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zu treiben scheint, was ich nicht erkenne. Ich gehe endlich hinunter, um zu sehen, was es ist. Was war es? Eine Heerde fleiner alter Handkäse, die das Weibchen auf diese Art zu Markte trieb. Nun fand es auch der kleine Kritiker geraten, mitzulachen. Er wußte, er durfte die Langmut des Olympiers nicht zu sehr auf die Probe stellen, wenn er nicht mit einer vollen Ladung Rumfordscher Suppe überschüttet sein wollte. Denn als der einzige Realist unter den Jdealisten hätte er, troß seiner zweischneidigen Zunge, den Kürzeren gezogen.

Nur einer lachte nicht, dessen aschfarbenes, schlechtrafiertes Geficht ich überhaupt nie habe lachen sehen, obwohl ihm bei allem, tras Genelli tat und sagte, in heimlicher Bewunderung das Herz im Leibe lachte: ein langer, hagerer, scheublickender Mann, in sehr schäbigem Rock, von veraltetem Schnitt, der in einem fahlen Zimmerchen, wie es hieß, von der Luft lebte und nie etwas anderes tat, als daß er, wenn ein tollkühner Kunsthändler sich zu einem solchen Unternehmen aufschwang, Genellis Entwürfe in leichter Umrißmanier in Kupfer stach. Dies, und das Bewußtsein, Platens Freundschaft besessen zu haben, waren deine einzigen Lebens­freuden, ehrlicher Schüß. Die Treue, sie ist kein leerer Wahn!" Und du hast sie redlich bis ans Ende bewährt. Als dein Meister zu den Schatten hinabstieg, um sich auf der Asphodeloswiese zu seinen homerischen Helden, seiner Here und seinem Wüstling zu gefellen, litt es auch dich nicht länger hier oben in der Sonne, Ein Schatten eines Schattens zu sein, schien dir rühmlicher, als hier noch länger förperlos herumzuivanten.

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Ein anderer der Getreuen war schon vorausgegangen: der edle, hochsinnige Holsteiner Charles. Roß, dessen Landschaften mit Verschmähung der modernen Virtuosenkünste, jener certa idea ( festen Idee) nachstrebten, die einst einen Poussin und Claude be­geistert hatte. An seiner stählernen Mannesseele, der es an schneidigen Ecken und Kanten nicht fehlte, hatte die weiblich zarte Hülle vor der Zeit sich zerrieben. Denn außer dem Schmerz, in einer Epoche zu leben, die in der Kunst ganz andere Götter ver­ehrte, als die ihm die wahren schienen, drückte auf ihn der Lebens­fummer um die gefesselte und gefnechtete Heimat, deren Befreiung und Heimkehr zu den deutschen Stammesgenossen er nicht mehr er­leben sollte. Auch ihn, wie Genelli, habe ich nie klagen, wohl aber zürnen und spotten hören, wobei dann seine sanften blauen Augen unter der weißen, von blondem Haar überwallten Stirn seltsam leuchteten, wie vom Widerschein seiner stählernen Seele. An

Genelli hat er in dessen sorgenvollster Zeit mehr getan, als irgend­ein anderer seiner Freunde; er war es auch, der ihm in Baron Schack den hilfreichen Gönner und Freund zuführte und die Be­stellung seines Raubes der Europa   vermittelte, wodurch dem Ein­samen auf der Schwelle des Alters noch einmal die Genugtuung wurde, seines bestes Wollen und Können in einer Reihe großer Schöpfungen auszusprechen, freilich nicht ganz ohne Spuren der langen Vereinsamung, in der er seine kraftvollsten Jahre hinge­fristet hatte..

Soll ich die anderen noch aufzählen, die Jüngeren, die sich an jenen Abenden um den Meister scharten? Sie leben und schaffen noch, und nicht alle sind dem Bekenntnis jener stillen Gemeinde treu geblieben, deren Stolz es war, allem schwächlich dürren und seelenlosen Unwesen des modernen künstlerischen Rationalismus den Rücken zu fehren. Einer aber, der es äußerlich am weitesten ge­bracht und die Genußkraft des alten Heidentums nicht bloß darum besaß, um desto schmerzlicher zu entbehren, sondern in vollen Zügen Lebensfreuden schlürfte, Karl Rahl  , auch er ist schon zu jener stillen Schar versammelt, die er auf Erden nur dann und wann besuchte, aus Italien   oder von Wien   herüberreisend, um dem alten Freunde die Hand zu schütteln und ein paar Tage aus dem Vollen mit ihm zu leben.

Ich sehe ihn noch, wie er bei einem dieser Besuche auch abends zu Schimon fam und alle, die ihn noch nicht kannten, in Erstaunen setzte durch die unerhörten Massen Fleisches, die er ruhig, ohne viel Aufhebens von seinem Appetit oder der Zubereitung zu machen, rein zur Stillung des dringendsten Bedürfnisses zu sich nahm. Er hatte etwas vom Löwen, der mit gleicher Würde und Kraft, ohne Gier und Feinschmeckerei seine Kost zermalmt. Da begreift man, sagte der Kunstkritiker mir ins Ohr, daß das Fleischmalen seine Force ist, bei solchen Naturstudien! Aber als er dann satt war, und sich nun in die Unterhaltung mischte, konnte man merken, daß der Leib sich nicht auf Kosten des Geistes so heroisch nährte. Denn unmerklich, ohne rhetorische Künste, mit der unscheinbaren Gewalt eines reichen Wissens und eines Hellen Verstandes, der allen Ideen­stoff sofort in Saft und Blut verivandelte, fing er an, das Gespräch zu beherrschen, daß wir alle an seinen Lippen hingen, während es von der kahlen Stirn des geistreichen Sathrgesichts wie eine prophe­tische Flamme leuchtete. Genelli saß schweigsam neben ihm, ver­flärt von dem brüderlichen Stolz, seinen Freund aus allen Wort­fämpfen als Sieger hervorgehen zu sehen. Er trant an dem Abend für zwei, während Rahl kaum einmal vom Ungar nippte. So saßen sie wie die Dioskuren beisammen, jeder auf seinen Stern vertrauend, den Stern der Schönheit, der in die dampfumwölkte Gegenwart nur trübe hereinleuchtete, in solchen Nächten aber den Eingeweihten im alten hellenischen Glanz erschien.

Solche Nächte! Wie lange schon waren sie verglüht und ver­glommen, und wie hell leuchteten sie beim Anblick jenes Hauses in Ser Erinnerung auf. Vieles hatten die Jahre seitdem gebracht,

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redliche Kämpfe und fröhliche Siege, heitere Tage und Nächte genug mit alt' und jungen Freunden folche Nächte nicht wieder! Eine feierliche Wehmut überkam mich; ich ließ den Kopf auf die Brust sinken und vertiefte mich ein Weile in den Abgrund dieses geheimnisvollen Erdendaseins. In die Tür mir gegenüber war ich, seitdem di: stille Gemeinde in alle Winde zerstreut war, nie wieder eingetreten. Was hatte ich dort auch zu suchen? Heute fühlte ich einen unwiderstehlichen Trieb, wenigstens in den langen Flur hineinzuspähen, durch den uns sonst der fleine schwindsüchtige Kellner, Karl, der nun auch längst einen besseren Schlaf genießt, hinauszuleuchten pflegte, um das Haustee hinter uns zu schließen. Ich versuchte den Türgriff, und obwohl die Polizeistunde schon längst vorüber war, gab die Tür dennoch willig und geräuschlos nach. Es mußten noch Gäste drin beim Weine sitzen. Aber um feinen Preis der Welt hätte ich's übers Hera   gen racht, fremde Gesichter an der geweihten Stätte zu sehen.. Ich setzte mich, um nur noch einen Augenblick in der Stille meinen Erinnerungen nachzuhängen, auf eines der leeren Fässer, die an der Wand standen, und sah den tiefen Hausgang hinunter, aus dessen Hintergrunde eine schläfrig rote Laterne mich vertrau­lich anblinzte. Es war im Hauſe totenstill, und eine seltsame Moderkühle, mit Weingeruch vermischt, wehte mich aus Flur und Kellertreppen an. Dann und wann hörte ich draußen einen Nacht­schwärmer vorbeitrappen und konnte an seinem gleichen oder un­gleichen Schritt erkennen, ob es ihm kühl oder schwül unterm Hut Durch die halboffene Tür fiel ein armsdicker gleißender mußte, als follte mir von daher, wie weiland Jakob Böhme   durch Strahl des Mondlichtes herein, auf den ich unverwandt starren den Sonnenstrahl auf seiner zinnernen Schüssel, eine mystische Offenbarung zuteil werden. Ich wartete aber umsonst und über den Harren und Sinnen wollten mir endlich eben die Augen zu­fallen

car.  

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auf mich zu, jener bekannte schlaftrunkene Kellnerschritt in auß­Da kam ein schlurfender Schritt aus der Tiefe des Hausgangs getretenen Hausschuhen. Ich dachte, man komme mich hier weg­zuweisen, damit das Haus geschlossen werden könnte, und fuhr in die Höhe. Erschrocken sah ich die wohlbekannte Gestalt des fleinen Karl vor mir stehen.

Sie sind es? sagte ich. Wie kommen Sie denn wieder hier­her? Sind Sie denn nicht längst

Er sah mich aus seinen müden, geröteten Augen so wunderlich

an, daß mir das Wort in der Kehle stecken blieb.

Die Herren schicken mich, sagte er in schläfrigleisem Ton, um au sehen, ob Sie denn noch nicht kommen. Es sei schon sehr spät, und sie würden nicht mehr lange bleiben. Welche Herren? fragte ich, während ich von meiner Tonne herunterstieg.

Sie kennen sie ja wohl, erwiderte der Kleine und wendete sich schon, um wieder hineinzugehen. Uebrigens wie Sie wollen. Die Herren meinten nur

Damit ging er mir voran, und ich besann mich nicht länger, der seltsamen Einladung zu folgen. Auch fühlte ich, wunderbarer­weise, nicht den leisesten unheimlichen Schauer. Ich könnte fast glauben, dies sei ein Traum, sagte ich so für mich hin; aber ich habe doch die Augen weit offen, und sehe die rote Laterne und höre das Hüfteln des fleinen Karl. Nun, was es auch sei und wen ich auch sehen werde, in diesem Haus und unter so guten Freun den brauche ich mich nicht zu fürchten.

Und doch, als wir uns der Tür der Weinstube näherten, mußte ich plößlich stehen bleiben. Das Herz klopfte mir heftig, und eine tiefe Rührung überschauerte mich. Denn aus dem Innern hörte ich nun deutlich eine unvergeßliche Stimme, die mir zum lebten Male so wehmütig Lebewohl zugerufen hatte auf dem verschneiten Schiller- und Goethe- Platz zu Weimar  .

Er soll nur hereinkommen, erscholl die Stimme wieder, mit Per Bacco! er wird doch der alten freudigen Kraft und Frische. den Wein nicht abgeschworen haben und unter die Wasserdichter oder Bierphilister gegangen sein? Guten Abend, Freund! Setzen Sie sich zu uns. Der Schüß wird ein wenig Platz machen. Oder wollen Sie sich lieber bei Charles Roß   niederlassen? Karl, noch einen Spitz! Man lebt nur einmal hätt' ich beinah gesagt. ( Forts. folgt.)

Spinat.

Bon C. Schenkling.

Der März ist für Hausfrauen der schlimmste Monat, denn es ist schwer, den Küchenzettel zusammenzustellen, ohne zuviel Kons ferben zu Hilfe zu nehmen. Sind die Wintergemüse bis auf wenige Reste verbraucht, so erscheint im April als Retter der Spinat, jene von vielen hochgeschätzte, von vielen aber auch fast verächtlich be­handelte Gemüſeart.

Aus ihrer Heimat, den salzhaltigen Steppengegenden des nörd­lichen Asiens  , drang die Pflanze bereits im 2. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung nach Indien   und China   vor; die nach Westen gerichtete Wanderung erfolgte erst später. Den Griechen und Römern war der Spinat unbekannt, kam er doch erst im 15. Jahrhundert durch die Araber nach Spanien  .

Von hier aus scheint sich die Pflanze dann über ganz Europa