Frühling inzufriedenstellender Weise. ES ist immer ratsam, für die vor«geschilderten Sommersaaten ein etwas, aber nicht zu sehr be-schatteteS Beet anzulegen, um ein zu rasches Austrocknen derErde zu verhindern. Ein vorsichtiges Ueberbrausen der Saatist aber bei Trockenheit trotzdem täglich erforderlich, man wartedazu aber möglichst die Abendstunden ab. Hd.Kleines feuületon,Erröten die Affen? Darwin nennt das Erröten die eigen-tümlichste und menschlichste aller AuSdruckSformen und sprichtdamit aus, daß sich die Fähigkeit des Errötens in der Hauptsachewohl auf den- Menschen beschränkt. Tatsächlich scheint das Er-röten auch eine gewisse Reife und damit eine höhere Seelen-tätigkeit zu bedingen; denn wir sehen z. B. Blödsinnige fast nie-mals erröten, und bei Kindern tritt das Rotwerden des Gesichtesin Verlegenheit oder Scham auch erst mit der wachsenden geistigenEntwicklung auf. Anders ist eS mit der ZorneSröte. Sie setzteine viel primitivere Geistesstufe voraus, und wir können sie bereitsan ganz.kleinen Kindern wie auch an geistig durchaus niedriglebenden Menschen beobachten. Aber auch eine Tierordnung zeigtdie ZorneSröte. Freilich ist eS nur eine einzige im ganzen Tier-reich: nämlich die Affen. Daß manche Affen in Zorn und Leiden-schaft heftig erröten, ist eine Tatsache, die schon lange feststeht, aberooch nur wenigen bekannt sein dürfte. So färbt sich'das Gesichtdes Makaks, einer in Asien lebenden Affenart, deutlich rot, wenner zur Wut gereizt wird, während große Furcht rasches Erblassenhervorruft. Und eine ähnliche Erscheinung sehen wir bei dem inTiergärten nur selten fehlenden Kapuzineraffen, der leicht undhäufig erschrickt«nd dann ebenfalls deutlich rot wird. Das Er-röten dauert, ebenso wie beim Menschen, auch bei den Affen messtnur einige Minuten, woraus das Gesicht wieder seine natürlicheFarbe annimmt.Physiologisches.Wieviel Blut darf ein Mensch verlieren. Wenn jemanddurch Blutverlust zugrunde geht, so sagt man, er habe sich verblutet.Da diese Gefahr be» jeder größeren Verletzung besteht, so hat dasVerbinden der Wunden zunächst den Zweck, dem Blutstrom Halt zugebieten. Viele Bluwngen hören freilich auch von selbst auf, jedochhängt daS von der Veranlagung ab. Manche Menschen sind in derGesahr de? Verblutens schon bei ganz kleinen Wunden, und diesefatale Eigenschaft pflegt erblich zu sein. Es ist schon wegen dieserVerschiedenheit bei den einzelnen Personen sehr schwierig, eine all-gemeine Angabe darüber zu machen, wieviel Blut der Mensch ver-lieren kann, ohne in seinem Leben gefährdet zu sein. Genaue Be-obachtungen über diesen Punkt liegen bis jetzt nur für Frauen nachder Geburt vor. Ein Blutverlust von zwei Kilogramm ist in solchenFällen nicht ungewöhnlich, und die wissenschaftliche Literatur kenntBeispiele dafür, daß sogar eine Steigerung bis zu drei Kilo-gramm möglich ist, ohne daß der Tod durch Verblutungeintritt. Das sind aber Ausnahmen, andererseits werdenselten sorgfältige Messungen ausgeführt, und man kann darauSschließen, daß der Mensch doch mehr Blut verlieren kann,als man glauben sollte. Die Frage ist selbstverständlich, wieviel erzu verlieren hat. Gewöhnlich heißt es, der 13. Teil des Körper-gewichts bestehe aus Blut. Diese Angabe geht immer noch auf einealte Messung zurück, die Dr. Bischoff an zwei Enthaupteten gemachthat. Nachprüfungen auf Grund eines weniger schauerlichen Ver-fahrens haben einen beträchtlich geringeren Betrag ergeben. Amgenauesten dürste aber doch die Feststellung von Behring sein, diemit Hilfe von Starrkrampsgegengift ausgeführt wurde. Der be«rühmte Arzt spritzte eine bestimmte Menge dieses Gifte» in dieAdern ein und entnahm später eine bestimmte Menge von Blut.Unter der Annahme, daß sich das Gift über daS ganze Blut gleichmäßig verteilt habe, ließ sich aus dem Gehalt der Blutprobe dieGesamtmenge des Blutes durch Multiplikation berechnen. DiesesExperiment hat eine glänzende Bestätigung deS Bischoffschen Wertesergeben, denn auch danach ist das Blut nahezu der 13. Teil deSKörpergewichts. Unter dieser Voraussetzung würden die besprochenenErfahrungen darauf hindeuten, daß der Mensch ungefähr die Hälfteseines Blutes verlieren darf, aber nicht mehr.�Verkehrswesen.Die Eröffnung der Lötschbergbahn. Die Schweizhat eine neue Alpenbahn, die zugleich eine neue internationale Ver-kehrsstraße von großer Bedeutung, namentlich für Frankreich undItalien ist, erhalten. Die am 27. Juni offiziell eröffnete neue Alpen-bahn ist eine Zufahrtslinie zum Simplon, die für die interessiertenGegenden und Landstriche eine erhebliche Ersparnis an Zeit undGeld bedeutet.Die Bahn erhielt ihren Namen vom Lötschberg im BernerOberland, durch den ein 14� Kilometer langer Tunnel, der nachdem Simplontunnel mit 20 und dem Gotthardtunnel mit 1b 5Alo-meter in dritter Linie kommt, gebaut werden mußte. Ursprünglichwar seine Länge auf 13� Kilometer berechnet; allein ein Einsturzaus einer Strecke von einem Kilometer, bei dem auch 2S Arbeiterihr Leben einbüßten, machte eine Aenderung deS Planes notwendig,durch die dann der Tunnel eine um einen Kilometer längere Aus-dehnung erhielt. Die Opfer der Arbeft konnten nicht geborgenwerden und behielten ihr Massengrab im Berginnern, durch daS inder Nähe nun der Zug vorbeisaust. Zu ihrem Andenken wurde einmächtiger Granitblock auf dem Friedhof in dem benachbartenKandersteg aufgestellt.Dieses furchtbare Unglück hatte sich am 24. Juli 1908 ereignetund ein halbe? Jahr vorher schon, am 29. Februar, hatte auf derSüdseite des Tunnels bei Goppenstein eine Lawie großes Unglückangerichtet, indem sie die Häuser der Arbeiter und Angestellten fürden Tunnelbau vernichtete, wobei 12 Menschen ihr Leben einbüßtenund 14 verwundet wurden. Diese neue Alpenbahn hat also entsetz-liche Menschenopfer gefordert, wozu dann noch die Verunglücktenund Kranken beim normalen Verlauf der Arbeit kamen!Die gesamten Baukosten waren ursprünglich auf 89 MillionenFrank veranschlagt, sie erhöhten sich aber auf 130 Millionen,woran der Kanton Bern, der Bund und da» Privatkapital, na-mentlich französisches, beteiligt sind. Da mit dem Bau derneuen Bahn im Herbst 1900 begönne« wurde, ist sie in üVi Jahrenfertiggestellt worden, in hiel kürzere Zeit als die Gotthard- undSimplonbahn. Di« seither erzielten großen Forttschritte auf. demGebiete des Tunnelbaues kommen darin zum Ausdruck.Die Lötschbergbahn hat elektrischen Betrieb und ist damit dieerste große Vollbahn von internationaler Bedeutung, die ihn ein-geführt hat. Bloß für die Tunnelkahrt hat auch die Simplon-bahn den elektrischen Betrieb, da dabei die Belästigungen deSDampfbetriebe» in Wegfall kommen. Die elektrische Lokomotiveentwickelt mit zwei Motoren 2500 Pferdestärken. Sie ist imstande,bei 17 Promille Steigung, einen Zug von 530 Tonnen Gewichtund bei 27 Promille Steigung, einen Zug von 310 Tonnen mit50 Kilometer in der Stunde zu befördern. Die höchste Zug-geschwindigkeit ist auf 75 Kilometer in der Stunde fesigesetzt.Die neue Bahn bietet reizende, großartige und imposanteGebirgspartien und Landschaftsbilder und bedeutet somit auch dieErschließung von Naturschönheiten für die weitesten Völkskreise.Ein neue großartiges Werk hat die menschliche Arbeit, Kovf-und Handarbeit in treuem Bunde vollbracht. Dem internationalenVerkehr«st ein neuer Weg erschlossen, oer die Völker einandernäher bringt, und der daher auch wieder ein Stück internationalerVölkerverständigung, die Ueberwindung chauvinistischer Gefahrenund die Sicherung deS Völkerfriedens bedeuten sollte.__Verantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin.— Druck u. Verlag: Vorwärls Buchdruckerei u.VerlagscrnstaltPaul Singer ücCo., Berlin ZW.