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Nr. 54.

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pride tablet 17. Jahrg.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Centralorgan der socialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

zu spät.

Die lex Heinze und die Künstler. Es regt sich spät im deutschen   Künstlerwald, aber vielleicht nicht Wir haben uns bisher um die Händel dieser Welt nicht gekümmert(!), jetzt aber werden wir zu politischen Agitatoren ge­macht und wir werden nicht eher vom politischen Stampfplaz abtreten, als bis wir uns die Freiheit und den Frieden unserer Werkstätten zurüderobert haben!"

Dienstag, den 6. März 1900.

Wie oft würde Minchen

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Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

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bor   ganz Europa   nicht wäre, würde man auch einen gereinigten" Die Citierung Sebastian Brunners ist sehr wertvoll; denn dieser Shakespeare, Goethe, Schiller verlangen. Und wie würde das Drama litterarische Heilige des Katholicismus rechnete unter die Eauen", der Zukunft aussehen? Große dramatische Ahnengalerien sämtlicher denen er auf den Rüssel gehauen, ganz besonders unsre deutschen deutschen   Fürstenhäuser würden auf der Bildfläche erscheinen; wie klassiker, einen Goethe, Schiller, Lessing. oft würden nicht die Reichsfeinde durch schöne Reden an die Wand geschleudert werden, wie oft würden böse Streifende durch freund­Der evangelisch pastorale Reichsbote" bleibt hinter der liche Mahnungen des sanften Ortsgeistlichen zu ihrer natür- ultramontanen Kollegin nicht zurück, obgleich nach katholischer Auf­lichen Pflicht zurückgeführt werden. fassung ein Luther   mit allen den Qualitäten behaftet ist, die durch Referendar- den tüchtigen Referendar, der es noch mal zum qualmt munter das blonde Minchen, den die lex Heinze getroffen werden sollen. Der Reichsbote" aber bom Uebermenschentum und der Herren­Dies feierliche Versprechen hat Hermann Sudermann   am dealismus nennen! Und warum das alles? Weil Deutschland   moral Landrat bringen fann, friegen. Das wird sich dann deutscher moral, ereifert sich für die Bibel= und Katechismus­Sonntag in öffentlicher Volksversammlung einberufen von sich im sittlichen Niedergang befinden soll. Ein Bolk aber, das so für die Pflicht des christlichen Staats, die Kunst, die auf gegen die naturalistische Unmoral und erklärt es Vertretern der bildenden, darstellenden und dichtenden Kunst, ab- arbeitet wie das deutsche Bolt, kann nicht fittlich zu Grunde gehen. nichtchriftlicher Weltanschauung beruht, zu bestrafen. Was aber diese gegeben, aber er fügte vorsichtig hinzu: Ich für meine Person ver- Dem fittlichen Verfall geht die Trägheit als Fäulniserreger voraus. moderne Kunst eigentlich will, das verrät der weise Reichsbote" spreche Ihnen das. Ob wirklich die gesamte deutsche Künstlerschaft dem Mahnruf des Reichstags- Abgeordneten Dr. Müller- Meiningen lich auch den materiellen Verfall des Theaterwesens bedeute. De- der Menschheit; sie will, daß ein neuer Sklavenstaat aufgethan werde, Sudermann   hob übrigens auch hervor, daß die lex Heinze schließ­Folge leisten wird: in einer Flut von Versammlungen einmütigen nunziationen würden sich natürlich nur an große Erfolge knüpfen, in der die Schwachen, Dummen und Armen die Arbeit thun müssen. Proteft zu erheben gegen die Bedrohung ihrer Freiheit? Allzu viel das Stück müßte dann bis zum Urteils spruch verboten werden, Aber danach beförderte ja diese moderne Kunst gerade die Absichten Selbstvertrauen haben die Herren am Sonntag nicht gezeigt. Wir während doch der Theaterdirektor meist genötigt sei, von einem Wir während doch der Theaterdirektor meist genötigt sei, von einem des christlichen Gegenwartsstaats, der allerdings auch brauchen Führer", riefen sie ihm zu, und Herr Müller- Meiningen großen Erfolg das Deficit sämtlicher Achtungs- und Mißerfolge zu die Klugen in das Sklavenjoch schirrt; und der Reichsbote" müßte ermutigte sie auch damit, daß die ganzen liberalen Parteien, Becken. Soweit fie wirklich noch liberal" find", für für die freie dieser Kunst zujauchzen. Kunst eintreten würden. Das ist verzweifelt wenig. Freilich, die Leute, die folche Albernheiten von sich geben, maßen sich an, im Namen der Ord

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Führerschaft der Socialdemokratie, die stets auf das energischte die wahre Kunst gegen das Muckertum verteidigt hat, wäre für die deutsche Kunst, die sich bekanntlich der besonderen Fürsorge unsres Monarchen erfreut, etwas kompromittierend, und wer weiß, ob die Herren sich nicht noch beizeiten daran erinnern, daß auch nur ein gemeinsames Vorgehen mit dieser Rotte von Menschen ihnen leicht die allerhöchsten Sympathien verscherzen lönnte. Auf der Versamm lung am Sonntag allerdings fielen recht scharfe Worte, die bei dem Publikum stets stürmischen Beifall fanden. Dies Publikum, das Saal und Galerien des großen Saals des Handwerkervereins in der Sophienstraße bereits eine halbe Stunde vor Beginn der Ver­ſammlung bis auf den lezten Platz füllte, bildeten aber wohl nur zum kleinsten Teil die Künstler selbst, die überwiegende Majorität die Frauenwelt war besonders stark vertreten bildeten die Premièrenbesucher des Deutschen Theaters, Verchrer der modernen und der modischen Kunst, und speciell Hermann Sudermanns, dem wiederholt stürmische Ovationen bereitet wurden.

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Schließlich gelangte folgende Resolution zur Annahme: " Die vom Reichstag beschlossenen, äußerst dehnbaren, der ver­

schiebensten Auslegungfähigen, für ein großes stulturvoll demütigenden Führer der Nation zu ſein; und ihre Vertreter beugen das Bolt Bestimmungen in den§§ 184-184b der sogenannten lex einge unter die Knechtschaft ihrer Beschränktheit bedeuten eine schwere Gefahr für die Entwickelung der deutschen   nung, Religion und Sitte. Kunst und Litteratur. Die Versammlung erhebt dagegen entschiedenen Protest und erwartet, daß die deutsche Boltsvertretung diese und ähnliche Bestimmungen bei der Schlußberatung zurüdweisen wird."

der Mehrzahl der Versammlung eine schärfere Fassung dieser Reso­Der Abg. Dr. Müller- Meiningen verlangte zuerst auf den Wunsch lution, zog aber im Interesse eines harmonischen Schlusses der Ver­fammlung seinen Widerspruch zurück.

stimmungsdepesche Gerhart Hauptmanns  . Im letzten Moment noch fam eine jubelnd aufgenommene Zu­

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Politische Uebersicht.

Berlin  , den 5. März.

und

Das preußische Abgeordnetenhaus beendete am Montag die Beratung des Eisenbahn- Etats. Bei den fortdauernden Ausgaben wurden noch Dinge behandelt, die die Allgemeinheit betrafen. So verlangte der konservative Abgeordnete v. Mendel- Steinfels billigere Tarife für deutschen   Zucker und Be­Sehr maßvoll, gut- bürgerlich, ja teilweise hofpatriotisch ist diese seitigung der Ausnahmetarife für russischen Zucker. Er wies außer­Sundgebung der Künstler. Sie zürnen über eine gesetzgeberische dem auf die Langjamkeit des Viehtransports von Süd- nach Nord­Gefahr, die doch nur ein Ausdruck der kulturell- politischen Machtver Extra Ordinarium bewegte sich die Debatte deutschland   hin und forderte schnelle Expedierung. Beint aber Den Vorsiz in der Versammlung führte der Reichstags- Abgeordnete hältnisse ist. Diese Männer der Feder und des Meißets tämpfen gegen Lofalwünschen, nahm auch größtenteils den Charakter einer mir in Schrader. Er gab zunächst einen furzen Ueberblick über die in Be- die Wirkungen einer Reaktion, zu deren Niederwerfung sie doch nichts Privatunterhaltung zwischen den einzelnen Abgeordnen tracht kommenden Bestimmungen der lex Heinze und machte darauf gethan haben. Sie schreiben für ein sehr liberales und sehr Regierungskommissaren oder dem Minister an. Eine längere aufmerksam, daß nach den Verhandlungen zwischen der Regierung und zahlungsfähiges Premierenpublifum, fie malen und meißeln für eine Debatte rief die von der Staatsverwaltung projektierte Anschluß­den maßgebenden Parteien des Reichstags in dritter Lesung wahr fleine Gemeinde fapitalistischer Gönner, und sie wehren eifrig jeden strecke nach dem Terrain der Ausstellung hervor, die in Düsseldorf  scheinlich eine Verständigung erzielt werden und dabei ein großer Verdacht ab, als wären fie fähig, ihre zarten Hände in die grobe im Jahre 1902 stattfinden wird. Einige konservativen Krämerseelen Teil bedenklicher Bestimmungen erhalten bleiben würden. Hierauf nahm zunächst Profeffor Eberlein als Vertreter der und unfeine Politik zu tauchen oder gar mit dem Umistura fich zu paßte die Unterſtügung des kulturellen Werts durch die Eisenbahn­schaffenden, bildenden Kunst das Wort zu folgenden Ausführungen: verbrüdern. Unfre Künstler sind längst keine Führer der Nation verwaltung nicht in den Kram, sie erhoben Einwürfe, die Anschluß­Die Kunst hat die vornehmste Mission im Volksleben, fie hebt die mehr, sie stehen abseits und beschränken sich auf den gewaltigen noch mit der Besprechung einiger Petitionen ausgefüllt. strecke wurde aber schließlich bewilligt. Das Ende der Sigung wurde Menschen über sich selbst hinaus. Sie kann nicht wachsen eingeengt Kampf mit Verlegern, Käufern und Rezensenten. Sie leben bon Drahtzäunen geistiger Bedrückung, sondern ist eine Pflanze, die materiell von der liberalen Bourgeoisie, und wenn es ihre Gönner Dienstag beginnt die Beratung des Kultusetats. freies Licht, Luft und Sonne verlangt. Die schöpferischen Werke der schaft ihnen auch gestattet, daß sie ein wenig mit den wilden Fragen modernen Kunst wurzeln in der Entwicklung und Blüte des deutschen   der gährenden Zeit fokettieren, so dürfen sie es doch nicht wagen, Wenn die ,, Weltlage" sich ändert! Vaterlandes, fie will die Geistesthaten des Volks der Gegenwart und Nachwelt künden. Uns Künstler, die wir hofften, im neuen Jahr- ernsthaft Partei zu nehmen. To find fie alle einige Die Reichsregierung von 1900 ist, wie auch der deutsche hundert freiere Luft zu atmen, uns will man jetzt der löbliche Ausnahmen abgerechnet parteilos wie August Kaiser, im Boerenkrieg durchaus england- freundlich. Daß fühl wägenden Justitia und am Wortlaut des Gesetzes haftenden Scherl. Sie selbst nennen es vornehm, obzwar es auch für man bei aller Sympathie für das um die Selbständigkeit Schußleuten überliefern. Werden diese Beamten, die weit ab der den Künstler keine höhere Zinne giebt als die der Partei, sofern ringende Volk der Boeren sich der blöden Englandheke ent­Stunst stehen, begreifen können, daß das Nackte durch die die Partei das Organ einer um Befreiung und Erlösung der Mensch- hält, ist durchaus verständig. Aber mit dieser neutralen Kunst geadelt wird? Das höchste in der Kunst ist der nackte heit ringenden Weltanschauung ist. Haltung begnügen sich unfre Offiziösen nicht. Sie glauben Mensch, wie er als Krone der Schöpfung aus der Hand Gottes Auf diese Weise hat sich unsre Künstlerschaft jedes weitere und jegt den Interessen ihrer Herrschaft zu dienen, indem sie hervorgegangen ist, er wird es ſein trop blöder Philister und tiefer greifenden Einflusses begeben. Sie haben nichts Wesentliches Antipathien gegen die Boeren zu erwecken suchen. Allen Tartüffes.( Burufe: Nören! Tofender Beifall.) Die deutsche Kunst für die Kultur der noch unaufgeklärten Massen gethan, die nur im voran treibt hat sich stets in vornehmen Bahnen bewegt, wir protestieren daher die Kölnische Zeitung  " solch Handwerk.  gegen eine Thätigkeit des Reichstags, welcher solche unmotivierte harten rauhen Stampf errungen und erzogen werden, und sie dürfen Sie spricht von dem notwendigen Schutz der englischen Maßnahme gegen uns dekretieren will. Da aber uns Bildhauern sich darum nicht wundern, wenn sich der Geist, an dessen Bildung fie Interessen", und sie beweist", daß der Krieg ausschließlich von höchster Stelle reiche Beweise eines tiefinnerlichen Verständnisses nicht gearbeitet, jetzt wider sie selbst kehrt. durch die Ungerechtigkeit der Boeren den Ausländern gegen­unfres Wollens zu teil geworden sind, können wir uns unmöglich vorstellen, daß diese Bestimmungen Gesetz werden sollen. Unfre der Finsternis ist auf jeden Fall anerkennenswert, und daß sie von Indeffen, die jetzige Auflehnung der Künstler gegen die Macht über veranlaßt worden sei. Die Rhein  . Westf. 8tg." bereitet sich nun das boshafte größte Hoffnung iſt darum auf unfren Kaiser gerichtet.( Vereinzeltes Erfolg begleitet sei, ist ein gemeinsames Kulturintereffe, das wir so Bergnügen, Citate aus derfelben Köln  . 8tg." von 1896 aus­Bravo!) Tausend neue Keime drängen zum Licht. Soll nun dies viel wir vermögen zu unterstüßen haben. Ob noch etwas zu er ugraben, aus jenem Jahre also, wo der Jameson- Einfall Gesetz auf sie fallen wie ein Mehltan? An Euch, Ihr Künstler, ist reichen, ist allerdings zweifelhaft. Das Windertum beiderlei das berühmte Telegramm des Kaisers an den Präsidenten Der zweite Redner, Herr Nissen, Vorsitzender der Deutschen   Konfession läßt sich durch die Kundgebung gar nicht im- Strüger anregte und wo dann eine heftige Boerenliebe und Bühnengenossenschaft, protestierte zunächst energisch dagegen, daß in ponieren. Gleichmütig schreibt die katholische Märkische Volkszeitung": ein hiziger Engländerhaß sich austobten. Damals schrieb die demselben Gesetz, welches sich mit den Zuhältern beschäftigt, den Noch einige andre Kundgebungen werden wohl folgen; daß sie" Kölnische Zeitung  " z. B.: Künstlern Vorschriften gegeben werden, und wies mit Recht darauf großen Erfolg haben werden, hoffen und glauben wir nicht. Die hin, daß der Richter, weil er nicht Kunstrichter, sondern Straf- Sache ist spruchreif, überlegt ist sie reichlich genug, und die richter fei, stets geneigt sein werde, eine Verlegung des so dehnbaren Ueberzeugung, daß gesetzgeberisch durch eine lex Heinze eingegriffen Begriffs des Schamgefühls anzunehmen. Ausführlich zeigte er dann werden muß, ist bis in die höchsten Kreise hinein gedrungen." an einer Reihe von Beispielen, wie unsre größten dramatischen Kunstwerte der lex Heinze zum Opfer fallen würden. Darf etwa Der Germania" erwedt die Demonstration farnevalistische

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in Zukunft Othello Desdemona im Bett ermorden? Romeo und Heiterkeit, obwohl es ihre Frömmigkeit gebieten müßte, zur Julia müßten statt im Nachtgewand in voller Rüstung erscheinen, um Beit sich lediglich zerknirschten Bußbetrachtungen hinzugeben. Sie ein prüdes Schamgefühl nicht zu verlegen. Nissen schloß mit einem höhnt: Citat aus Hamlet  , wonach die Kunst die Aufgabe hat, der Natur den Spiegel vorzuhalten, der Tugend ihre eignen Züge, der Schmach ihr eignes Bild, und dem Jahrhundert, dem Körper der Zeit, den Abdruck feiner Gestalt zu zeigen.

Hermann Sudermann  , der Herrn Nören so verhaßte Bertreter des modernen Theaters, hob gleich von vornherein hervor, daß es sich hier nicht um den Kampf gegen die moderne Kunst allein, sondern vielmehr um den Kampf gegen die moderne Zeit überhaupt handle. Alle neuen Anschauungen und neuen Jdeale diefer modernen Beit, alles was aus dem Wirkungskreise priesterlicher Bevormundung zu persönlicher Selbständigkeit hervortritt, ist jenen Kreisen, die hinter der lex Heinze stehen, ein Greuel, und weil sie die moderne Welt nicht vernichten können, so versuchen sie ihr den Spiegel ent­zwei zu schlagen, indem sie das moderne Drama vernichten. Wenn noch ein Zweifel darüber bestand, wogegen die lex Heinze sich in Wirklichkeit richten soll, so hat ihn die Offenheit des Herrn Rören beseitigt. Es handelt sich nicht um jene sogenannten Boltsstücke, wo bei bengalischer Beleuchtung Patriotismus und Tricot in schöner Verbindung auf der Bühne erscheinen, auch nicht um die französische   Schwantware all das könnte auch schon durch die be­stehenden Geseze beseitigt werden, sondern es handelt sich um bas ernste moderne Drama, und wenn der Fluch der Lächerlichkeit

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" Für solche geistige Führer", wie fie... diese Protestversamm lung aufzuweisen hatte, danken die wirklichen deutschen  Bürger, denen der Kampf für Religion, für Sitte und Ordnung nach der Mahnung des Kaisers als eine ernste gesetz­geberische Wahnung erscheint. Das Gebahren der Herren, die sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, daß etwas zur Ein­schränkung der öffentlichen Unfittlichkeit geschehen soll, ruft unwill­fürlich einen kräftigen Vers Sebastian Brunners ins Ge­dächtnis, der auch hier wieder die Situation bezeichnet( vgl. dessen Don Quixote und Sancho Pasa auf dem liberalen Par­nasie", S. 74): " Frage:

Seit wann darf man den Sauen Nicht auf den Rüffel hauen, Wenn sie durch lautes Grunzen Die Poesie verhunzen?

Die Antwort darauf können die Protestler bei Sebastian Brunner an der angeführten Stelle finden. Der ganze Tamtam, mit dem diese Protestversammlung" vorher gewaltsam in­sceniert und nachher nicht minder gewaltsam als eine be­deutsame politische Aktion" dargestellt wird, wird auf das Schicksal der lex Heinze nicht den geringsten Einfluß ausüben."

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" Nun ist von vornherein klar, daß diese Bestrebungen, eine Vermehrung der politischen Rechte der Uitlanders zu erreichen, eine rein innere Sache des Transvaalstaates dar­stellen, die keiner auswärtigen Regierung, auch nicht der englischen, das Recht der Einmischung geben kann. Der Transvaalstaat ist ein unabhängiger Staat, der seine innere Verfassung ganz nach dem Gutdünken der maßgebenden Gewalten des Landes ausge­stalten kann, und dessen volle Unabhängigkeit unangetastet erhalten zu sehen ein dringendes Interesse mehrerer europäischen  Mächte, insbesondere auch Deutschlands   ift...

Inzwischen wird es Sache der einzelnen europäischen  Mächte sein, die im Transvaalstaat eigne Interessen haben, für die Aufrechterhaltung des bisherigen Rechtszustands, vor allem feiner Unabhängigkeit eintreten. Es ist ein unerhörtes Beginnen, daß die Times" den jezigen Augenblick für gekommen erachten, sich die Einmischung fremder Staaten zu verbitten und gar kriegerische Drohungen mit dieser Anmaßung zu ver­binden. Das ist eine Ueberhebung sonder gleichen, der gegenüber die öffentliche Meinung in Deutschland   völlig einmütig ist. Deutschland   wenigstens wird seine eignen Interessen unver zagt und nachdrücklich schützen nach Maßgabe des Rechts, das ihm zur Seite steht, und es wird sich dazu von keinem Staate die Erlaubnis holen; unter keinen Umständen wird es dulden, daß bewaffnete englische   Banden den Völkerrechts­zust and verlegen, an dessen Erhaltung Deutschland  ein Interesse hat. Denn es muß für jeden, der in den letzten Jahren so reichliche Gelegenheit gehabt hat, die mannig­fachen Aeußerungen der englischen Ländergier und die ver