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Zähne nach unseren Füßen zu schnappen schienen, als wollte der Strom uns hinabschlingen, wie eine Schlange junge Frösche verschlingt. Schuhwerk und Kleider waren naß geworden, zogen uns nieder und hinderten uns am Springen. Unförmlich, stumm, wie beleckt von der Flut, schritten wir langsam und demütig vorwärts. Nur Ossip hatte seine Laune nicht verloren: er schien die Spalten im Eise voraus zu ahnen, und obschon er ebenso naß war wie alle andern, sprang er doch wie ein Hase von Scholle zu Scholle: hatte er einen Sprung gemacht, so blieb er einen Augenblick stehen, sah sich um and rief mit heller Stimme:
Die Augen auf! Immer aufgepaßt, hört Jhr?"
Er spielte mit dem Strome: dieser suchte ihn zu fassen, er aber wußte sich zu winden und zu schlängeln, verstand seinen Griffen zu entgehen und seinen versteckten Fallen auszuweichen. Es schien fast, als ob er den ganzen Eisgang lenke und uns die größten und bequemsten Schollen unter die Füße schiebe.
" Nur nicht verzweifeln, meine lieben Gottesfinder!" rief er uns zu. " Seht mal den Onfel Dssip!" sprach der Mordwine in stiller Begeisterung. Das ist ein Mensch... ja, das ist wirklich ein Mensch! Seht ihn doch mal, feht!"
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Je näher wir dem Ufer kamen, desto fleiner wurden die Eisschollen, und desto häufiger kam es vor, daß der eine oder andere von uns ins Wasser fiel. Die Stadt war schon fast ganz vorüber geschwebt bald mußten wir an der Einmündung des Flusses in die Wolga sein, deren Eis noch nicht in Gang gekommen war. Wie, wenn die Strömung uns da hinunter triebe? „ Wir werden wohl ertrinken..." sagte leise der Mordwine und blickte nach links hinüber, in das bläulich- trübe Abenddunkel. Doch plötzlich blieb eine riesige Eisscholle, als ob sie Mitleid mit uns fühlte, mit einer Ece am fer hängen, schob sich knirschend und krachend hinauf und blieb stehen.
Nun rennt lo- os!" schrie Ossip ganz außer sich, so rasch, wie ihr nur könnt!" Er sprang auf die Schollen, glitt aus und fiel hin und so, am Rande des Eises sigend, ganz vom Wasser besprigt, ließ er uns alle an sich vorüberlaufen. In drängender hast erreichten fünf Mann das Ufer, ich aber blieb mit dem Mordwinen zurück, um Ossip zu helfen.
So rennt doch, Ihr Schafsköpfe... nun doch, vorwärts!" rief er uns zu.
Sein Gesicht war ganz blau und zitterte, die Augen waren er loschen, der Mund stand seltsam auf.
„ Steh doch auf!". riefen wir ihm zu.
Er ließ den Kopf sinken.
" Ich kann nicht... es scheint, daß ich das Bein gebrochen habe..
los
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Wir hoben ihn auf und trugen ihn; er hatte seine Arme um unfere Nacken gelegt und murmelte unter Zähneklappern: „ Ersäuft mich nur nicht, Ihr Waldteufel. Nun, Gott sei Dant, bis jetzt ist's gut gegangen... Gebt nur recht acht... drei Mann wird's faum tragen! Sucht die Stellen aus, wo fein Schnee auf dem Eis liegt, da ist es fester... Oder laßt mich lieber Er sah mir mit zusammengefniffenen Augen ins Gesicht und fragte: „ Und das Buch unserer Sünden das ist wohl ganz naß geworden, wie? Oder hast Du's gar verloren?" Als wir das Eisstück verließen, das sich aufs Ufer hinaufgeschoben und dabei eins der dort liegenden Fischerboote förmlich zertrümmert hatte, brach das auf dem Wasser liegende Ende der Scholle plötzlich ab, tauchte flatschend ins Wasser und schwamm davon. „ Nun seh' einer!" sagte der Mordwine verwundert, als ob sie's so berechnet hätte!"
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Durch und durch naß und erfroren, doch in heiterer Stimmung, standen wir nun am Ufer mitten unter den Leuten, die aus der Vorstadt herbeigeeilt waren. Bojew und der Soldat zanften bereits mit ihnen. Wir legten Ossip auf ein paar Balfen nieder, die am Ufer lagen.
„ Denkt Euch, Kinder
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Malars Buch ist zum Teufel, ganz aufgeweicht ist's, daß man nichts mehr drin lesen kann. Dieses Buch trug ich in meiner Brusttasche, und es drückte mich dort wie ein Ziegelstein; unbemerkt nahm ich es heraus und warf es weit in den Fluß hinein, wo es wie ein hüpfender Frosch gegen das dunkle Wasser flatschte. ( Schluß folgt.
Technische Rundschau.
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Elemente, die auch auf sehr bedeutende Entfernungen noch einigermaßen sicher und unverwischt am Ziel anlangen. Beim Telephonieren müssen aber überaus schnelle und auf das mannigfachste abgetönte Wellen übermittelt werden, und es können dabei schon geringe Stö rungen und Verstümmelungen das Abhören erschweren. Will man nun über eine sehr lange Strede telephonieren, so wird man zunächst dafür zu sorgen haben, daß der Widerstand der Leitung ein möglichst geringer werde. Man wird darum nicht nur das viel besser leitende Kupfer dem Eisen vorziehen das geschieht ja auch bei fürgerent Leitungen sondern man muß auch dem Draht einen verhältnismäßig großen Querschnitt geben. Dann wird sein Widerstand gering, das heißt es wird seine Leistungsfähigkeit groß. Die Zeitung Berlin - Mailand zeigt denn auch einen Kupferdraht, dessen Durchmesser nicht weniger als 4,5 Millimeter beträgt. und ein Kilometer solchen Drahtes hat nur reichlich ein Ohm Widerstand. Nun kommt aber noch ein störender Umstand hinzu. Eine Leitung ist nämlich wie eine große Leydener Flasche aufzufassen, oder wie ein dickes Rohr, in das Wasser gepreßt wird. Der Elektrizität oder dem Wassersteht also ein weiter Raum zur Verfügung, in dem sie sich ergießen kann. Der abgehende Strom ist daher sehr fräftig. Leider ist aber Entsprechendes auf der Empfangsstation nicht der Fall. Hier kommen die Wellen vielmehr stark geschwächt an, weil der größte Teil der Elektrizität in jenem großen Stammbehälter, den den die Leitung darstellt, gefangen bleibt. Und beim Telephonieren zeigt fich dieser Mißstand besonders darin, daß gerade die hohen Töne, die der Sprache den Charakter verleihen, stark gedämpft erscheinen. Man hat nun hier Abhilfe mittels der Bupinspulen geschaffen. Es sind dies Spulen, in denen ein Eisenfern steckt, also Organe, die man einfach als„ Elektromagnete" bezeichnen fann. Bei der Linie Berlin - Mailand ist z. B. alle zehn Kilometer eine Pupinspule in den Draht eingeschaltet, indem sie am Gestänge befestigt ist. Schickt man einen Strom durch solche Spulen. so wird er langfam anwachsen, weil ja der Magnetismus, der sich im Kern entwidelt, erst aufgebaut werden muß. Die Pupinspulen wirken also gerade entgegengesetzt wie die Ladungsfähigkeit. Und es ist daher klar, daß ein geschicktes Abwägen der gegnerischen Kräfte sie scheinbar verschwinden lassen kann.
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Eine der größten Wasserfräfte, die Deutschland aufzuweisen hat, die der Murg im badischen Schwarzwald , wird in diesem Frühjahr zum Ausbau fommen. Es ist ein eigenes Schicksal, daß Deutsch land , dem die Erfindung der elektrischen Kraftübertragung zu danken ist, fast am spätesten daran geht, seine Schäße an weißer Kohle" zu heben. Die Murg ist ein echter Gebirgsfluß, mit durchschnittlich wenig Wasser, aber sehr starkem Gefälle. Wenn die Kraftanlage fich mit der früher hier geschilderten am Mississippi nicht vergleichen tann, so ist sie dennoch von recht stattlicher Größe. Bei vollem Ausbau wird sie fast 100 000 Pferdefräfte ergeben. Zunächst werden zwei Stufen des Gefälles ausgebaut, die zusammen 55 000 Pferdestärken liefern. Die erste Stufe nüßt die aufgestaute Murg selbst aus und arbeitet mit 140 Meter Gefälle, die zweite wird erzielt durch Talsperren in den Nebentälern, die sogar 340 Meter Gefälle ergeben. Für den vollen Ausbau mußte noch eine Stauung erfolgen, die über die Landesgrenze hinaus ins Württembergische reicht, deshalb erfordert diese Stufe noch diplomatische Verhandlungen. Das Kraftwerk liegt ziemlich hoch oben im Schwarz wald bei Forbach ; infolgedessen muß die Energie sehr weit fortgeleitet werden, da Verbraucher in der Nähe kaum zu finden sind. In Betracht kommt dafür vor allem die industriereiche Nordwestecke Badens, also Mannheim und Umgebung, wohl auch Karlsruhe . Bis Mannheim beträgt aber die Entfernung 125 Kilometer; um die sehr große Energiemenge auf diese Strecke zu übertragen, wurde die für deutsche Verhältnisse riesenhafte Spannung von 110 000 Volt gewählt. In Amerika gibt es freilich wohl schon ein Dutzend Anlagen dieser Art, bei uns ist im allgemeinen nicht der Platz dafür, weil die Zentralen sowohl als auch die Entfernungen nicht groß genug find. Freilich gibt es bereits zwei Anlagen, die mit 100 000 Volt arbeiten, bei beiden wurde aber diese Spannung wohl gewählt, um einmal eine 100 000Bolt- Anlage zu bauen. Beim Murgwert ist es eine Notwendigkeit. Schwierigkeiten macht die Isolation für so hohe Spannungen, die gewöhnlichen, aufrecht auf eisernen Stüßen stehenden Isolatoren reichen ja da nicht mehr aus, es fommen deshalb nur die sogenannten Hängeisolatoren in Frage, eine amerikanische Erfindung, bei der mehrere Einzelglieder aus Porzellan mit einander verbunden werden, wvie eine Sette hängen sie vom Mast herunter und tragen mit dem letzten Gliede den Leitungsdraht oder das Drahtseil. Diese Hängeisolatoren sind in der Anwendung
( Telephonie auf weite Entfernungen; das Murg - fehr bequem, weil man für jede Größe der Spannung so viel wert; Preẞtartoffeln; künstliches Tageslicht.)
Glieder aneinanderreiht, als gerade gebraucht werden. Für 110 000 Volt nimmt man z. B. 6 oder 7 Glieder, für 140 000 Volt Am 1. April wurde die telephonische Linie zwischen Berlin und würde man ungefähr 10 nehmen müssen u. f. f. Vorläufig ist eine Mailand dem Verkehr übergeben. Es bereitet nun der Technik nicht Kraftabgabe nur in Karlsruhe und Mannheim vorgesehen. Jedoch geringe Schwierigkeiten, wenn sie auf eine Strecke von 1300 bis wird wohl das Vorhandensein einer solchen Kraftquelle anreizend 1400 Kilometer und um eine solche handelt es sich hier ein auf verschiedene Industriezweige wirken, sich im südlichen Baden deutliches Telephonieren möglich machen soll. Beim Telegraphieren niederzulassen, wenn sie die Elektrizität genügend billig erhält. So ist die Aufgabe einer sicheren Uebermittelung verhältnismäßig ist ja ein industrielles Zentrum im südlichen Baden, an der Schweizer viel leichter zu lösen. Werden doch wenigstens wo mit einfachen Grenze, entstanden, das auf der Kraft des Rheins basiert. Namentlich Morsezeichen gearbeitet wird lediglich furze und längere die chemische Industrie kann so leicht herbeigezogen werden, besonders Stromstöße in die Leitung gesendet, und das sind zwei wenn die Verkehrsgelegenheit günstig ist. Mit der Zeit wird wohl
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