ander abgehoben. Nun wurden mit den gewonnenen ZeichenAdditionen, Subtraktionen, Multiplikationen und Divisionen durch-geführt; dabei wurden weitere Zeichen für unser:„plus, minus,multipliziert mit, dividiert durch" erkannt. Auch für die Dezimal-zahlen war bereits durch ein einfaches, unserm Komma ent-sprechendes Sigel gesorgt. Die einfachen Ziffern gingen in diesemSignalsystem nur bis zur 7, also an Stelle der K trat wie beiunserer ist schon ein doppeltes Zeichen. Dies kam wohl daher,daß im ganzen nur 9 zweigliedrige Zeichen aus den angenommenendrei Elementen gebildet werden konnte», wovon aber noch je einsfür die Bezeichnung der 0 und des Kommas im Dezimalbruch inAnspruch genommen wurde. Es blieben also nur für die Zahlen1— 7 solche Sigel übrig, wie sie unseren einfachen Zahlen ent-sprechen, während die 8 wie unsere 19 geschrieben wurde. DerDirektor des X-Observatoriums meint, daß diese Schreibart viel-leicht nur für den vorliegenden Zweck von den Marsbewohnern an-genommen worden sei. Nach einer größeren Pause folgte eineandere Nachricht in der Gestalt von drei Zahlenreihen mit be-gleitenden, bisher nicht angewandten Zeichenkombinationen. Eswar für den Astronomen nicht schwer, diese neue Aufgabe zulösen; die drei Zahlenreihen bedeuteten die mittlere Entfernungder Hauptplanetcn von der Sonne, ihre Durchmesser und ihre Um-drehungszeit um ihre Achse. Als Einheit hatten dabei die Mars-bewohner entgegenkommend die Erde gewählt, da sie annehmenkonnten, dah sie so leichter verstanden werden würden. Dannkamen die Gesehe des Kreises an die Reihe, dann die Zeichen fürregelmäßige Bielecke usw. So kommt schon allmählich ein kleinesVokabularium zusammen, das eine wertvolle Ergänzung noch ineiner Bilderschrift findet, durch die z. B. das System des Saturnmit seinem Ringe, ferner das Sonnensystem mit den Hauptplanetenzur Darstellung kommt, wobei die früher dafür angewandten Zeichenihre Bestätigung erhalten. Durch die angegebenen Signalreihenwurden im ganzen schon 28 Worte festgestellt. Daß in ähnlichemSinne fortgefahren und dadurch das Vokabularium erweitert wer-den kann, kann keinem Zweifel unterliegen. In der Tat konnteGalwn sagen, daß er bewiesen habe, die Verständigung zwischenbenachbarten Planeten sei möglich, wenn--Was hinter diesem„wenn" steckt, mag jeder sich selbst sagen.g, Gegenseitige Dx\fcund orgamrche Entwicklung.Von W i lh e bm Bölschc.< Schluß.)Ter absolute Gesellschaftsschutz für jedes Individuum bei unsMenschen sollte allmählich die Rasse verschlechtern, indemdas ewig wahllos hilfsbereite Mitleid auch alle Krüppel undMinusvarianten aufpäppele und weiterzüchteu helfe. Darwinkannte den Einwurf und hat im fünften Kapitel seiner„Abstam-mung des Menschen" auch eine gewisse sachliche Berechtigung zu-geschrieben, doch hütete er sich, antiethischc Folgerungen daraus zuziehen, für die er, wenn die Sache zum Entweder-Oder kam, ebennie entschieden zu haben war. Andere, die keine Darwins waren,haben uns dagegen nahegelegt, die Methode der alten Spartanerwieder in unseren darwinistisch reformierten Moralkodex aufzu-nehmen, nach der krüppelhaft erscheinende Kinder sofort beseitigtwerden.Gegen diese ungeheuerliche Folgerung ist zunächst zu sagen,daß der Inhalt und damit der mögliche Wert der menschlichen In-dividualität ein zu verwickelter ist, um hier treffend ein Normal-fchema durchführbar zu machen. Gewiß erfüllt der Anblick einesvon Geburt oder doch schon früh mit unheilbarem Leid belastetenKindchens mit Trauer und mahnt an das Wort des Sophokles voniNichtgeborensein, das besser wäre. Aber wir lesen auch die Ge-schichte der Helen Keller, die als Kind schon blind und taubstummwurde und deren Geistesleben doch eine weckende und gebendeKraft für die Menschheit geworden ist. Ich erinnere mich des tiefenEindrucks, den der Berliner Moralphilosoph Georg von Gizycki aufmich wie andere machte: er mußte sein Leben lang gelähmt ineinem Wägelchen gefahren werden, nur so erschien er als Professorvor seinen Hörern— und doch war er ein Mann von vorhildlichersittlicher Vollendung und ein wahrer Held für seine Ideen. Wo istder Arzt, der hier den vollkommenen Mut zum Propheten hätte;und wo einer den leichtsinnigen Mut hätte, wie unsagbar verhäng-nisvoll könnte sein Werk werden I Goethe wurde als äußerstschwaches Kind scheintod geboren und wäre sicherlich jenemSpartanergesetz verfallen. Die Veranlagung zur Schwindsuchthätte Spinoza ausgemerzt, ehe er die Möglichkeit gehabt hätte, seinder Menschheit unschätzbares Gehirn zu entfalten. In unsererKultur kann„Individualität" einen so raffinierten Geisteswert fürirgendeine Spezialität bedeuten, daß das physische Wort„Krüppel"unmöglich dagegen aufkommt.Wo aber wirklich die unbedingte MinuLvariante, der geboreneIdiot, der trostlos Sieche in Frape kommen, da scheint eS mir unendlich viel wichtiger, daß selbst sie als Prüfstein gewissermaßen zuunserer ethischen Gesamterziehung beitragen, als daß sie UNS zueiner kulturell verjährten Barbarei zurück nötigen; womit ich fastDarwins eigene Worte zu diesem Punkt wiederhole.Auf den wohl entscheidendsten praktischen Ausweg für dieDauer aber hat vor Jahren schon Alfred Ploetz hingewiesen: daßeS eben die Parnllclaiifgabe unserer Kultur neben der Durch-führung des absoluten Hilfs» und Mitleidsprinzip sein müsse, durchimmer intensivere Fürsorge und Umsicht teils auf wirtschaftlichem,teils auf medizinischem Gebiet die Entstehungsmöglichkeiteu solchervölligen Minusvarianten vorsorgend immer mehr auszuschalten,sowie auf der anderen Seite allen Treffern und Plusvariantenmöglichst ausgiebig die Bahn zu ebnen.Es ist gewiß tausendmal schlimmer im Sinne vernünftigerAuslese, wie viel famose Talente heute durch wirtschaftliche Zu-fälle, Mangel der Erziehung und allerhand Wirrwarr unseresKulturlebens nicht zum Ausleben kommen, also trotz aller bestenAnlagen sozusagen im Leben und vom Leben selber nicht zur reifenGeburt gebracht werden, als daß wir ein paar arme Krüppel undIrre mit durchfüttern.Also an dieser Stelle wird auch nicht die wahre Hilfsethik mitdem Darwinismus zusammenprallen, sondern viel eher ein gutStück fauler sozialer und pädagogischer Zustände von heute.Inzwischen ist das alles aber gesagt eben vom Standpunkteiner gewissen ahsoluten Gültigkeit des Darwinschen Zuchtwahl-gedankcns. Man kann aber, wie ich gern zugebe, auch auf demBoden der Entwicklungslehre stehen und doch diesen Gedanken überdie Methode der Entwicklung verwerfen.So hat beispielsweise Paul Kammerer in Wien betont, daßdas Prinzip der gegenseitige» Hilfe zwar ein grundlegendes Ent-Wicklungsprinzip der organischen Welt von Anfang an gewesenfei, daß es aber nicht selber erst durch die Zuchtwahl heraus-gearbeitet und ihr untergeordnet sei.Ich für mein Teil sehe in der Zuchtwahl immer wieder etwasso verflixt Logisches, daß theoretisch schwer dagegen anzukämpfenist. Kein Gedanke entspricht bisher so einfach dem größten Bilde,das wir überall doch im Kosmos haben, in Sternsystemen wietierischen oder pflanzlichen Organisationen und im menschlichenKulturfortschritt: dem Uebergang von chaotischeren Zuständen indauernd geordnete, harmonische. Da gerade oas Hilfsprinzip sodurchaus auf dem Wege einer solchen zunehmenden Harmoni-sierung wandelt, scheint es mir besonders leicht, es jener Gesetz-Mäßigkeit unterzuordnen.Gleichwohl gebe ich die Möglichkeit zu, daß in der gegenseitigenHilfe auch noch im Kern etwas Tieferes stecken könnte, das nochhinter aller Zuchtwahlmöglichkeit stände.Daß wir Menschen uns einen Heryang am einfachsten logischso oder so denken können, ist ja noch kein zwingender Beweis, daßdie Natur in ihren Verwicklungen nun auch so einfach gegangensein müsse. Das Gesetz der„Sparsamkeit", das fiir Erklärungenheute so gern und wie ein wirkliches„Gesetz" betont wird, als seies eine Grundmaxime aller wichtigen Forschung, ist vielfättig inWahrheit nur ein Faulbett für Nachbeter in der Wissenschaft, dieaus ihrem Gedankcnmangc! eine Tugend machen möchten. Mansoll sich also den Blick auch hier frei halten.Wenn das Hilfsprinzip der Auslese des Nützlichsten nicht wider-spricht, so Ivahrt es doch das, was in der.Zuchtwahltheorie immerdie Schwierigkeit gewesen ist. Solche Hilfe muß gelegentlich näm-lich als spontane Variante(zufällige Abänderung) in das Spielgekommen sein. Sonst konnte die Zuchtwahl überhaupt nichts aus-lesen und steigern. Um„herausgearbeitet" zu werden, muh aufalle Fälle zunächst etwas da gewesen sein. Woher aber auch hierwieder die Variante? Das Wort: sie tauchte zufällig auf, decktnur unsere Unkenntnis. Wir fragen nach der eigenen Gesetzmäßig-keit auch dieses„Zufalls". Die Frage ist aber dann auch immerwieder: ob diese eigene Gesetzmäßigkeit in der Variante nicht selberschon die Acußerung eines Grundprinzips bildete, und ob diesesGrundprinzip nicht eine unmittelbare Macht hatte, sich durchzu-setzen.Sicher haben toir neben der einfachen, sozusagen groben Nütz-lichkeit noch feinere Prinzipien, in denen auch>ener Zug auf dasGeordnetere, Harmonischere, echt„Kosmische" gegenüber einemChaotischeren sich durchringt, ohne daß man doch die grobe Aus-lese bloß des Passendsten im Daseinskämpfe ohne weiteres daraufanwenden könnte. Den schönsten Fall bietet unsere menschlicheKunst.Wohl ist, wie wir sind, die Kunst uns auch Zirotnölig"; aberdoch in einem eben wesentlich anderen Sinne. Sie entfaltet sichgerade da, wo der grobe Daseinskampf aussetzt. An solcher bc-freiten, entlasteten«tclle setzt sie ihr Harmonisches unmittelbarnach eigenster triebhafter Gesetzmäßigkeit wie eine Kristallbildungdurch. Sie schmiedet nicht Waffen und füttert nicht die hungrigenMägen. Dennoch versucht sie, alle Dinge für sich in Fluh zunehmen, versucht, das Bild des im Daseinskampfe gehetzten Tagesmit seinen roheren Harmonien der Schutz- und Trutzanpassung imruhigen Momente nochmals umzugießen in eine rein auf ihr eigenesGesetz gebrachte Idealform. Aus Stützbalken macht sie eine schöneSäule, aus Menschenkörpcrn Marmorstatucn, aus Luftwellen Musik,aus einem wilden Stück Geschichte voll Blut und Not ein geläu-tertes, erhebendes Drama.In höchster Form so waltet sie bei uns. Aber als dunklesWirken, mit dem ein Harmonisches sich noch unmittelbarer bewährte»als über die Nutzzuchtwahl, kommt etwas derart schon durch dieganze Natur herauf, vom Radiolar, ja von dem Kristall selber.Mag sein, daß dabei immer auch Variantenmaterial für die Nütz-lichkeitsharmonie der Zuchtwahl abgefallen ist; aber auch aus sichschon und ohne sie floß von hier ein unendliches Plus an Harmonie-Varianten ein. Wie bei uns die Technik auch gelegentlich von den