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Pol. Aber

müße, die auf dem Wasser ihr Mittagsschläfchen hält. Schlaf- In der Literatur steht er gestempelt da als eine Art mos fein trunken bohrt diese ihre scharfen Zähne hinein, aber als sie merkt, derner das Graußig Dämonische, be daß es kein Eisbär ist, taucht sie beschämt unter. fanntes Wachsfigurenkabinett, angefüllt mit Mördern, Selbstmördern, Allmählich ist die Boje immer weiter ins Treibeis hinein- gigantischen Verbrechern, Rosenkreuzern, Leichen, Sadisten, Indern, gekommen. Grönlands   schimmernde, eisbekleidete Küstenberge Fatiren, Brahmanen, Sterngudern, Nahtwandlern, Albinos, Ana­steigen aus dem Meere auf. Aber die, die so lange die schwere tomen, Magiern, Sezierten und fünstlich belebten Gespenstern, seine Last eines Mannes mit seiner Not und Angst getragen hat, fängt Freude am Erzentrischen, Verruchten, Grauenvollen ist ja nur eine an, selbst schwer zu werden. Jekt hebt sie sich gar nicht mehr über Seite, die Nachtseite seines fünstlerischen Wesens. Mit sprungbereiten das Wasser. Und da geschah es, daß eines der Fangboote von der Sinnen durchläuft er die Geheimnisse unferes von Rätseln umgebenen guten Eismeerschute Polaris sie eines Tages im Mai, fast bereit dunklen Lebens. Er sucht überall Schatten, wie um gewisse Nacht­zu finken, findet und mit an Bord nimmt! stunden die seelenlosen Schemen der abgestorbenen Himmelsförper Da liegt sie im Sonnenschein auf der Großlute, als meine lebensgierig sich in das Reich der Sichtbarkeit schleichen und durch Wache auf Deck kommt. Fast mit Ehrfurcht betrachten wir alle fremdartig zögerndes Gebärdenspiel, das ein unbestimmtes Grauen fic. Tief beklagen wir sein Geschick und denken auch an die Sei- wedt, Verständigung tauschen. Diesseits gerichtete Menschen wird nigen, vielleicht eine Frau und viele Kleine, vielleicht eine Braut! der Hoffmanneste, Pochafte transzendental- phantastische Mehrink Noch glauben wir die Merkmale seiner linken Hand zu sehen, weniger anziehen, als die, Tagseite" feines Talentes: seine glänzende die ein tiefes Loch in die feste Korffüllung gegraben hat. Der Begabung im Fronisch- Humorvollen. Hier hat er eine ebenso starte per­Schnitt, den er mit der anderen Hand hat machen wollen, ist nur sönliche Art. Es ist ein galliger Bodensatz in seiner oft sozialen Satire, ge­ein paar Zoll lang. Hier fiel ihm das Messer aus der Hand. wiß, aber die komisch- trockene Art des Vortrags, seine fühl- verächtliche Wir sehen, wie das Eis die Boje in seine entschliche Umarmung Sfepsis in der Karifierung gewiffer aften, Bonzen und Snobs geschlossen hat, wie es feilte und schabte, um die Farbe auszu- laffen doch stets bei seinen wißigen Ein- und Ausfällen, bei seinen löschen; sehen, wie die gefräßigen Eismeervögel in die roten Buch- scharfgeschliffenen Pointen ungemischte Heiterfeit aufkommen. So staben hackten, die sie wohl für geronnenes Blut hielten. Da sind 3. B. wenn er in einem schauerlich grotesken Rahmen plöglich die auch die Spuren von den Zähnen der Klappmüße. Ohne Frage war nach Barchent und Wochenbett duftende, von Th. Th. Heine   und Gul­es eine solche und nicht ein gewöhnlicher Seehund. Kein anderer bransson so oft mit Klassischem Stift festgehaltene Bastorentveibche Seehund auf der ganzen Welt würde diese Zeichen seiner Zähne als eine glattgescheitelte fächsische Betthäfin mit blauen Gänseaugen hinterlassen. Da stehen sie deutlich, diese vier kleinen Grübchen erscheinen läßt usw. Neben den föstlichen Satiren und tollem Ge­zwischen den Löchern der grausamen Eczähne des Oberkiefers, und spensterspuk stehen ein paar pessimistische Reisebriefe über Montreur zwei fleine Vertiefungen zwischen den Merkmalen der Eckzähne und Prag  , an denen Heinrich Heine  , der immer noch unerreichte fati­im Unterkiefer. Es ist, als läse man zierlich mit Feder und Tinte rische Reisebriefichreiber, sicherlich seine helle Freude gehabt hätte. geschrieben auf der Etikette in einem Museum: Klappmüße, Cysto- Gerhard Dudama Knoop: Unter König Max. " Es ist doch gut, zu wissen, daß er es nun schon lange über- Münchener Roman.( Egon Fleischel u. Co., Berlin  .) Gott   sei Dank einmal fein moderner Münchener   Maler- und Literaturroman, Marke standen hat," sagt der Schiffer, der mit uns anderen davorsteht. Schwabing  , sondern Lebensbilder aus dem vormärzlichen München   Und für die daheim," füge ich hinzu. der 60er Jahre. Vermochie Knoop in seinem vielgeleienen Roman " Die Hochmögenden" das Weltbild vergangener holländischer Zeiten aus starker Innerlichkeit wieder aufleben zu lassen, so bleibt er hier äußerlicher und arbeitet auf Alt- Münchener Boden fast mit den funstlosen Farben und Fingern Alt- Münchener Bilderbogen. Ein ge fchickter Genremaler, der aus lauter Episoden und Kleinkram dennoch ficher die ganze Zeitepoche des guten Bürgerfönigs Mag II." zusammenschiebt, unter dem die baumwollenen Bürger­tugenden bekanntlich im höchsten Flor standen und die alt bajuvarischen Bauernschädel im großen Bierdorf air der Jiar rumoren begannen über die unbequeme Hans Hyan  : Lehrer Matthiessen.( Deutsches Ver­Invasion der ,, Nordlichter  ". Die norddeutiche Geistes­Ingshaus Bong u. Co., Berlin  .) Hyan   gehört zu den sympathischen fultur, vertreten durch Maler, Architekten, Mufiler, Philofophen Kämpfern gegen die schreienden Mißstände in unserer Rechtspflege und Dichter hatte an der schrägfeitigen, Sanssouci   nachgeahmten und Strafverfolgung. Er sieht, wie alle tiefer Schauenden, den Ber- Tafelrunde" des Bürgerfönigs ihren einflußreichsten Sig. Diefer brecher in erster Linie als ein Produkt unglücklicher wirtschaftlicher Musenhof" und die" Triasidee", die Einigung der deutschen   Mittel­Zustände und Zusammenhänge, als Opfer der Gesellschaftsordnung. Staaten unter Bayerns   Führung war das fünstlerisch- politische Steden­als Verirrte oder Abnorme. Und er betrachtet das moderne Folter- pferd, auf dem sich May II. nach Herzensluft tummelte, bis der werkzeug der Untersuchungshaft als Klaffenjuftiz, unfähig, auch nur" Romantiker auf dem Thron" ihn 1864 ablöste. Knoop schildert diese einen Verbrecher der Gesellschaft zurückzugewinnen, wie das Zucht- ganzen nicht nur für Münchener   intereffanten Verhältnisse, bei aller haus auch der zwedloseste Aufenthalt für Abnorme ist. Hans Hhan Nüchternheit des Chronisten, doch recht anschaulich, wobei ihm eine ist somit gewissermaßen ein deutscher Miniatur- Galsworthy. Im von allem Schwulst freie Sachlichkeit der Sprache unterstützt. Gibt Lehrer Matthiessen versucht er einen Schulfall eines Juftig informierende Einblide in die damaligen verschiedenen Münchener  irrtums, der beinahe einen edlen Menschen gebrochen hätte, zu Gesellschaftsschichten, wie der dem demokratelnden Stönig mißgünstig schildern. Dieser Lehrer ist Jdealist vom reinsten Waffer, ein treuer gefiunte Adel, die Beamtenschaft, die Bichorr- und Leiffbräuphilifter, Bflichtenmensch mit weicher Kinderseele und dazu bewußter Die Handwerksgesellen usw. das Stedenpferd- Spazierenreiten des Märtyrer seiner fittlichen und fozialen Ueberzeugungen. biden May tommandierten. Des Lebens schwarze Stunde kommt über ihn. Er wird verdächtigt,

phora cristata."

" Bielleicht war es für sie am schwersten, ja," sagt er ernit: " Ich entsinne mich noch, wie es war, als mein Vater und zwei meiner Brüder eines Jahres fortblieben bei der Winterfischerei. Das war ein trauriges Weihnachtsfest. Aber mit der Zeit wird ja alles leichter," fügt er hinzu. Man vergißt."-

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Neue Erzählungsliteratur.

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Mit unverfälschter Plastik, die zuweilen an Josef Ruederer   er­die Scheune seiner Frau, die ein ordinärer Charakterr, eine ver- innert, werden die Typen der Nach- Biedermeierzeit lebendig und schlagene Lügnerin ist, angezündet zu haben, um die kurz vorher der Leser hat wieder einmal, was er so gern tut, durchs Schlüffel­erhöhte Versicherungssumme einzuftreichen. Die Indizien sind gegen toch" geguät und eine Weile ganz unterhaltsam und orientierend den Unschuldigen. Durch ein Alibi könnte er sich retten. Aber leider Tag Klaus Matthiesen in der fraglichen Nacht im Arm der Frau eine abgelebte Zeit mitgelebt. seines besten Freundes. Die einzige Sünde feines sonst so reinen Lebens. Im der Geliebten willen also schweigt er, als sein Alibi gefordert wird. Er wird verurteilt und schmachtet unschuldig ein Jahr in dem furchtbaren Hause, bis ihm endlich die Befreiungsstunde schlägt. Die Verwirrungen des Lebens versucht Hyan neben dem vernichtenden Komplex: Justiz bloßzulegen, und wäre ihm nicht bei der Schilderung des humanen Anstaltsdirektors und des Geistlichen zu viel Sentimentalität entfahren, so dürfte schon um der guten, freien Prosa willen, das nachdentliche Buch eine starke Wirkung aus­löfen mit seinen scharf umrissenen Kontrasttypen aus dem sozialen Kampfleben unserer Zeit und den seelischen Imperativen, die den Menschen der Pein, in diesem Falle dem Gericht überliefern.

Walter   v. Molo  : Im Zitanentampf. Ein Schiller­roman.( Verlag Schuster u. Löffler, Berlin  .) Ein Weihnachts­buch möchte ich diesen Roman nennen, der das Chronistische durch ein eigenes Ich sieht. Walter Molo   brachte im ersten Teil feines Schillerromans" Ums Menschentum" des Dichters Jugenderlebnisse bis zu seiner Flucht. Aber es waren auch hier meist die Begeben­heiten, das Konkrete, was feffelte, es war das Abstrakte, möchte ich fagen, das Erfühlen, Begreifen und Darstellen psychischer und geistiger Faftoren im Leben Schillers, womit der feurig in seinem Stoff lebende Autor mit Schwung und einer Art Prophetenrausch seinen geliebten Dichter dichterisch verkündete. In gleicher Gehobenheit, man fönnte es ganz gut Efftafe nennen, geht der Verfasser hier im Gustav Meyrink  : Des deutschen   Spießers zweiten Teil, im Titanenkampf Schillers Wegen nach, des Heros' Wunderhorn.( Verlag A. Langen, München  , 3 Bde.) Die vor- Stolz und Menschenwürde in jeder Situation und Kon­Wir treffen Herder, liegende Gesamtausgabe der Meyrinkichen Novellen umfaßt außer frontation in einem Leuchten spiegelnd. einigen neuen Arbeiten die früheren Novellensammlungen: Wachs- Margarete Charlotte von Kalb, Schwan, die begehrliche figurentabinett, Drchideen, Der heiße Soldat, dazu die beiden fa- die Familie Lengfeld, jede dieser Gestalten in einer Stristallisation, mosen Parodien Jörn Uhl und Hilligenlei auf den weidlich über- in der das Wesentliche ihres Menschentums verdichtet ist. Das Wort schätzten niederdeutschen Pastoren- Marlitt- Frensien. Man überblickt verdichten ist auf Walter von Molo   in mehrteiligem Sinn anzu­alfo Meyrinks bisheriges Schaffen und hat an diesem originellen wenden. Er verdichtet, das heißt fonzentriert und kondensiert seinen Philisterschreck und phantastischen Kopf reinere Freude, als etwa an Stoff nicht nur auf die Spürbarkeit einer Atmosphäre hin, er ver­. H. Ewers oder Scherbart, seinen geistesvertvandten Kopisten. dichtet ihn auch, indem ex die eigene Boetenseele mit hinzugibt und Schon weil Meyrink reicher und umfassender ist und seinen Visionen so vielleicht im Dichterischen zu subjektiv wird und Schillers Innen­ernsthaft gegenübersteht, dicweil die anderen mit ihren erzentrischen leben nach seinem persönlichen Empfinden ummodelt, umdichtet oder Gefichten spielen. Meyrints Muse ist gewissermaßen Weltanschauung. verdichtet. Dieses rastlose Steigern jedweden Geschehens ins Er­