— 736— vchtziHn Stunden.— Natürlich nicht, der Beichtvater muß doch noch kommen, so hat er es immer gelesen. Das ist Gesetz. — Er glaubt an nichts, aber nach ihm verlangen wird er, es ist sein Recht.— Und den Schädel wird er ihm einschlagen, mit dem stei- nernen Krug dort.— Die Zunge ist ihm wie gedörrt.— Trinken will er— er ist durstig. — Himmel, Herrgott!— Warum geben sie ihm nichts zu trinken!— Er wird sich beschweren.— Er wird vortreten und sich beschweren, wenn die Inspektion nächste Woche kommt.— Er wird es ihm schon eintränken, dem Aufseljcr,— dem Verfluchten Hund!— Er wird so lange schreien, bis sie kommen und ihn losbinden, immer lauter und lauter, daß die Wände einstürzen.— Und dann liegt er unter freiem Himmel, ganz lhoch oben, daß sie ihn nicht finden können, wenn sie um ihn herumgehen und ihn suchen.-- Er muß irgendwo herabgefallen sein, deucht ihm,— es hat ihm einen solchen Ruck gegeben durch den Körper.— Sollte er geschlafen haben?— Es ist dämmerig.— Er will sich an den Kopf greisen,— seine Hände sind festgebunden.-- Vom alten Turme dröhnt die Zeit— eins, zwei— wie spät mags sein?— Sechs Uhr.— Herrgott im Himmel, nur noch dreizehn Stunden, und sie reißen ihm den Atem aus der Brust.— Hingerichtet soll er werden, erbarmungslos— gehenkt.— Die Zähne klappern ihm vor Kälte.— Etwas saugt ihm am Herzen, er kann es nicht sehen. — Dann steigt es ihm schwarz ins Gebirn.— Er schreit und hört sich nicht schreien— alles schreit in ihm, die Armee' die Brust, die Wein«.— Der ganze Körper— ohne Aufhören, ohne Atem- holen.----- An das offene Fenster des Amtszimmers, das einzige, das Vicht vergittert ist, tritt ein alter Mann mit weißem Bart und einem harten, finsteren Gesicht, und sieht in den Hofraum hinab. Das Schreien itört ihn, er runzelt die Stirn,— murmelt etwas und schlägt das Fenster zu.-- Am Himmel jagen die Wolken und bilden hakenförmige Streifen. Zerfetzte Hieroglyphen, wie eine alte verloschene Schrift: »Richtet nicht, aus daß Ihr nicht gerichtet werdet!" kleines feinUeton Von Jakob Grimm . Vor fünfzig Jahren— am 20. September— starb Jakob Grimm , der älteste der beiden Gelehrten, die der Wissenschaft beut- scher Sprachforschung und Altertumskunde den Grundbau gegeben haben, die im Volke durch ihre Sammlung deutscher Märchen als die„Brüder Grimm " fortleben, eng verbunden, wie sie ihre Tage geführt und vollendet haben, und denen nicht vergessen sei, daß sie als zwei-von den Göttinger Sieben 1837 den Rechtsbruch eines Königs in mannhaftem Trotz und Opfermut brandmarkten. Jakob Grimm ist der lichtvolle Erforscher deutscher Sagenwelt gewesen, und so mag am heutigen Gedenktage ein Stück seines Werkes be- geugen. wie er diese Welt durchdrang und wie er sprachmeisterlich in ihre Geheimnisse hineinzuführen wußte. Er schrieb über Sage, Epos und Lied: Die Sage ist unter allen Völkern eine unendliche, denn gleich her Sprache entsprang sie im tiefen Quell menschlicher Phantasie und wurde durch lange Ueberliefcrung fortgetragen. Doch unter- scheiden wir die dem Boden und der Geschichte sich ansetzende von her frei und los schwebenden mythischen; solche örtliche und histo- rische Anknüpfung ermäßigt und schränkt sie ein, verleiht ihr aber zugleich etwas, das dem bloßen Mythus abgeht. Die Volkssage mag oft nüchtern und lückenhaft erscheinen, allein sie ist traulich, der Mythus steht in unabsehbarer Ferne, die sich mit anmutigem Duft überzieht. Das Epos erwächst, sobald aus jenem bunten Glanz des Mhthus oder dem Halbdunkel der Sage lebensvolle Teile sich er- heben und in helles, sanftes Licht treten; der Unbestimmtheit des Märchens, wie der Zerstreuung der Sage entweichend, rücken sie uns näher und werden menschlich. Sage und Märchen sind wunder- bar, das Epos braucht nur einen Schimmer von Wunder und reicht damit aus. Ihm wohnt sowohl die Vertrautheit der Volks- sage als der innere Zusammenhang des Märchens.bei, und diese Eigenschaften gelangen erst in ihm zur Vollendung. Sage und Märchen erscheinen ungebunden, Epos erschallt in Liedern) es fordert ein Maß, nach dem es sich ergieße, ein Band, in dessen Haft es hänge und dein Gedächtnis sich einpräge. Da nun Gesang eine feierliche Erhöhung der Rede ist, so werden wir auch dem Gpos eine höhere geistige Kraft beilegen, als der Sage. Die Sage schwindet kaum unter den Völkern, nicht ihnen allen hat die Flamme des Epos geleuchtet und oft sinkt sie ganz zusammen. Das Lied weiß nicht nur einer, sondern es wohnt vielen bei, doch nicht jedem in gleicher Fülle. Es rollt wie eine Kugel hin und her, bald hier und bald dort stillstehend, oder es fließt wie ein Strom, der an verschiedener Stelle ins Land einbiegt, durch Ab- flüsse verliert oder durch Zugänge höher schwillt. Es gedieh aber nicht, außer wo es sich unter einem Volk in der Sprache des Volkes warm und ungestört entfalten konnte, wie das Beispiel der Griechen zeigt. Den meisten übrigen europäischen Völkern hat das Christentum die Stätte ihrer Poesie gestört oder vernichtet. Die Kirche war einer fremden Sprache günstig und der heimischen entgegen, weil diese oft mit dem Heidentum zusammen- hing; noch feinder mußte sie dem heidnischen Liede sein, das un- mittelbar aus heidnischen Anschauungen hervorgegangen war. Da wo die kirchlichen Eingriffe Widerstand erfuhren, hielt sich immer die Landessprache läng«, aufrecht, unter deren Schutz auch die epische Dichtung dauern konnre; der größeren Unabhängigkeit, welche die angelsächsische und irländische Kirche eine Zeitlang gegen Rom zu behaupten wußte, sind ohne Zweifel manche Denkmäler der Sprache und Dichtkunst zu verdanken. Die deutsche Kirche war unfreier, und die deutsche Sprache verwilderte, ihre älteren Lieder sind verschollen. Scback. Unter Leitung von S. Alapin. Schrüfer. fe3— QFI'T) Italienisch. Beratungspartie im Wiener Schach - klub. {C Schlechter( S. Alapin H. Fähndrich\ M. Feigl 1. e2— e4( 67-65; 2. Sgl— 13, Sb8— c6; 3. Ickl— c4. Ick«— ob; 4. c2— c3(„Giüoco piano"). 4...... 1)68—67! Weicht am vor sichtig st en unnützen Verwickelungen aus. 5. 62—64 Loö— b6! 5...... e6; 6. 0—0 1 mit Angriff für den B. 6. 0-0 67—66 6...... Sf61 7. Tel, 60; 8. h3, h6I kommt auch in Betracht. 7. a.2— a4 a7— a6! Es droht a4— a5 oder 64— 65 8. b2-b4..... Auf 8. Le3 kann Schwarz sowohl mit I>g4I als auch mit hol oder Sf6 mindestens Ausgleich erzielen. 8...... Sg8-f6 9. a4— aö Lb6— a7 10. b4— b5 a6Xb5 11. 1,04X85 0—0 12. Lei— gö?..... Besser LXS nebst Sb62 12...... La7— b6 I 13. Lb6Xc6 b7XcG 14. 64Xe5 6CXe5 15. Sbl— 62 Ta8Xa5 16. TalXa5 Lb6Xa5 17. S62—o4 La5Xc3 18. D61— 63 Lc3— b4 19. Sf3Xe5 De7— e6! 20. LgSXkO..... 20. f4, SXe4!; 21. DXS, ks-c. 20...... g7Xf6! 21. 866—13 Lc8— a6 22. Tfl— cl TIS-68 23. o4— e6 f6Xe5 24. Sf3Xe5 La6Xc4 Stärker war 24...... 1)65 1; Dbl, c5; 26. Sg4 I, Dg5 I 27. Dal, Te6 I 28. Sge3, Lb7 je. 25. Se5Xc4 26. TclXel 27. D63— f l 28. DflXel Do6— elf TeSXelf Kg8— g? Lb4Xel Es folgt nun ein schwieriges, sehr Interessantes Endspiel, das wir aus Raumrücksichten, teilweise in der Zeile gedruckt, wie folgt bringen müssen: 29. Kfl, Lc3; 30. Ke2, Kf6; 31. Kd3, Lei; 32. Ke2, Lb4; 33. K63, Lo5; 34. 13, Lgl; 35. h3, Kf5; 36. Ko2, Kf4; 37. Kfl, Ld4; 38. Ke2, Kg3; 39. Kfl, Lc3 1(sonst wird durch Sab der Zug c6— o5 erzwungen, wonach Kg3 nichr keine Passage aus die Damenseiie hätte); 40. Se3. b5; 41. Sc4, Kfl; 42. Ke2, h4; 43. Kf2, L64t; 44. Ko2, Lbü 1 (um Sa5 zu verhindern); 45. Kfl. Kf5; 46. Ke2, Ke6; 47. K63, K65: 48, 862, L64; 49. Sb3, Le5; 50. 862, Kc5. Hiermit ist folgende Stellung er- reicht: Weiß�— K63; 862; BB: f3, g2, b5. Schwarz— Ke5; Le5; BB: c7, c6, 57. h4. 51. S62—c4 Le5— g7 Mit 51......561; 52. Soll, Kb4 tc. war die Partie vielleicht zu gewinnen. 52. 8o4— 63 53. 863—15 54. 815—63 65. 863—04 56. So4— e3 67. 863-04 58. Sc4— a5t 59. Sa5— c6 60. So6— a5 61. Sa5— c4 62. So4-e3 63. Se3— g41 64. Sg4— h8 65. Sh6Xf7 66. 13-14! In Betracht kam L16. 67. 817—65 Lgl— 52 68. 865—04 69. Sc4— aof 70. Sa6— 04+ 71. K63— e4 72. Ke4— 63! 73. Sc4— e5! . 74. 865—13 76. 813Xb4 1! 76. g2— g4 77. K63— c4 78. h3— h4! Z. B.: 78.... LXb4; 79. KX<-S. K12: 80. Ke.6, Ld8; 81. g5! tc.) Kc5-b4 Lg7— 16 Kb4-b3 c6— c5 Lf6-g5 Lg5— 14 Kb3-b2 Lf4— 66 Kb2— cl L66— g3 Lg3— 12 Lf2— 64 Kol— b2 Kb2— b3 L64— gl Lh2Xf4 Kb3— b2 Kb2— cl Lf4-g5 Kol— 61 Lg5— 16 Lf6— e7 1,67X54 K61— el L54— e7 Remis Vcrantw. Redakteur: Alfred Svlelepp, Neukölln.— Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerci u.Verlag»,nstalt Paul Singer eeCo..Berlin SlV.
Ausgabe
30 (20.9.1913) 184
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten