Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 60.

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Jm Bauernland.

Donnerstag, den 26. März.

Von Johan Skjoldborg . ( Berechtigte Uebersehung aus dem Dänischen von Laura Heldt.)

,, Daß Du es riskiertest, Ber, ha ha ha," lachte Miffel. Ich kann's, hol's der Satan, nicht begreifen... Du hättest ihn nur sehen sollen, den einen, der da rief und schrie, Du hättest ihm ins Gesicht sehen sollen, ha ha ha- Miffel war dem Ersticken nahe vor Husten, Käuspern und Spucken.

Per lachte über den ganzen Vorgang.

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Aber es geschieht ihnen nur Recht, diesen Burschen, nun können sie das nächste Mal arme Leute in Ruhe lassen. und der Schlächter, der verlor Nase und Mund auf einmal das tat er meiner Seel,."

" Ja, ja," sagte Per lebhaft. Das war wenigstens immer eine kleine Aufmunterung. Nun wollen wir einen Schnaps nehmen, Miffel. Ich kaufte einen halben Liter. Daran können wir uns unterwegs gütlich tun. Prost!"

Ja, ja, Per, Spaß muß sein und Ernst muß sein, und es gibt keinen noch so guten Scherz, der nicht auch etwas Ernst enthielte. Nun will ich Euch von Herzen wünschen, daß es Euch gut gehen möge, und daß Dn wieder ganz gefund wer den mögest, gute Sophie." Er wandte sich um und blickte fie freundlich an. Zum ersten Male nahm Miffel die Pfeife aus dem Mund.

" Ich danke Dir, Mikkel," sagte Per, weil Du uns so billig beim Umzug behilflich bist."

Ich will Euch was sagen, Per und Sophie, es heißt, daß die Großen zusammenhalten; aber die Kleinen halten, hol's der Satan, auch zusammen,."

Ich habe guten Mut für die Zukunft, Miffel, es müssen doch einmal bessere Zeiten kommen."

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" Mir scheint auch," fügt Sophie hinzu. Sie seufzt. Wenn ich nur gesund werden fönnte. Es ist wohl noch weit?" " Ja, beste Sophie. Wir müssen mindestens noch durch givei Krüge hindurch. Aber das schaffen wir auch noch, ach, hol's der Satan, das schaffen wir noch, !"

2.

Beitig am nächsten Morgen trat Per Holt aus der Tür feines neuen Heims im Hoibyer Moorhause. Es lagen noch einige Hütten mehr an der Westgrenze des Moores , direkt unter den steilen Hoibyer Höhen. Aber von Hoiby selber sah man nur im Süden an der Wegbiegung die ersten Höfe. Von Ber Holts Häuschen aus erstreckte fich die Moor­fenfung weit nach Südost bis zum Horizont. Und zu beiden Seiten dieses tiefer liegenden Landstrichs erhoben sich breite, fruchtbare, hochgelegene Felder, auf denen verstrent Höfe lagen.

Dies also war der Plaz, wo Per leben sollte. Er blickte ringsum so viel Moor, so viel fruchtbares Bauernland, so viel Arbeit.

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Jetzt war er ein freier Arbeiter und fein Gesinde wie auf dem Gutshofe. Er konnte Arbeit nehmen, wo er wollte, und war nicht, wie ein Hund, an die Kette gebunden... Er dehnt seine Brust und füllt seine Lungen mit dem taufrischen Morgenvind, der vom Moor her ihm entgegen­streicht. Und der Porsth ja das war der Borsth, der wohl­riechende Borsth, dessen Duft ihm der Morgenvind zuführte. Er lächelt vor Wohlbehagen.

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Die Hoiby- Au da draußen und die Wiesen rings umher dampften, so daß die hölzernen Träger der hochgelegenen Brücke und das Geländer im Nebel riesenhafte Dimensionen annahmen.

In der Nähe liegt der weiße Dunst so fein wie ein Spinngewebe über den niedrigen Büschen des Moores.

Aber die Sonne wärmt in dem brodelnden Morgen, so daß Nebel und der blaue Tau bald verschwinden..

Und schließlich liegt die ganze Gegend in strahlendem Sonnenlicht duftend frisch und neu da.

1914

Per Holt hat früher dergleichen nicht bemerkt. Nun scheint es ihm, als hätte er nie im Leben einen so schönen Tag gesehen wie diesen.

Und es ist, als streue er wohltätig Licht und Glück über ihn aus.

Jens, der große Junge, erscheint auf der Schwelle und steht still hinter seinem Vater. Bald finden sich auch Sophie und die auderen Kleinen ein. Es hat den Anschein, als hätte die Holtsche Familie die Nacht nicht ruhig schlafen können, so zeitig sind sie alle da, um die neue Umgebung in Augenschein zu nehmen. Sie scheinen das Verlangen zu haben, etwas zu sehen und zu hören sie sehnen sich nach etwas.

Und als das kleine Mädchen, Maren, das die Mutter auf dem Arm trägt, die Sonne erblickt, streckt es die Hände danach aus und ruft laut vor Freude.

Per ergreift das Kind und lächelt Sophie zu. Er muß das Fleine Mädchen hochheben und küssen.

Und sie lacht und ruft wieder laut vor Freude der Sonne entgegen.

Einen Augenblick steht die Holt- Familie schweigend und andächtig da, während die Sonne seguend ihre Strahlen über sie ausschüttet.

Dann müssen sie sich umsehen. Sie kamen erst am Abend an, als es schon dunkel war.

Es ist nur ein kleines Häuschen mit vier kleinen Fenstern. Aber sie sind hier so herrlich für sich. Und das fleine Häuschen liegt im Grunde so schön dort mit den sonnenbeschienenen Fenstern. Es fehlen allerdings ein paar Scheiben, und der Kalkput ist hier und da von der Wand herabgefallen. Auch das Dach hat schadhafte Stellen aber all diesen Dingen kann leicht abgeholfen werden.

Sie gehen umber und betrachten das Stück Gartenland, das zum Hause gehört. Wie es so daliegt, hat es kaum noch eine Aehnlichfeit mit einem Garten. Denn es ist vollständig mit Gras bewachsen; hier und da stehen verstreut ein paar fleine Birken, die vom Moor hier heraufgewandert zu sein scheinen. Ein Hollunderbaum ist das einzige, was davon 3enguis ablegt, daß Menschenhände hier einmal gepflanzt haben. Aber er steht da und friecht jämmerlich zusammen in einer Ede. Dann ist noch etwas da, ein halb erstickter Stachelbeerstrauch, auf dessen moosbewachsenen Zweigen noch einige halbverfaulte Rumpen aus der Zeit der früheren Be­wohner hängen.

Es sieht so aus, als wären die Leute, die hier vor uns gewohnt haben, sehr arm gewesen," bemerkt Sophie.

Ja, ihnen ist alles zugewachsen, wie man sehen kann," antwortet Per. Und viele Kinder haben sie gehabt, der ganze Garten ist voller Fußspuren und zertrampelt."

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Man sieht es auch an den vielen fleinen Fußsteigen, die sich gebildet haben, wenn sie hier am Wall hin und her liefen," sagte Sophie.

Aber das alles fann ausgebessert werden, Sophie. Das können wir alles ändern." Per hebt unwillkürlich die Schul­tern ein wenig.

" Ich glaube, wir können es hier ganz nett haben. Ich bin froh, daß wir aus dem Gutsgetümmel herausfamen- wenn ich nur gesund werden könnte, Ver."

um das Haus herum. Da bricht der kleine Junge, der so Sie gehen alle miteinander ein fleines Stückchen hinten wie sein Bater auch Per heißt, in ein Freudengeheul aus, denn dort stehen zwei bunte Biegen und meckern auf dem Abhang. Glaubst Du nicht auch, Per, daß wir ein paar Ziegen be­Mit dem Ausdruck leuchtender Hoffnung ruft Sophie: fommen fönnen, Per?"

sein."

Das können wir leicht, hier muß ja guter Verdienst

,, Ach, dann kriegten wir selber Milch ins Haus. Das hätte ich niemals gedacht."

Der Kleine Per lacht über die Sprünge der Ziegen. Aber Jens geht so ernsthaft und gravitätisch hinter dem Vater her, als fühlte er, daß sie beide es sind, die hier die Sachen in Ordnung bringen sollen.

Drinnen im Hause ist sowohl ein Wohnzimmer wie eine Schlafkammer, aber muffig ist es hier, und die Luft ist kalt