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berkeln und derartige Geschichten, dazu Magenkrebs  , total| sabungswidrig. Als fie einen Senker Efeu auf Gorringers Grab ruinierte Nerven und Schlaflosigkeit sind ja die einzigen brachte, kamen ihr die Tränen und fie fagte: Schau, Gorringer, Gratisgaben, die das Land uns schenkt. Ich habe auch zer- die Medaille ist doch alleweil dein spinnetes Rad! gewesen." störte Lungen- alles geht abwärts. Nein, wenn man gefund ist, soll man ein Handwerk können oder auch Bauer fein. Aber vor allem frühzeitig hierherkommen; denn nach bierzig hat man ja ausgedient, ist alt, taugt nicht mehr. Und dann der Whisky! Trinkst Du nicht auch? ( Fortießung folgt.)

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Die Medaille.

Von Oto Krille.

Sie hing wie eine Sonne am flachen Horizont seines Alters. Für fünfzigjährige treue Dienste wurde sie in Gold verlichen und hundert Mark Geldgeschenk rollten um ihren leuchtenden Schein mit dem Geflimmer unzähliger Sterne. Dieses Bild verfolgte den alten Gorringer noch im Traume. Seit neunundvierzig Jahren diente er der Firma Rastel u. Co. mit rührender Bescheidenheit. Das hatte der Chef auch anerkannt:

Warten Sie nur, sie kommt, die Medaille, und dann machen wir ein kleines Fest. Dann werden Sie sehen, daß sich auch die Firma nicht lumpen läßt." Gott   bewahre, Gorringer hatte das nie gedacht, seine Gedanken hatten immer loyale Färbung. Hatte man ihn nicht behalten, obwohl er schon zu tapern anfing und nur noch zu fleinen Handreichungen im Lager zu gebrauchen war. Er hätte nun schon die kleine Invalidenrente beziehen und sich zur Ruhe sezen fönnen, aber die Medaille loďte mit der Unwiderstehlichkeit eines Lebensereignisses. Und die hundert Mark gaben einen fchönen Notpfennig, auf den selbst seine Frau, die Theres, spißig wurde. Ueber die Medaille dachte sie realer. Die könnte man doch ,, wegen der Ehr" nicht zu Geld machen. Wenn die alten Leute fich einmal zanften, fonnte die Theres sogar giftig werden und meinen, die Medaille sei nur das spinnete Radl", das ihr Mann im Kopfe habe. Doch Gorringer sah dem Schluß seines fünfzig­jährigen Arbeitsjahres bei der Firma Rastel u. Co. mit der stand haften Miene eines Siegers entgegen. So etwas wie ein Sieg war es ja auch. Mühe und Arbeit war sein Leben gewesen und Röstlichkeiten hatte es nur wenig gehabt. Schon als die Stiftung zur Belohnung treuer Arbeiter von einer hochherzigen Spenderin ins Leben gerufen wurde, dachte Gorringer ganz heimlich:" Ob du das wohl schaffst?" Und nun war es dicht daran. Ja, zäh war er, der Alte, und manchmal meinte er lachend zu Theres: Paß auf, ich hole mir zwei Medaillen." Dann machte fie ein schein­Jaures Gesicht und erwiderte:" Wäre mir gerade recht. Ich habe genug an den fünfzig Jahren mit so einem Lauskopf!" Angesteckt wurde sie geradezu von seinen Hoffnungen troß alles Wider­strebens. Die Medaille ward ihre nie untergehende Sonne; sie versöhnte sogar mit ihrem Schein die beiden grauen Streitföpfe. Laß es gut sein, Theres, wenn die Medaille kommt, kriegst du ein neues, warmes Jadett," sagte Gorringer, als der Wind kalt und pfiffig wurde. Wurde ihm ein Sad zu schwer, dann zog die vor feinen Gedanken schwebende Medaille das steife Rüdgrat ganz wundersam elastisch in die Höhe. Ein richtiger Talisman ward sie. Eines Tages im Herbst, als die talten Tage tamen, ward aber aus Gorringers Hüfteln ein fräftiger, pfeifender Husten, der all­mählich den ganzen Körper erschütterte. In ein paar Wochen mußte sich der Alte zu Bett legen. Der Arzt zuckte die Achseln: Eine Erfältung! Sie sind halt schon alt und nicht mehr so wider ftandsfähig!"

Signale von anderen Planeten.

Die Erörterung über die Marsbewohner, die jetzt wieder auf­gerührt worden ist, hat eine Geschichte, deren Hauptzeit in das Jahr 1892 fiel. In diesem Jahr hatte Schiaparelli, der Entdecker der Marsfanäle, seine berühmte Schrift über den Blaneten veröffentlicht, und wenige Wochen darauf folgte Flammarion   mit einem Buche, worin er die Bewohnbarkeit des Mars   einer gründlichen Erwägung unterwarf, die ihn dazu führte, wenigstens die Möglichkeit der Existenz von intelligenten Wesen auf diesem und vielleicht auch anderen Planeten anzu erkennen. In manchen Kreisen gestaltete sich diese Hypothese zu einem festen Glauben, der seinen stärksten Ausdruck in dem nach seinem Stifter benannten Breantpreis der Pariser Akademie der Wissenschaften fand. Sein Urheber war von der Wirklichkeit der Marsbewohner so überzeugt, daß er für die Erlangung seines Preises, der allerdings auf die stattliche Höhe von 100 000 Fr. be messen war, eine Berständigung mit ihnen für eine zu leichte Auf­gabe hielt. Er forderte vielmehr eine solche mit den Bewohnern eines anderen Planeten. Es erscheint heute merkwürdig genug, daß die Pariser Akademie der Wissenschaften eine Ausschreibung und Verwaltung eines solchen Preises überhaupt auf sich ge­rommen hat. Sind doch selbst die Marsmenschen den Erd­bewohnern seitdem nicht um einen Schritt näher gerüdt. Hin und wieder hat allerdings die Sehnsucht nach diesen Brüdern anderer Welten eine lebhafte Gestalt angenommen. So wurde vor etwa zehn Jahren die Behauptung aufgestellt, daß ein an einer Stelle niedergefallener eigenartiger Stein vom Mars   herstammte. Die Hochflut des Glaubens an die Marsbarohner vor 20 Jahren aber hatte eine Folge, die wegen ihres eigenartigen und liebenswürdigen Charakters der Vergessenheit entriffen zu werden verdient. Sie hat auch einen sachlichen Wert, da sie eine Antwort auf die Frage zu geben versucht, ob eine Verständigung mit den Marsbewohnern, deren Existenz vorausgesezt, überhaupt möglich wäre.

Der Schöpfer dieser fesselnden Studie war Francis Galton  , der berühmte, unlängst verstorbene Anthropologe, der gelegentlich einer Stur in einem deutschen Badeort seine Muße dazu benutzte, fich auf jene Frage eine möglichst flare Antwort zu geben. Er nahm den Fall an, daß die Marsbewohner ihrerseits mit den Signalen beginnen, daß diese auf der Erde bemerkt werden, und daß nun eine Reihe sensationeller Berichte über den Fortgang der Beobachtungen in den Zeitungen erscheint. Zunächst kommt die Nachricht, daß von Aftronomen an verschiedenen Sternwarten wunderbare Lichterscheinungen an einer bestimmten Stelle des Planeten Mars   beobachtet worden feien, ohne daß jemand eine Deutung für diese wüßte. Der Direktor des X- Observatoriums, das durch seine hohe Lage, flare Luft und ausgezeichneten Tele­ffope für Marsbeobachtungen besonders geeignet ist, wird auf­gefordert, der merkwürdigen Erscheinung seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Dieser Astronom folgt der Aufforderung und ist be­reits zur Zeit seines ersten Berichts der festen Ansicht, daß diese eigentümlichen Lichter einen absichtlichen Ursprung haben müßten, daß sie Signale feien, durch deren Vermittelung die Mars­bewohner eine Verständigung mit den Bewohnern der Erde suchen. Freilich glaubt er auch zu erkennen, daß die Marsmenschen erst bei der Generalprobe sind; wenn die Signale, wie wahrscheinlich, durch eine große Zahl gegen die Sonne gewendeter Spiegel hervor gebracht werden, so muß in der Tat ein tüchtiges Exerzitium vor­ Na," teuchte Gorringer, ich nehme es schon noch mit einem ausgehen, bis alles klappt. Doch läßt sich in nächster Zeit bereits Vierziger auf. Nach einer weiteren Woche war er nicht mehr feststellen, daß dret nach der Länge verschiedene Lichtsignale zur so zuversichtlich, aber er war ja nur krank, die Medaille bekam er Anwendung kommen: Puntt, Strich und Linie. Der Direktor fa trotzdem noch. Es ward augenscheinlich schlimmer mit ihm. Die in X. sieht sofort ein, daß dadurch eine Grundlage zur Telegraphic Theres stand den ganzen Tag mit ängstlichem Gesicht an seinem gegeben ist, glaubt aber noch nicht, daß es möglich sein werde, etwas Bett, lief von der Hausarbeit alle Augenblicke fort, um nach ihm Verständliches aus diesen Zeichen herauszubekommen. Immerhin zu sehen. Sie streichelte zitternd seine rungligen Hände. Sie baut der Direktor einen Apparat nach Art unserer Telegraphen, fahen aus wie Bergament mit tausend Lebenszeichen. Das durch den der Beobachter die Art und Aufeinanderfolge der Zeichen Sprechen machte ihm Mühe, aber lassen konnte ers nicht:" Liebe, auf einem gleitenden Papierstreifen aufzeichnen und nachträglich gute Theres, wenn ich nur noch die Medaille erlebe." Das Schick- studieren kann. Im nächsten Bericht wird bereits zugestanden, daß fal dachte anders. Nach zwei Tagen war es aus mit ihm. Bis die Signale mit großer Präzision erfolgen. zur Medaille hätte er noch sechs Wochen gebraucht.

Zu seiner Leiche brachten die Arbeiter von Rastel u. Co. einen schönen Kranz, und die Firma ließ sich wirklich nicht lumpen. Sie gab ihrem treuen Arbeiter ein Blumenarrangement von prächtigen Farben- dabei war es Herbst und die Blumen teuer bezahlte das Begräbnis und gab der Theres außer Gorringers Lohn für die laufende Woche noch fünfzig Mark extra.

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" Schade, jammerschade, nun hat er die Medaille doch nicht mehr bekommen. Und ich habe ihn schon angemeldet," sagte der Chef. Nach sechs Wochen kam vom Kuratorium der Stiftung die Medaille. Rastel u. Co. mußten aber leider erklären, daß ihr Jubilar schon in die Gefilde gezogen war, wo weder Geld noch Medaillen nötig waren, weil eine radikale Gleichheit den Siebzig­jährigen wie den Zwanzigjährigen fraß. Nun mußte ein anderer biz Medaille bekommen, der vielleicht ebenso sehnlich darauf

wartete.

Die Theres machte den schüchternen Versuch, wenigstens die Hundert Mark für sich zu retten. Man erklärte ihr, das fei

Nachdem noch eine Nacht mit Beobachtungen und Aufzeichnun­gen vergangen ist, die aber infolge ungünstigen Wetters unvoll­ständig und gleich rätselhaft wie die früheren find, erscheint endlich in den Abendausgaben sämtlicher Zeitungen in fettem Druck die Depesche: Vollständige Entzifferung des ersten Teils der Nach­richten vom Mars  ; alles Nähere morgen." Der nachfolgende Be­richt erklärt, daß der erste Teil der Lichtfignale ohne Zweifel die Bedeutung gehabt habe, für die Reihenfolge der Zahlen bestimmte telegraphische Zeichen, aus den verfügbaren Elementen: Punkt, Strich und Linie zusammengesett, zu vereinbaren. Zuerst wurde die Höhe der Zahlen in Punkten angegeben, also nacheinander ein, zwei, brei usw. Punkte; dann folgte jedesmal ein Strich, und darauf je eine Kombination der drei Glemente zu einem zwei­gliedrigen Worte. Die Deutung lag nahe: die Punkte gaben die Höhe der Biffer, der folgende Strich bedeutete ein Gleichheits­zeichen und das zweigliedrige Sigel am Ende gab das Zeichen, das fürderhin die betreffende Bahl vertreten sollte. Die einzelnen Glieder der Botschaft wurden durch angemessene Baufen vonein­