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Gebiet, das cine geradezu überraschende Kehnlichteit mit manchen gehört, langte ich wieder im Greater New York an. Ich hatte in Teilen der Dolomiten aufweist. Unvermittelt, ohne alle Vorberge, dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten die ungeheuren fteigen gewaltige rote Felsen vor uns auf. Keine Spur von Weg, Schwierigkeiten fennen gelernt, mit denen unsere amerikanischen aber überall Schnee in folossalen Massen. Dabei war es boll Genossen zu kämpfen haben, hatte aber als erfreuliche Tatsache Tommen windstill und warm. fonstatieren fönnen, daß es überall vorwärts geht, daß überall pflichteifrige Genossen unermüdlich und zielflar an der Arbeit sind. Unsere amerikanischen Freunde stehen auf Posten, die schwierig sind und deshalb den ganzen Mann erfordern.
Wir waren etwa zwei Stunden lang unter großer Anstrengung allmählich aufgestiegen, einem Gipfel entgegen, der mir erreichbar fchien, als wir plöglich, etwa 100 Meter über uns, ein kleines Gerüst sahen; wir waren also auf einer richtigen" Fährte. Wir erreichten nach etwa einstündigem weiteren Aufstieg ein fleines hölzernes Verdeck über einem Fußboden, der, wie sich mit absoluter Gewißheit herausstellte, im Sommer von naturfreudigen Menschen aufgesucht und betanzt wird; denn hier oben( nach meiner Schätzung etwa 2200 Meter hoch) stand, einzig und allein geschüßt durch das hölzerne Dach, ein alter Blüthner - Flügel! Echt amerikanisch!
In einem Abschiedsartikel, den ich für die New Yorker„ Boltsgeitung" geschrieben habe, stizzierte ich auch die Aufgaben, die mir gestellt worden waren, und die Art und Weise, wie ich bemüht gewesen bin, sie zu lösen:
" Ich habe in meinen Vorträgen die Art des Klassenkampfes geschildert, wie er von der deutschen Arbeiterschaft geführt wird. Dabei habe ich stets betont, daß ich nicht daran denke, die schablonenhafte Hebertragung einer Methode, die sich in einem be Von diesem Plateau aus fonnten wir nun einen mit einem stimmten Lande glänzend bewährt hat und weiter bewähren wird, leinen Geländer versehenen Gipfel erkennen, den wir dann auch auf ein anderes Land zu empfehlen. Da der Syndikalismus aber nach weiterem einstündigem anstrengenden Aufstieg glücklich er überall, wo er sich bemerkbar gemacht hat, nur Unheil für die reichten. Im Sommer ist die Tour gewiß sehr leicht, uns wurde Arbeiterorganisationen angerichtet hat und meines Erachtens auch fie wesentlich schwerer, weil wir nicht nur stundenlang im Schnee niemals anderes wird zu Tage fördern können, so habe ich ihn in waten, sondern zum Schluß auch noch eine vollständig vereiste der schärfsten Weise bekämpft. Ebenso entschieden habe ich mich Leiteranlage in einer faminartigen Höhle bewältigen mußten. gewandt gegen den Opportunismus, der in Frankreich und Italien Hoch befriedigt von der herrlichen Tour waren wir spät abends fich bis zum Ministerspiel ausgewachsen und unserer Bewegung die nach Denver zurückgekehrt. Wir waren noch keine fünf Minuten schwersten Wunden geschlagen hat. Wir haben es da, wie ich ausvom Bahnhof entfernt, als wir Zeugen einer sehr aufregenden einandersetzte, mit zwei Extremen zu tun, von denen das eine, wię Szene wurden. Es war soeben gelungen, einen Menschen festzu- mir scheint, immer die Reaktion auf das andere ist. Die klassen nehmen, der an mehreren vorausgegangenen Abenden mit dem bewußte Arbeiterschaft soll also den Anfängen widerstehen" Revolver in der Faust in den Straßenbahnwagen gesprungen war principiis obsta! Gegen die amerikanische Spezialität der und die Passagiere gebrandschabt hatte. Ein Komplice des Bieder- Schivangpolitik" brauchte ich nirgends schweres Geschütz ins mannes war vor einigen Tagen von einem Passagier in der Treffen zu führen. Die Methode, die Arbeiterschaft von der BeStraßenbahn niedergeschossen worden. tätigung eigener sozialistischer Klassenpolitik fernzuhalten, um sie dann den kapitalistischen Parteien Demokraten oder Republikanernals Wähler zuzutreiben, ist so ungeheuerlich, daß man sie nur zu schildern braucht, um jeden verständigen Menschen zu ihrem entschiedenen Gegner zu machen. Meine Propaganda gipfelte also in diesen Forderungen: Erziehung des Proletariats zum Klassenbewußtsein und zum Klassenkampf; demgemäß eigene sozialistische Klaffenpolitit; Ausnüßung aller politischen Rechte, also selbstverständlich auch Teilnahme an den Wahlen zu allen ge seßgebenden Körperschaften; jeder Sozialist muß für die Gewerf schaften, jedes Gewerkschaftsmitglied für die sozialistische Partei gewonnen werden."
Wenige Minuten weiter in die Stadt hinein stauten sich vor einem Laden große Menschenmassen; aus gutem Grunde. In dem Schaufenster hatten die streikenden Bergleute ein Zelt ausgestellt, tas von nicht weniger als 147 Flintenschüssen durchlöchert war. Die Grubenbefizer hatten die streifenden Arbeiter aus den Wohlfahrtshäusern" getrieben und dadurch viele Hunderte Arbeiter familien gezwungen, im Gebirge Zelte zu beziehen. Die Bintertons der Minenbefizer hatten dann die Bergleute in der niederträchtigsten Weise aufgereizt. Die aber waren nicht unvorbereitet, und da sie ihre Pappenheimer von früheren Kämpfen her tannten, hatten auch fie längst für Waffen gesorgt. In heftigen Kämpfen, bie vier Tage und vier Nächte dauerten, waren auf beiden Seiten mehr als dreißig Menschen erschossen worden. Die Bergleute waren, wie bereits bemerkt, die Provozierten gewesen. Auf sie und ihre Familien war zuerst ohne jeden Grund geschossen worden. Aus einem Maschinengewehr, das auf einem Auto montiert war, war das Zeltlager der Vergleute beschossen worden, bevor die Streifenden auch nur einen einzigen Schuß abgegeben hatten.
In Colorado fängt Wild- West an. Da ist es schon gut, wenn man ein Schießeisen zur Hand hat.
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Die ganze Tour wird von den amerikanischen Genossen als erfolgreich bezeichnet. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß jede der 30 öffentlichen Versammlungen, in denen ich gesprochen habe, von durchschnittlich 780 Männern und Frauen besucht worden sind, dann wird jeder, der Land und Leute auch nur einigermaßen kennt, zugestehen müssen, daß dieser Massenbesuch schon für fich allein einen großen Erfolg darstellt. Die amerikanischen Genossen wollen nach den bisherigen Erfahrungen von nun ab in jedem Jahre einen deutschen Genossen für eine größere Tour zu gewinnen suchen.
Die Sonne stand hoch am Himmel, ale mir eine größere Anzahl von Genossinnen und Genossen das Geleit an Bord des Lloyd- Dampfers in New York gab.
Drei Tage lang war dem stolzen Schiffe der Wettergott günstig gestimmt, dann aber legte er seine Stirn in Falten und peitschte verärgert das Meer auf. Wir ließen uns Borbauten an den Betten anbringen, damit wir des Nachts nicht aus dem Lager geworfen wurden. Viele sah man von da ab an Bord, die nicht mehr zu sehen waren. Im Speisesaal wurde manches Geded aufgelegt, ohne daß es benutzt worden wäre. Unsere Tischgemeinschaft erwies sich als seefest. Fröhlich und guter Dinge verbrachten wir drei„ be wegliche" Tage; dann aber nahmen Wind und Wellen wieder Vera nunft an. Und stolz wie ein Held, dem nichts geschehen kann, lief unser schönes Schiff in Bremerhaven ein.
Kleines Feuilleton.
Der Rückweg führte mich auch nach St. Louis , wo viele Deutsche wohnen. Der Mississippi ist bei St. Louis 1070 Meter breit. Etwa sechs Stunden von St. Louis entfernt mündet der Missouri in den Mississippi . An einem wunderbar schönen Vormittag find wir im Auto am Ufer des Mississippi entlang bis zur Mündung des Missouri gefahren. Zwei Pannen, die wir auf der Fahrt erlitten, gewährten uns hinreichend Zeit, die Schönheiten der Landschaft in Ruhe zu genießen. Wenn ich von landschaftlicher Schönheit spreche, so will ich ausdrücklich betonen, daß ich viele Naturschönheiten in den Vereinigten Staaten gesehen habe, aber nichts, das ich eintauschen möchte gegen unsern Rhein , den Harz, den Thüringer Wald , den Schwarzwald oder die deutschen Alpen. Wir haben keinen Mississippi , feinen Strom, der sich mit Ihm messen könnte. Aber der Mississippi hat keine Ufer wie der Shein, keine rebenbewachsenen Berge und feine sagenumivobenen Ruinen. Es fehlte uns am Mississippi nicht an Zeit, um in Jugenderinnerungen zu schwelgen. Wem fämen am Ufer dieses Stromes nicht die schönen" Indianergeschichten ins Gedächtnis, die wir wohl ausnahmslos mit Heißhunger verschlungen haben. Wer würde am Ufer des Mississippi nicht aller der Falkenaugen" Der fünfundzwanzigjährige Eiffelturm. Der Eiffelturm und ähnlicher indianischer Helden gedenken, die wir mit Spannung in Paris , der jetzt das Zentrum der drahtlosen Telegraphie und pochendem Herzen auf ihren Kriegspfaden begleitet haben! gelvorden ist, kann demnächst ein Jubiläum feiern: ant O tempora, o mores! Gine alte, offenbar von Gicht und Podagra 2. April werden 25 Jahre verflossen sein seit dem Tage, an dem geplagte Indianerin habe ich in der Zeit von zwei Monaten zu auf dem Riefenturme zum Zeichen der Vollendung der Bauarbeiten Geficht bekommen. Die Indianer sind bekanntlich jetzt in Refer- die Fahne der Republik gehißt wurde. Bei dieser Gelegenheit fand baten angesiedelt worden. auf der ersten Plattform des Turms, wo etiva zweihundert Per sonen versammelt waren, eine kleine Feier statt." Etwa zwölf Personen," heißt es in einem Zeitungsbericht aus jener Zeit hatten den Mut, bis zur dritten Plattform emporzuſteigen." Unter dem Turm saßen dreihundert Arbeiter in Arbeitskleidung und frühstüdten. Der Turm, ein Wert des Ingenieurs Eiffel, der fich vorher schon durch beachtenswerte Arbeiten hervorgetan hatte, war in Liedern besungen, verspottet, kritisiert und getadelt worden. Man sagte, daß er das Stadtbild von Paris verunzieren werde, da er einfach scheußlich sei; im übrigen, so sagte man, werde er nie vollendet werden. Einen Monii vor der Eröffnung der Welte ausstellung von 1889 stand der Turm fertig da. Er sollte gum
Von St. Louis führten mich Berpflichtungen nach Springfield ( Illinois ). Hier stattete ich dem Grabdenkmal Abraham Lincolns einen Besuch ab. Es besteht aus einem riesigen Obelisten mit allerlei Bronzegruppen, die amerikanische Freiheitskrieger darstellen. In einem Parterrezimmer ist ein Museum untergebracht, das zahllose Erinnerungen an den bei den Amerikanern in gutem Gedächtnis weiterlebenden Präsidenten birgt.
Die Heimkehr.