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Kr. 38.

Dienstag, den 24. Februar.

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Hplöholm.

Eine Laudarbeitergeschichte von J. Skjoldborg

Als sie die Kiste abrücken, finden sie eine Menge Tabak. Gott verdamm mich!" sagt Nis.Es sind Ratten, die unse> ren Tabak stehlen!" Und alle stehen plötzlich ganz still und nachdenklich da. Da erscheint Per Holt laut polternd in der Tür. Er ist betrunken; er hat drüben bei den Häuslern getrunken, bei denen er wohnen soll, wenn er sich nun mit Sophie ver- heiratet. Er schwankt durch die Kammer, als wollte er durch alles hindurchbrechen, und er stößt mit dem Fuß nach dem Stuhl, daß er in den Winkel fliegt. Er zieht die Hosen in die Höhe «nd bewegt die Arme, als müsse er irgend etivas zu packen haben. In Ermangelung von etwas anderem ergreift er zwei Knechte, die in seiner Nähe stehen, und stößt sie ancin- ander, daß es kracht.Küßt Euch. Ihr beiden." Doch der eine sagt:Au. zum Teufel!" und faßt sich an die Nase.Du Satan, Du!" Was bist Du für'n Bursch!" Per stößt den Betreffen- den kopfüber ins Bett hinein.Zum Henker noch n'.all" Die vielen jungen Augen blicken auf Per Holt, wie er dasteht mit halboffenen, feuchtroten, fleischigeu Lippen und dem dreisten Blick unter den zusammengewachsenen schwarzen Brauen. Laßt uns tvas zu trinken kriegen!" sagt er. Und in seinen Augen blitzt das Bewußtsein auf, daß er der Mittel- Punkt des Ganzen ist. Die vielen jungen Augen blicken sich gegenseitig an. Sie haben alle denselben Gedanken. Jemand geht hinüber zu Bombolt. Einstmals war er herrschaftlicher Kutscher. Jetzt sägt er Holz und verrichtet allerhand kleine Hantierungen auf dem Gute. Bomholt geht mindestens sechzehnmal täglich zum Höker, was für ihn eben- so viele Gläser Schnaps bedeutet, die der Höker ihm zu­kommen läßt. Jetzt will ich Euch was erzählen," sagt Nis und tritt vor. in dem Bestreben, sich neben Per geltend zu machen. Stine Kold trat sich mit Bomholt eingelassen!" Viele Stimmen auf einmal:Mit Bomholt!... Mit dem alten Kutscher!... Stine!" Ist das zu glauben wie!" Das ist sicher nicht wabr. Unsereiner darf sie ja kaum mit der Spitze des kleinen Fingers anrühren." Habt Ihr denn nicht bemerkt, wie oft sie in den Torweg hinllberlänft zu ihm?" Jawohl. Torthin wird man sie wohl von der Küche ans schicken." Das glaubte ich auch bis heute abend. Aber da kriegte ich was anderes zu sehen." Viele:Sahst Du es!" Mit diesen beiden hier." Nis deutet feierlich auf seine beiden Augen, wie zum Schwur. Dann ist es wabr!" Zum Teufel auch." Sie freuen sich. Aber warum, zum Henker, tut sie denn immer so ziniper- lich gegen uns?" fragt Hans. Darf ich fragen," Nis blickt sebr tiefsinnig drein ,Dacf ich fragen, kannst Dir alles begreifen?" Nee, aber... un denn so'n alter Kerl.. Die Flasche macht die Runde, und Per erzählt, wieviel Branntwein sie im Laufe von drei Stnirden bei den Kätnern getrunken haben. Jininer schneller geht die Flasche von Hand zu Hand. Die erste. Di« meisten verhalten sich anfangs ruhig. Doch bei der zweite» Flasche fangen sie an, mit den Armen um sich zu schlagen. Da erhebt sich Per, die Mütze sitzt ihm hinten im Nacken: Me lange willst Du noch an der Harmonika herumbasteln? ,.. Musik, zum Henker!"

Nis gibt der Mütze einen Stoß, damit sie genau so sitzt wie Pers Mütze. Jawohl, Musik!" brüllt er, als wolle er Per über- trumpfen. Die anderen wiederholen das Wort, ziehen die Hosen stramm und spucken bedächtig aus. Und alle Mützen sitzen im Nacken ioie die Pers und Nis'. Jens Trost spielt, Hans trommelt an der Tür, und die übrigen stoßen allerhand unartikulierte Laute ans und blicken sich mit großen, knabenhaften Augen an. Per Holt ergreift die Handharmonika. Er spielt so ge« waltsam, daß der Balg hin und her geht und das Instrument pustet und stöhnt, wie ein alter, engbrüstiger Gaul, der zum Galloppiere» gepeitscht wird. Dann wirst er sie beiseite. Anfangs schaut Jens mißvergnügt drein. Als aber Per flucht, daß er nicht einen alten Stummel.Kautabak für das ganze Ding geben will, wird Jens auch aufgeräumt' und wirft die Harmonika in einen Winkel, worauf sie unter wildem Ge- heul so lange der Reihe nach von allen Holzschuhspitzcn mal- trätiert wird, bis sie vollständig aus den Fugen ist. Sie trinken weiter. Tiefer und tiefer röten sich die Gesichter und immer heißer wird ihnen. Krün hat still dagesessen wie in tiefe Gedanken versunken. Nun erhebt er sich plötzlich, als wäre ihm etwas eingefallen. Er haut auf den Tisch und stößt einen fürchterlichen Eid ans. den er sich ausgedacht hat, als wolle er zeigen, daß er mich etwas könne. Sie schauen sich um, als suchten sie irgend etwas zum Entzweischlagen. Doch hier in der armseligen Knechtekammer ist ja fast nichts zu kriegen, und die Fenster sitzen hoch oben in der Mauer, wie Stallfenster zu sitzen Pflegen. Einer von ihnen beginnt:Der Verwalter, der.. Der Verwalter ist ein Saukerl!" Ein richtiger Sklavenhalter!" Der Flegel!" Plötzlich erbebt sich Nis:Sollen wir hinaufgehen und ihm guten Abend sagen!?" Aller Augen blitzten. sind wir nicht erwachsene Menschen?" Wie sie fluchen können. Kräns Zunge liegt ihm dick im Munde, doch bringt er so viel heraus, daß er gerne sehen möchte, wie solch ein Bursch von innen aussieht und daß sein Messer gut geschliffen ist. Sind wir einig?" Ich Hab mit ihm zu reden wegen einer Ohrfeige!" Bei mir hat er auch noch was zugute!" Ja, laßt uns hinaufgehen und den Burschen begrüßen!" Bist Du auch dabei. Per?" Ich bin dabei und halte mit!" Zur Bekräftigung des Entschlusses haut Nis mit der Faust auf den Tisch und ruft:Ich will, hol's der Satan, seine Eingeweide sehen vor dem Schlafengehen l" Dann schwanken sie hinaus auf den Hof. wo der kalte Wind ihnen um die heißen Köpfe streicht. Drei erleuchtete Fenster im ersten Stock sind die Wohnung des Verwalters, zu der extra eine Treppe von außen hinauf- führt. Unten am Treppenfuß halten sie inne. Die schwarzen Gestalten murmeln lange und bleiben stehen. Pause. Daun plötzlich, aus einmal, tönt durch die Stille der Nacht ein Rufen und Schreien zu den Fenstern hinauf, keine Worte, nur Laute. Etliche Hände heben sich beschwichtigend, und es wird wieder still. Und sie murmeln weiter. Kräu lallt wieder mit schwerer Zunge, wie herrlich scharf sein Messer sei.

Vorsichtig steigen sie die Treppenstufen hinan. Per Holt niid Nis sind die ersten, andere halten sich mehr

uiriur.

Nis kehrt sich um, winkt, indem er sich am Treppen- geländer festhält, und zischt einige Worte hervor.