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Ober fab es nur nach viel ans? Ja, wenn er wenigstens ge­wußt hätte, ob es morgen Gesottenes oder Gebratenes gab; daraus konnte er dann leicht selber merken, ob der ersehnte Besuch kam oder nicht. Aber ach! Die Basgotte durfte er danach erst recht nicht fragere, fie wäre ganz anders auf gefahren. Den Lohn für die gute Meldung befam er ohnehin in harten Worten. Warum er nicht gleich nach dem Begehr der Lente gefragt habe?

Grals- Kelchen" als Schlipsnadel und Kundry- Broschen" anheben; die Theaterdirektoren, mit möglichst billigen Ausstattungs- und Ein­schäftigt, haben einen nenen plausiblen Vorwand, die zeitgenössischen studierungskosten des kostspieligen Erlösungsdramas vollauf be­ans Warten und Abgerissenwerden gewöhnten Opernkomponisten wiederum nicht zu berücksichtigen.

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mobil macht.

find natürlich nicht innerlicher, sondern nur kalendarischer und ge­Die Gründe für diesen plötzlich laut werdenden Parsifal- Rummel schäftlicher Natur. Wagners Werke sind am 1. Januar 1914 frei", " Jedesmal, wenn ein fremder Mensch vors Haus kommt, damit ist auch die bis dahin als rentables Monopol Bayreuths läuft der alte Lalle wie ein Narr davon. Du bist fast neune foralich gehütete Strönung des Wagnerichen Lebenswertes", ist das und unsere Frida kaum sechse aber die weiß, was sich ge- Bühnenweihfestspiel" dem öffentlichen Verschleiß durch die hösischen hört. Mach, daß Du heut noch mit dem Jäten fertig wirst, und städtischen Geschäftstheater überlassen. Und Bayreuth   verliert Du Leimsieder, sonst jag' ich Dich morgen um viere aus dem eine Hauptanziehungskraft, vielleicht sogar seine Existenzberechtigung Bett!" schalt die Gefürchtete im Aufstehen, streďte. hiernach ericheint mehr als fraglich, ob das Häuslein orthodoger Wagnerianer, als künstlerischer Kulturfaftor im deutschen Geistesleben. Denn es aber gleichwohl ein heiteres Willkommensgeficht zum Fenster das bisher neben dem internationalen feidenen Amüsier- Plebs als hinaus und erfundigte sich sanft, treuherzig, was den Herr- einzige Nechtgläubige zum lieblichen Hügel" am roten Main   zu schaffen gefällig sei. Es gab Birnensaft von der schönsten pilgern pflegte, ob dieses nicht besonders faufträftige Häuflein die Goldfarbe, der in Geschmack feinem Flaschenwein nachstand, Betriebskosten der Festipiele weiterhin aufbringen fann, wenn ein fiir das Mannsvolf Trenstädter Flaschenbier, für die Damen mal die Engländer, Amerikaner und Franzosen   den Barsifal in Zitronenlimonade. Wollte man dazu einen gustigen Bissen gleich guter ufmachung in Berlin  , Dresden  , Wien   oder München  eifen, so fonnte sie im Handumdrehen mit echtem Emmen  - ichen können. Aber da soll ja der staatliche Bayreuth  - National­taler, schön durchzogenem Räucherspect, dirren Landjägern Fonds belfend eingreifen, für den jetzt die rechtgläubige Presse und frischgelegten Eiern aufwarten. Im Wirtshaus zum Wagner, der stets der beste Drganisator feiner Erfolge war, Gubf, obgleich es am Ende der Welt lag, wo Füchse und wußte genau, was er tat, als er einen mystischen Nebel um sein Hafen sich Gutnacht sagten, war noch feiner Hungers ge- legtes Bühnenwert aufdampfen ließ und dem christlichen Mysterium storben. mit Esören eine unerhörte Sonderstellung schuf, indem er es aus­schließlich für Bayreuth   reservierte. 1882 vor der ersten Aufführung des Parsifal  ( unter Hermann Levi  ) erließ er sein bekanntes Manifeft: Das Bübnenweibfestspiel in Bayreuth  ". Es heißt da: Benn uniere heutigen Kirchweihfeste hauptsächlich durch die hierbei abgehaltenen Kirmes- Schmäuse" beliebt und anziehend geblieben find, so glaubte ich das mystisch bedeutsame Liebesmahl meiner Gralsritter dem heutigen Opernpublikum nicht anders vor­führen zu dürfen, als wenn ich das Bühnenfestspielhaus diesmal zur Darstellung eines solchen erhabenen Vorganges besonders geweiht mir dachte. Fanden hieran konvertierte Juden, von denen mir christlicherseits versichert wurde, daß sie die unduldsamsten Katholiken abgäben, vorgeblichen Anstoß, so hatte ich mich dagegen allen denen nicht weiter hierüber zu erklären, welche im Sommer dieses Jahres referativ wie wigig proflamiert also der 69jäbrige Weltmeister die zur Aufführung meines Werkes sich um mich versammelten." Ebenso ganz besonderen Weiben für sein im Zeichen der faritativen Drei­einigkeit: Glaube, Liebe, Hoffnung stehendes Drama der Weltflucht und der Erlösung aus allen irdischen Anfechtungen im Schoße der christlichen Kirche.

Derweilen schlich der alte Zalle und Leimsieder" bedrückt hinaus und nahm, ohne den Gästen weiter einen Blick zu gönnen, sein Instrument wieder zur Hand. Er hörte nur, daß der Dicke in Hemdärmeln Wasser pumpte, sich das Gesicht wusch und dabei die Wege, die Berge sowie den Höbendrang der Weiber laut vermaledeite. Die zwei Frauen sprachen ihm Mut zu, schilderten in höchsten Tönen die Pracht der Aussicht vom Gupf bei Sonnenuntergang und hielten dabei doch verstohlen Rat, wie sie sich retten könnten, wenn sich eben ein Block von dem überhängenden Felsen lösen sollte.

Dann kam die Wirtin mit den Getränken. Sie tat wie beim Anblick eines schweren Unfalls ganz entsetzt, als sie die Waschanstalten des Fremden bemerkte und stampfte mit dem Fuße: O- herjemine, Bub', hast Du keine Augen? Lauf schnell, hol dem Herrn ein sauberes Handtuch heraus!"

Matthias rührte sich jedoch nicht vom Fleck, denn er wußte, daß der Auftrag nicht so eruit gemeint war. Ueber­dies winkte der erhitzte Mann gleich ab: Nicht nötig, gute Frant. Aber sagen Sie, wie fommt es denn, daß auf der ganzen Strecke von Weihnachten bis hierher keine Sitgelegen heit zu finden ist, außer einer traurigen Ruine, von der nur noch die Pfähle stehen? Das ist ja eine Barbarei ohne­gleichen!"

Auch die hübsch rot angelaufenen Weibsbilder in schweren Rodenröcken beklagten diesen gemeinen Uebelstand. Es waren von jener Art deutscher Touristen, denen mehr Wanderlust im Herzen liegt, als die Beine erschwingen fönnen.

Frau Angehr breitete ihre Labiale andächtig aus, ver­schwieg aber dabei wohlweislich, was sie auf die Beschwerde zit sagen wußte. Sie hätte sonst bekennen müssen, daß die er­wähnte Ruhebank weder von einem abgestürzten Felsblock, noch von einer anderen Naturgewalt zertrümmert worden, der Schaden vielmehr nur durch ruchlose Menschenhände ent­standen sei. Aber sie fühlte sich doch recht peinlich an einen Dunkeln Augenblick erinnert, wo sie in Gegenwart ihres Aeltesten auf den Guggisauer Kurverein grochste, der ihr mit seiner übertriebenen Fürsorge nur die Gäste fernhalte. Wieso dann just in selbiger Nacht die beiden Bänke ober- und unterhalb der Wirtschaft zusammengehauen wurden, hatte sie nie erfragen mögen.

( Fortiepung folgt.)

Richard Wagners   Parsifal.

8um lebergange vom Monopolin den freien Vertrieb.

Das Jahr 1914 wird das Parsifal- Jahr werden. In Bojemudel und in Rosenheim   werden sie das allerheiligste, allerchristlichste Bühnentveihfestspiel des alten Wagner aufführen; die gut gebauten Wagnertenöre von Ruf werden sich Rundreisetoffer für ganz Europa bauen lassen, worin der heilige Speer" Platz findet, denn sie müssen jeden Monat 10-20 mal als reiner Tor" gastieren; die stets fige und findige Wagner- Industrie wird einen schiunghaften Handel mit

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Wie fein töniglicher Freund und romantischer Schwärmer Ludwig II.  , angeefelt vom Lärm und den Fliegen des Marites", hinaufstieg und sich in Neuschwanstein   ein stolzes, mittelalterliches einsam und verfonnen in die Stille der oberbayerischen Bergwälder Ritterschloß mit Türmen und Zinnen, Zugbrüden und tiefen Ab­gründen baute, so wandte sich auch Wagner   nach einem stürmischen und liebereichen Leben zuletzt von seiner Zeit av, verleugnete die deate feiner fünstlerischen Mannesjahre, ward weltflüchtig und kon struterte sich den( aus Lohengrin   schon befannten) Gralstempel Mont­alvat, in dem die Taube des Glaubens schwebt und eine mönchische Ritterschaft unter geheimnisvollem Brimborium das Abendmahl nimmt. Ludwig II.   endete im Wabufinn, Richard Wagner   nur mit einem fenilen Rückfall am Kreuze, der seinen edlen, menschlich und geistig so viel größeren und vornehmeren Freund Nietzsche  , der seit 1876 an der Krankheit Wagner  " furchtbar litt, an das gleiche dunkle Tor brachte wie den umklaren Romantiker auf dem Throne.

Erstaunt haben sich die durch die dornenvollen Wege der letzten Wagnerschen Entwicklung schmerzlich getroffenen Freunde seiner Kunst gefragt: Wie lonnte das kommen, daß der Meister nach seinem heid­nisch frohen Tatemmenfchen und leberwinder verstaubter Moralitäten Siegfried, nach seinem in philosophischer Erkenntnis sich selbst verneinenden Gott Wotan, nadh feinem fraftvollen Janmenschen Stolzing   einen so schwächlichen, müden und dekadenten Barjifal und Symbol individualistischer Lebens- und Kunsttriebe Walter dichtete und Tomponierte, in dem das Beste dichterisch und musikalisch die Lohengrinreminiszenzen waren, der Rest nur Routine, Technik, Bauber, Deladenz. Schauspielerei mit Gefühlen, und Niederschlag vfäffischer Einflüsse bedeutete. Es fonnte fommen, weil der alte Wagner  ( er komponierte das Bühnenweihfestspiel 1877-79, also im Alter von 64-66 Jahren) vollkommen im Banne Cosimas und der Quäfer und Pietisten Bayreuths stand. Leute, deren enggeistiger Horizont beständig Kunst und Religion verquickte, die gar al gern den Revolutionär, Immoralisten und Freigeist Wagner   als Vor­ivann für ein pompöjes Werk nazarenischer Kunst benutzt hätten. Es gelang ihnen.

Nur wenige Worte über die dee und Handlung des Parsifal  , dessen Dichtung von Wolfram von Eschenbach   stammt, von Wagner  aber für seine Zwecke gänzlich umgemodelt wurde. Wolfram sah in seinem Barzifal das Ideal der Mitterlichkeit, Wagner   läßt das Ritterliche wie das Menschliche in den Hintergrund ireten: er ver­herrlicht in Parsifal  ( den Nietzsche, boshaft einen Kandidaten der Theologie" nenni), den feuschen Jüngling, der seine menschlichen Triebe durch mystische Einflüsse ersticht, die christliche Sinnenasteje,