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und feucht. Die Wände End häßlich, und der Fußboden besteht wig- Holsteinischen Seeküsten und Seehäfen, aber es hatte ebenso aus einer Lehmdiele voller Löcher.

Sie haben den Tisch und die Stühle auf die Beine ge­stellt; mehr Möbel befinden sich nicht im Wohnzimmer.

Die Familie ist zur Mahlzeit versammelt, die aus Brot, einer Schweinsblaje mit Fett auf einem halbzerbrochenen Teller besteht und dann aus Kaffee.

Während des Essens sizzen alle schweigend da, als sei jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Nur in langen Pausen fällt dann und wann ein Wort.

Per: Das erste, was wir hier in Ordnung gebracht haben müssen, ist die Decke. Denn es kann ja direft hier hereinregnen."

Sophie nach einer ganzen Weile: Und Ziegenmilch ist so fett, daß wir sie mit Wasser vermischen können. Dann gibt es mehr."

Als Jens ungefähr mit der Mahlzeit fertig ist, sagt er: Ist das nun unser Haus, Vater?"

" Ja, mein Junge, solange wir leben und bezahlen, was wir sollen." ( Forts. folgt.)

Der

Krieg gegen Dänemark  .

II.

unieugbar cimas Komisches, wie fich das liberale, ja! fast revolu tionäre Bürgertum dieses unter fünfunddreißig Landesvätern seufzenden Deutschlands   nach einem sechsunddreißigsten Landesvaker sich die Kehle heiser schrie.

mentalität zu schwelgen, sondern sah in Schleswig- Holstein   den Aber Bismard hatte keineswegs Luft, in dynastischer Senti­ersten fetten Happen, den Breußen in seinen Schnappfad zu stecken hatte: kühlen Blides sah er in dem schleswig- Holsteinischen Broblem feine Rechtsfrage, sondern eine reine Frage preußischer Großmachtspolitik. Während denn auf Beschluß des Bundestages hannoversche und sächsische Truppen als Vollzieher der Bundes­egefution in Holstein einrückten, ohne dabei Widerstand zu finden, beschloß er ganze Arbeit zu machen. Mit Oesterreich in dieser Frage unter eine Decke zu fommen, war ihm ein leichtes, denn von jedem selbständigen Vorgehen Preußens befürchtete man in der Wiener Hofburg   nicht zu Ünrecht einen Machtzuwachs der verhaßten norddeutschen Großmacht. Den russischen Zarismus haite sich Bismarck   durch seine fluchwürdigen Bütteldienste bei der grausamen Niederwerfung des polnischen Aufstandes zu Dank vers pflichtet, so daß er von dieser Seite nichts zu besorgen hatte. Wit Frankreich stand es so, daß Napoleon  , der gewissenlose Ausnußer des Nationalitätenprinzips" nicht gut gegen eine Politik ein­schreiten fonnte, die diesem Nationalitätenprinzip" gleichfalls au dienen vorgab und daß er zum zweiten mit gutem Justinkt in dem gemeinsamen Vorgehen Oesterreichs   und Preußens eine Quelle der Zwietracht zwischen den beiden Mächten witterte. Was endlich England anging, so raffte es sich zwar auf dem Papier zu einigem Einspruch auf, hütete sich aber, wegen des Londoner Protokolls Nach Abschluß des Londoner Protokolls kam die schleswig  - deutschen   Absatzmarktes seinem Handel verderblich werden mußte. einen Krieg zu beginnen, der durch Verrammelung des wichtigen Holsteinische Frage feineswegs zur Ruhe. Zwar blieb die Thron­folgefrage vorläufig in der Schwebe, denn der Herzog von Augusten Januar 1864 eine Aufforderung, sofort die von Christian IX.  So hatte Bismard freie Hand, und nachdem. Dänemark   im burg hatte sich sein legitimes Recht" für blanke Dukaten abfaufen unterschriebene Verfassung vom November 1863 aufzuheben, in den lassen und der Landgraf von Hessen  , der auch auf Umwegen irgend Wind geschlagen hatte, rüdte am 1. Februar ein preußisch- öster­wie erbberechtigt war, hatte gleichfalls verzichtet. Aber daß von reichisches Korps von 70 000 Mann unter dem uralten Feldmarschall Kopenhagen   aus lustig eiderdänische Politik getrieben wurde, er- Wrangel in Schleswig- Holstein   ein. Molttes Feldzugsplan regte in Frankfurt   doch einiges Unbehagen. Im Jahre 1855 er- war, die hinter dem starken Danewerf stehende dänische   Armee durch hielt das ganze Königreich eine Verfassung, die arg die provinzielle Umfassung zu vernichten und so den Feldzug in wenigen Tagen zu Selbständigkeit der beiden Herzogtümer beschnitt. Als nun nach beenden. Statt dessen wurde ein Frontalangriff auf das Danewerk langem Hin und Her der Bundestag mit einer bewaffneten Grefu- unternommen, der den Preußen viel Blut kostete und den Dänen tion drohte, verkündete Friedrich VII.   durch Patent vom 6. No- die Gelegenheit gab, sich der geplanten und auch von ihnen ge­vember 1858 die Aufhebung der Gesamtverfassung für Holstein ahnten Umflammerung zu entziehen und hinter den Düppeler sowie ihren Fortbestand für Dänemark   und Schleswig  . Damit Schanzen eine neue start befestigte Stellung einzunehmen. Nach hatte Dänemark   scheinbar den Wünschen des Deutschen Bundes einer Reihe erfolgreicher Gefechte gelang am 18. April der Sturm Rechnung getragen, in Wahrheit aber war man dem Ziele der auf diese Schanzen. Der Angriff geschah", schrieb Friedrich radikalen Nationalpartei: Dänemark   bis zur Eider! eine gute Weg- Engels über diesen Sieg, mit vier Brigaden( 24 Bataillone) strede näher gerückt, denn Schleswig   war jetzt in der Tat dem gegen vier dänische Brigaden( 16 Bataillone), also durchaus keine Königreich einverleibt und Holstein wie eine eroberie Provinz unverhältnismäßige Ueberzahl für einen solchen Sturm. Aller­außerhalb der konstitutionellen Bürgschaften gestellt. Dieses Pro- dings waren die Dänen durch das Feuer der Artillerie sehr mürbe visorium sollte durch ein königliches Patent vom 30. März 1863 gemacht, indes, das waren die Russen in Sebastopol auch und zu einem dauernden und gefeßlichen Zustand gemacht werden. Das noch mehr. Daß aber die Preußen in 20 Minuten die ersten sechs war ein Faustschlag in das Gesicht des Deutschen Bundes  , und die Schanzen nahmen, und dann in zwei Stunden NB. ohne Befehl, Perücken in der Eschenheimer Gasse zu Frankfurt   beschlossen denn denn der brave Prinz( Friedrich Karl  ) wollte sich damit zufrieden auch flugs, soweit es ein flugs bei ihnen gab, Dänemark   ein Ulti­matum zu stellen und ein Bundesexekutionstorps auf die Beine zu und den zirka 13 000 Dänen einen Verlust von 5000 Mann bei­geben die ganze Halbinsel inklusive des Brückenkopfes nahmen bringen. Aber da die internationale Lage Bismard für die brachten, ist mehr, als man den Burschen zutrauen durfte." Der Ausführung seiner besonderen Pläne nicht eben günstig erschien, Sturm auf Düppel entschied den ersten Teil des Feldzuges, denn wußte er den Bollzug der Exekution noch hinauszufchieben. In- jetzt bequemte sich Dänemark   zu Unterhandlungen, die am 25. April zwischen hatten dänische Regierung und Parlament eine Verfassung in London   unter Teilnahme der europäischen   Großmächte be­ausgearbeitet, die mit den Rechten Schleswig- Holsteins   ähnlich gannen, aber genau zwei Monate später ohne Ergebnis schlossen. umsprang wie das März- Patent, aber ehe er seinen Namenszug Erst mußte in einem zweiten Feldzug die dänische Armee durch unter das Papier setzen fonnte, starb am 15. November 1863 den nächtlichen Uebergang der Preußen auf die Insel Alsen   am Friedrich VII.  , der Lehte des föniglichen Mannesstammes. Damit 29. Juni zum zweiten Male entscheidend aufs Haupt geschlagen war auch die Thronfolgefrage aufgerollt. Ungnade ein, denn es trat bedingungslos alle feine Rechte auf werden. Jetzt aber ging Dänemark   einen Frieden auf Gnade und Schleswig und Holstein an den König von Preußen und den Kaiser von Oesterreich   ab.

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Denn während der Prinz von Glücksburg   als Christian IX.  den dänischen Thron bestieg, meldete der Sohn jenes Augusten­burgers, der sein Anrecht auf Schleswig- Holstein   verkauft hatte, seine Ansprüche auf die Herzogtümer an. Die Bevölkerung wußte zwar faum mehr etwas von den Augustenburgern, aber weil die Schicksal der beiden Gaue herrschte Ungewißheit und Unentschieden So waren die Herzogtümer den Dänen entrissen, aber über das Anerkennung feiner Ansprüche die Losjagung von den dänischen heit, bis, unter gemütloser Ausschaltung des Augustenburger Brä Herren bedeutete, jubelten ihm Schleswiger und Holsteiner allent- tendenten, der Vertrag von Gastein am 14. August 1865 Holstein halben stürmisch zu. Mit dem legitimen Recht" diefes Augusten unter österreichische, Schleswig   unter preußische Verwaltung brachte. burgers stand es zwar nur so so, und der englische Schazkanzler Bismard hatte damit, wie er gewollt, die Lunte am Pulverfaß, Lord Palmerston   hatte so unrecht nicht, als er höhnte: der denn die gemeinsame Verwaltung der Herzogtümer schuf so viele schleswig- Holsteinische Handel sei so verividelt, daß nur drei Men- Reibungsflächen zwischen Berlin   und Wien  , daß es ihm fürder schen ihn verstanden hätten, der crfte sei Prinz Albert   gewesen, ein leichtes war, den Kriegsfall zu haben, wenn es ihm pakte. der sei lot, der zweite ein dänischer Staatsmann, der sei verrückt Auch die Schleswig- Holsteiner fühlten mit sehr gemischten Ge­gelvorden, der dritte sei er selber und er habe es vergessen. Aber fühlen, daß sie dem preußischen Schnappfad nicht entgehen würden, das hielt die bürgerliche Masse Deutschlands   nicht ab, sich in einen und die kühnsten Protestler sangen: wahren Begeisterungsrausch für dieses Augustenburgers Rechte" Hineinzustürzen. Alles, was seit 1859 an nationalen Kräften in dieser Klasse entfesselt war und was sich auf den zahlreichen Schüßen- und Turnfesten an deutscher   Einigungssehnsucht kundgab, fonzentrierte sich jetzt auf die schleswig- Holsteinische Frage  . Wieder Doch das half ihnen wenig. Bismard setzte seinen Willen brauste durch ganz Deutschland   das Schleswig- Holstein  , meer- durch, aber wenn jebt das fünfzigjährige Jubiläum jenes Arieges umschlungen" und ungestüm wurde an die Regierungen das Ver- gefeiert wird, so beweist noch heute die brutale preußische Dänen­Tangen gerichtet, das Londoner   Protokoll zu zerreißen und durch politik in der Nordmark", daß das Recht der höheren Zivilisation einen Krieg gegen Dänemark   die Herzogtümer für Deutschland  , das bei der Eroberung der beiden Gaue nicht auf der Seite Preußens heißt: für den Augustenburger, zu erobern. Sicher steckte hinter war. dieser dynastischen Ideologie ein unleugbares bourgeoises Klassen­intereffe; die Sehnsucht der handeltreibenden Klasse nach den schles­

Schleswig- Holstein, stammverwandt, Schmeißt die Preußen aus dem Land!