Mrundsatzes in bezug auf die Menschen muh man mit einem großenFragezeichen versehen, in bezug auf die Gurken aber trifft er zu mit!einer einzigen Ausnahme, bei der e» sich um die logenanntenEenfgurken handelt. Wenn jemand gegen Ende des Sommersixine Gurkenpflanzung in Augenschein nimmt, so sieht er auf denfeteeien einige große gelbe oder rotgelbe Gurken. Das sind diejSamengnrken, die dem Gärtner den Samen für die nächstjährigeGaison liefern müssen. Das Fleisch dieser Gurken wird zur Her-Stellung von Senfgurken verwandt, in allen übrigen Fällen aberputzt man die Gurke, so besonders bei der Bereitung von Gurken-isala.�und zur Herstellung der sauren Gurke, nur im unreifenZustande. Von reifenden Gurken zu sprechen, ist also ebenso falsch,vls wenn man sagen würde, daß im Mai die Stachelbeeren reifen,die uns dann ein ausgezeichnetes Kompott liefern.� Die Gurke bedarf zu ihrer Reife einer sehr langen Zeit, die länger dauert alsbeispielsweise bei der Stachelbeere. Reife Gurken gibt es jeden-falls erst im Spätsommer oder Frühherbst, nicht aber einigeWochen vor der sogenannten Saurengurkenzeit, da der Gärungs-Prozeß, auch wenn man in der Lage ist, ihn durch künstliche Mittelzu beschleunigen, doch einige Zeit in Anspruch nimmt. Zu derHerstellung der ersten sauren Gurke der Saison verwendet manjedenfalls die allerersten unreifen Gurken, die sich an der Gurken-stände im Frühsommer gebildet baben.Vom kaufmännischen Leben hat man den Begriff der Sauren-gurkenzeit auf die Presse übertragen, und er wird heute wohl amollerhäufigsten in bezug auf das ZeitungSwesen angewandt. Indem Sinne, in dem man den Atisdruck im Geschäftsleben gebraucht.� konnte er in früheren Zeiten mit demselben Rechte auf das nochetwas mangelhaft entwickelte Zeitungswesen gebraucht werden.- Heute hat zwar die Presse in der' Zeit der Gerichtsferien, der Par-kamentsferien und der Geschäftsstille auf einigen Gebieten etwasRuhe, aber die Saurcgurkenzeit, deren sich angeblich der Redakteurzu' erfreuen hat, ist doch eine Mythe. In die Saurekurkenzeitunserer Geschäftswelt fällt in anderen Weltteilen gerade die Zeitder schärfsten Saison, und da ein engmaschiges Telegraphennetz diegesamt« zivilisierte Welt umspannt, so fehlt eS wahrlich nicht anrnteressanten Begebenheiten und Ereignissen, die die Angehörigender Presse bearbeiten und ihren Lesern übermitteln müssen. Dazuereignet sich fast jedes Jahr gerade in der Saurengurkenzeit in. jrgendeincm Teile der Welt mit konstanter Bosheit immer etwas,was die Presse und ih'es Leser in steter Spannung hält. Geradeden Angehörigen der Presse wäre bei den hohen Anforderungen,die ihr Beruf an sie stellt, eine Saurcgurkenzeit von Herzen zuwünschen: in der Zeit des Telegraphen, des Telephons und derdrahtlosen Telegraphie gibt es diese leider nicht mehr.kleines feuilleton.Hygienisches.Der Hitzschlag. Unter den Gefahren, denen der Menschdurch den Einfluß großer Hitze und insbesondere durch die unmittel-vare Wirkung der Sonnenstrahlen ausgesetzt ist, sind viele Ab-stufungen zu»nterscheid.n. Man ist aber übereingekommen, Haupt-sächlich zwei Gruppen von Erscheinungen zu trennen, die sich auchin der Gefährlichkeit der Folgen verschieden äußern. Im gewöhn-lichen Sprachgebrauch besteben dafür die beiden Ausdrücke Hitzschlagund Sonnenstich, aber es ist wohl noch zweckmäßiger, in einem Fallvon einer Hitzeerschöpfung, im andern von einem eigent-lichen Hitzschlag zu sprechen. Jene ist selbstverständlich diemildere Form. Sie betrifft sehr häufig Frauen, die infolgeungeeigneter oder unzureichender Ernährung oder wegen Mangels anBewegung einen zu schwachen Säftekreislauf haben; auch die un-gesunde Art der Kleidung bedeutet eine Vermehrung der Gefahr.Die Wirkung äußert sich hauptsächlich in einer Ohnmacht. Die Hitzeder Luft führt zu einer Ueberfüllung der Blutgefäße in der Hautund wahrscheinlich auch im Unterleib, und dadurch wird der Blut-zufluß zum Gehirn beeinträchtigt. DaS Herz versucht diese Störungin der gleichmäßigen Blutvertcilung durch gesteigerte Tätigkeit aus-zugleichen, womit auch eine Beschleunigung der Atmung verbundenist, und so kommt es zu einer Herzerschöpfung, die im Zusammen-hang mit der Blutleere de? Gehirn? zur Ohnmacht führt.Die Behandlung dieses leichteren Falles ergibt sich fürjeden verständigen Menschen von selbst. Zunächst mußdurch Oeffnen der Kleider jeder Druck von der Lunge undder Herzgegend genommen werden. Der Blutfluß zum Gehirnwird durch Hochlagernng der Füße befördert. Auch ein gewöhnlichesRicchsalz oder die Dämpfe von Salmiakgeist wirken belebend, so daßmeist da? Bewußtsein bald zurückkehrt. Dann muß dem Patientennoch eine Zeitlang völlige Ruhe verschafft werden. Ist seine Er-nährung ungenügend gewesen, so sollte er danach eine nicht zugroße Menge von leicht verdaulicher Speise erhalten. Der Ein-tritt einer derartigen Hitzecrschöpfung ist stets als Warnung aufzufassen, daß etwas in der Lebensweise deS Betroffenen nicht inOrdnung ist. entweder die Art und Menge der Nahrung oder dieEinteilung, Dauer und sonstigen Verhältnisse der Arbeit, die Tempe-ratur und Lüftung deS Schlafzimmers, die Art der Kleidung nachEnge und Gewicht.___Verantw. Liedakteur: Albert Wachs, Berlin.— Druck u. Verlag:Der echte Hitzschlag ist ein weit ernsterer Unfall, der auchviel schlimmere Folgen und sehr oft den Tod nach sich zieht. Ermacht den Menschen, wenn er am Leben bleibt, nicht selten fürJahre oder für immer zum Krüppel. Der Hitzschlag betrifft dasmännliche Geschlecht häufiger als das weibliche. Seine Bezeichnungals Sonnenstich ist schon deshalb unzutreffend, weil sein Eintrittnicht den Aufenthalt in praller Sonne zur Vorbedingunghat. Fehler in der Ernährung bereiten den Menschenam stärksten für einen solchen Unfall vor, und zwarbesonders der Alkoholmißbrauch auch im Sommer und dieVorliebe für sehr reichliche und starkgewürzte Mahlzeiten, ohne Rück-ficht auf deren Nährwert. Namentlich kann es verhängnisvoll sein,wenn jemand die Erschöpfung infolge mehrerer heißer und schlafloserNächte durch die Aufnahme vermeintlich belebender alkoholischer Ge-tränke sucht. Ist außerdem die Verdauung behindert, so steigt dieGefahr bis zur Katastrophe. Diese tritt gewöhnlich ganz Plötzlichein, weshalb man auch von Hitzschlag spricht. Das Gesicht zeigt denBlutandrang zum Kopf an, die Haut des Körpers ist überhitzt,trocken und wachsbleich, der Puls setzt au?, und der Herz-schlag kann schließlich nur durch die kräftigsten Reizmittelerhalten werden. Gleichzeitig stellen sich mehr oderweniger heftige Krämpfe ein. Ein Merkmal des Hitzschlages istaußerdem ein sehr bald eintretender Durchfall, der auf eine Darm«Vergiftung hinweist. Früher packte man solche Kranke in einerBadewanne in Eis und überließ alles weitere einer gnädigen Natur.Jetzt verfährt man etwas sorgfältiger und vernünftiger, doch spielteiskaltes Wasser immer die Hauptrolle, und der Kopf muß außerdemmit Eis umgeben werden. Immerhin ist eS weit richtiger, den Hitz-schlag zu vermeiden, als sich den Aussichten dieser Behandluug zuüberlassen.Technisches.Der flüssige Sauer st off als Sprengmittel. Diegroßen Fortschritte in der Kälteindustrie haben es ermöglicht, dieflüssige Luft zu ungewöhnlich billigem Preise von etwa 25 bis 40Pfennig pro Liter herzustellen.?lus dieser flüssigen Luft lassensich dann ohne Mühe reiner Sauerstoff und Stickstoff absondern,sei es in Gas-, sei es wiederum in flüssiger Form. Der flüssigeSauerstoff hält sich von selbst bei einer Temperatur von minus150 Grad, die für ihn unter normalem Druck eine ebenso„kritische"Temperatur der Verdampfung ist wie die Temperatur plus100 Grad für kochendes Wasser.Sein Vermögen, mit verschiedenen Stoffen sich chemisch zuvereinigen, sie zu„oxydieren", behält der Sauerstoff unvermindertauch in flüssiger Form bei. Diese Tatsache bildet eine unversieg-bare Quelle von ganz verblüffenden Versuchen, die bei Gelegen-heit wissenschaftlicher Vorträge außerordentlich beliebt sind. Tauchtder Vortragende einen kaum glimmenden Zigarrenstummel in dieFlüssigkeit, so erwartet man, daß er nunmehr ganz erlischt; stattdessen lodert die Zigarre sofort mit Heller Flamme auf.Erweitert man die Berührungsfläche des flüssigen Sauer-s mit brennbarem Körper— und da? ist zu erreichen, wennman diesen Körper, etwa Kohle, in Pulverform nimmt—, sokommt es zu einem heftigen chemischen Prozeß, zu einer Explosion.Und diese ist so stark, daß die Vereinigung von flüssigem Sauer-stofs und Kohlenpulver etwa 2yimal das schwarze Pulver anSprengkraft übertrifft. Man kann anstatt Kohle auch anderebrennbare Stoffe nehmen: Alkohol, Petroleum, Baumwolle, Zellu.lose, der Erfolg wird derselbe sein. Nun hat aber dieser Spreng-stofs einen wichtigen Nachteil, der bis jetzt seine Verwendung in derTechnik sehr erschwerte. Gleichzeitig mit der heftigen Vereinigungdes flüssigen Sauerstoffs mit dem Brennmaterial erfolgt eineebenso heftige Bildung von schädlichem Kohlengas. Hat dieserUmstand nicht viel zu bedeuten, wenn es sich um unterirdischeArbeiten oder Tunnelbau handelt, so kann er da, wo die Be-dienungsmannschaft vom Sprengorte nicht weit entfernt ist, leicht'ehr gefährlich werden.Der französische Militarismus, der sich des neuen Spreng-mittels besonders angenommen hat, kann die Ueberwindung dieserSchwierigkeit nunmehr als seinen Erfolg buchen. Zwei franzö-sische Chemiker, d'Arsonval und G. Claude, die auf Veranlassungdes Kriegsministers die militärischen Anwendungsmöglichkeitendes neuen Sprengstoffes studierten, kamen auf den Gedanken, stattKohle das pulverisierte Aluminium zu nehmen. Die Vereinigungvon Sauerstoff und Aluminium ist Tonerde, ein fester Körper, derabsolut keine giftigen Eigenschaften besitzt.Merkwürdig vom chemisch-physikalischen iStandpunkt aus isthierbei der Vorgang, der zur Explosion führt. Es werden, wieleicht zu verstehen, keine Sprenggase gebildet. Die Sprengwirkunggeht vielmehr von dem Sauerstoff selbst aus. Die Vereinigungvon Sauerstoff und Aluminium vollzieht sich unter starker Wärme-entWickelung. Der überschüssige Sauerstoff wird dadurch sofortin Gas verwandelt, und diese plötzliche Verwandlung ist eS, wodurch die Sprengwirkung erzielt wird.Die gebrauchsfertige Aluminiumpatrone stellt eine kleineBüchse vor. in deren Mittelpunkt der Zünder angebracht ist. Derneue Sprengstoff kann also seinen Einzug in die Technik halten.zunächst allerdings, wie das nun üblich ist, in die Technik desMassenmordes.___Vorwärts Buchdruckere?u.VerIag»anstaltPaul Singer ücTo., Berlin LIV,