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mit einem Stoß in der Brust, gleichzeitig denselben Namen der den ganzen Monat schlecht gewesen, war jebt ungeheuer lohnend. gedacht hätte:

-H. Maitland Wolsey!

Und trotz der Hike draußen brachte sein Eintritt eine Kältewoge mit sich, unter er einige Sekunden lang alle Hände wie im Frost erlahmten.

Einer der Hofherren, in gelbent, thakiartigem Jackett­anzug, beugte sich über den Schaltertisch und sagte anmeldend: M. Wolsey

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Herr Wolsey legte einen sehr dünnen, schwarzen Ja­farandastod mit einer großen, goldenen Krücke auf den Tisch. Darauf sagte er mit starkem Londoner Akzent:

Mr. S. Tenney Ranch, wie ich vermute? Ich freue mich sehr, Sie zu sehen, Herr S. Tenney Ranch. Wirklich, ich freue mich außerordentlich

Die übertrieben akzentuierte englische Aussprache weckte mit ihren Vokalen und abgehauenen r's ein rollendes Echo in ganzen Lokal. Es war eine klangvolle, schöne Stimme; aber etwas Kaltes, Stolzes, Hochmütiges lag in der Betonung. Herr Ranch cilte hastig hinter der Schranke hervor und ver­beugte sich:

-Wir warten seit lange..

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- Ay, sagte Mr. Wolsey. Es war seine Art, das Adverb sowohl wie die Interjektion Ja auszusprechen.

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im

der Und es gereicht dem Chikagokontor der Linie zur großen und aufrichtigen Freude, ehrenvollen Linie zur großen und aufrichtigen Freude, endlich ihren ersten Repräsentanten in den Staaten Land der Länder!- begrüßen zu dürfen! Seien Sie uns willkommen, Sir!

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Ay, sagte Mr. Wolsey.

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Wir haben, fuhr Herr Ranch fort und heftete einen unschuldsvollen Blick auf Wolsey , im Lauf eines ungewöhnlich schiveren Jahres so manchen Kampf gekämpft, so manchen harten

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Ay, ay, ay! ertönte es jetzt aus Mr. Wolseys Mund, so kräftig und Schweigen gebietend, daß Mr. Ranch er­schrocken verstummte. Er blickte den Londoner unsicher an, und ein unangenehm frischendes Gefühl stieg ihm um den Hals und die Nackenhaut empor. Je länger er schaute, desto unheimlicher erschienen ihm Mr. Wolseys Mienen, und er begann zu zittern wie ein Schaf vor einer Tigerschlange. Ay! Wo ist Mr. Roth?

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Roth rührte sich nicht aus seinem Sessel. Er hatte sich eine Zigarre angesteckt und wühlte sorglos in einem Bündel Briefe.

Wolfen.

Mr. Roth! schrie Ranch, Mr. Roth! Hier ist Mr.

So? sagte der Frachtagent und erhob sich langsam. -Ay, Mr. Roth, grüßte der Generalbevollmächtigte mit einem Lächeln, das seine elegante Maske durchleuchtete und von großer Wirkung war.

Ayich freue mich ganz persönlich und im Inter­effe der Linie, Sie zu treffen!

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Ranchs Geficht ward erst aschgrau und dann grün. Roth wechselte die Farbe.

( Fortsetzung folgt.):

Die Rettungsboje.

Von J. W. Nylander.

Auch

Jeder Schiffer in der ganzen Schifferflottille draußen bei den Riffen östlich von Island merkte, daß Sturm und Unwetter ernstester Art im Anzuge war. Um diese Jahreszeit ist auch in diesen Gewässern kaum ciwas anderes zu erwarten. Es war gegen Weihnachten, oder um genau zu sein, der Sturm begann am 18. De­zember und dauerte fünf volle Tage und Nächte.

Lange wird man sich in mancher Fischerhütte dieser Tage er innern, und alle, die selbst im Sturm draußen waren, vergessen ihn nie, ausgenommen vielleicht die Zweihundert, die nicht zurüdfamen und jetzt seit einem Jahre den ewigen Schlaf schlafen, um einen alten Ausdruck zu gebrauchen. Vielleicht ist für sie Friede und Vergessen auch über die Erinnerung an diesen legten, schwersten Kampf ihres Lebens gefallen. Wir wissen ja nichts darüber.

Wie gesagt, alle Zeichen eines nahenden Sturmes waren da. Das Barometer fiel tiefer und tiefer fünf Tage lang. Machte es zuweilen einen fleinen Sprung aufwärts, so war es nur, um sofort um so tiefer zu sinken. Druhend standen die Wolken am Himmel, und die See ging schwer mit starker Unterdünung.

Das Schleppneß war übervoll, wenn es am Schluß der Wache ein­gezogen wurde, und es war ein Vergnügen, zu sehen, wie es feinen Reichtum auf Dec ausleerte. Da läßt man es dann natürlich noch einmal herunter und versucht noch eine Wache durchzuarbeiten, und dann abermals eine, bis es endlich zu spät ist. Da rollt die See herein. Sie zerdrückt und zerbricht Skylight und Luken, wälzt sich hinunter in den Maschinenraum, löscht das Feuer unter dem Kessel aus, wirft das Fahrzeug um, drüdt es nieder und geht endlich siegesstolz über die Stelle hin, wo ihr Opfer sant, während die Kämpfenden auf den Wracksplittern rings umher einer nach dem andern zu Gott gehen.

Der Trawler Grimsby von Geestemünde war der erste, der Land suchte. In der Abenddämmerung zogen sie das Schleppnet ein und fonnten glücklich vor Tagesgrauen Anker werfen, d. h. glüd­lich im Vergleich mit vielen andern. Ein Mann war über Bord gegangen. Es mußte in dem Augenblick geschehen sein, wo das Net hereingeschwungen wurde. Niemand hatte gesehen, wie es zu­ging. Es war, wie erwähnt, schon dämmerig, und bei dem schweren Rollen und den überſtürzenden Seen hatte jeder genug mit sich selbst und seiner Arbeit zu tun. Vielleicht hätte man ihn auch noch lange nicht vermißt, wenn nicht ganz zufällig der Schiffer, der am Rade stand, einen Menschen auf einem der schäumenden Wogentämme dicht in Lee gesehen hätte.

Jm nächsten Augenblicke hat er die Rettungsboje losgerissen, die an der Barriere neben dem Ruderhäuschen befestigt ist, und wirft sie aus. Er glaubt auch zu sehen, daß der Mann sie erfaßt, und signalisiert Stopp zur Maschine. Unter seinen fräftigen Händen und nimmt eine See ein, die das Deck von vorn bis achter über­fliegt das Rad herum. Das Fahrzeug dreht sich gegen den Wind spült, während die elenden Segellappen knallend in Feßen aus­einanderspringen, und der Dampf zischend aus dem Ventil gepreßt wird. Man stürzt nach dem Boote. Man steht flar mit Tauenden und Bojen, man starrt und späht. Alles, was nur möglich ist, tut man.

Und endlich läutet der Telegraph: Bolle Kraft vorwärts. Das Fahrzeug fällt ab in seinen Kurs. Es ist entfeblich, dieses volle Kraft vorwärts", während er dort kämpft, ruft, ruft, bis die See ihn fast erstickt.

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Er hält sich fest an der Rettungsboje. Sie ist groß und neu und trägt ihn leicht. Sicher ist noch Hoffnung. Das Fahrzeug manövriert wohl nur, um wieder zurückzukommen. Ein anderes Schiff war ihnen ja nahe gewesen, als sie anfingen, das Netz einzu­ziehen. Die ganzen Sandbänke liegen voll von Fischen. Noch einmal sieht er das Licht von der Laterne im Großtopp. Nur für einen Moment blinkt es auf, und das ist das lebte, was er sieht. Aber noch fühlt er nicht die eisige Kälte im Wasser. Er merkt nicht, wie in jeder Minute die See über ihm zusammen­schlägt. Endlich fangen die Oelkleider, die bis dahin wie eine einzige Luftblase gewesen waren, an, ihn zu beschweren. Bergeblich sucht er sich davon zu befreien. Die Finger vermögen nichts mehr aus­zurichten, sie sind gleichsam erstarrt bei dem Griff um die dünne Leine an der Boje. Könnten nur die Hände festhalten, da wäre vielleicht Hoffnung! Die Boje würde ihn lange oben halten. Aber nun will sie einmal über das andere ihm entgleiten.

In einem Riemen um die Deljacke hat er sein Messer. Er zieht es heraus und schneidet eine Oeffnung in den Rand der Rettungsboje. Er bohrt die linke Hand in die Korffüllung hinein. Das ist eine Erleichterung, statt des Haltens von dem Taustropp, der in die Haut einschneidet. Tiefer gräbt er die Hand hinein. Als er auch einen Schnitt für die andere Hand machen will, gleitet ihm das Messer aus den erstarrten Fingern.

Jezt fühlt er, daß er kalt ist. Wie entschlich schwer werden ihm auch seine Kleider! Er sinkt immer tiefer, sinft. Krampfhaft hält die eine Hand noch den Stropp an der Boje. Es ist, als ver­möchte keine Gewalt mehr diese Hand zu öffnen.

Dic Rettungsboje legt sich auf die Kante, indem sie herab­gezogen wird. Bald aber schießt sie wie befreit herauf an die Oberfläche. Der Sturm erfaßt sie, wirbelt sie herum auf dem zischenden Kopf einer Welle, hebt sie auf gegen die Wolken und wirft sie endlich tief hinab in ein Wellental. In Schaum gebettet wird sie hier gewiegt, dann abermals in die Höhe geworfen, von einer neuen Woge erfaßt, und so geht es in wirbelndem Sturm von Welle zu Welle tagelang.

Endlich erfaßt ein fräftiger Strom sic, und nun wird sie Wochen hindurch bald nach Norden, bald nach Often getrieben. Sie hätte in einem der herrlichen norwegischen Fjords landen können. aber noch ist sie leicht genug, um einem Sturme Windfang zu geben, der sie nach Westen schickt. Bald begegnet sie dem Treibeise.

Eine Welle hebt sie auf einen Eisfuß, und als die Scholle unter Krachen und Tosen mit einer andern zusammenprallt, ist die Boje nahe daran, zu zerbröckeln. Die weiße Farbe wird abgescheuert. Geestemünde, was in großen, roten Buchstaben gemalt ist, wird fast unleserlich, und Grimsby bis auf den letzten Buchstaben aus­gelöscht. Es wird eine gefährliche und grausige Fahrt zwischen entsetzlichem Eisschrauben unter flammendem Nordlicht.

Endlich ist die Polarnacht vorüber. Es wird Frühling, und wieder kommt Leben in die Eisgefilde. Alfen, Möwen und Labben Selbstverständlich hätte man schon früher an Land gehen müssen. lassen sich neben der Rettungsboje nieder, und als sie merken, daß Aber jedermann weiß, wie schwer es ist, gerade dann abzubrechen, es ein toter Gegenstand ist. hacken sie neugierig hinein. Eines wenn eine Sache eben anfängt, gut zu gehen. Und der Fischfang, Tages sireist sie während ihrer Fahrt eine große, alte Klapp­