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Wir schweben jede Nacht in großen Scharen unter dem mit Sternen punktierten Gewölbe der Milchstraße   weit umher über Stadt und Land. Aber am liebstem halten wir uns dort auf, wo der Lichterschein der Großstadt in den Weltenraum hineinleuchtet. Hier atmen wir den Dunst, den Staub und die Hize, wie wir es bei Lebzeiten gewohnt waren. Wir hören der Lebenden Stöhnen von unten heraufbringen! Und wir singen froh: Halleluja! Wie gut, daß wir dem entronnen sind!"

Kleines Feuilleton.

windende Krankheiten haben sie dahingerafft! Ich treffe Kinder aus I Handel zwischen den Chinesen und Arabern während des 12. unb Offentlichen Pflegeheimen, aus kellerwohnungen 13. Jahrhunderts gewährt. Die Chinesen haben einen überseeischen und Hinterhäusern! Ganze Scharen aus vermoderten Handel selbst nur dann getrieben, wenn feine feefahrende Nation Wohnungen! Leidensgenossen mit Brandwunden! Landarbeiter des Westens ihn vermitteln wollte. Sobald fremde Seefahrer in finder, die verbrannt sind, während die Mutter auf dem Gutshofe ihren Häfen erschienen, stellten sie selbst ihre Unternehmungen zur fronden muß! Kinder, die vom frühesten Alter in giftigen Fabriten, See gern wieder ein. Die Pioniere des Westens in China   waren in den fleinen Werkstätten der Hasindustrie, wohin die Sonne nie die Araber, die erst sehr viel später, nach der Entdeckung des See­mals dringen fann, beschäftigt worden sind! Kinder, die von ge wegs nach Ostindien, durch die Portugiesen und dann auch bald wiffenlofen, geldgierigen Pflegeeltern zu Tode gemartert sind, und durch andere feefahrende Völker ersetzt wurden. folche aus den abscheulichsten Löcherr und Höhlen! Im späteren Mittelalter war Canton der Plaß, der fast aus­schließlich den Verkehr mit den Fremden beherrschte und auch von der chinesischen Regierung um dieses Vorrangs willen unterstüt und gepflegt wurde. Die Einfuhr in Canton wurde eigentümlich gehandhabt. Alle Importeure sollten möglichst gleich gestellt wer­den. Deshalb blieben die Waren so lange in den Staatsspeichern, bis das letzte Schiff der Handelssaison eingelaufen war. Erst dann wurden die Güter den Besizern zum Verkauf ausgeliefert, indem die Regierung 30 Proz. als Bollabgabe zurückbehielt. Dadurch wurde es verhütet, daß die ersten Ankömmlinge den Vorteil des Marktes zum Schaden derer wahrnehmen konnten, die durch eine tängere Reise oder durch Unbill der Witterung erst später in den Hafen gelangt waren. Die Begünstigung der Einfuhr durch die Regierung verursachte ein so starkes Buströmen von Waren, daß sie sich bereits gegen Ende des 10. Jahrhunderts nicht immer leicht unterbringen ließen. Sogar solche Kostbarkeiten wie Elefanten­zähne, Rhinozeroshörner, Perlenschnüre, Weihrauch, aromatische Stoffe und dergleichen stiegen in wenig mehr als 100 Jahren auf das Zehnfache des Betrags. Die Regierung begnügte sich infolge­dessen auch dauernd mit dem erwähnten Anteil am Wert, ohne ihn au steigern. Schmuggel wurde freilich aufs strengste bestraft, und wer die chinesischen Strafen kennt, wird sich nicht wundern, daß die Handelsleute die Bestimmungen nicht zu verleben wagten. Das Werk enthält auch viele fesselnde Mitteilungen über den Bustand, die Erzeugnisse und Sitten anderer Teile des fernen Orients. So wird von dem König von Kambodscha   berichtet, daß er 2000 Kriegselefanten und dazu 4 große Elefanten aus Bronze besaß, die als Wächter vor einem Tempel seiner Hauptstadt standen. Sein Thron war aus sieben Stoffen verfertigt, die damals als der ubegriff aller Softbarkeiten galten. In Annach zeigte sich der König vor seinem Volk nur auf einem Elefanten reitend. Er war von einer Amazonengarde von 30 Jungfrauen umgeben, die mit Schwert und Schild bewaffnet waren. Sehr friegerisch aber kann das Volt dieses Königs kaum gewesen sein, denn es wurde für nötig gefunden, vor einer Schlacht die Truppen zu je fünf anein­ander zu binden. Versuchte einer von diesen die Flucht zu er­greifen, so wurden alle fünf zum Tode verurteilt.

Theateragentenkniffe. Der englische   Musikschriftsteller Claude Trevor entwirft in der Daily Mail" ein Bild von dem Verhältnis der Opernkünstler zu manchen ihrer Agenten. Trevor hat die meisten seiner Beobachtungen in Mailand  , dem " Stimmenmarkt" des italienischen Opernwesens, gesammelt, hat als junger Mensch, ebenfalls in Mailand  , gleiche Erfahrungen ge­macht und meint, daß nach seiner Kenntnis der Dinge die gleichen Mißstände in allen Musikzentren Europas   und Amerikas   wieder­fehren. Die großen und angesehenen Agenten, die mit strenger Gewissenhaftigkeit ihren schwierigen und aufreibenden Beruf ver­sehen, haben bitter darunter zu leiden, daß sich nur allzu viel Elemente zur Tätigkeit eines Theateragenten drängen: Elemente, die das Anjehen des Berufes schwer beeinträchtigen und die Künstler zum Gegenstand einer oft geradezu betrügerischen Ausbeutung machen. Sie greifen zu Kniffen, die, wie durchsichtig sie auch sind, ben den leicht enthusiasmierten Sängern und Sängerinnen in Augenblicken der Notlage nicht erkannt werden.

Natürlich wird zu solchen Raubzügen die geeignete Zeit ge­wählt: der Schluß der Saison, wenn das Gespenst der Engage­mentslosigkeit festere Formen annimmt und das Portemonnaie immer dünner wird. Da eröffnete in Mailand   Herr A. seine Agentur, sorgte durch geschickte Reklame und Mittelsmännner dafür, daß man in Theaterkreisen erfuhr, er sei der Agent eines großen amerikanischen   Impresarios, der drei Gesellschaften zu einer Tournee durch die Vereinigten Staaten   zusammenstelle: und als­bald war das Bureau des Herrn Agenten von ungezählten Hun­derten von Sängern und Sängerinnen belagert, von Künstlern, die mit irdischen Glücksgütern nicht gesegnet waren und mit flopfendem Herzen auf die glänzenden amerikanischen   Engagements warteten. Allein, ehe man vorsingen durfte, mußten 30 Frank Subskription bezahlt werden: der. Abonnementspreis für ein von Herrn A. Herausgegebenes Theaterblatt, ferner 2 Frank für die Begleitung während des Vorsingens. Mehr braucht wohl kaum erzählt zu werden: eines schönen Tages, als die Brieftasche des Herrn Agenten genügend gespickt und geschwellt war, waren die Pforten des Bureaus geschlossen und der Mann abgereift, höchst­wahrscheinlich, um in anderen Musikstädten seinen Kniff zu wieder­holen.

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Die Theaterzeitschrift" ist überhaupt ein beliebtes Mittel folcher Herren, um sich ein ansehnliches Einkommen zu schaffen. Bei ihnen wird ein engagementsuchender Künstler niemals zum Borsingen kommen, so lange er nicht sein Abonnement angemeldet und bezahlt hat. Die Verträge, die mit unerfahrenen oder in Notlage befindlichen jungen Künstlern und Künstlerinnen ge­schlossen werden, enthalten fast immer Bestimmungen, über deren Tragweite die oft in geschäftlichen Dingen wenig unterrichteten Sänger besonders Anfänger sich selten klar werden. Dann werden kurze Saisonengagements abgeschlossen, bei Gagen, die faum zur Bestreitung des Lebensunterhaltes in den teueren Orten reichen. Die Sängerin aber, die von diesen Lebensverhältnissen im fernen Auslande wohlweislich nichts erfuhr, siht dann nach vier Wochen engagementslos in der Fremde: und muß mit einemmal bemerken, daß sie nicht die Rüdfahrt erhält. Denn davon steht nichts im Vertrag, und das Billett zur Hinfahrt drückte man ihr beim Abschluß des Vertrages wortlos mit der Miene der Selbst­verständlichkeit in die Hand.

Gefchichtliches.

Die größten Wunder werden von den Schäßen Ceylons be. richtet. Der Palast des Königs war mit Kazenaugen, blauen und roten Edelsteinen, Karneol und anderen Juwelen verziert, sogar der Fußboden. In jedem der beiden Flügel des Palastes befand fich ein Baum, dessen Stamm und Zweige aus lauterem Gold ver­fertigt waren, während die Blätter, Blumen und Früchte wieder aus Edelsteinen gebildet waren. Der König hielt, wenn er auf dem Thron saß, einen Edelstein in der Hand, der 5 Zoll im Durch messer hatte und selbst bei Nacht wie eine Fackel leuchtete. Er hatte außerdem die wunderbare Eigenschaft, dem König, der bereits über 90 Jahre alt war, ein jugendfrisches Aussehen zu bewahren, wenn der Herrscher sein Gesicht täglich mit dem Stein rieb.

Solche Wundermärchen mußten den Händlern helfen, das Interesse für ihre Waren aus fernen Ländern anzufachen. Die Dichtung hat in der Geschichte der Handelsreklame eine ansehn­liche Rolle gespielt.

Volkskunde.

Arzneimittel im Voltsmit. Wie sich in Nieder­deutschland Volksmund und Volkswiz durch Umbildungen mancher­lei Art mit den Namen volkstümlicher Heil- und Arzneimittel ab­gefunden haben, zeigte Dr. H. v. Reiche in einem amüsanten Vor­trag, den er im Hamburger Quickborn   gehalten hat. Er gab damit ein bemerkenswertes Stück Sprach- und Kulturgeschichte. Am am häufigsten sind die Umbildungen voltsetymologischer Art, in denen fich der gemeine Mann die ihm unverständlichen Namen auf seine Weise verdeutschte". Da wird z. B. Radix Valeriana u Volder- oder Ballerjahn, Digestiv zu Did und Stief, Foenum Graecum zu Fine Margret, Oleum Petrae zu Olen Peter, Oleum Dulle Deerniaat, Oblate zu Abendblatt   und, eine fast geniale Ilm­Lauri zu Alte Lore, Opodeldok zu Abedillendock, Dodillensaat zu bildung, Unquentum Neapolitanum zu Ungewendtem Napolium. Diesen ernsthaft gemeinten Namengebungen gegenüber stehen die scherzhaften, in denen der Volkswiz die Wirkung der betreffenden Mittel derb und drastisch bezeichnet. Es kommt heute noch vor, daß ein niederdeutscher Bauernjunge in der Dorfapotheke ein Mittel für gewisse Verdauungsstörungen haben will und sagt: Förn Groschen Achter mi fum fum" oder auch: För tein Penn Dapper un ge schwind". Der scharf riechende Salmiakgeist wird sehr schlagkräftig Krabbel de Wand rup" genannt.

Chinesischer Hande! im Mittelalter. Zwei der besten Kenner der chinesischen Kultur und Geschichte, Professor Friedrich Hirth   an der Columbia- Universität und der berühmte Forschungsreisende Rockhill, haben einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung der Stellung Chinas   zu den anderen Ländern der Erde im Mittelalter geliefert, nämlich die Uebersehung des chinesischen Werks des Chaujukua, das einen ausführlichen Einblick in den Berantw. Nebafieur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: Vorwärte Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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In all diesen teils willkürlich verstümmelnden, teils unwillkürlich vollsetymologischen Neubildungen zeigt sich ein sprachschöpferischer Trieb. Dem Sprachforscher bietet sich hier ein neues, noch wenig bekanntes Arbeitsfeld.