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Nachbar bekommt er einen Holländer- van Duus, hatte der Steward gesagt.

Ein einsamer Herr bleibt vor ihm stehen und lüftet eine farierte Reisemüte.

mir

-Mein Name ist van Duus, sagt er; der Steward fagte

Sie grüßen beide verbindlich im Gedanken an ihre Bläbe

erster Klasse.

Van Duus ist ein junger Mann, blond und ein bißchen behäbig. Bendel sieht, daß er kostbare Ringe und in der Krawatte eine Perle trägt. Vielleicht reist er in Juwelen. Jetzt sieht man die Küste nicht mehr, sagt Mynheer van Duus.

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Nein, Gott sei Dank! entschlüpft es Bendel. Der Holländer sieht ihn an; dann sagt er:

Ein großes Land, Sir; ein hervorragendes

Ein junges Land.

Ja, sagt Helge.

Sie sind nicht Amerikaner?

Nein.

Der Weihnachtsgedanke

im Volksempfinden.

Von H. Faltenfels.

empfinden der Gedanke, daß die Jahreswende der Sonne, die zum

Uralt, älter als Kirche und Christentum ist im deutschen Volls­

denen mehr vom Naturgeheimnis offenbar werden mag, als sonst aufsteigenden Leben führt, wahre Weihnächte" in sich birgt, in im Abrollen des Sonnenjahres. Jm altgermanischen Empfinden war diese Drehung des Sonnenrades, wie so anschaulich die alten Quellen den stets gleichmäßigen Wechsel der Jahreszeiten nennen, ein Symbol des Weltenbaues selbst, von dem sich der Deutsche, be­vor ihm die römischen Mythen bekannt wurden, folgende Vorstellung machte: R Ursprünglich war nur der Baum. Gimmungagap nennt ihn die Land. Edda  , das älteste Denkmal, in denen sich der Weihnachtsgedanke un abhängig von seinen späteren Deutungen findet. An seinem nörd­lichen Teil entsprang die Quelle der Kälte. Sie hüllte ihre Um gebung in frostige Nebel. Dort war das Nebelheim( Nifelheim), von dort strömten die nebelgrauen Kältewogen hinaus in die Welt und trachteten, sie mit Grauen und ewiger Leblojig­Daran aber wurden fie gehindert durch die Wärme, die sich dem Kältetod entgegenstellte und aus Ruds Brunnen, dem Wärmequell im Süden des Raumes tam. Wo sich Gestalt, als Götter, als Riefen, als Menich und Tier und Pflanze. die beiden Strömungen trafen, teimte das Leben in tausendfacher Alles das ist verkörpert im Sinnbild der Weltesche Yggdrasil, die ihre Wurzeln sandte zum Wärme- und Kältequell, ihre tiefste dritte Wurzel aber in den Brunnen sentte, aus dem die lebenerhaltende Weisheit floß.

Von Nordwesten her erhebt sich ein leichter Wind. Van feit zu erfüllen. Duus schlägt den Rockkragen in die Höhe.

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Ich ebenfalls nicht, äußert er. Ich glaube, man muß sich ein bißchen Bewegung machen, fügt er hinzu, als Helge nichts jagt.

Bendel lächelt artig.

Er blickt nach Westen, wo alles in blaugrauem Nebel in einanderläuft.

- Leb' wohl, du gelobtes Land Gottes! sagt er laut. Der Dampfer hat seine Geschwindigkeit gesteigert. Er stampft fachte, und es brandet gegen die Flanken.

Jetzt sieht man feinen Streifen Landes mehr. Die Hori­zontlinie rundet sich und sinkt gleichsam hinter die Wogen­fämme. Aber das Nebelband, das zuunterst die schwerste Fär­bung hat, etwas zwischen Erdbraun und Moosgrün, gemahnt in der Zeichnung an einen fernen Strand. Und wenn der Blick an der Wand aufwärts gleitet, so wechselt es in dem grauen Gewebe und spielt in weißen Streifen und Linien. Ja, wenn man eine Weile auf dem gleitenden, sich hebenden, schaukelnden Deck gestanden und durch das nasse Glas nach dem Nebelhintergrund hingestarrt hat, so fann man fast alles nur Erdenkliche aus den Spektrumfarben hervorwachsen sehen. Es entsteht eine lichte Rize im Tuch, und tief darunter zittern Achterrelinge mit hämmernden Hafen und Splinten, und es spritt Tropfen und Schaum.

Dehnt sich nicht die Riße zu einem weiten Portal in einer weißen Mauer? Blidt er nicht in eine breite Straße, die zu einem großen Platz führt? Und da liegt ein seltsames, schönes Schloß. Es ist ebenso schön wie das Schloß in der Luftspiegelung über dem Strom, damals, vor langer Zeit, und die Stadt ist ebenso festlich und flammt zum Willkomm mit offenen Toren und wunderbaren Farben, und alles, Plaz und Turm und Brücke und Schloß und Wasser kennt er gar wohl wieder; aber noch nie zuvor hat er es so schön gesehen, so wie aus lauter Edelstein gemacht, und nie ist es ihm so erschienen wie jetzt, hoch in der Luft in den Wolfen und mit dem rollen­den Ozean zum Teppich. Mit ausgestreckten Armen hätte er hinüberwandern mögen.

Er richtet sich auf und trocknet seinen Kneifer ab. In der Luft fängt es an zu singen, und es rüttelt und stampft. Mit jedem Stoß wird er näher getragen.

Näher.

Heim.

Er geht langfam hinab auf das Vorderdeck, bis zum äußersten Ende am Steven. Eine, Kaskade sprüht gegen die hohen Bugwände. Er sieht die Wogenberge sich heben und mit zerbrochenen Kämmen in die schwarzgranen Täler hinabrollen. Es braust aus der Tiefe. Ueberall Nebel.

Das Foghorn tutet.

Das Schiff geht stetig gradaus gen Osten und verschwindet in den Nebel hinein, der noch die Sonne verbirgt.

Aus dem Dunst flingt über die Schaumflaggeniloden des Propellerwassers her ein Echo vom Ruf des Nebelhorns. Nebelweiße.

Grüne Weiten von stürzenden Wogen.

Ein letter, langgedehnter Ton der Sirere. Nebel.

Diese Vorstellung vom Weltenwerden und Sein hat man nicht umsonst die schönste aller Mythologien genannt. Denn fie vereinigt wirklich in seltener Weise Wirklichkeiten, echtes Wissen mit einer Vor­Sprache, in dichterischen Bildern dasselbe fagt, was sich heute stellung von den kosmischen Gefeßen, die eigentlich nur in anderer wissenschaftliche Weltanschauung nennt. Wäre im Ablauf deutscher Entwidelung aus jenen Vorzeiten in natürlichem ungestörtem Wachs tum die Gegenwart entstanden, nie hätte sich die tiefe Kluft zwischen Voltsempfinden und Wissenschaft aufgetan, unter der unsere Kultur heute leidet. Die altdeutsche Schöpfungssage ist nämlich, wie man leicht erkennt, vor allem eine geographisch richtige Beschreibung der des Erdteiles zwischen bem nördlichen atlantischen Ozean und Afrita- Nifelheim gibt es wirklich. Es ist der Teil zwischen der Küste von Labrador und Jeland, nicht weit von dem Punkte, wo die" Titanic" auf dem Meeresgrund langsam zum Fossil wird. Dort braut ewiger Nebel, fast ununterbrochen gehen feine Sprühregen nieder und um die von Norden herantreibenden Gisberge brodelt eisiges Wasser, das aus der Baffinsbai, dem wahren Rältebrunnen der Welt, langsam herausströmt. Es ist jene Welt­gegend, aus der die fast jede Woche im europäischen   Wetterbericht wiederkehrende isländische oder atlantische Depression ihren Aus­gang nimmt und wie ein Dämon der Eishölle, begleitet von Stürmen, Regenboen und Wetterstürzen langsam über Europa   hin­zieht, wo sie schon viel von ihrer ursprünglichen Macht verloren hat, bis sie, etwa an den Südostgrenzen Deutsch  - Desterreichs end­gültig von der trockenen Luft der Steppen aufgefogen wird. Den Dichtern der Edda war diese Quelle alles Naturheils, die für den Naturmenschen nur zu oft Tod und Weltuntergang bedeutete, nur zu wohl bekannt, ist doch die Edda in Jsland aufgezeichnet worden. Viel weniger bekannt war ihnen dagegen Urds Bronnen, von dem nur ferne Sendboten und Sagen nach deutschem Land herüberfamen vom afrikanischen Süden, nach dem alle Sehnsucht ging, die aber nur von Dstgoten und Vandalen, und von denen nur zu ihrem Un­heil, verwirklicht wurde. Der Südwind, die dem Nordländer am südlichen Himmelsrand dahingehende Sonne, jeder Wanderer vom Süden brachte Kunde, daß der Quell der Wärme am anderen Ende der bekannten Welt wieder jenseits eines Meeres zu suchen sei. Solche Wanderer aus dem Süden aber gab es oft, denn reichlich sind uns ihre mälern als Nephrit- und Jadeitschmuck und Waffe. Beide Gesteine Spuren erhalten in altgermanischen und vorgeschichtlichen Grabdenk­kommen in Europa   vor; sie finden sich gewaschen" im südöstlichen Asien   und die wenigen Fundorte in Skandinavien   kommen gar nicht in Betracht angesichts der weiten Verbreitung von Nephritbeilen in der prähistorischen Welt. Wandernde asiatische Händler haben sicher das meiste davon nach der Ultima Thule gebracht, gleich wie die Griechen und Phönifer schon in Urzeit hinaufzogen nach Nifelheim an die Bernsteinküsten, um den hochgeschäßten Elektron" zu holen, für den Menschen erlangen sollte. Golche Boten aus der heißen dessen Name erst drei Jahrtausende später so ungeahnte Bedeutung Welt aber bestätigten dem Deutschen   der Vorzeit die Richtigkeit seines Weltbildes und die Tatsache einer südlichen Wärmequelle.

Wie richtig war aber erst der Satz von der Weltenesche  , die in der Weisheit, in der höchsten Kultur wurzelt, just in richtiger Mitte zwischen dem Kälte- und Wärmeland. Wie sinnvoll, daß das Leben gerade dort entstehe, wo sich falte und heiße Strömungen mischen! Deutschland  , Mitteleuropa   war damit als die Wiege der Menschheit und der Kultur gekennzeichnet. Das ist eine Anschanung, zu der die Wissenschaft sich erst in unseren Tagen durchgerungen hat. Sie ist