wisse nichts von ihr. Und er, der gekommen war, um zu schlafen, konnte nun keine Ruhe finden. Die schmerzlichsten Erinnerungen Uberwältigten ihn jetzt in diesem Gemache, wo er dereinst so köstliche Stunden verlebt. Er mufite sie wieder- sehen I Ein wütendes Verlangen, ihre warme, glatte Hau- ein letztes Mal zu streicheln, ließ ihn den Schlaf vergessen. Er steckte der Cougnole einige Münzen zu. Wenn Du ein einziges Wort schwatzest, so bin ich der- loren! Die Gendarmen sind mir auf den Wersen! Aber trotz- dem muß ich Germaine sehen I Ich muß! Hörst Du? Also, nimm Deinen Stab und huniple zum Pachthof. Und wenn ich auch nachher krepieren müßt',>i>as liegt daran I" Er, trank, schlief; dann schlüpfte er davon:�er hatte der Alten einen bestimmten Punkt im Walde zum Stelldich- ein bezeichnet. <Fortsetzu»g solgt.> färben luifbme des ftcrbftes. In allen belebten Straßen und Plätzen der Reichshauptstadt Stellen jetzt die fliegenden Blumenhändler die Rose des Herbstes, >ie Aster , zum Verkauf. Ist im Juni die Zeit der Rosen, so bringt der Scptember»uns den Beginn einer regelrechten Astern- saison, die erst mit Ende November schließt. Bringen die Vcr- käufer auf der Straße nur die einfachen Sorten zum Angebot und ermöglichen es dadurch jedem einzelnen, mit wenig Unkosten Sein Stübchcn mit einem freundlichen Blumenschmuck z» versehen, essen es während der Uebergangszcit doppelt bedarf, so erfreuen die Schaufenster der großen Blumenläden durch mannigfaltige Kulturen der Aster. Vom reinsten Weiß bis zum dunkelsten Karnat und vom lieblichsten, duftigsten Lila bis zum gesättigten Veilchenblau, im einfachen Strauß oder kunstvollen Arrangements. Ueberall findet die beliebte Saisonblume Verwendung. Die Aster gehört zu den Korbblütlern oder Kompositen und ist eigentlich eine echte Herbstblume; zur rechten Entfaltung kommt sie erst, wenn der Sommer zur Rüste geht. Aus China einge- führt, fand sie im Jahre 1732 in Frankreich Aufnahme, wo sie zum ersten Male in Paris im Jardin des Plantes zur Blüte gc- langte. Da der Versuch der Anpflanzung sich lohnte, griff die Kultivierung dieser stillen, bescheidenen Blume weiter, wobei auch hauptsächlich auf reichere Formen und Farben gesehen wurde. Aefhnlich wie bei der Marguerite legt sich der Strahl feiner Blüten- blättchen um die goldgelbe Mittelscheibe; oft ist. die Aster mit dem Maßliebchen oder Tausendschönchen verwechselt worden. Der Gartenbesitzer schätzt die Aster als Daucrblumc ungemein und hat es nach vielen Versuchen dahin gebracht, die anfangs so unansehn- lichgelben Sterne" in ein holdes Blumcnkind zu verwandeln, das mit der abwcchselungsreich geformten Strahlenkrone der reichen Skala seiner Farbennuancen und mit seiner meistens sckflank auf- strebenden Haltung bald heimisch bei uns geworden ist. Wenn auch über Unterarten gepflegt werden, die Pracht, die die Aster unserer Heimat hat, wird anderwärts wohl kaum erreicht werden können, aber trotzdem haben unsere deutschen Blumenresidenzen in der Kulturcntwickclung der Aster das Menschenmöglichste ge- leistet. Die Aster ist in mittelalterlicher Zeit mit Tripolium identisch, und die Sage hatte sie mit dem Reize des Wunderglaubens aus- gestaltet, der dahin ging, daß demjenigen, der sie pflückte und auf dem Herzen trug, jedes Unternehmen glückte. Wenn auch diese mystische Kraft, die von der Aster ausgehen sollte, längst eingebüßt ist, so gilt die Aster immer als Symbol der Bescheidenheit, Zu- friedcnheit und des selbstlosen treuen Dienens; mit ihrem unent- wegten Aufwärtsstreben und fröhlichem Aufwärtsblicken zum licht- vollen und wärmenden Sonnenball mag sie manchem bekümmerten Mcnschenkinde den We; zur Rettung zeigen. Ist die Aster die Rose des Herbstes, so haben sich die C h r y- fanthemen in ihrem Siegeslauf durch die Gärten des Erd- balls zur unbestrittenen Blumenkönigin des Herbstes empor- geschwungen. Die Chrysanthemum -Liebhaberei hat in Deutschland in den letzten Jahrzehnten an Boden gewonnen. Mit Elfenbein und Alabaster, Milch und Schnee wetteifern die weißen Abtönun- gen der Blüten, die roten durchschreiten eine reiche Stufenleiter vom zartesten bräutlichen Rosa bis zum tiefgesättigtcn Karmin, Purpur und Braunviolcit. Und nun erst das Gelb! Hier leicht über das Weiß gehaucht, dort in blasser Schwefel- und Goldtönung bis zu glühender, braun abschattierter Feuerfarbe. Bei einigen Sorten gleitet das zarte Gelb in ein leichtes Grün über, gleich den phosphorartig leuchtenden Wellen des nächtlich erglühenden Meeres. In Frankreich tauchte die wegen der entzückenden Mannig- faltigkeit schöner Sorten bewunderteGoldblume" im Jahre 1739 auf, eingeführt durch den Kaufmann Pierre Blanchard aus China oder Japan ; sechs Jahre später brachte sie der Pariser Handels- gärtner Cels in England. Im Norden von London fand 1846 die erste Chrysanthemum-Ausstcllung statt. Auch Belgien , das von jeher in der Pflanzenzucht Hervorragendes geleistet, ist in der Chrhsanthemnin-Knltnr nicht zurückgeblieben: Dörfer wetteifern mit den Städten in der Erzeugung wertvoller Spielarten. Die meisten Sorten haben die ursprünglich scheibenförmige Gestalt der Blumen völlig verloren; letztere sind zu einem Bündel langer, schmaler, teilweise ausgebreiteter, teilweise nach innen gekrümmter Strahlenblüten geworden, deren Oberseite gegen die Unterseite der Blätter die schönsten Gegensätze in den Farbentönen erzeugt. Sie gehören zu den anmutigsten und eigenartigsten Blumengebildcn des Pflanzenreichs. Die dichtbelaubten Büsche überdauern unseren Winter. Laub und Gezweig stirbt dann zwar bis zum Erdboden ab, doch treiben im Frühling wieder neue Sprössen üppig aus dem Wurzelstock. Licht und lockende Lebensfreude leuchten aus den Blumenaugen, wenn sie sich in heiterer Umgebung über dem krausen Laube wiegen. Entzückend wirkt dann der Zauber der zarten Farbe, der unerschöpfliche Wechsel der Formen. Vom Samtteppich des schön gepflegten und noch immer fast- grünen Rasenparterres hebt sich wirkungsvoll das gesättigte Dunkelrot der Buchen, im Hintergrunde leuchtet das Gelb der Birken, das Rostbraun der Eichen, dazwischen das Hellgrün der Lärchcnbäume, und als Grundton klingt das ernste Dunkelgrün der märkischen Föhre durch die ganze Farbensinfonie hindurch. Während die Blätter der Moosbeere einen violetten Farbcnton an- nehmen, kleiden sich die Heidelbeeren in tiefes Rot und die Alpen- bärentraube in weithin sichtbaren Scharlach. Prächtig wirken in seltsamen rotbraunen und feuerroten Tönungen bis zum hellen Gelb die wilden Wcinarten. Schon der gewöhnliche wilde Wein ist schön und schmückt mit freudigen Far- den jede Mauer, Laube, Laubengänge, umkleidet Baumstämme usw. Andere Weinarten leuchten in wundervollen gelben, roten und purpurnen Farbentönen. Einen Gegensatz hierzu bilden die Waldreben mit ihren weißen Fruchtstauden. Verschiedene Bäume, Sträucher und Schlinggewächse heben sich in ihrer schönen Ver­färbung in allen möglichen Abtönungen von ihrer Umgebung vor- teilhaft ab. Der Wald kommt in herbstlichen Farben zur Geltung, die niederen Sträucher und Stauden verschwinden gegen die Pracht der hoben Bäume, und die Wiesen bieten nur ein mattes Bild. Jedes Blatt erglüht in wcchsclvollen Tinten. Das ist eine gewaltige Sprache, die die Natur redet, wenn sie ihren schimmernden Königs- mantel über Wipfel und Gräser ausbreitet. arvilc. In Sommerarbeit auf dem Rittergut. Bon Heinrich Holek. So vergeht der Sonntag hier in der Kaserne. Unten schimpft ein betrunkenes Ehepaar mit einander. Das fei jeden Sonntag so, berichtet die Mutter des VorschnitterS auf meine Frage, was hier loS fei. Doch der Sonntag ist noch nicht zu Ende. Seinen Höhepunkt und Abschluß erreicht er erst am Abend. An einem Nagel an der Wand hängt eine verbeulte Trompete und im Koffer des Jakob liegt eine Flöte. Nach dem Abendessen holt Jakob sein Instrument aus dem Kasten und präludiert. Der Klang der Flöte lockt die Frauen, be- sonders aber die Mädchen herauf. In wenigen Minuten sind sie oben. Die Pritschen werden beiseite geschoben, so gut es geht und der Tanz beginnt. Alte einfache Melodien finds, die Jakob der Flöte entlockt. Aber die Mädels und Burschen verstehen danach zu tanzen. Kein Two-- steep. Schiebe- oder Bärentanz I Bis hierher sind die doch noch nicht gedrungen. Mit bloßen Füßen auf den rauhen Holzdielen tanzen sie; aber wie I So exakt und dem Rhythmus der Melodie folgend, sieht man l feiten tanzen I Sie tanzen wirklich so, wie der Flötenmann t. Zuweilen begleitet ihn der Trompeter mit seinem Instrument. Das klingt dann weniger schön und gibt eine Hvllenmusik. Denn er hielt schlechter als Jakob auf seiner Flöte und hinkt um einige Takte hinterher; aber das schadet nichts! Getanzt wird doch, daß die ohne- hin schon kurzen Röcke der Weiber fliegen. Ich liege aui der Pritsche und schaue dem Treiben zu. Allerlei Gedanken beschästigen mich. Trotz diesem jammervollen Dasein hat das Völkchen noch immer den Mut, froh zu sein und tanzt, daß die ganz« Bude dröhnt und zittert. Nun, willst Du nicht tanzen 1' Es ist Marie, die mich fragt. Ich schüttele verneinend den Kopf. Sie faßt mich bei der Hand: .Na komm', morgen geht die Woche los; die ist lang." Und da ich kopflos stehen bleibe, legt sie die Arme um mich, und schon geht es rmrdum um den Pfeiler in der Mitte. Ihre Fröhlichkeit steckt mich an und der Appetit kommt mit dem Essen. Zur nächsten Tour hole ich mir die Marie und schließlich eine nach der anderen. Manchmal wundere ich mich über mich selber. Aber: Freut euch des Lebens I denke ich. Und schließlich: wer dem Elend noch lachend ins Auge sehe» kann, ist gar nicht so elend. Und im wirbelnden Tanz vergesse ich Zeit und Ort. Wie Zangen halten die Arme der Mädchen mich fest. Weich und klagend tönt die Flöte.