liebte von einem schlechten Kerl bist. Dir bleibt nichts an- deres übrig, als eine Stratzendirne zu werden. Ich Hab' mein Messer bei mir. ich mach' uns beiden den Garaus!" Mit einem Schrei fuhr sie empor. Er hatte ihre Taille umschlungen und zog sie mit seiner unbezwingbaren Stärke zu sich. Mit jeder Sekunde fühlte sie ihn näher an sich heran- kommen, trotz all ihres Sträubens. Den Oberkörper weit zurückbeugend, hielt sie ihm ihre krampfhaft ausgebreiteten Arme entgegen, um-micht das Messer zu sehen, das er eben aus der Tasche zog. Sie kannte es wohl, dieses Messer mit der langen, schmalen, furchtbar geschärften Klinge: er be- diente sich dessen auf der Jagd, und noch hafteten die Blut- flecken der Eingeweide daran, in die es versenkt gewesen. Er öffnete es; in seiner rechten, halb hinterm Rücken verborgenen Hand blitzte der Stahl! Und während diese Hand noch unsicher flackerte, als suchte sie erst ihr Ziel, sah sie es in seinen Augen aufleuchten wie von einer fast über- irdischen Zärtlichkeit. Aus seiner Kehle rangen sich abge- rissene Worte, ein heiseres, unartikuliertes Gestammel. Und sie versuchte sich zu wehren, zerriß ihm mit ihren messer - scharfen Nägeln die Haut seiner Hände, den starren Blick wie wahsinnig auf die Messerklinge gerichtet. Einen Moment ge- lang es ihr, sich ihm zu entwinden. Im Nu war sie bei der Tür: doch er erhaschte sie, noch ehe sie die Hand auf die Klinke gelegt. Diesmal packte er sie beim Halse; seine Finger krallten sich in ihr Genick und rissen ihr den Kopf nach rück- wärts. Dabei starrte er sie unverwandt an, wie von Reue erfaßt, so viel Schönheit zu zerstören, die sein höchstes Ent- zücken gewesen. lFortsetzung folgt.) Der Laubcnkolonift* September. Die Sommerarbeiten auf der Parzelle neigen sich jetzt ihrem Ende zu; denn es gilt in der Hauptsache nur noch zu ernten, aber doch auch noch einiges zu pflanzen und zu säen, um im nächsten Frühjahr wieder zeitige Ernten zu haben. Das Steinobst, das jetzt in späten Sorten noch reift und einen für dieses schlechte Jahr un- gewöhnlich reichen Fruchtansatz aufwies, hat die gehegten Erwar- tungen nicht befriedigt. Die lang andauernde Dürre der letzten Zeit hat in Verbindung mit der nachfolgenden Regenperiode die reifenden Mirabellen, Pflaumen und Reineclauden zum Platzen gebracht. Die häufig doppelt und dreifach geplatzten Früchte der- lieren erheblich an Gebrauchswert, da sie nur noch zur Bereitung von Mus geeignet sind, also sich nicht mehr zum Einkochen in Zucker eignen. Die einzige der in letzter Zeit reif gewordenen guten Pflaumensorten, die nicht geplatzt ist, ist Kirkes-Pflaume, die ich überhaupt für die feinste und beste der späteren großfrüchtigen Pflaumen halte. Noch später ist die großfrüchtige Sorte Anna Späth, die wahrscheinlich auch nicht platzen wird, gber den Fehler hat, daß sie in kalten Spätsommern bei uns nicht reift. Die Ernte der Spätbirnen wird in der Mark stellenweise be- friedigen, auch von späteren Aepfeln bringen noch einige guten Er- trag, so: Gravensteiner, Goldparmäne und Ananasrenette. Alles in allem ist aber die Ernte so gering, daß die von der Landwirt- schaftskammer im Ausstellungspark ani Lehrter Bahnhof für AuS- gang Oktober geplante große Obstausstellung auf ein besseres Jahr verschoben werden mußte. Im ganzen Deutschen Reiche, auch in der gesegneten Rheinprovinz und in allen Nachbarländern, Böhmen ausgenommen, wird die diesjährige Ernte gering sein. Im Gemüsegarten fällt die Ernte der Wintergemüse reichlich aus, natürlich mit einigen Ausnahmen. Die Erbsen hatten dieses Jahr furchtbar unter Mehltau zu leiden, der ihnen verderblich wird. Augertblicklich leiden die Winterkohlarten unter Raupenfraß. Der trockene Sommer war der EntWickelung der Raupen außerordentlich günstig. Das beste Bckämpfungsmittel bildet jetzt das fortgesetzte, freilich zeitraubende Absuchen der Raupen. In einer halb mit heißem Wasser gefüllten Kanne werden die abgesuchten Raupen getötet. Rascher kommt man durch Bespritzung der Kohlpflanzungen mit einprozentiger Karbolineumbrühe zum Ziel. Da diese Brühe aber das Gemüse unappetitlich und ungesund macht, möchte ich von Anwendung dieses Verfahrens abraten. Um im Frühjahr zeitige Ernten zu haben, macht man jetzt eine größere Aussaat von Spinat, der dann vom zeitigen Frühling ab gepflückt werden kann. Es sei aber bemerkt, daß Spinat frisch gedüngten und gut bearbeiteten Boden verlangt. Anspruchsloser ist der holländische Feldsalat, den man ohne Düngung auf abgeerntete Beete sät, die nicht frisch gegraben, Indern nur durchhackt und ge- säubert werden. Die Saat, die mit der Hacke eingehackt wird, keimt bald; die sich entwickelnden Blattrosetten werden während des ganzen Winters nach Bedarf gestochen und zur Herstellung eines sehr wohlschmeckenden Salates verwendet. Die jetzt reisenden Zwiebeln nimmt man bei trockenem Wetter aus, läßt sie ein bis zwei Tage auf den Beeten zum Nachtrockenen liegen und lagert sie dann in lustiger Kammer, wo nach einiger Zeit die eingetrockneten Blätter entfernt werden, worauf dann das weitere kühle, aber frostq freie Aufbewähren in einem aufzuhängenden Beutel erfolgen kann. Die kleinsten Zwiebeln der Ernte bewahrt man separat als söge- nannte Steckzwiebeln auf, die im März gepflanzt werden und bei großzwiebeligen Sorten im Herbst eine sehr stattliche Ernte liefern. Die feinste aller Zwiebeln ist unbedingt die kleine, weiße Perl- zwiebel, die zu vielen Konserven, wie z. B. Mixed Pickles, zu Essig. und Senfgurken, auch für sich in Esfig eingelegt, als anregende Zu- speise im Haushalt verwendet wird. Diese Zwiebelchen kauft man jetzt als kleine Brut in den Samenhandlungen, um sie gleich in geringen Abständen, etwa 5 Zentimeter von Zwiebel zu Zwiebel, 2 bis 3 Zentimeter tief in den Boden zu legen. Hier überwintern sie; sie treiben im Frühling und werden später nach dem Absterben des Laubes aufgenommen. Der September ist nicht nur für die Laubenkolonisten, sondern auch für die Blumenfreunde, die im Winter etwas Blühendes in ihrem Heim haben wollen, ein ausgesprochener Zwiebelmonat. In den Samenhandlungen kauft man jetzt die verschiedenartigen holländischen Blumenzwiebeln, die nun, auf der Laubenparzelle gepflanzt und später mit einer Laubdecke gegen Winterfrost geschützt, im nächsten Frühling den zeitigsten Flor liefern. Wertvoller sind sie aber als Zimmerblumen für den Winter. Die allcrfrühestcn dieser Blüher, Schneeglöckchen, Safran, Schneestolz, Scilla, MuSk oder Muskathhazinthen, Jonquillen, Tazetten und Narzissen blühen im Zimmer am spätesten und verlangen ein sonniges Fenster, denn ohne Sonne findet bei ihnen keine Blütenentwickelung statt. Ganz anders verhalten sich Hyazinthe und Tulpe. Bei ihnen haben wir es ganz in der Hand, wenn wir Frühsorten pflanzen, sie schon von Weihnachten ab an den Fenstern unserer Wohnräume, mögen diese sonnig liegen oder nicht, zur Blüte zu bringen. Es kommt bei ihnen lediglich auf die richtige Feuchtigkeit, die Treibbarkeit der gepflanzten Sorten und auf die Höhe der Zimmerwärme an. Für späteren Flor, von Januar und Februar ab, genügt die übliche Zimmertemperatur. Hübsche Tulpensorten erhält man schon für S— 10 Pf. pro Stück, während gute Hyazinthen nicht unter 2S Pf. zu haben find. Man verlange gute, frühe Treibsorten, die man möglichst bald in Töpfe pflanzt. Die richtige Topfweite beträgt für Tulpen 8, für Hyazinthen 10 Zentimeter. In Töpfe von dieser Größe pflanze man je 3 Tulpen, die Hyazinthen aber einzeln. Man braucht den Töpfen keine Scherbenunterlage zu geben, füllt sie leicht mit Erde und drückt dann die Zwiebeln mit Daumen, Mittel- und Zeigefinger' der rechten Hand so in das Erdreich ein, daß die Hyazinthen mit dem Topfrand in einer Linie stehen, die langen Hälse der Tulpenzwiebeln ihn nur wenig überragen. Danach wird die Erde fest angedrückt, nach Bedarf noch Erde nachgefüllt, dann gießt man die Töpfe wiederholt gründlich an, stellt sie in den Keller und bedeckt sie hier mit einer handhohen Erd- oder Sandschicht. Nach zwei Monaten haben sich die Zwiebeln gut bewurzelt, auch kräftige Triebspitzen haben sie gebildet; die Töpfe werden dann von der Erdschicht befreit und teils zur langsamen Entwickelung in kühle, teils zum sofortigen Treiben in warme Wohnräume gebracht. Hyazinthen- und Tulpenzwiebeln kommen heute fast aus- schließlich aus Holland , aber auch im Sande der Mark wäre ihre gewinnbringende Kultur möglich. Bor einigen Jahrzehnten gab eS bei Baumschulenweg, Boxhagcn und Rummelsburg noch ausge- dehnte Hyazinthenfelder, die zur Blütezeit im Frühling Tausende von Schaulustigen anlockten. Diese Hyazinthenkultur hat leider der Baustellenkultur, besser gesagt: der Baufpckulation weichen müssen, die die Preise der in Frage kommenden Ländereien derart in die Höhe trickb, daß die Besitzer den Verkauf der Ländereien der Zwicbelkultur vorzogen, Spaten und Harke beiseite legten und mit gefüllten Geldbeuteln im Großstadtleben untertauchten. Die Anspruchslosigkeit der Blumenzwiebeln an den Boden hat seinen Grund darin, daß alle Reservestoffe, die zur EntWickelung der Blätter und Blüten in der nächsten WachstumSperiodc gebraucht werden, schon aufgespeichert vorhanden sind. Natürlich verbraucht die Zwiebel in der Treibperiode alle Reservestoffe, und da sie bei diesem an und für sich unnatürlichen Verfahren keine Möglichkeit findet, sie nachträglich wieder zu ersetzen, schrumpft sie hier erheb- lich zusammen. Mancher Pfleger wird verdutzt darüber sein, daß er eine große, feste Zwiebel pflanzte, aber beim Herausnehmen der- selben in der nächsten Ruheperiode eine weit lockere und kleinere in die Hände bekommt. Das Schrumpfen ist noch erheblicher, wenn man die Zwiebeln auf Wasser treibt. Hierzu sind in erster Linie Hyazinthen geeignet, am besten mittelfrühe und späte Sorten; auch ziehe man bei diesem Verfahren die einfach blühenden den gefüllt blühenden vor. Nur Zwiebeln erster Qualität versprechen Erfolg; Hauptsache ist, daß sie fest sind und«inen gesunden Wurzelboden haben. Die Größe allein ist nicht maßgebend; denn es gibt Sorten mit Prachtblumen und Riesentrauben, die von Natur aus ganz kleine Zwiebeln besitzen. Es ist dies namentlich der Fall bei den gelbblühenden. Die beste Zeit, Hyazinthen auf Wasser zu setzen, ist Mitte September. Die einfachen Hyazinthengläser des Handels kosten 10 Pf. pro Stück und genügen; sie hoben verschiedene Halsweiten, und man muß für jede Zwiebel ein Glas auswählen, dessen Hals- weite dem Durchmesser des Wurzelbodens der Zwiebel einiger- maßen entspricht: denn ist sie zu eng. so kann einTeil�der Wurzeln nicht in das Glas hinabwachscn. Man füllt die Gläser bis zum Hals mit Leitungswasser und fügt diesem zu dessen dauernder
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30 (3.9.1913) 171
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