nichts zu tun. Uebellaunig sprudelte sie all diese Worte hervor, ohne auch nur eine Sekunde innezuhalten. Kopfschüttelnd hörte er sie an. Allmählich begann die von Germaine ausströmende Kälte auch auf ihn überzu- greifen. Er fühlte das ganze Gebäude seiner Liebe zu- sammenstiirzen, und wortlos, die Kehle wie zugeschnürt, lauschte er ihren Worten, ein wenig beschämt, neben ihr so dumm zu sein. Sie schritt ein paarmal in der Stube herum und sehte sich dann schließlich nieder. Verloren irrten ihre Blicke an den Gegenständen hin ohne sie zu sehen, und mechanisch be- wegte sie nnt ihren Fußspitzen den Saum ihres Kleides. Er saß schweigend im entgegengesetzten Winkel des Gemaches, das Haupt in den Händen vergraben. Schließlich stand er auf, trat ihr gegenüber und lehnte sich an die Wand, den Kopf hängen lassend. Da machte sie einen letzten Versuch, ihni ein Wort zu entlocken-, sein Schweigen erschien ihr be- drückender als seine lautesten Vorwürfe. So sprich doch, was du mir sagen wolltest." Er wandte den Kopf ab. Ich... ich wollte... ich Hab' nichts zu sagen." So: bei Dir ist das allesnichts".... während ich alle Unannehmlichkeiten zu tragen habe." lFortsetzung folgt.) MlKelm Oftwalds Energetik. Sämtliche Arbeiten Ostwalds, des heute zum Sechziger auf- rückenden Forschers, haben ihren Mittel- und Schwerpunkt in der Energielehre oder Energetik. Was der berühmte Gelehrte besonders in den letzten Jahren auch schreiben und treiben mochte, alles ist ein Ausfluß seiner energetischen Weltauffassung. Um ihn in seinen Lehren und seinem sonstigen Auftreten wirklich verstehen und richtig würdigen zu können, ist es deshalb notwendig, sich mit den Grund- gedanken seiner energetischen Weltbetrachtungsweise genau bekannt zu mache». Für die Oeffentlichkeit zum ersten Male trat Ostwald mit seiner Energetik auf der Naturforscherversammlung zu Lübeck   im Jahre 1895 hervor in einem Vortrage betitelt:.Die Ücberwindung des wissen- schastlichen Materialismus." Dieser Vortrag sollte nachweisen, daß eine erfolgreiche Zusammenfassung der Tatsachen der allgemeinen oder physikalischen Chemie nicht mehr durch den alten Materie- begriff, sondern nur unter Anwendung des Energiebegriffs möglich sei, und Ostwald wagte den Versuch,.eine Weltansicht ohne die Be- Nutzung des Begriffs der Materie ausschließlich aus energischem Material aufzubauen". Die Naturwissenschaft des 18. Jahrhunderts war(unter Einfluß der Newtonschen Gravitationslehre) materialistisch-mechanistisch in ihrer allgemeinen Grundlage oder Forschungsidee. Sie sah ihre Aufgabe darin, alle Naturvorgänge auf die Materie zurückzuführen, die sie sich aus kleinsten(unsichtbaren) Stoffteilchen, den sogenannten Atomen, aufgebaut dachte. Diese Atome sollten sich gegenseitig hier anziehen, dort einander abstoßen und in den Bewegungsvorgängen, der Mechanik dieser Atome, sollte die sogenannte letzte Ursache aller Natur- erscheinungen zu suchen sein. Diese materialstisch-mechanistische Anschauung hatte alsForschungs- idee so lange ihre Berechtigung, als man nur wägbare Stoffe als sogenannte Materie feststellen konnte, oder solche wägbaren Stoffe als Grundlage bestimmter Naturvorgänge glaubte annehmen zu müssen. So nahm man z. B. für die Erklärung der Brrbrennungs- Prozesse einen Feuerstoff, für die elektrischen Vorgänge eine ihnen zugrunde liegenden elektrischen Stoff an. Ja. bei dem französischen  Chemiker Lavoisier  , der gegen Ende des 18. Jahrhunderts das so- genannte Gesetz von der Ei Haltung des Stoffes entdeckte, daS man richtiger als das Gesetz von der Erhaltung des Gewichts bei chemischen Vorgängen bezeichnet, kommt noch der Wärmestoff und Lichtstoff in seiner Tabelle der chemischen Elemente vor, trotzdem er aber schon wußte, daß diese(nur gedachten) Stoffe kein Gewicht be- sitzen. Infolge dieser Feststellitng kam man im 19. Jahrhundert zu der Annahme einer untvägbaren oder immateriellen Materie, die heute noch in manchen Physiklehrbüchern als Aetherstoff eine wider- spruchsvolle Nolle spielt. Im Jahre 1342 erkannte Robert Mayer  , der Entdecker des sogenannten Gesetzes von der Erhaltung der Kraft (richtiger ausgedrückt: des Gesetzes von der Erhaltung der Energie), daß es keineimmaterielle Materie" was ja auch schon in sich ein Widerspruch ist geben kann. Er hatte erkannt, daß die Wägbarkeit kein notwendiges Kennzeichen der Wirklichkeit oder Realität der Dinge ist. Es gibt auch unwägbare Realitäten, z. B. die Licht- und Wärmevorgänge, die magnetische» und elektrischen Prozesse usw. Leider unterließ er es, zu untersuchen, ob überhaupt der Eigenschaft der Wägbarkeit für die Bildung des Materiebegriffs die große Rolle zuzuschreiben ist, so daß er, der als Entdecker des Gesetzes von der Erhaltung der Energie als der eigentliche Begründer der Energetik bezeichnet werden muß, im Dualismus von Kraft und Stoff stecken bleibt. Der Wärmestoff, die elektrische und magnetische Materie der Physik des 13. Jahrhunderts verlieren ihren Charakter als Materie und führen nun als die Kräfte Wärme, Elektrizität, Magnetismus usw. eine Art vergeistigtes Dasein. Erst der modernen(energetischen) Phyfik ist eS gelungen, diesen Dualismus zu beseitigen. Der Begriff der Energie ist ihr allge- meinster Oberbegriff. Zwar nicht in dem Sinne, wie es Ostwald mißverständlicherweise von einigen seiner Kritiker als Behauptung unterschoben worden ist, daß die Energie als das Prinzip anzusehen sei, aus welchem die ganze Welt abgeleitet werden soll oder sich ent- wickelt hat was nichts anderes als metaphysischer Monismus wäre, den O. selbst aufs entschiedenste bekämpft sondern daß bei allen Vorgängen physischer wie psychischer Art energetische Prozesse festzustellen find. Der BegriffMaterie" genügt uns deshalb nicht mehr zur Be- schreibung der Naturvorgänge, weil es auch immaterielle, d. h. un- wägbare Vorgänge gibt, wie z. B. die Erscheinungen der Wärme, Elektrizität und des Magnetismus. Der OberbegriffEnergie" er- weist sich da als geeigneter, als er weiter ist, denn Begriffe sollen dazu dienen, einen möglichst großen Kreis von Erscheinungen zu- sammenzufassen und möglichst viel Bestimmtes über jede einzelne auszusagen. Was versteht nm� die moderne Ernegetik unter Energie? Ost- Wald sagt: der Begriff Energie umfaffe Arbeit, sowie alles, was aus Arbeit besteht oder in Arbeit zuriickverwandelt werden kann. R. Mayer hat uns nun durch seine Entdeckung dc8 Gesetzes von der Erhaltung der Energie gezeigt, daß in jedem abgeschloffenen Ge- bilde, durch dessen Wände keine Energie aus- noch eintreten kann, die gesamte Energienrenge die gleiche bleibt, was darin auch sonst geschehen mag. Wir haben ein Recht, aus dieser Fest« stellung zu folgern, daß auch die gesamte Energie im Welten- räume konstant ist, d. h. nie mehr oder weniger wird. Wenn aber die Sumine der Energien im Weltenraum konstant ist, kann keine Energie d. h. keine Arbeitskraft neu geschaffen werden. wir müssen mit vorhandenen, gegebenen Energien arbeiten. AuS nichts wird nichts. Es entsteht also keine Arbeitsleistung von selbst, es muß immer dafür von wo anders her Arbeitskraft genommen loerden. Um z. B. ein bestimmtes Stück Land umzugraben, brauche ich eine bestimmte Summe von Muskel- und Nervenleistungen. Diese letzteren kann ich nur dadurch wieder ermöglichen, daß ich durch Aufnahme von Nahrungsstoffen die verloren gegangene Kraft (Arbeitskraft) wieder ersetze usw. Es gibt also verschiedene Arten oder Formen von Energien, z. B. Strahlungsenergie(Wärme, Licht usw.), chemische Energie, elekrische Energie, Bewegungs- oder linetische Energie, Distanz-, Volumen-, Flächenenergie usw. Man kann nun, wie man es populär auszudrücken pflegt, die verschiedenen Energieformen in einander verwandeln. Ein Beispiel möge das klarmachen: Mit Turbinen fangen wir z. B. die Bewegungs- Energie, die Kraft des niederfallenden Wassers eines Wasierfalls auf und setzen damit eine Dynamomaschine in Bewegung. In dieser wird nun die mechanische Kraft des Wassers in Elektrizität ver- wandelt und zwar erzeugt die Maschine wenn wir von durch Reibung und sonstige Widerstände verloren gegangenen Energie- mengen absehen genau soviel elektrische Arbeitskraft, als das die Dynamomaschine in Bewegung setzende Wasser besaß. Von der Dynamomaschine leiten wir dann den erzeugten elektrischen Strom in unsere Häuser, um ihn z. B. zur Beleuchtung derselben zu ver- wenden. Wir verwandeln also nun die Elektrizität in Strahlung«- encrgie(Leuchtkraft) und zwar wieder unter Berücksicktigung des oben schon erhobenen gleichen EinwandS in Leuchtkraft von der- selben Arbeitsfähigkeit, wie sie die zur Herstellung der Beleuchtung verwandte elektrische Energie besaß. Oder wir verwandeln die ins Haus geleitete Elektrizität in entsprechenden Heizungsapparaten in Wärme, oder in Arbeitsmaschinen wieder in mechanische Arbeitskraft oder in Galvanisieraiistaltcn etwa in chemische Kraft von der gleichen Stärke usw. Unter bestimmten Umständen(z. B.   unter Anwendung bestimmter Apparate oder sonstiger Einrichtungen) bin ich also in der Lage, aus einer bestimmten Menge elektrischer Energie eine bestimmte Menge chemischer, mechanischer oder strahlender Energie mit der gleichen Möglichkeit der Arbeitsleistung herzustellen. Wie ich IG) M. z. B. umwechseln kann in 125 Fr. oder 25 Doll. oder 5 Pfd. Sterl. oder 113 Kronen und doch trotz des ständigen Wechsels in der Münzart immer wieder den gleichen Wert erhalte, so ist es auch bei der Uni- Wandlung der Energieformen ineinander. Jede sogenannte Wirkung, jede Arbeitsleistung ist nichts anderes als Umwandlung einer Energie- art in eine andere. Die Energetik hat nun die Aufgabe, die vorkommenden Energie- arten zunächst einmal festzustellen und da existiert sicherlich manche uns heute noch unbekannte Energieform und die charakte- ristischcn Merkinale jeder Art herauszuarbeiten. Sie hat dann weiter die Beziehungen zu untersuchen, in denen die verschiedenen Energieformen zu einander stehen und die Regeln(Gesetze) festzulegen, die für diese Beziehungen gelten. Da die Summe der Energie auf keine Weise vermehrt oder vermindert werden kann, kann man für jeden Naturvorgang eine Bilanz aufstellen, indem man vergleicht, welche Energien ausgegeben und welche vermindert worden sind. Beide Beträge find immer ein- ander gleich. Es ist uns dadurch möglich, von jedem Borgange etwas Bestimmtes, Zahlenmäßiges auszusagen, wodurch wir die Vorgänge nicht nur besser begreifen, sondern sie auch in unseren Dienst stellen können. Das gilt nicht nur für die Physik und Chemie und Technik, sondern auch in der biologischen Forschung wächst ständig die Zahl der Forscher, welche die energetlsche Behandlung ihrer Grundprobleme als ein sehr wirksames Mittel des wissenschaftlichen Fortschritts betrachten. Ostwald hat vor einigen Jahren sogar den