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Und Helge antwortete:
"
Kontors, den er fannte, Angestellter in der Frachtabteilung, Auch ich werde Sie vermiffen, Mr. Roth. schwedischen Ursprungs. Bei Uebersendung der Freibillette Da er ein Gefühl hatte, als miffe er noch etwas sagen, an Mr. Roth waren ein paar maschinengeschriebene Reilen betfür das er keinen Ausdruck fand, so fiel ihm plötzlich der Ab- gefügt gewefen, als eine Art Höflichkeit, laut denen unser schied vom Vater ein, der Tag, an dem sie durch die Hafen- Herr Seastrom Ihren Herrn Bendel bei feiner Ankunft zum straßen zum Bahnhof gingen, und er gedacht hatte: wenn er Abendessen empfangen wird". fest bloß etwas sagen wollte, etwas, das direkt in mein Innerstes ginge... dann würden die Schleusen sich öffnen und gleich einer frischen See meine Gefühle emporquellen. Aber fest, wie damals, schlug das rein physische Milieu der Gegenwart um den Augenblick zusammen wie gewöhnliches Waffer, und es kam zu nichts.
Leben Sie wohl, Bendel! Und willkommen, wenn Sie wieder hierher zurückwenden!
Der Agent lächelte sein anziehendes, morgenländisches Lächeln, das nichts zu schaffen hatte mit diesem Lande, sondern ein Rassenerbteil von Jahrhunderten war, unter dem aber Helge einen Augenblick lang sein Herz wie Wachs schmelzen fühlte. don Leben Sie wohl, Mr. Roth! murmelte er. Und Dank - Dank, daß Sie
Den Nest verschluckte er. Nebel. Nebel.
Alles schwamm in diesen wolfenähnlichen Fluidum, das mit jeder Stunde zunahm. Als er auf der Dearborn Station stand, bereit, in den Bullmanwagen einzusteigen, segelten Flocken von Nebel, vermischt mit Dampfdünsten, unter das Dach der Halle herein. Und es war, als nähme er feinen lekten Abschied von Griff und Hannover mitten unter den Wolfen und Nebelfezen der Alpenspitzen.
Der Zug dröhnte schrillend hinaus. Durch das Fenster sah er bloß eine unförmliche Rauchmasse; da und dort leuchteten rote Fackeln. Und vom Verkehr der Querstraßen her stampfte es im Taft mit dem Rollen der Räder. Jest war alles fort; da fam der Neger mit dem Whiskytablett. Das Fenster zu! Was war das Leẞte?
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Ja- was war das Lette?
Das Leyte war, während die Wagen begannen, rhythmisch zwischen den Bufferstößen zusammenzudröhnen, zusammenzu rollen, eine große Wolfenbanklinie mit drei riefigen Gasuhren. Unter ihnen hob sich phantastisch eine Lichtrampe ab. Es war ein unleserliches Reklameschild.
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Nebel lag auf den Hängen der Pennsylvaniaberge, er schwebte über den fünf Seen und den kochenden Kesseln des Niagara, umhüllte die Stahlbrücke und lagerte in den Tälern der Lehing Valleys. Er folgte dem Expreßzug bis in die Metropole, und als die Federn den letzten Stoß auf der Eilstrecke Buffalo- New York aufgefangen hatten, und die Maschine gleich einem feuchenden und dampfenden Rennpferd unter der Glashalle stillstand, blinkten die langen Fensterreihen der Wagen in einent ozeansalzigen Nebel. 19
Aber trotz des dichten Nebels war es eine andere Stadt, mit ganz anderen Weiten und freierer und frischerer Luft als die, die Helge für immer hinter sich zurückgelaffen hatte. Hier spürte er in jedem Atemzug das Meer, wenn es auch nicht zu sehen war, und man konnte fast glauben, daß die rollenden Wogen um die niederen Sandinseln fängs der Küste brausende Grüße und Heimatrauschen von den Ufern jenseits brachten.
Am nächsten Morgen sollte der Dampfer abgehen. Wenn er wollte, konnte er sich schon heute abend einschiffen. Aber der Glanz des Broadway, den er seit fast aehn Jahren nicht mehr gesehen hatte und der ihm vorkam wie die strahlenden Barifer Boulevards, von denen er immer gelesen hatte, hielt ihn gefangen. Er wanderte aufs Geratewohl umher; mud als er in das Stadtviertel westlich von dem breiten Verfehrsstrich und nördlich von der Kanalstraße gelangte, war es wirklich, als befände er sich in der Hauptstadt Europas . Ueberall las er französische Schilder und Namen: die Cafés und fleinen Weinrestaurants waren französisch eingerichtet. Auch die musikalische Sprache selbst klang ihm überall in die Chren und mischte sich mit den babelzüngigen Dialekten der Metropole. Ihm war, als fähe er immer weniger von den eigentlichen Yankeetypen.
Vielleicht war es unter dem Eindruck dieses Biertels, das den Namen Kleinparis führt, daß Helge plöglich eine unbändige Lust verspürte, die Fanchettis wiederzusehen. Er hatte noch zwei Stunden Zeit, che er mit einem Herrn Seastrom foupieren sollte, dem einzigen Buchhalter des Neto Yorker
Helge blieb stehen.
Hinter einem hohen Eisengitter erhob sich im Nebei eine Kirche, ein häßlicher, graugelber und braunroter Backsteinbau. Kleine Eisenkreuze und zerborstene Steine auf einem dreieckigen Friedhofsplay, nicht größer als die Vorhalle eines Wolfenfrazers, schief und frumm, zwischen welkem Gras, das dürren Binsen glich. Hier lagen schichtweise die ersten Einwanderer. Es war die Church Street, und Bendel entsann sich einer Bassage hinauf nach Chattam Square..
Der große Play lag in rostroten Dunst, und alle Laternen hatten Lichhöfe und Mondringe um ihre Flammen. Autos und Cabs freuzten hin und her, im Lichtnebel zu Fabeltieren vergrößert. Auf einer der Schußinseln stand eine elektrische Reklamesäule, ein achteckiger, unaufhörlich sich drehender Turm, auf den von den vier Himmelsrichtungen her vier flammende Hände wiesen. In verschiedenfarbiger Trans parentschrift rollten sich hier langsam die Anzeigen der Abend. beluftigungen und Vergnügenslokale auf, Reihe um Reihe aufleuchtend und wieder erlöschend, während die acht Seiten sich ganz sachte drehten. Helge hatte fast fünf Minuten hier gestanden, als er plöglich ein kleines, violettes Ecquadrat mit orangegelben Lettern entdeckte.- Eldorado, Brooklyn , Fulton Street- las er. Und in der Mitte: Fanchetti Listers. Und darauf wieder: Eldorado, Brooklyn , Fulton Street.
Es war der lezte Abend in dem großen Land. Er war rasch entschlossen. Nichts konnte ihm beffer passen zu seinem Abgang, als Theaterillusion zu sehen, die dereinst Bendel u. Co. gewesen war: Schlußtableau in einem Zehnjahretraum. Bloß einen Augenblick hineinspähen einen lezten Atemvoll nehmen zum Abschied
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( Fortlegung folgt.)
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" In 30 Minuten zwanzigmal um den Ringplah!" stand auf einem großen fnallroten Platat in Riesenbuchstaben unter einem Bild, das einen sehr leicht bekleideten Mann in rafendem Lauf darstellte mit geblähten Wangen, ein wenig vorgebeugtem Oberkörper und in Hüften gestemmten Händen. Rückwärts gab es ein paar dunkel geratene Zuschauer, deren hingeriffene Begeisterung man aus ihrem offenen Mund und den heftig gestikulierenden Händen erraten mußte. Man sah den Zetteln an, daß sie schon oft Dienst getan hatten. Sie waren an verschiedenen Stellen angerissen und voll schlecht wegradierter Schmutzflede. Der gedrudte Text paßte wohl überall, denn in welch fleiner Stadt gab es feinen Ringplay? Und das Plakat tat seine Wirkung. Als der Schnelläufer zur angesagten Stunde den Platz vor dem Rathaus betrat, drängte fich dort schon eine dichte Menge, und er wußte aus Erfahrung, daß sich das Publikum während des Laufes oft verdoppelte. Zwei Wach leute nahmen an den wichtigsten Ecken Aufstellung, um Taschendiebstähle und andern Unfug zu beobachten, der bei größeren Menschenansammlungen nicht ausblieb.
Der Schnelläufer trat in den freien Raum, den die Menge freisförmig abgegrenzt hatte. Er war ein langer schlanker Mensch, blaß, schwarz, haarig, abgebrannt; vielleicht ein Südländer. Sein Leib stat in einem fleischfarbenen, anliegenden Trikot, das reich mit Silberflittern benäht war und an den Füßen trug er dünne Sandalen. Um den Hals und am Gürtel hatte er viele kleine Schellen, deren Klingeln man weithin hörte. In der Rechten hielt er eine Beitsche, in der Binken ein Taschentuch und an der Seite hing ein furzer schmucker Dolch, dessen Griff mit großen böhmischen Steinen befeht war.
Zuerst schritt er vom Rathaus aus gravitätisch um den ganzen Ringplak, die Hand mit dem Taschentuch nach Ritterart auf den Griff des Dolches gestützt. Als er dann zu laufen begann, wunderten sich viele darüber, wie langsam es aussah. Die Hände kräftig in die Seiten gestemmt, den Oberkörper ein wenig vorgebeugt, warf er seine langen Beine in gleichmäßigen Entfernungen aus. Erst bei der dritten oder vierten Runde begann er plöglich ein schnelles Tempo. Der Trick schlug ein. Ein brausender Beifall ging durch die Menge: Bravo ! Bravo!" Jetzt begann das Mädchen, das mit dem Schnelläufer gekommen war, einzufammeln. Sie trug einen großen Steinguteller, sagte kein Wort und ging von einem zum andern. Sie hatte eine großes Gesicht mit vielen Sommersprossen, einer aufgestülpten Nase, großen dunkeln Augen und breiten aufgesprungenen Lippen.