Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Mr. 63.
6]
Dienstag, den 31. März.
Aber Per Holt sagt ablenfend: So, so, jo. Prost, Kameraden!"
Sie trinken, aber es ist kein rechter Humor bei der Sache. Der Hügel- Per fragt Per Holt, ob er das Malerhandwerk erlernt habe. Denn mir scheint, Du malst Kruzifire da drüben an Dein Haus."
Darüber müssen fie alle herzhaft ladjen.
Das kann uns doch einerlei sein, Du Schafskopf," sagt bie Frau in vorwurfsvollem Ton.
Per Holt schweigt eine Weile. Dann fagt er, es fomme ihm so vor, als fönne es den anderen Häusern auch nicht schaben, wenn sie ein bißchen in Ordnung gemacht würden. Aber um auf das zurückzukommen, wovon wir schon einmal gesprochen haben unsere Lage wird nicht besser, ehe wir uns alle zusammengeschlossen haben."
Torf- Tammes:„ Nun beginnt er, hol's der Satan, wieder. Ha! hal ha!"
Jerit: Unsere Lage wird, hol's der Teufel, nie anders." Moor- Christian bewegt den schiefen Kopf: Nein, beim Simmel, niemals!"
Nein, wenn Ihr selber nichts dazu tut," sagt Per Solt. erik: Ach was, zum Donnerwetter, Prost, Ihr Leute..."
Am Morgen muß man früh heraus
bie Pferde füttern geh'n.
Dann wird geritten, dann wird gesungen, dann wird der pfeifende Säbel geschwungen. Dideldum, bibeldum, dibeldumbei bibeldum, bibeldumbei.
Serif hat den andern beigebracht, den Refrain mitzufingen. Aber Hügel- Per fommt immer einen Ton zu spät mit seinem dei- aa!
Per Holt von neuem: Sa, wir können wohl an diesem oder jenem Tage uns amüsieren und lustig sein, aber am Werktag ist es das reine Elend mit uns, namentlich im Winter."
Sügel- Pers Frau sagt dann sehr bestimmt und sehr laut: Das ist wahr genug, was Per Holt da sagt, jedes Wort ist wahr."
Jerit springt auf: Ich weiß es wohl, aber wenn es nun doch einmal nicht anders werden kann, dann mag ich es nicht immer hören ich mag es, hol's der Teufel, nicht immer hören."
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,, Ach, so macht doch endlich einmal, daß Ihr fortkommt, Ihr Göhren !" Die Frau scheint etwas sagen zu wollen, aber sie kann nicht, denn die Kinder plagen sie. Bald das eine,
bald das andere.
Hier bin ich wohl der Mann!" ertönt Hügel- Pers
Stimme.
Torf- Tammes lacht.
Per Holt sagt: Könnt Ihr denn nicht sehen, daß eine neue Zeit beginnt...
Kein Wort mehr davon" ruft Jerik.„ Wir brauchen das sozialistische Gewäsch wohl nicht anzuhören, wenn wir nicht wollen, sollt ich meinen."
Moor- Christian: Ja, das sollte man doch eigentlich
denken."
Serit: Und hast Du es noch immer nicht begriffen, dann ist es wohl besser, daß ich es Dir auf andere Weise beibringe." Serit zeigte ihm seine geballte Faust.
Da erhebt sich Per Holt. Er zieht die schwarzen Augenbrauen zusammen und seine Nasenflügel vibrieren:
,, Mir auch recht, wenn Ihr es auf diese Weise haben wollt. Ich bin, Gott sei Dant, wohl auf und bei Kräften." Per reckt seine Arme. Seine Stimme zittert.
Pers forsches Auftreten macht einen starken Eindruck. Er flößt Respekt ein. Sie schielen alle zu ihm herüber.
Hügel- Pers Frau blidt freimütig zu Per Holt auf. Und es ist merkwürdig, wie klar ihre Augen in dem Augenblick find, als sähe sie etwas Schönes und als sei der Druck des Lebens einen Augenblick von ihr genommen.
1914
Es gelingt ihr, die ganze Sache freundschaftlich beizulegen, indem sie den letzten Kaffee und den letzten Schluc aus der Flasche anbietet und verteilt.
5.
Per Holts Träume nahmen Gestalt an, während er auf den Aeckern des Hoibyhofes erntete.
Seine Gedanken wurden hoch und golden.
Er ward ihm leichter zu glauben, wenn er hier ging und das goldene Korn vor seiner singenden Senſe fiel.
Es würde auch ein Ernietag fommen für all das, was Leben und Wachstum war und einen Sinn hatte.
Per Holt ließ seine Augen den Weg entlang schweifen, wo die Moorhäuser lagen... Er sah, es waren feine baufälligen Hütten mehr; sie waren gefalft, gemalt, fein säuberlich alle mit klaren Fensterscheiben.
Vor jedem Häuschen war ein Garten mit Blumen, so herrlich schön und frisch. Die Frauen traten heraus, um einige davon abzuschneiden und die Zimmer damit zu putzen.
Der nichtkultivierte Boden ringsumher trug nun schwellendes Korn, so schwer und leuchtend fett Frucht trug Er blickte sich ringsum; da war kein Fleck, der nicht
Auge ganz Dänemark , dessen Gärten und Felder im goldnen Farbenrausch des Herbstes leuchteten.
Er schloß die Augen halb und sah vor seinem inneren
Und alle Menschen gingen so frei und froh umher und führten wie im Spiel und mit Freude die klingende Sense durch die blanken Halme.
Sie waren alle gleich einem Hoibykönig, jeder auf seinem Eigenen, von einem Ende des Randes bis zum andern... Und wie vergnügt alle die kleinen Kinder im Sonnenschein spielten!
Er kannte ja gut genug die Wirklichkeit daheim in.den Moorhäusern.
Sie wollten nicht einmal hören, was Per ihnen sagen fonnte; sie wurden direkt feindlich gegen ihn.
Das hatte seinen Grund wohl darin, daß er nicht die Gabe besaß, es richtig zu sagen, so zu sagen, daß niemand widerstehen konnte.
Er fühlte, daß es in seiner Brust, in seinem Herzen lebte; aber er vermochte es nicht zur Macht und zum Siege zu führen.
Es war alles so armselig.
Die Lerche, die ihre Triller hoch über die Felder schmetterte, dieser Vogel, diese kleine Lerche, war im Grunde reich. Sie konnte fingen, daß man ihr zuhören mußte- so herrlich, wie in diesem Jahr schien sie ihm nun auch noch nie gesungen au haben. Und sie fuhr fort und fuhr fort zu singen, daß
man vollständig hingerissen war.
Als Per mit seinem Schwaden zu Ende gekommen war, strich er seine Senſe, daß es weit über die Felder und Wiesen bis hinunter zur Hoibyau sang und flang.
Und er fuhr fort zu streichen, strich und strich, als hätten die Töne, die durch die Sommerluft dahinglitten, ihn völlig gefangen genommen...
Ach ja, was war es nur, an das er hätte denken wollen. sa, er wollte mit Niels Rask sprechen, mit dem Bauern vom Hoibyhofe. Er sollte ihn stüßen und ihm helfen, die Mooleute und die anderen kleinen Leute der Gemeinde zu
wecken und für seine Sache zu interessieren.
etwas geschehen müsse. Ber Holt konnte den Gedanken nicht loswerden, daß
Er konnte nicht ruhig leben, schien es ihm. Denn er batte ja etwas gesehen.
Das hatten die anderen armen Männer nicht; denn sie glaubten nicht. Vielleicht damals, als sie jung waren. Aber jezt nicht mehr.
Ihre Hoffnung war eingefullt durch die Gedanken des armen Mannes und durch das Hüttenleben des armen Mannes- ach das war so leicht zu verstehen...
Aber Per wollte Hilfe suchen bei diesem christlichen