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mit gekochtem Mais und Beefsteak mit Ei bestand, und mit bisher die verschiedenen Stufen der Entwickelung auf und aus ein­einem Dußend dünner Pfannkuchen, ohne Brot und Butter, ander gefolgt find. Deshalb ist gerade von unserem Standpunkt das Fortschreiten schloß, dabei mit wahren Fluten von Eiswasser, Milch und meist kochend heißem Tee und Kaffee, in dampfender Haft des großen Unternehmens wärmstens zu begrüßen, in dem Dr. F. Müller- her Die Entwickelungsstufen der hinabgespült wurde, so konnte man den Eindruck einer ge- enfchheit" darstellen und die Richtunglinien dieser Entwidelung radezu überreich bejezten Tafel gewinnen. Aber diese Auf- aufzeigen will. Was die bisher erschienenen Bände*) dieses Werkes faffung beschränkte sich auf das Auge; der Mund vermochte besonders wertvoll macht, ist nicht nur ihr wissenschaftlicher Ernst, unmöglich etwas anderes aufzufassen als abwechselungsweise das bedeutende Wissen und die große Klarheit der Darstellung, brühheiße und eiskalte Empfindungen. Und das war, in sondern auch der Standpunkt der materialistischen Geschichtsauffaffung, einer Art, zweifellos recht gut, da Pferdefleisch, Margarine, für deren außerordentliche Fruchtbarkeit Müller- Lyer   durch sein Wert Konservierte und pulverisierte, neuerfundene und patentierte, neuerdings einen Beweis geliefert hat. Allerdings vollkommen hat sich der Autor von den Banden chemische und mineralische Surrogate auf die Dauer einem bürgerlichen Denkens noch nicht befreit. Die materialistische Geschichts­Gourmetgaumen doch nicht zusagen. Aber diese Maschinen- auffassung ist ihm ein vorzüglicher Wegweiser bis zur heutigen menschen aßen wie Hastigkeitsmaschinen und schlugen buch- Gesellschaft. Sowie er aber versucht, über diese hinauszublicken, ver­stäblich ihren eigenen Rekord, obgleich fie leider im Gegen- fällt er in allerhand ideologische Schrullen. Plötzlich soll sich die Ge faz zu wirklichen Maschinen nicht mit eisernen Mägen ichichte nach ethischen Werten, nach moralischen Gesichtspunkten richten. ausgerüstet waren.

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( Fortfegung folgt.).

Eine materialiftifche Soziologie.

Das Werk Müller Lyers.

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Nicht die Veränderungen des Wirtschaftslebens sind für sie bestimmend, sondern die Gesinnungen der Menschen. Den Klassenkampf, der in den früheren Geschichtsepochen die treibende Kraft war, sieht der Ver­faffer nun plöglich als ein Schreckgespenst vor sich, von dem er aller dings hofft, daß es die Reichen veranlassen wird, Vernunft anzu nehmen, es nicht zum Aeußersten kommen zu lassen. Und wenn die Reichen das nicht selbst einsehen, dann soll sie die öffentliche Meinung, die Stimme des öffentlichen Gewissens dazu zwingen. So wird die Ueberleitung aus der heutigen Gesellschaft in die sozialistische nicht gewaltsam und plößlich geschehen, sondern allmählich und friedlich, im Laufe von Jahrhunderten.

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1. Die historische Auffassung. Kürzlich behauptete ein deutscher Pastor in einem Buch über die proletarische Jugend, daß Schriften historischen Inhalts bei der Um diese seine Auffassung zu stützen, muß nun Müller- Lher die Jugendlichen Arbeiterschaft wenig Interesse finden. Diese Behauptung Behauptung aufstellen und verfechten, daß die Menschen im Laufe muß zunächst jeden befremden, der weiß, daß es von ernster Lektüre der Entwickelung immer milder und sanfter werden, und besonders neben naturwissenschaftlichen gerade historische Werke sind, die zu von der heutigen Welt muß er tonstatieren, daß die Umwandlung meist in unseren Bibliotheken verlangt werden, denen sich der des Kriegsstaates in den Industriestaat" im Begriffe ist, alle Gegen Bildungshunger der jungen und älteren Arbeiter zuivendet. Aber es fäge auszugleichen, der Arbeit erhöhte Würde zu verleihen, die find allerdings andere Schriften, als sie jener Pastor wohl im Auge Reichen den Wünschen der Ausgebeuteten zugänglicher zu machen. hat, denn unsere Auffassung von Geschichte und ihrem Wert unterscheidet und er, der die Vergangenheit mit so scharfem Blicke durchdringt, fich wesentlich von der bürgerlichen. Schon in der Wahl des Gegen- sieht nicht, wie die rauhe Wirklichkeit seine optimistische Auffassung standes machte sich dieser Unterschied bemerkbar. Die schönsten auf Schritt und Tritt Lügen straft, wie die Brutalität der mensch­Hohenzollerngeschichten oder die Erzählung der Heldentaten irgendlichen Natur in dem modernen Ringen ihre schlimmsten Orgien welcher Generäle läßt uns ziemlich fühl; die Geschichte der Revo- feiert, wie die Klassengegensäze immer schärfer werden, lutionen hingegen bietet uns reichstes Interesse, aber auch die Ge- und wie insbesondere gerade die höchste Entwickelung des kapita­schichte der Kultur, des wirtschaftlichen und sozialen Lebens. Doch liftischen Industriestaats" zu einer Stärkung des Militarismus, des nicht nur der Gegenstand ist es, durch den sich unsere Geschichts- Kasernengeistes, der Rücksichtslosigkeit und Grausamkeit in der barstellung von der bürgerlichen unterscheidet. Die ganze Betrachtungs- äußeren und besonders der Kolonialpolitik führt, wie sie die Welt­weise ist völlig verschieden. geschichte noch nicht gesehen hat. Alle Schandtaten der spanischen  Konquistadoren auf ihrer Suche nach Silber und Gold verblaffen neben den namenlosen Greueln, die das Kapital an völlig wehr­losen Eingeborenen im Kongo   und in Putumayo begeht auf der Suche nach Kautschuk. Und haben die Mongolenstürme, hat der dreißigjährige Krieg, hat die Völkerwanderung etwas aufzuweisen, was an Gräßlichkeit auch nur entfernt heranreicht an das Unter­nehmen, ein ganzes Volt in eine wasserlose Wüste zu treiben, um

Als um die Wende des 18. Jahrhunderts die damals noch revo­näre Bourgeoisie gegen die Mächte des Feudalstaates und des Ab­folutismus Sturm zu laufen begann, da versuchte sie vor allem, die ideologischen Stüßen zu zertrümmern, die den Bestand dieser Mächte ficherten. Sie fuchten nachzuweisen, daß die Religion nur eine Er­findung schlauer Pfaffen, der bestehende Staat eine willkürliche Ein­richtung der Despoten und ihrer Knechte sei, und manche Revolutio­näre gingen so weit, diese Kritik auch auf das Heiligtum der es dort elend verschmachten und verrecken zu lassen? Familie auszudehnen, indem sie behaupteten, auch die Ehe sei nur eine schlaue Erfindung der Pfaffen, um die menschlichen Triebe in spanische Stiefel einzuschnüren und dadurch die Menschen besser gängeln zu können.

teine Sättigung der Menschheit mit sich gebracht, sondern nur ein Nein, der Uebergang vom Kriegsstaat zum Industriestaat hat Anwachsen der Heuchelei. Der Kapitalist würgt nicht mehr mit Dieser Aufklärung" gegenüber beriefen sich die Reaktionäre" eigener Hand wie einst der Raubritter oder der Fronherr, er läßt auf die historischen Rechte". es durch seine bezahlten Knechte und durch den Staat besorgen; aber Sie wiesen nach, daß Religion, die Reichtümer, die er erpreßt, sind ungleich größer, als was jene erbeuteten, und der Druck, den er ausübt, lastet viel schwerer und auf ungleich größeren Massen. Ein Massenelend, wie das des modernen Proletariats hat feine frühere Epoche der Geschichte gekannt.

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Staat, Familie usw. feineswegs willkürliche Erfindungen wären, daß sie sich vielmehr allmählich im Laufe der Geschichte entwickelt hätten und daraus schlossen sie, daß es ein Unsinn sei, diese historisch gewordenen Gebilde abschaffen oder auch nur wesentlich ändern zu wollen. Nur eine Wandlung des Zeitgeistes" tönne vielleicht im Nun meint allerdings Müller- Lyer   selbst, die Plutokratie, die Laufe von Jahrhunderten oder Jahrtausenden etwas an diesen durch ganz Reichen, werde wohl nicht freiwillig nachgeben, obgleich er in den Stiftungen amerikanischer Milliardäre den Beginn einer frei die Geschichte geheiligten Einrichtungen ändern, nicht aber der vor­wigige revolutionäre Mensch. Je mehr nun die Bourgeoisie selbst willigen Abstoßung übergroßer Vermögen" erblidt. Ja, er spricht zur Herrschaft gelangte, um so mehr war sie geneigt, sich diese bezwingen, über dessen Bewältigung vielleicht Jahrhunderte verstreichen Philosophie der Gesättigten selbst anzueignen. Die ganze bisherige werden". Sehr tröstlich flingt diese Vorhersage gerade nicht. Wer Geschichte war nur eine allmähliche Vorbereitung auf die herrliche soll nun aber diese Macht brechen, und wie soll das geschehen? Beit der bürgerlichen Welt, der kapitalistischen   Wirtschaft. Damit fchließt nach dieser Auffassung vorläufig die Weltgeschichte. Vielleicht hier verfällt Müller- Lyer   ganz in die schon längst überwunden wird später einmal noch etwas geschehen, aber das steht noch weit geglaubte Utopie der St. Simonisten der 30er Jahre, die dann von den Anarchisten, besonders Bakunin   wieder aufgenommen

im Felde.

von dem Riesenunternehmen, die furchtbare Macht der Plutokratie zu

Es ist wohl begreiflich, daß sich die Arbeiterschaft mit dieser wurde: die Abschaffung oder doch wesentliche Beschränkung des Es ist wohl begreiflich, daß sich die Arbeiterschaft mit dieser Erbrechts. Das System des Privatkapitalismus soll also beibehalten, Anschauungsweise nicht befreunden kann. Denn das Proletariat ist aber durch die Abschaffung des Erbrechts unschädlich gemacht werden. alles eher als gefättigt, ihm erscheint der Kapitalismus keineswegs Allerdings weiß Müller- her für frühere Geschichtsepochen sehr gut, als die gottgewollte bleibende Ordnung, über die hinaus es zunächst daß die Regelung der Familie und damit auch des Erbrechts von feine Entwickelung geben soll. Ihm gilt vielmehr auch unsere

heutige Welt nur als ein Durchgangspunkt für das kommende Reich den Wirtschaftsverhältnissen der betreffenden Gesellschaft abhängt; heutige Welt nur als ein Durchgangspunkt für das kommende Reich für den Kapitalismus aber soll das plöglich anders sein, hier wird bes Sozialismus. Den Proletarier interessieren daher an der Ge­schichte weniger die einzelnen Tatsachen, als die Frage, wie weit die wirtschaftsverfassung durch die Regelung des Erbrechts geändert. fich Doch braucht auf die ökonomische Unmöglichkeit dieses Vorschlags, aus ihrem bisherigen Verlauf Schlüsse ziehen lassen die schon so oft nachgewiesen wurde, hier nicht nochmals ein­liber ihre fünftige Gestaltung, über die Richtungslinien, in denen sie verläuft. Die Geschichte ist ihm in erster Linie nicht der Schlüssel der Vergangenheit, sondern der Bukunft. Und deshalb finden auch alle Werke, soweit sie überhaupt feinem Verständnis zugänglich sind, sein lebhaftestes Interesse, die darauf ausgehen, die Gesetze des historischen Geschehens zit er gründen, die zeigen, wie sich aus den heutigen Zuständen mit der felben Notwendigkeit wieder eine neue Welt gestalten muß, wie schon

* Bd. I. Der Sinn des Lebens und die Wissenschaft," eine philosophische Einleitung des Gesamtwerkes. Bd. II. Phasen der Kultur und Richtungslinien des Fortschritts." Bd. III." Formen der Ehe, der Familie und der Verwandtschaft." Bb. IV. Die Familie." Sämtlich verlegt in J. F. Lehmanns Verlag, München. Die Phasen der Liebe" erschienen im Verlag A. Langen, München­  

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