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Ich verspreche es Dir aber, Mads, und ich werde auch glaubt uns, wird rubiger, tut aber äußerst gewichtig und betrachtet mein Wort halten!" Mads lacht sie aus.

1. Doch, und wenn ich auch, hols der Satan, meine Bühner verkaufen soll. Denn Du bist doch bisweilen nett, Mads." Mads antwortet nicht; er schiebt seinen Karren weiter und

fummt dabei ein altes Liebeslied.

Sophie konnte so gut wie nichts effen; dagegen trant sie eine große Tasse Kaffee. Aber es war ein so beruhigender Ge­danke, daß Hügel- Pers Frau fam, um nach ihnen zu sehen. ( Forts. folgt.)

Wandertage in Mecklenburg .

Mecklenburg liegt noch abseits aller modernen Kultur, im tieferen Sinne ist es als Solonialgebiet ersten Ranges zu betrachten, dessen foziales Leben einer Reform von Grund auf bedarf. Wie eine verwitterte, efeumranfte und agenumwobene Ruine der Feudal zeit ragt diefe flaifische Junkerdomäne in das zwanzigste Jabra hundert, fast unberührt von den märchenhaften Fortichritten der Technit, Wirtschaft und Politik. Die privilegierten Ruẞnießer dieies von der Natur reichlich ge egneten Landes, eine Hand voll feister Feudalherren, verstehen es gar meisterlich, den Zug der neuen Zeit von ihren Gefilden fern zu halten. Und nun seint es uns, als ob die stetig wachsende Schar der Wanderer, die Naturfreunde der Großstadt, dazu berufen sind. das feudale Medienburg aus seiner jahrhundertealten sozialen Erstarrung zu erwecken. Nach Taufenden zählen die Wanderer, die alljährlich in den Diter- und Pfingsttagen Mecklenburg nach allen Richtungen durchqueren. Diese naturfrohen. Geiellen dringen bis in di: ent­legensten und verlassensten Gegenden vor, wohin sonst kein Fremder seine Schritte lenkt. Ueberallbin tragen fie den stolzen Geist der Freiheit und Menschlichkeit.

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das alles

fich jetzt als unseren geborenen Führer. Eine beiläufige Bemerkung unfererseits, daß der Park herrlich und sauber sei, stimmt den lehrhaftem Tone zu plaudern von den Vorzügen des Parks. Der wütigen Störenfried von vorhin noch verföhnlicher. Er beginnt in Herr Graf sei übrigens abweiend, fo daß wir uns in Ruhe um­

schauen könnten.

Und es lohnt sich in der Tat, nicht nur im Herrenpark sich um zusehen, sondern auch von dieser lichten Höbe den Blick in die Ferne zu richten. Zu unseren Füßen stredt fich in alter Größe und Bracht der Tollenfeiee. Das jenieitige Ufer frönt ein mächtiger Buchen­ wald , in dessen ranichenden Gipfeln die lebendige Kraft des Früh lings schimmert. Westlich, in entschwindender Ferne, werden wie winzige Buntte einige Guishöfe bemerkbar. Ueber all diefer kraft­vollen Schönheit wölbt sich ringsum der blaue Himmel und die strablende Frühlingsionne wirkt und webt in allem, dringt in die Boren der fruchtbaren Erde wie warmer Weltodem. and dns

Indes wird unser Grünrock nicht müd, uns den märchenhaften Glanz diefes Herrensizes zu schildern. Neben dem alten Schloß im darunter ein Roloffalbau im hochgewölbten romantischen Stil. Wir ichlechten Renaissancestil erbeben sich noch mehrere andere Gebäude, machen nicht wenig verdugte Gefichter, als der Mann uns mit viel Stolz erzählt, daß fei der gräfliche Pferdestall. Er führt uns hinein. Auch von innen hätte man nicht den Eindruck eines Pferdestalles, wenn Pferdestallgerud, überall herricht peinlichste Sauberkeit. Die Pferde nicht sechs fraftstroßende Gäule darin standen. Es fehlt der üblime stehen auf reinstem Strob, an weißen Marmorfrippen, befestigt an blinkenden Silberketten. Die Verichläge sind aus gebeiztem Eichen­bola und Messingstangen angefertigt. Reben jedem Gaul hängt eine Uhr, Thermometer und Namensschild. Zur Pflege dieser edlen Raffe tiere sind zwei dienstbare Geister bestellt. Jure alleinige Aufgabe ist es, für das Wohl der gräflichen Lugustiere zu sorgen. Wir mußten dieie gewiffenhafte und tomfortable Bierdeflege loben. Glüdlich das leisten kann. Und damit verließen wir durch das breite Bordertor Land, das sich solche gefunden, hygienisch einwandfreien Pferdeställe den feudalen Herrenhof.

Mecklenburg ist prachtvolles Wanderland. Wohl fehlt die be Vor uns liegen nun, regellos zerstreut, die Wohnstätten der raufchende Romantit der Gebirgswelt, die liebliche Seiterfeit etwa Bor wenigen Minuten standen wir noch staunend in dem prunkvollen Gutsarbeiter. Wie hat sich das Bild aber so plöglich verändert! Thüringens und des Harzes. Tagegen ist aber die herbe land­schaftliche Schönheit der norddeutschen Tiefebene hier in ihrer besten Pferdestal. Und jezt stehen wir diesen elenden, baufälligen Löchern Art vereinigt. Dunkle, träumerische Stiefernforste von strogender gegenüber, in die weder genügend Licht noch Luft dringen fann. Kernfestigkeit Und doch muß die Masse des Landproletariais in folchen Raten schier unbegrenzte, in lichter Farbenpracht schimmernde Loubwaldungen, deren fagenhaftes Alter und majestätische ob es wirklich menschliche Wohnungen sind; sie ist wie bei alten hausen. Schon die Tür, durch die wir eintreten, läßt uns zweifeln, Ruhe dem Wanderer tiefe Ehrfurcht emflößen zahlreiche Scheunen das Tor aus rohem, morichem Holz und im Querschnitt blauleuchtende Seen von feltener Größe und Schönheit find unvergängliche Eigenschaften, die den Naturfreund immer wieder geteilt. Wind und Wetter baben so ungehindert Zutrist, zumal biele in verfallendem Zustande find. Nicht nach Mecklenburg locken. Wer von Fürstenberg über Himmelfort, besser steht es Lychen , Boizenbura, Feldberg usw. in mehrtägiger Wanderung bis um die Fenster; zahlreiche Scheiben find zertrümmert und zu dem unvergleichlich schönen Tollensefee vordringt, an deffen Auge Innere diefer Arbeiterwohnungen. Wir beglücken die Gutsarbeiter durch bunte Lumpenbündel ersetzt. Dementsprechend ist das und Geist ist ein föstliches Stück deutscher Landschaft vorbeigezogen. mit einigen roten" Fadeln", die fie schüchtern aber gern nehmen, Wit guten Sarten ausgerüstet, fann man nach Herzenslust auf den und haben fo die Möglichkeit, ihr Heim näher besichtigen zu tönnen. weltentlegensten Pfaden wandern, über rafchelndes Laub und waren die Pferdeställe mit Maimor, Fliesen und Eichenholz aus­schwellendes Moos, wo tonit nur die Hüter des Waldes. der stolze gelegt, die Wände blendend weiß gestrichen und mit tiefblauer Hirsch und das borstige Wildschwein dahineilen. In diesem Jahre ist der Frühling recht zeitig auch in den Malerei gefchmidt, so find die Wohnungen der Arbeiter nüchtern, schweren fnorrigen Wald Mecklenburgs eingezogen. Die grob barbariich rob hergerichtet. Der Fußboden aus geftampitem Lehm rindigen Eichen strecken freilich noch wie im falten Winter ihre kahlen mit einer verwässerten Stallschicht übertüncht. Die Wohnräume haben oder Ziegelsteinen, die Wände innen so roh wie außen, bestenfalls Aefte zum blauen Himmel empor. Ebenso versuchen auch die glatte in der Regel das gleiche Größenmaß. Zwei Bettgestelle, ein Tisch stämmigen Buchen erst ganz schüchtern die enge Knoipenhülle zu und einiges Hausgerät füllen den Raum vollständig aus. Darin sprengen. Dagegen ipinnt um die Kronen der schlanken Birken be­

reits ein grüner Schleier, und das vielartige niedrige Gebüschhausen durchschnittlich acht Personen.

prangt durchweg. im üppigsten Grün. Der duftende Waldboden ist. Durch das zertrümmerte Fenster bricht ein matter Sonnenstrahl; dicht bedeckt mit Waldmeister, wildem Klee, Beerensträuchern usw. wie ein fremder, ungewohnter Gast in diefem trostlosen Raum irri Und überall, in Baum und Busch ertönt vielfiimmiger Vogel- der gebrochene Strahl von einem Gegenstand zum andern. In der gesang, als bringe das befiederte Volt dem jungen Frühling ein Fest- Fensterecke hockt der alte Großvater, ein fiebzigjähriger Greis. fonzert. lebermäßig harte Arbeit und zuletzt die freffende Gicht haben den törper gänzlich zerstört. Der dürre Körper des Alten zudt fast un­unterbrochen als würde er von einer unsichtbaren Kraft geschüttelt.

fo

leuchtet aus

Froh und rüstigen Schrittes wandert unsere fleine Schjar an den dichtbewaldeten Ufern des Tollensefees dahin. Es ist ein prächtig schöner Fühlingsmorgen, und Das Haupt der Familie, auch schon fast ein Greis ist am Oster jedem Augenpaar helle Freude. Der schmale Fußpfad schmiegt tage eifrig dabei, Weitenförbe auszubeffern, während die Frau sich näher und näher an den bewegten See, deffen flare Wellen leicht Kleider flickt. Das junge Volt ist abwesend. Wir versuchen diefen und zierlich im weißen Ulferiande spielen, um dann sanft zu niedergetretenen Proletariern an den einfachsten Beispielen die Ur verebben. So haben wir zur Linken die weite, bläuliche Wasserfläche, fache ihrer großen Not flar zu machen. Wir erzählen von der volks­zur Rechten einen hohen, gefährlichen Stacheldrahtzaun, dahinter feindlichen Klaffenherrschaft der mecklenburgischen Junkerkafte und besten Hochwald, Buchen und Kiefern. Plötzlich wird uns der bar- ihren Folgen. Bon Zeit zu Zeit unterbricht der Mann seine Korb barische Zaun, der wie ein störender Fremdlörper künstlich in diese flechterarbeit und sendet uns vieliagende Blicke zu. Aber wir friedliche Naturpracht gepreßt ist, zum Verhängnis Der wunderbare sprechen auch von den großen Fortschritten des kämpfenden Weg zwischen Wasser und Wald ist versperrt, jede der tückischen Proletariats und von einer besseren Zukunft. D6 dat wirklich Drahtstacheln grinft uns an wie ein geschriebener Ordnungsparagraph. noch anders waren wird?" fragt nun der Mann leuchtenden leber einer halbgeöffneten Pforte, die in einen wohlgepflegten Blickes. Wir können dem zaghaft Hoffenden nur Mut und feste Zu­Schloßpark führt, steht groß und breit zu lesen: Eintritt bei versicht zusprechen und wenden uns zu der nächsten Stätte des Land­Strafe verboten! Was nun? Zurüd? Unmöglich! Unfere vor- arbeiterelends. gemerkte Route führte vorwärts, nicht rückwärts. Also durch, troz Solche aufreizenden Bilder sozialer Gegenfäße bieten fich dem, Strafandrohung! der in Mecklenburg wandert und scharf zusiebt, auf fast jedem Guts­hofe. Hier, wo der Grundbefiz Monopoleigentum der Junker ist, wo seit 200 Jahren jeder politische Fortschritt aufgehört hat, regieren auch die Junker noch das Bolt mit Sporn und Reitpeitsche. Diese feudalen Kreaturen ftügen die in Mecklenburg celtenden mittelalter­lichen Gesetze, und sie üben zugleich abfolute Bolizeigewalt.

Von oben herab winken, hinter uralten Baumriesen versteckt, die weißen Zinnen des feudalherrlichen Schloffes. Ohne besondere Hast und arglos dazu streben wir bergan. Da brüllt uns aus einem Seitenweg der Wächter des Parts, ein Gärtner nach. Atemlos eilt er auf uns zu. Hochrot schreit er weiter, ob wir am Eingang nicht das Verbot gefehen hätten. Wir entschuldigen uns zunächst recht höflich und setzen hinzu, daß wir uns vollständig verirrt hätten. Er

Aber inmitten der Kultur des 20. Jahrhunderts erscheint diese feudale Ordnung nur noch als eine wanfende. Ruine, deren Funda­