Bau der MSHnetalsperre wmden einige Ortschaften vom Boden fort- gefegt, nickt' weniger als 1t3 Gebäude muhten niedergelegt werden. Die Möhnetalsperre ist von den» Ruhrtalsperrverein erbaut, der fich um den Bau von Talsperren in Westfalen grobe Verdienste erworben hat. Die neuerbaute Talsperre liegt in dem historischen Gebiet der Talsperren. Unter Mitwirkung des Ruhrtalsperrvereins sind seit dem Jahre 1838 in der Gegend von Lüdenscheid , Schwelm , Haspe , Meschede , Dahlerbrück, Plettenberg und Bolme neun Tal- sperren erbaut worden. Der von Jahr zu Jahr zunehmende Wasser- Mangel, namentlich in den Jndustrie-Groststädten, hat in erster Linie den Gedanken der Errichtung der erwähnten Talsperren aufkommen lassen. Der gesamte Stauinhali der neuen Talsperre beträgt 82 400 000 Kubikmeter, so dast die Möhnetalsperre allein etwa vierinal so grob an Stauinhalt ist wie die übrigen Talsperren des Ruhrtal- sperrenvereinS. Zur Durchführung des Baues der Talsperre waren gewaltige Vorarbeiten erforderlich. Die bedeutendste dieser Arbeiten war der Bali der gewaltigen Sperrmauer. Bevor man aber an die Ausführung der Mauer herangehen konnte, mubtcn sowohl die Möhne, als auch die Heve durch Ilmleitungsgraben um die Baustelle geleitet werden. Dann wurde die Sperrmauer errichtet, die eine Länge von 638 Meter, eine Höhe von 46 Meter und eine Stärke von 34,6 Meter an der Sohle aufweist. Bis zur Krone verjüngt sich die Mauer auf 6 Meter Breite. Rund 270 000 Kubikmeter Mauerwerks- masse find hierbei verarbeitet. Das Wasser wird bei gefüllten Becken durch einen Ueberlauf von 264 Meter abgeleitet. Das gewaltige Staubecken der Möhnetalsperre gleicht einem ge- wältigen See. Die Sperre hat die Gestalt einer ungleichschenkeligen Gabel. Die Breite des Sees beträgt rund drei Kilometer. Vier leichte Motorboote vermitteln den Verkehr und dienen zum andern den vielen Besuchern zu einer Rundfahrt über die beiden Seen. Eine solche Fahrt bietet manch reizvolles Bild, das durch den künstlichen See geschaffen ist. Die Errichtung der Talsperre brachte unter andern auch die Ver- legung einer groben Verkehrsstrabe, der Provinzial-Möhnestrabe in einer Länge von 10 Kilometer mit sich. Eine große Anzahl Brücken vermitteln heute den Verkehr über die verschiedenen Arme des Sees. Zur Vermittelung des Verkehrs von der einen Seite des Sees zur «Indern dient in der Nähe des Dorfes Dehleke ein großer Viadrckt. Dieser Viadukt ist mit einer Länge von 720 Meter fugleich die größte Steinbrücke Teutschlands, die Herstellungskosten ieser Brücke betragen rund 250 000 M. Von der gewaltigen Aus- dehnung des Sperrbeckens bekommt man eine Vorstellung, wenn man sich vergegenwärtigt, daß 8 Stunden darauf vergehen, um den Sperrsee einmal zu»tmgehen. Die rund um die Talsperre an- gelegten Wege erreichen eine Länge von 42 Kilometern. Die Möhnetalsperre ist mit einem Geianitkostcnaufwand von 22 Millionen Mark erbaut, auf Grunderwerb fallen hiervon 8 Millionen Mark, die Sperrmauer allein kostet 7 Millionen Mark, für Straßen- und Brückeubauten sind 3 Millionen aufgewandt. Die Kosten sind zlvar erheblich hoch, sie betragen bei der Möhnetalsperre für den Kubik­meter Sautinhalt aber mir 16 Pf., wohingegen der Kubikmeter sich bei den älteren Talsperren im Durchschnitt auf 38 Pf. stellt. In erster Linie soll die Möhnetalsperre naturgemäß der Waffer- zuführung der großen Industriestädte dienen. Den großen An- forderungen, die in dieser Beziehung die Großstädte deS Rheinisch- Westfälischen Jndustriebezirks stellen, konnten die Grundwasserwerke nicht mehr genügen, beträgt doch der Wafferverbrauch gegenwärtig 330 000 000 Kubikmeter im Jahre. Den dritten Teil von dieser Menge soll die Möhnetalsperre demnächst allein stauen. Zurzeit zeigt die Skala 42,5 Millionen Kubikmeter. Im Laufe des Sommers wird der Stauinhalt noch 50 000 000 Kubikmeter erreichen. Für die Zukunft erwartet man eine fast zweimalige Füllung deS Staubeckens, da die durchschnittliche Zuflußmcnge jährlich 246 Millionen Kubikmeter betragen soll. Diese ungeheuren Wassermengen dienen natürlich auch zum Betriebe von zahl- reichen Triebwerken. Außerdem aber dient die Talsperre auch zur Gewinnung von elektrischer Energie. Bei gefüllten Becken beträgt das Gefälle etwa vierzig Meter. ES wird damit gerechnet, daß man aus dieser Kraft 2100 Pferdekräfte gewinnt. Diese Gewinnung von elektrischem Strom ist natürlich von großer Bedeutung. Zur Samm- lung der elektrischen Energie ist ein besonderes Elektrizitätswerk er- richtet, das von dem Verbandselektrizitätswerk in Bochum betrieben wird. So werden die gewaltigen Mengen Wassers, die zum großen Teil bisher nutzlos verliefen, in Zukunft planmäßig gesammelt, ökonomisch verwandt und so im hohen Maße der Allgemeinheit nutzbar gemacht. kleines feuiUeron Statistisches. Ein Land das seine Bevölkerung ständig ber« mindert ist Irland. Seine Bevölkerungsbewegung zeigte im Laufe der letzten 00 Jahre folgendes Bild: 1821 1841 1831 1001 1011 Männer.3 841 026 4 041 040 2 633 277 2 200 040 2 102 048 Frauen_ ,3 460 001 4 155 548 2 611 650 2 258 735 2 108 171 Zusammen 6 801827 8 196 607 5 174 836 4 458 775 4 390 219 Verantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. Druck u. Verlag: Das Jahr 1841 weist die höchste Bevölkerungszahl auf. Seit» dem hat ein dauernder Abstieg stattgefunden, so daß 1011»richt viel mehr als halb so viel Leute in Irland lebten als in jenem Jahre. Die unglücklichen politischen und landwirtschaftlichen Zustände der «grünen Insel", der Druck der englischen Machthaber, der auf ihr lastet, haben diese im Leben der»nodernen Völker einzig dastehende EntWickelung verschuldet. Ein Unikum dürfte auch die Tatsache bilden, daß die Zahl der leerstehenden Häuser in Irland ständig wächst. Sie beträgt jetzt 861870, d. i. 3717 mehr als vor 10 Jahren. Uebrigens beruht' die Volksverminderung in Irland ausschließlich auf Abwanderung. Die Zahl der jährlichen Geburten übertrifft die der Sterbefälle immer noch um 6,2 pro 1000 Einwohner, was zwar gegenüber einem Geburtenüberschuß von 11,4 und 10,5 in England und Schottland eine langsainere Zunahme der Bevölkerung, aber doch noch eine Zunahme bedeuten würde. Die starke Auswanderung verschlingt nicht nur diesen Ueberschuß, sondern führt auch, wie obige Zahlen beweisen, zu einer recht rapiden Entvölkerung des Landes. Die bisher gemachten staatlichen und genoffenschaftlichen Versuche, einen gesunden Kleinbaucrnstamm von neuem zu schaffen, haben mir insofern Erfolg gehabt, als sie das Tempo der Abnahme etwas verlangsamt haben. Meteorologisches. Wettervorher sehung aus den Wolken. Bei der großen Bedeutung, die das Wetter in diesen Ferienmonaten für so viele besitzt,' richten sich unzählige Augen prüfend und forschend nach dem Himmel,»im aus dem vielgestaltigen Weben und Wogen der Wolken die bevorstehende Witterung und damit die Zukunft ihres Sommeraufenthalts abzulesen. Das ist aber bei der ungeheuren Mannigfaltigkeit der Bildungen und Formen keine leichte Aufgabe, und deshalb bedarf man eines erfahrenen Führers, um nicht durch die trügerischen Prophezeiungen der Luftgebilde getäuscht zu werden. Als ein solcher Wegweiser erscheint ein Aufsatz über«Offenbarungen aus den Wolken", den Dr. E. Mylius in der Zeitschrift«Ueber Land und Meer" veröffentlicht. Auf vier verschiedene Arten macht sich eine allgemeine Aenderung des Wetters zum Schlechteren am Himmel bemerkbar. Wenn am blauen Himmel von Südwesten langstreifige, hellblaue, fast weiße Schichtwolken,.Zirrus" genannt, heranziehen, von Süd- Westwind bewegt, so gibt es spätestens am nächsten Tage Westwind und am übernächsten Regen. Das Volk nennt deshalb diese langen Zirrus Windwolken. Nichts Gutes hat es auch zu bedeuten, wenn nach einem oder mehreren schönen Tagen von Westen her eine nach oben hin verwaschene weiße Wolkenwand heraufkommt, unter der sich einzelne kleine Kumuluswölkchen finden. Die weiße Trübung hüllt das Blau deS Himmels immer mehr ein, während unten, nahe am Horizont, eine dunkelgraue, sich allinälig nähernde und vergrößernde Stelle auftritt. In wenigen Stunden gibt es dann Regenwetter ohne starken Wind, dem später frische Brisen folgen. Kommt von Westen her gegen den unten noch herrschenden Ostwind zerfasertes ZirruSgewölk heraus, erscheinen darunter graue Haufenwolken und lockere flockige Wölkchen, so kommt schlechtes Welter ohne viel Wind herauf. Sind diese Erscheinungen vormittags da, dann regnet es noch an demselben Tage; treten sie aber gegen Abend auf, so ist das schlechte Wetter erst am folgenden Tage zu erwarten. Eine allgemeine weißliche Trübung deS Himmels, bei der die Sonne ihren Glanz verloren hat, läßt ebenfalls auf Regen schließen; sie geht immer mehr in ein dunkelwcrdendes Grau über, in dein noch dunklere, tiefer schwebende Schichtwolken erscheinen. Dann zeigt sich, vom westlichen Horizont heraufziehend, eine graue Stelle, die schon das kommende Regenwetter enthält, das meistens von Windstille begleitet ist. Schwerere Unwetter, wie Böen und Gewitter, dürften eigentlich niemanden überraschen, denn sie sind bei einiger Aufmerksamkeit leicht stundenlang vorauszusehen. Sie kommen fast immer aus westlichen Himmelsgegenden, und zwar nähert sich unter einer weit ausgedehnten»veißen Scktchtwolke, die manZirrusschirm" nennt, ein Haufen von Ballenwolken, die einen mehr oder minder deutlichen Wulst bilden. Wie eine ungeheure .Ponnhfrisur' überspannen die vordersten dieser Wolken bogen- förmig den Raum unter der ganzen Masse. Unter dem ungeheuren dunklen Tor dieses Wulstes, den man den Namen«Böenkragen" gegeben hat. sieht man dann beim Näherkommen de« UniveiterS in der weiten, dunklen Halle des Himmels ein helleres Stück. Das ist der kommende Regen. Der.ZirruSschinn' ist unterdeffen hinter den tiefer liegenden Haufenwolken verschwunden, sodaß das Gewitter bei großer Nähe nur aus diesen großen Haufen- wollen zu bestehen scheint. Die ersten Anzeichen einer Böe sind ziemlich unscheinbar: eine Bank von tveißen, später grauen Haufen- wölken, über der der weiße Zirrusschirm schwebt. Während die Böen stets mit dem frischen Winde kommen, treten Gewitter fast immer nach Windstille auf. Die Gewitterbildung mackt sich ge- wöhnlich durch die Entstehung eigentümlicher, bochaufschießender säulenförmiger Haufenwolken bemerkbar, die vom Volk Wettertürme oder Wetterbäume, von den Meteorologen, weil sie Hagel bringen, Hageltürme genannt werden. Die Hausenwolken eines Gewitters find meistens höher als die einer. Nicht alle Gewitter, die am Hori- zont auftauchen, kommen herauf. VorwärrsBuchdruckeret u.VerlagSanstalt Paul Singer LeCo.,Berlul SW.