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zurüdgetauft wurde; er selbst war froh, daß er 500 Frank dafür bekam. Wie hart hat sein Freund Théodore Rousseau , der große Landschafter von Barbizon um seinen Lebensunterhalt gefämpft. 1850 berfaufte er 53 Bilder, das Stück zu weniger als 300 Frant. Seine Kastanienallee", für die er 1841 200 Frank erhalten hatte, wurde 1912 auf der Versteigerung Carcano für 270 000 Frank verfauft. Auf derselben Versteigerung brachte Delacroix '„ Ermordung des Bischofs von Lüttich", für die er mit Mühe und Not 300 Louisdor bekommen hatte, 205 000 Frank, und für Bilder Corots find in den letzten 1½ Jahren weit über 4 Millionen Frank bezahlt worden.
Je weiter man in die Vergangenheit hinabsteigt, desto zahlreicher werden die Millionen, die sie nicht erreichten, desto größer ist der Gegensatz zwischen dem, was der Maler erhielt, und was heute bezahlt wird. Unter den Meistern des 18. Jahrhunderts werden Franzosen und Engländer vielfach mit Gold aufgewogen. In ähnlicher Weise. sind die Preise für die großen Engländer ins Riesige gewachsen; sie werden aber noch von den Holländern übertroffen. Als das erstemal mehr als 100 000 Frank für ein Bild von Rembrandt gezahlt wurden( 1807), erregte das das größte Erstaunen. Heute ist ein Preis von einer Million und mehr schon nichts Ungewöhnliches. Pierpont Morgan zahlte für seinen Raffael eine Million; Velasquez ' Venus vor dem Spiegel" fostete 1,700 000 Frant, und sein Olivares- Porträt wurde von Huntington für 2 Millionen Frank erworben. Wollte man ausrechnen, was heute Nembrandts Gesamtwerk wert ist und setzt man dabei jedes Bild mit 800 000 Frant an, wobei unschäßbare Werke wie die Nachtwache" und die Staalmesters" geringere Bilder aufwiegen, berechnet die Menge der Zeichnungen und Radierungen zu den Preisen, die sie jetzt erzielen, jo kommt man mit Leichtigkeit auf eine Milliarde, wovon freilich den Meister, der im Elend gestorben ist, nichts erreichte..
Aus dem Tierreiche.
Die Pégouds des Tierreiches. Die Flugmaschine übertrift den Tierflug! Hinter diese Behauptung, die angesichts der erstaunlichen Leistungen des Flugakrobaten Pégoud ausgesprochen worden ist, wird ein gründlicher Kenner des Tierfluges ein dides Fragezeichen machen. Pégoud macht steile Sturzflüge, dreht sich auf einem Flügel um und überschlägt sich in der Luft und all dies und noch mehr findet sich im Tierreich.
Wer weiß beispielsweise, wie die Kolibris die Luft beHerrschen? In Europa hat man freilich selten oder nie Gelegenheit, sie zu sehen, weil sie den Versand nicht vertragen, aber sie sind in der neuen Welt so. oft und so gut beobachtet worden, daß man sich nach Beschreibungen ein gutes Bild ihres Fluges machen fann. Diese winzigsten aller Vögel bedienen sich eines Schwirrfluges", bei dem die Flügelbewegung so rasch ist, daß man sie nicht erkennen kann, vielmehr ist ein nebliger Kreis von Undeutlichkeit auf jeder Seite des Körpers alles, was sich wahrnehmen läßt", wie Gould, der Verfasser des ausführlichen Werkes über die Vogelwelt sich ausdrückt. Nach eben diesem Forscher vermag der Kolibri sich durch seine eigentümliche Flügelbewegung im Kreise zu drehen, er fann vorwärts und rückwärts, fliegen, ja jogar in gedankenschnellem Fluge fich senkrecht in die Höhe schnellen, wie ein geworfener Stein". Stolibris fönnen sich überdies, ebenso wie manche Insekten und einige Vögel, die„ rütteln", am Ort schwebend Halten. Vom Ueberschlagen in der Luft ist beim Kolibri allerdings nicht die Rede.
Von der Rauchschwalbe befundet Naumann, wohl der größte deutsche Bogelfenner, daß sie sich im Fluge überschlagen fann; die gleiche Beobachtung kann man an dem blitzschnellen Mauerjegler machen, und noch besser erkennbar, weil langsamer, führt der Lümmler dieses Looping the loop" in der Luft aus. Diese fast über die ganze Welt verbreitete Rasse der Tauben hat ihren Namen von der Eigentümlichkeit ihres Fluges: fie fliegt in die Höhe und überschlägt sich dann plöglich mehrere Male hintereinander rückwärts. Man kann übrigens einige Vögel zu diesem Kunststücke abrichten. Vor sieben oder acht Jahren, fo berichtet er, trat in einem Pariser Varieté ein Engländer auf, dessen abgerichtete Tauben 50 Zentimeter über einem Tische einen Ueberschlag rückwärts in der Luft ausführten. Das gleiche berichtet er bon einem Raben und einigen Tauben, die er zu diesem Kunststüde abgerichtet worden waren.
Sturzflüge führen verschiedene Tiere aus, so Raubbögel, wenn fie nach Beute stoßen, und ebenso die Libellen. Ein afrikanischer Vogel, der Gaufler, trägt wegen seiner Luftfunststüde in seiner Heimat den Namen„ Himmelsaffe". Er ist imstande, wahre Luftfprünge auszuführen. Oft hält er sich minutenlang mit frag aufwarts ausgebreiteten Flügeln am Orte schiebend, dann schlägt er die Flügel mit lautem Geräusch zusammen und macht einen purgelnden Sprung, bei dem er sich beinahe überschlägt. Einer unserer bekanntesten einheimischen Vögel, der Niebitz, zeigt bei feinem brolligen Schnörkelfluge auch viel Gewandtheit; er vermag jenfrecht auf und ab zu steigen und sich unbewegt am Ort zu halten. Die merkwürdigsten Flugtünstler finden sich im Reiche der Insekten. Jede Stubenfliege muß auf dem Kopfe fliegen tönnen, denn sonst tönnte sie nicht, aus dem freien Fluge kommend, fich plöblich an der Decke des Zimmers fejtiehen und von dort, also mit dem Rüden nach unten, wieder abfliegen.
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Unter Leitung von S. lapin.
Unser Turnier: Motto„ Renard".
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Am 30. November hielt Dr. S. Tarrasch in der Berliner Schachgesellschaft einen Vortrag, der im voraus unter der Betitelung angefündigt war:„ Die Lösung eines Schachproblems auf mathe matischem Wege". Ein zahlreiches Auditorium war auf die Sensation sehr gespannt, weil es sich einbildete, es handele sich um die Mitteilung einer allgemeinen, also auf allerlei Brobleme" ( Mattführung in einer bestimmten Höchstzahl von Zügen) anwendbaren Lösungsmethode. In den Preiberichten spiegelt sich je doch eine naturgemäße Enttäuschung des Publikums ab, da es sich herausstellte, daß es sich nur um die Lösung einer einzigen Endspielstudie"( also ohne Einschränkung der Zügezahl) handelte, die, von einem gewissen Lococq herrührend, wie folgt aussieht: Weiß- Kal; BB d5, e4 und g3. Schwarz Kg8; BB d7, d6 und gt. Weiß am Zuge foll"( angeblich) gewinnen können". Die Löjung besteht nach Dr. Tarrasch in: 1. Kb1, Kh8"(?); 2. Kb2, Kg8; 3. Kb3, Kg7; 4. Kc3, K17; 5. Kc4, Kg6; 6. Kd3, Kf6; 7. Kd4 nebst e4- e5 und Gewinnstellung". Soweit wir ein stweilen sehen, scheint uns diese Lösung mindestens lückenhaft, viel leicht gar überhaupt inforreft?. Denn nach 1. Kb1", Kg8- g7! fehen wir noch feinen Gewinn für Weiß. 3. B.: 2. Kb2, Kh8! oder 2. Kc2, Kh7! oder 2. Ka2, Kh7 oder 2. Kat, Kg8 usw. Im weiteren Verlauf des immerhin interessanten Tempospieles der beiden Könige sind folgende Feldergruppen zu merken: 1. al, a3 , c3, und g7; 2. a2, c2 und h7; 3. bl, b3 und g8; 4. b2 und h8; 5. d2 und b6; 6. c4, e3 und entsprechend f7, go; 7. d4, e2 und entsprechend f6, ho; endlich 8. d3 und g6. Um nicht in Verluststellung zu geraten, muß Schwarz trachten, feinen König immer auf einem Felde derselben Gruppe zu poftieren, das sein Opponent einnimmt und, fann er es nicht, so wenigstens eine Feldergruppe zu betreten, die momentan für den Gegner noch nicht erreichbar ist. ( Selbstverständlich unter fortwährender Verhinderung von e4- eo oder Ke3- f4.) Diese Methode der Einteilung des in Frage fommenden Terrains in einzelne Gruppen untereinander forrefpondierender Felder ist schon längst von D. T. Blatty in Budapest und J. de Queylar in Marseille für gewiffe Tempospiele entdeckt und zuletzt von D. Przepiorfa in München , der hierauf felbständig gekommen war, genau beschrieben worden. Er nannte fie die Methode der eindeutigen Beziehung", ein Ausdrud, der auch in der Mathematit vorkommt. Nur dieser„ Ausbrud" veranlaßte Dr. T., in die Betitelung seines Vortrages den angeblich„ mathematischen Weg" einzuführen, was von den Berichterstattern der Presse gerügt wird. Denn mit der Mathematik hat die Sache innerlich wirklich nichts zu tun!... Im übrigen müſſen wir noch bemerken, daß wir selbst schon längst, am 25. Februar und 4. März 1911( 1) nämlich, unseren Lesern über das Thema berichtet haben und zwar unter Vorführung zweier forrefter, illustrierender Endspielstudien von D. T. Blatty und Dr. Em. Lasker, während die Korrektheit der obigen Lococaschen Stellung uns noch mindestens zweifelhaft scheint. Vorgabepartie.
Weiß gab die Dame() vor. Dr. S. Tarrasch.
1. e2-04 2. f2- f4
7. Sg1- f3
8. Lc1- g5
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L18- b4
Bisher hat Schwarz verbaltnismäßig zur Vorgabe ganz gut gespielt. Nun Tommen aber die rechtfertigenden Fehlzüge.
8.
Dd8- d6?
Dd6-86?
Amateur.
e7- e5 d7- d6
3. d2- d3
17-15
4. Sb1- c3
foxe4
5. d3e4 6. f4e5
a7- a6
11. Lff- c4+
Dg6- e6
d6e5
12. Lf3Xeo+
9. Tal- di 10. Td1- d8+ Ke8-17