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Kleines feuilleton.
Kulturgeschichtliches.
wohl mit der Wärme gemeinsam die Eigentümlichkeiten der technischen Zwecken nügen, dienen andere als medizinische Mittel Gewächse bestimmen, denn auf anderem Wege ließen sich oder als Gewürze und dritte finden als Räuchermittel Verwendung. manche Tatsachen schwer erklären. Hiernach ist auch die Die größte Bedeutung aber haben diese kostbaren Riechstoffe für die falsche und doch so weit verbreitete Weinung, daß es im Norden und Parfümerie, die mit ihrer Hilfe eine Menge duftiger Präparate herstellt. auf hohen Gebirgen teine wohlriechenden Blumen gäbe, zu berichtigen. Denn unsere Birke z. B., die wir ihres belebenden, harzigen Waldduftes halber sogern als Pfingst'nmaie" im Zimmer aufstellen, soll in Lappland noch viel stärker und angenehmer duften, und von den Alpen kann sogar gesagt werden, daß sie im Verhältnis mehr riechende Pflanzen befizen als unsere Ebene. Und ähnlich, wie von füblicheren Pflanzen gesagt wurde, verlieren auch die nordischen ihren Duft, sobald sie nach wärmeren Distrikten oder aus höheren Regionen in die Ebene versezt werden. Die Walderdbeeren, bei uns von so ausgezeichnetem Aroma, verlieren dasselbe in den Tropen; das Gleiche muß von unseren Obstsorten gesagt werden, die dagegen, unter Einwirkung des südlichen Himmels gezogen, sich durch Größe und Saftigkeit der Früchte auszeichnen.
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Ein Vorfahr des Kupferstichs. Ueber die Entstehung des Kupferstichs ist viel gefabelt worden, bis man schließlich die Un haltbarkeit aller dieser Behauptungen nachwies, ohne aber deshalb neue sichere Tatsachen an ihre Stelle sezen zu fönnen. Die Anfangsgeschichte dieser wichtigen Technik war daher in ein dichtes Dunkel gehüllt, in das nun ein interessanter Fund etwas Licht bringt. In dem von Professor Biermann herausgegebenen„ Cicerone" macht Dr. E. Baumeister auf eine Bronzetafel des historischen Eine mit der natürlichen Vertz andtschaft harmonierende Er- Museums zu Basel aufmerksam, die für die Geburtsstunde scheinung ist es, daß manche Pflanzenfamilien äußerst wenige, andere und Heimatskunde des Kupferstichs von Bedeutung ist. um so mehr Glieder aufzuweisen haben, die durch Wohlgeruch be- Es ist eine niederländisch - burgundische, auf Bronze gravierte sonders ausgezeichnet sind. Die Doldenpflanzen und Lippenblütler Motivtafel, die nach der flaren Inschrift 1433 von der Herzogin sind nach dieser Seite hin sehr im Vorteil, wogegen die Gräser sich fabella von Burgund dem Karthäuser- Kloster zu Basel geschenkt recht arm erweisen. Oder berücksichtigen wir nur die beiden großen wurde. Das Werk, das in der Mitte die Pietà und die von den Abteilungen der Monokotyledonen und Dikotyledonen, so fällt stehenden Heiligen Elisabeth und Andrea präsentierte fürstliche der Vorzug eines Reichtums an wohlriechenden Arten entschieden Stifterin und ihren Gemahl, Philipp den Guten, zeigt, ist von jenen zu, trotzdem sie im Kreis der Blütenpflanzen nur eine fleine fo reifer Formenschönheit und warmer Beseelung, daß es Minderzahl ausmachen. Unsere Lilien, Hyazinthen und andere von der Hand eines in Burgund arbeitenden Niederländers geZwiebelgewächse, fast alle mehr oder minder duftbegabt, können als schaffen ein kann. Von besonderer Bedeutung ist nun die Technik wohlberedte Zeugen aufgerufen werden. Man hat die Menge der dieser Gravierung, die sich als eine deutliche Vorstufe der zur ersten Gruppe gehörenden wohlriechenden Arten auf 14 Proz. Kupferstichtechnik erweist. Die Linien sind, wie man aus den spiz geschäßt, was gewiß als sehr zutreffend angenommen werden darf, auslaufenden Enden erkennen kann, mit dem Grabstichel gearbeitet; wenn man bedenkt, daß namentlich unter den Tropen die farben- die tiefen Hauptfurchen waren allerdings mit einer farbigen Masse prächtigsten Blumen, als Aroideen, Orchideen, Amoryllen, Liliaceen, ausgefüllt; doch die Behandlung der feineren Linien unterscheidet Bromeliaceen usw. alles Monokotyledonen( Einsamenlapper), zugleich sich in nichts von der üblichen Bearbeitung einer Kupferstichplatte. auch die geruchreichsten sind. Die andere Abteilung dagegen, zu der Wie man es auch bei dem früheren italienischen Kupferstich Rosen, Nelken, Veilchen und andere zählen, ist zwar viel reicher an feststellen fanu, steckt die ganze Darstellung noch in Menge, doch ärmer an wohlriechenden Arten, die man hier auf etwa den Fesseln der ornamentalen Flächenverzierung. leber 10 Proz. schätzt. raschend reif ist jedoch die Wiedergabe der Schatten, die bald in kräftigen Streuzlagen, bald in tonigen Parallelschraffierungen gegeben sind. Jedenfalls ist die Fertigkeit in der Grabstichelführung, die sich hier offenbart, in der Folgezeit, bis gegen Ende des Jahrhunderts, faum übertroffen wurden. Durch diese Bronzearbeit wird also erwiesen, daß die Technik des Grabstichels im Jahre 1433 in den Niederlanden bereits zu hoher Bollkommenheit gediehen war. Es war noch ein Schritt, von einer solchen Platte Abdrücke herzustellen. Der Gedanke, Bilder durch ein Druckverfahren auf Papier zu verfielfältigen, war im Holzschnitt bereits seit mehreren Jahrzehnten verwirklicht. Nachdem man dieses wichtige Prinzip einmal erkannt hatte, mußte Wo aber haben die Pflanzengerüche ihren Sig? Finden sich be- sich seine Uebertragung auf Grabstichelarbeiten ganz von selbst entfondere Drgane oder Gefäße im Pflanzenförper vor, die den Riech- wickeln, und so weisen denn auch unter den frühen niederländischen stoff bereiten und in ihre Umgebung aushauchen? Was ist über- Kupferstichen einige manche Stilähnlichkeiten mit der Baseler Motivhaupt dieser Stoff? tafel auf. Wahrscheinlich sind die Anregungen, die so von Burgund aus nach Basel tamen, dort auf einen fruchtbaren Boden gefallen und haben auch hier die Entstehung des Kupferstichs begünstigt. Hauswirtschaft.
Auffallend dürfte es aber sein, daß Farbe und Duft der Blumen durchaus nichts mit einander gemein haben, obgleich beide derselben Quelle zu entstammen scheinen. Denn während gesteigerte Licht wirkung die Blumen feuriger malt und vermehrte Wärme auf ihren Duft von wohltätigem Einfluß ist, sind doch die bunt farbigsten Blumen nicht notwendig auf die geruchreichsten. Weißfarbige Blumen findet man am häufigsten wohlriechend, dann folgen die rotblühenden, während unter den braunen und orangefarbigen sich nur wenige finden, die ein angenehmer Duft auszeichnet.
Mit diesen Fragen stehen wir vor den eingangs erwähnten physiologischen Rätseln des Pflanzenlebens. Noch niemand hat den Riechstoff gesehen, niemand die Teile entdeckt, die ihn entwickeln und verbreiten; niemand kennt die Bestandteile des Wohlgeruchs, den uns die Sommerluft aus tausend holden Blumen zuträgt.
Die Wirkung der Wärme auf die Milch. Die AnDie Pflanzen tragen ihren Geruch in sogenannten ätherischen sichten darüber, bis au welchem Grad der Temperatur die Milch oder flüchtigen Delen, einen Stoff, der bei gewöhnlicher Tem- erhitzt werden muß, damit sämtliche in ihr enthaltenen Keime ab peratur und im reinen Zustande einer wasserhellen, ungefärbten getötet und der Nährwert gar nicht oder möglichst wenig beeinFlüssigkeit gleicht, und bon startem, meist angenehm gewürz- trächtigt wird, gehen immer noch auseinander. Von mancher Seite haftem, aber auch widrigem Geruch und brennendem, aromatischem wird eine Hige von 120 Grad verordnet, von anderer nur eine Geschmack ist. Diese Dele sind sowohl in den Blütenteilen als solche von 108 bis 110 Grad. Dementsprechend schwanken auch die in Samen und Früchten, in den Blättern und Zweigen, wie Vorschriften für die Dauer der Erhizung. Für eine Entscheidung in Wurzeln und Zwiebeln, kurz in allen Teilen des Pflanzen ist es wichtig, die Wirkung einer Temperatur von 100 bis individuums enthalten, und kommen hier entweder in eigenen 120 Grad auf die einzelnen Bestandteile der Milch kennen Gängen oder besonderen Bellen und Bellengruppen( Deldrüsen) zu lernen. Das Albumin gerinnt bereits bei Temperaturen als winzige Tröpfchen vor. Bald sind sie fertig gebildet, bald ent- von weniger als 100 Grad. Bei 80 Grad dauert es stehen sie erst durch eine eigentümliche Art von Umsetzung aus zwei eine halbe Stunde, bei 90 Grad nur 5 Minuten, bis der ganze Ge oder mehreren flüchtigen Stoffen. Zuweilen enthält eine und die halt an Albumin geronnen ist. Beim Kasein wird dasselbe Biel erst felbe Pflanze in ihren verschiedenen Teilen auch verschiedene sehr viel später erreicht, nämlich bei 130 Grad in einer halben ätherische Dele, wie z. B. das Del der Pomeranzenblüte von Stunde und bei 140 Grad in 5 Minuten. Dieser Stoff verändert dem der Blätter und beide von dem der Fruchtschale ver- sich aber schon bei niedrigen Wärmegraden, ebenso die Laktose, der schieden ist. Und da der Geruch der Pflanzen vom Standorte, Milchzucker, wenn auch in geringerem Maße. Die Phosphorsalze, Klima, Witterungs- und anderen Verhältnissen abhängig ist, die in der Milch gelöst find, schlagen sich bei 100 Grad in unlöslicher so leuchtet ein, daß diese Ursachen zunächst die Menge und Qualität Form nieder. Außerdem entweicht bei der Siedetemperatur des der ätherischen Dele beeinflussen und davon erst in zweiter Linie den Wassers das gesamte in der Milch gelöst gewesene Gas. Auch die Geruch der Pflanzen abhängig machen. Hinsichtlich ihrer chemischen Fettstoffe erleiden Veränderungen bei 100 Grad. Die Zitronensäure, Zusammensetzung sind diese Dele sehr verschieden, doch lassen sie sich die einen natürlichen Bestandteil der Milch bildet, erfährt gleichfalls in zwei Hauptgruppen unterbringen, wovon die der einen nur aus Umwandlungen, wenn die Temperatur über 75 Grad steigt. Der Stoff, Kohlenstoff und Wasserstoff bestehen, während die der anderen der die Milchsäuregärung herbeiführt, wird schon bei 76 bis 77 Grad außer diesen Bestandteilen Sauerstoff und einige wenige noch vernichtet. Demnach macht die Milch schon vor Eintritt des Siedens Schwefel oder Stidstoff enthalten. Letztere sind die am wenigsten tiefgehende Veränderungen durch, jenseits dieser Temperatur aber angenehm riechenden Cele. geradezu eine Umwälzung ihres natürlichen Gleichgewichtszustandes. Da das Gefallen an 23ohlgerüchen tief im Wesen des Menschen Deshalb ist abgekochte Milch auch ein für fleine Kinder durchaus begründet ist, so sind seine Anstrengungen, jene flüchtigen Blumen ungeeignetes Nahrungsmittel. Glücklicherweise sterben die in ihr geister zu fesseln und seinem Genusse dienstbar zu machen, nur zu etwa auwesenden Bakterien schon bei geringerer Erhigung, und man leicht erklärlich. So ist denn auch die Gewinnung jener ätherischen darf sagen, daß eine solche von 70 Grad während der Dauer von Dele ebenso ausgedehnt, wie ihre praktische Verwendung einer Viertelstunde die meisten gefährlichen Reime, wie die der mannigfaltig geworden ist. Während die einen( sauerstofffreien) Tuberkulose, des Typhus , des Kinderdurchfalls usw. vernichtet. Verantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.