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um Wälder und ließ die schlafenden Ufer hinter sich; und als die[ das Linnen auf dem Bleichplatz vom Tau der fühlen Nächte erweicht Morgenröte aufstieg, tauchte zugleich eine Stadt mit ihren Türmen und von Luft und Sonne wieder getrocknet und gebleicht werden. aus dem filbergrauen Strome. Der untergehende Mond, rot wie So glaublich dies für den ersten Augenblick auch erscheinen mag, Gold, legte eine glänzende Bahn den Strom hinauf, und auf dieser bleibt doch zu bedenken, daß die fliegenden Fäden und Flocken zu tam das Schiff langsam überquer gefahren. Als es sich der Stadt nächst nicht durch die Secbstwinde aufgehoben näherte, glitten im Froste des Herbstmorgens zwei bleiche Gestalten, werden können, da man erfahrungsgemäß den Altweiberdie fich fest umschlungen, von der dunklen Masse herunter in die sommer nur nach einem oder einigen stillen, sonnigen talten Fluten.
Herbstfäden.
Von C. Schenkling.
Herbsttagen und zwar erst in den Nachmittagsstunden fliegen sieht, wogegen an trüben, nebligen Tagen oder bei windigem Wetter nichts davon zu spüren spüren ist. Und was die Taubleiche anlangt, so bleibt wieder die Frage offen, wo fie vor sich gehen soll? In der Lift würden sich die durchnäßten Fäden nicht schwimmend halten tenuen, vielmehr würden sie sinten und am Boden, der dann auch feucht ist, so festhaften, daß sie nicht, wenigstens nicht in ihrer blendenden Reine, losgelöst werden tönnten.
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Eine lieblichere Erscheinung als das Segeln der blendend weißen Fäden in der ruhigen, sonnigen Herbstluft gibt es wohl faum. Ist Mit dieser Erklärung war's also nichts; man verlangte nach es doch, als fühle Mutter Natur das Ende ihrer schaffenden Tätig einer anderen, treffenderen, und diese gab Blackwell. Er berief sich feit herannaben und als raffe sie darum noch einmal alle auf die außerordentliche, fast unwägbare Leichtigkeit der Fäden und Kraft zusammen, um die goldig- sonnigen Herbsttage mit zauber- Flocken, deren Aufschweben durch die während der wärmsten Stunden haften Gebilden und poetischer Schönheit auszuschmüden. Darum ist des Tages senkrecht aufsteigende warme und daher verdünnte Luftes natürlich, wenn des Dichters Phantasie sich ihrer bemächtigt und strömung bewirkt werde, wogegen der in den fühlen Abendstunden Bilder des Lebens und der Liebe daran knüpft, oder wenn die eintretende und niederfallende tühlere Luftstrom sie wieder allschlichte Einbildungskraft des Volkes sich daran versuchte oder mählich abwärts führe. Das ließ sich schon hören und war auch wenn endlich der Forider allen Scharfsinn aufwandte, Grund ganz dem Gesetz der täglichen Luftbewegung angepakt. Allein- fo und Wesen dieser herbstlichen Erscheinung fennen zu lernen. Denn so wandte man zweifelnd ein sollte denn dieser sanfte Luftstrom ime bekannt diese auch sein mag, so dauerte es doch lange, ihre wahre stande sein, so unmeßbar geringe Fläche darbietende Fäden, die so Natur zu enträtieln. Und mit welcher Gründlichkeit dies geschah, fest an allem haften, von ihrem Befestigungspunkte losreißen zu beweist die Tatsache, daß Carus in seiner Bibliotheca zoologica tönnen? nicht weniger als 34 teils selbständige Schriften, teils Abhandlungen Da also auch diese Hypothese nicht genügen wollte, so ging in Zeitschriften und dergl. anführen kann, deren älteste aus dem man endlich nach langen Kreuz und Querzügen nach den ErJahre 1678 datiert, in denen der fliegende Sommer abgehandelt zeugerinnen, zu den Spinnen, selbst zurück und suchte aus der worden ist. Art und Weise, wie sie ihre Fäden zu produzieren pflegen, die Er Biel Kopfzerbrechen um Herkunft und Entstehung wie um die scheinung zu ergründen. Dabei fand man, daß die Spinnen ihren Bedeutung des fliegenden Sommers hat sich das Volk zwar nicht Faden nicht allein dadurch herstellen, daß sie die Spinnwarze an gemacht, wennschon es seine Phantafie wie sein Urteil auch in irgendeinen festen Puult andrüden und sich dann von diesem entAnspruch genommen hat. Der alte Wolfsglaube brachte den fliegen- fernend den Faden gewissermaßen aus sich heraushaspeln, sondern den Sommer in Verbindung mit den Göttern und nach Einführung daß sie auch imstande sind, den Faden bei emporgerichtetem Hinter des Christentums in eine solche mit Gott und Maria, was aus den leibe, wie den Wasserstrahl aus dem Sprizenrohr, horizontal, schief verschiedenen Bezeichnungen leicht zu ersehen ist. In Frankreich hat und auch senkrecht von sich zu schießen und, wenn er von der Luft man den Namen fils de la Vierge( Garn, Fäden der Jungfrau), in fortgetragen wird, daran hinaufklettern, um auf ihm fortzufliegen. Italien filamenta della Madonna( Madonnenfafer), in England Es gibt unter den Spinnen nämlich gewisse Gattungen, die nicht gossomer( Gottesschleppe), im südlichen Deutschland Mariengarn , ein Fangnez herrichten, sondern einzelne Fäden in die Marienfaden und Frauensommer genannt. Die Bezeichnungen Luft ichießen und darauf in der Luft, umheriegeln, sobald Matthäus- oder Gallusiommer, die sich auf die Zeit des Ericheinens die Adhäfion der Fäden mit dem bewegten Luftstrom stark genug beziehen, beziehen sich wenigstens noch auf zwei Heilige, wohingegen ist, um sie tragen zu können. So fand der Naturforscher Charles die schwedische Bezeichnung Dvärsgnät( Zwergnest) schon mehr Darwin einft 60 Seemeilen von jeglichem Lande entfernt, viele einen abergläubischen und die norddeutsche, Altweibersommer, Tausende von fleinen rötlichen Spinnen, jede auf ihrem Faden gar einen satirischen Beigeschmack bat. Mit der Namen segelnd, sich auf sein Schiff niederlassen. gebung glaubte das Volk die Erscheinung abgetan zu Auf Grund dieser Beobachtung weiß man also, daß der fliegende haben und überließ das weitere den Gelehrten. Und feltfam Sommer von gewissen Spinnengattungen und Arten, den sogen. genug waren die Hypothesen, die im Laufe der Zeiten von wissen Kleinwebern, direlt in die Luft geschossen und vermöge seiner Leichschaftlicher Seite über Wesen und Entstehung der Herbstfäden auf- tigfeit von ihr fortgetragen wird. Durch Berwicklung und Ver gestellt wurden. So sah man sie als feine Nege aus getrocknetem einigung der einzelnen Fäden während des Fluges vergrößern sich Lau gesponnen" au, man meinte, daß sie aus derfelben Substanz dieselben zu den bekannten langen Strähnen und bauschigen Flocken, bestehen mögen wie die großen weißen Wolken, die zur Sommer- wie sich ja die feinen Dunstbläschen durch mechanische Verschmelzung zeit erscheinen". Der Wahrheit näher kommen schon einige fran- auch erst während des Falles zu Regentropfen bilden. zösische Naturforscher, welche vermuteten, daß die Fäden aus der baumwollartigen Masse beständen, in welche die Eier verschiedener Infelten eingehüllt sind.
Aber, fönnte man wieder fragen, was veranlaßt denn die Spinnen, ihre Fäden so massenhaft in die Luft zu schießen? Auch darüber sind verschiedene Meinungen laut geworden. So jagte man, Heute weiß man, daß die Erzeuger des fliegenden Sommers daß die jene Fäden erzeugenden Spinnen auf diesen dem kleinen winzige Spinnen sind, die diese Fåden in die Luft schießen und Insektenbeer nachzögen, das an schönen Tagen die höheren Luftauf ihnen durch die Gefilde des Aethers segeln. Spinnenfäden schichten zu bevölkern pflegt: indem der Faden durch einen Mückenfind es also, die als fliegender Sommer" an schönen Herbst- schwarm streiche, diene er gewissermaßen als Reimrute, was durch tagen in der Luft schwimmen, als zarte Flaggen an allem die an den fallenden Geweben hängenden Infektenreste deutlich beGezweig wehen, oder auch den Wanderer auf der Landstraße, den wiefen werde. Man faßte die fragliche Erscheinung auch von Spaziergänger auf Wiesen und Auen umstricken und nicht selten idyllischer Seite auch und behauptete, daß die Luftschiffer
nötigen, sein Geficht abzureiben, woselbst die klebrige Beschaffenheit der Fäden einen eigenartigen Rizel erzeugt. Von der Menge der Fäden gewinnt man eine Vorstellung, wenn man bei tiefem Sonnenstand über ein Stoppelfeld der Sonne entgegenschreitet. Nicht nur zwischen den einzelnen Stoppeln sind die Fäden ausgespannt und erglänzen im Sonnenschein, auch Steine und Erdklumpen find unter einander mit solchen verbunden, so daß jede Vertiefung überbrüdt erscheint, was namentlich dann einen herrlichen Anblid gewährt, wenn an den Fäden blizende Tautropfen hängen, in denen die Strahlen der Morgensonne ihr feuriges Spiel treiben.
Wenn also über den Ursprung der Herbstfäden kein Zweifel mehr besteht, da mikroskopische und chemische Untersuchungen fie als Spinn stoff der Spinnen fennen gelehrt haben, jo fönnte man doch darüber verschiedener Meinung sein, wie die einzelnen Fäden zu so großen langgezogenen Floden zusammengeballt und in die Luft erhoben werden, aus der sie schließlich langsam niederfallen. In der Tat berührt diese Frage den eigentlichen Kern der ganzen Erscheinung und es find darüber die Ansichten der Beobachter und Forscher weit auseinander gegangen.
Einerseits wurde angenommen, daß die im September und Oktober herrschend werdenden stärkeren Binde an allen Ecken und Enden die Spinnenfäden zusammenfegen, anemanderfleben, inäuelartig ballen, von ihrem letzten Anbeitungspunkte losreißen und entführen. Waldemar, einer der Hauptschriftsteller über Spinnen, glaubte, daß die Reinheit nd blendende Weiße der Flocken dadurch entstanden sei, daß sie wie
„ Liebhaber sind, die auf dem Mädchensommer reiten,
Der tändelt in der flatterhaften Sommerluft Und doch nicht fällt."
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Man ließ auf solchen Luftreisen die Spinne ihre Hochzeit feiern! Andererseits nahm man auch an, daß die Spinnen im Gefühl des fommenden Winters sich durch Entledigung ihres nunmehr überflüssig gewordenen Spinnstoffes für die Kälte unempfindlicher und zur Üleberwinterung geschickter machen wollten. Die allein richtige Erklärung für die Veranlassung zur Entstehung des Altweibersommers gab unser größter deutscher Spinnentenner A. Mange. Zuerst war es ihm darum zu tun, die Luftschifferinnen selbst zu ermitteln und er Ternte als solche namentlich die kleinen grauen Sack- oder Luchsspinnen, auch einige Krabbenspinnenarten, bauptsächlich aber die Gattung der eigentlichen Weberspinnen fennen, jämtlich Arten, die während des Sommers an feuchten Orten, auf fumpfigen Wiefen, sowie an Teichen und Wassergräben sich aufhalten. Sie haben, nach Mange, die Gewohnheit, gegen den Herbst hin aufs Trodene zu wandern was he eben mit Hilfe der in die Luft geschossenen Fäden tun und weshalb die Erscheinung als herbstliche Wanderung anzusehen sei.
So find alfo jene schimmernden Fäden nichts anderes als Luftschiffe, auf denen die fleinen fühnen Aviatikerinnen nach anderen Orten segeln, wofelbft sie gegen die Unbilden des nahenden Winters besser geschützt sind.