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Er hatte sich zuerst an die Kinder der Armen gewendet ihnen eingeklemmt sein mit dem geschmälerten Waisenfelde. Die und ihr Vertrauen und, bis zu einem gewissen Grade, das meisten Menschen sind fähig oder bereit, ein in den Lüften um­ihrer Eltern errungen. Dann schritt er an verfeinerte Ge- gehendes Unrecht zu verüben, wenn sie mit der Nase darauf stoßen; sellschaftskreise heran, machte auch da Glück und war bald so wie es aber von einem begangen ist, sind die übrigen froh, daß wieder in seinem Elemente, fonnte wieder erziehen. Er übte e es nicht gewesen sind, daß die Versuchung nicht sie betroffen hat, und sie machen nun den Auserwählten zu dem Schlechtigkeits­auch Gastfreundschaft. An jedem Samstagnachmittag wim- messer ihrer Eigenschaften und behandeln ihn mit zarter Scheu als metle es von Jugend in seiner Wohnung; die verschiedensten einen Ableiter des Uebels, der von den Göttern gezeichnet ist, wäh= Stände waren da durch auserlesene Eremplare vertreten. rend ihnen zugleich noch der Mund wässert nach den Vorteilen, die Entsprechende Kost für Kopf und Herz lieferte der Hausherr, er dabei genoffen. Manz und Marti waren also die einzigen, das Ehepaar Peters sorgte für den Magen; Ueberladung in welche ernstlich auf den Acker boten, und nach einem ziemlich hart­irgendeiner Weise kam nicht vor. Glücklich, gesund, von näckigen Ueberbieten erstand ihn Manz, und er wurde ihm zuge­schlagen. Die Beamten und Gaffer verloren sich vom Felde, die frischem Eifer zur Bravheit beseelt, kehrten die Kinder heim. beiden Bauern, welche sich auf ihren Aeckern noch zu schaffen ge= Im Frühling des zweiten Jahres nach der Geburt des macht, trafen beim Weggehen wieder zusammen und Marti sagte: Klein- Peters frühstückte Brand an jedem schönen Morgen Du wirst nun Dein Land, das alte und das neue, wohl zusammen­statt zu Hause in einem der am Rathausparke gelegenen schlagen und in zwei gleiche Stüde teilen? Ich hätte es wenigstens Cafés und ging dann in den Park hinüber, wo sein Täufling so gemacht, wenn ich das Ding bekommen hätte."" Ich werde es int Korbwägelchen unweigerlich bis zehn Uhr zu schlafen allerdings auch tun," antwortete Manz, denn als ein Ader würde mir das Stück zu groß sein. Doch was ich sagen wollte: Ich habe hatte. bemerkt, daß Du neulich noch am unteren Ende dieses Ackers, der abgeschnitten hast. Du hast es vielleicht getan in der Meinung, Du ieht mir gehört, schräg hineingefahren bist und ein gutes Dreied werdest das ganze Stück an Dich bringen, und es sei dann so wie so Dein. Da es nun aber mir gehört, so wirst Du wohl einsehen, daß ich eine solche ungehörige Einkrümmung nicht brauchen noch dulden kann, und wirst nichts dagegen haben, wenn ich den Strich Gwieder gerade mache! Streit wird das nicht abgeben sollen!"

Dabei schenkte Brand aber auch fremden Kindern seine Aufmerksamkeit, sah ihren Spielen zu, ermunterte die Schüchternen, ging den Ungeschickten zur Hand, beschüßte die Unterdrückten und hatte eine beneidenswerte Art, die Ueber­mütigen und Tyrannischen zurechtzuweisen. Durch eine kurze Bemerkung, einen Blick verstand er zu bändigen, ohne zu empören und zu erbittern.ila stun

300 opols

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( Fortsetzung folgt.)

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Got this andred to do is noth

o- dog this?

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Marti erwiderte ebenso kaltblütig, als ihn Manz angeredet hatte:" Ich sehe auch nicht, wo Streit herkommen soll! Ich denke, Du hast den Acker gekauft, wie er da ist, wir haben ihn alle gemein­schaftlich besehen, und er hat sich seit einer Stunde nicht um ein Haar verändert!"

" Larifari!" sagte Manz, was früher geschehen, wollen wir nicht

Romeo und Julia auf dem Dorfe. aufrühren! Was aber zu viel ist, ist zu viel, und alles muß zuletzt

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Seldwyler Geschichte von Gottfried Keller . Nachdruck verboten. Inzwischen hatten die Väter die Aecker fertig gepflügt und in frischduftende braune Fläche umgewandelt. Als nun, mit der letzten Furche zu Ende gekommen, der Knecht des einen halten wollte, rief sein Meister: Was hältst Du? Kehr noch einmal um!"- Wir find ja fertig!" sagte der Knecht.-Halt's Maul und tu, wie ich Dir jage!" sagte der Meister. Und sie kehrten um und riffen eine tüchtige Furche in den mittleren herrenlosen Acker hinein, daß Kraut und Steine flogen. Der Bauer hielt sich aber nicht mit der Beseitigung derselben auf, er mochte denken, hierzu sei noch Zeit genug vorhanden, und er begnügte sich, für heute die Sache nur aus Sem Gröbsten zu tun. So ging es rasch in die Höhe empor in sanftem Bogen, und als man oben angelangt und das liebliche Windeswehen eben wieder den Kappenzipfel des Mannes zurück­warf, pflügte auf der anderen Seite der Nachbar vorüber mit dem Zipfel nach vorn und schnitt ebenfalls eine ansehnliche Furche vom mittleren Acker, daß die Schollen nur so zur Seite flogen. Jeder sah wohl, was der andere tat, aber keiner schien es zu sehen, und fie entschwanden sich wieder, indem jedes Sternbild still am anderen vorüberging und hinter diese runde Welt hinabtauchte. So gehen die Weberschiffchen des Geschicks aneinander vorbei, und was er webt, das weiß kein Weber!"

Es kam eine Ernte um die andere, und jede sah die Kinder größer und schöner und den herrenlosen Acker schmäler zwischen seinen breitgewordenen Nachbarn. Mit jedem Pflügen wurde ihm hüben und drüben eine Furche abgerissen, ohne daß ein Wort dar über gesprochen wurde, und ohne daß ein Menschenauge den Frevel zu sehen schien. Die Steine wurden immer mehr zusammengedrängt und bildeten schon einen ordentlichen Grat der ganzen Länge des Ackers nach, und das wilde Gewächs darauf war schon so hoch, daß die Kinder, obgleich sie gewachsen waren, sich nicht mehr sehen konnten, wenn eines dies- und das andere jenseits ging. Denn sie gingen nun nicht mehr gemeinschaftlich auf das Feld, da der zehn­jährige Salomon oder Sali, wie er genannt wurde, sich schon wacker auf seiten der größeren Burschen und der Männer hielt, und das braune Brenchen, obgleich es ein feuriges Dirnchen war, mußte bereits unter der Obhut seines Geschlechts gehen, sonst wäre es von den anderen als ein Bubenmädchen ausgelacht worden. Den­noch nahmen sie während jeder Ernte, wenn alles auf den Aeckern war, einmal Gelegenheit, den wilden Steinkamm, der sie trennte, zu besteigen und sich gegenseitig von demselben herunterzustoßen. Wenn sie auch sonst keinen Verkehr mehr miteinander hatten, so schien diese jährliche Zeremonie um so sorglicher gewahrt zu werden, als sonst nirgends die Felder ihrer Väter zusammenstießen.

Indessen sollte der Acker doch endlich verkauft und der Erlös einstweilen gerichtlich aufgehoben werden. Die Versteigerung fand an Ort und Stelle statt, wo sich aber nur einige Gaffer einfanden außer den Bauern Manz und Marti, da niemand Lust hatte, das seltsame Stückchen zu erstehen und zwischen den beiden Nachbarn zu bebauen. Denn obgleich diese zu den besten Bauern des Dorfes gehörten und nichts weiter getan hatten, als was zwei Drittel der übrigen unter diesen Umständen auch getan haben würden, so sah man sie jest stillschweigend darum an, und niemand wollte zwischen

eine ordentliche gerade Art haben; diese drei Aeder sind von jeher so gerade nebeneinander gelegen, wie nach dem Richtscheit gezeichnet, es ist ein ganz absonderlicher Spaß von Dir, wenn Du nun einen solchen lächerlichen und unvernünftigen Schnörkel dazwischen bringen willst, und wir beide würden einen Uebernamen bekommen, wenn wir den krummen Zipfel da bestehen lassen. Er muß durch­aus weg!"

Marti lachte und sagte:" Du hast ja auf einmal eine merk­pürdige Furcht vor dem Gespötte der Leute! Das läßt sich aber ja wohl machen; mich geniert das Krumme gar nicht; geniert es Dich, gut, so machen wir es gerade, aber nicht auf meiner Seite, das gebe ich Dir schriftlich, wenn Du willst!"

Rede doch nicht so spaßhaft," sagte Manz, es wird wohl ge­rade gemacht, und zwar auf Deiner Seite, darauf kannst Du Gift nehmen!"

Das werden wir ja sehen und erleben!" sagte Marti, und beide Männer gingen auseinander, ohne sich weiter anzublicken, vielmehr starrten sie nach verschiedener Richtung ins Blaue hin­aus, als ob sie da Wunder was für Merkwürdigkeiten im Auge hätten, die sie betrachten müßten mit Aufbietung aller ihrer Geistes­träfte.

Schon am nächsten Tage schickte Manz einen Dienstbuben, ein Tagelöhnermädchen und sein eigenes Söhnchen Sali auf den Acker hinaus, daß sie das wilde Unkraut und Gestrüpp auszögen und auf Haufen brächten, damit nachher die Steine um so bequemer weg­gefahren werden könnten. Dies war eine Aenderung in seinem Wesen, daß er den kaum elfjährigen Jungen, der noch zu keiner Arbeit angehalten worden, nun mit hinaussandte, gegen die Ein­sprache der Mutter. Es schien, da er es mit ernsthaften und ge­falbten Worten tat, als ob er mit dieser Arbeitsstrenge gegen sein eigenes Blut das Unrecht betäuben wollte, in dem er lebte, und welches nun begann, seine Folgen ruhig zu entfalten. Das aus­gesandte Völklein jätete inzwischen lustig an dem Unkraut und hadte mit Vergnügen an den wunderlichen Stauden und Pflanzen aller Art, die da seit Jahren wucherten. Denn da es eine außer­ordentliche, gleichsam wilde Arbeit war, bei der keine Regel und feine Sorgfalt erheischt wurde, so galt sie als eine Lust. Das wilde Zeug, an der Sonne gedörrt, wurde aufgehäuft und mit großem Jubel verbannt, daß der Qualm weithin sich verbreitete und die jungen Leutchen darin herumsprangen, wie besessen. Dies war das leßte Freudenfest auf dem Unglücksfelde, und das junge Brenchen, Martis Tochter, kam auch hinausgeschlichen und half tapfer mit. Das Ungewöhnliche dieser Begebenheit und die lustige Aufregung gaben einen guten Anlaß, sich seinem kleinen Jugendgespielen wieder einmal zu nähern, und die Kinder waren recht glücklich und munter bei ihrem Feuer. Es kamen noch andere Kinder hinzu ,. und es sammelte sich eine ganz vergnügte Gesellschaft; doch immer, sobald sie getrennt wurden, suchte Sali alsbald wieder neben Vrenchen zu gelangen, und dieses wußte desgleichen immer ver­gnügt lächelnd zu ihm zu schlüpfen, und es war beiden Kreaturen, wie wenn dieser herrliche Tag nie enden müßte und könnte. Doch der alte Manz kam gegen Abend herbei, um zu sehen, was sie aus­gerichtet, und obgleich sie fertig waren, so schalt er doch ob dieser Lustbarkeit und scheuchte die Gesellschaft auseinander. Zugleich zeigte sich Marti auf seinem Grund und Boden, und seine Tochter gewahrend, pfiff er derselben schrill und gebieterisch durch den