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Sen stinkenden Pfützen givischen Spinnen, Ralten und ausge- den Stiftungen der amerikanischen Kapitalprozen gegenüberstellte, Hungerten Katzen und starrte dumpfbrütend vor sich hin. jagte er: Ihn fror. Er hatte den ganzen Tag nichts gegessen, und zu= Wir leben in einer Zeit, wo wissenschaftliche und andere allen Seiten und beden fonnte er sich auch nicht, denn sein Freund, der Kastanien- Stiftungen von in Beträgen von vielen Händler, hatte ihm die Säcke wieder weggenommen, die er ihm Millionen gemacht werden. Insbesondere aus Amerika erfahren geliehen hatte. wir täglich von derartigen Stiftungen, welche immer wieder Er dachte an die beiden Wochen, wo ihm die Stadt Nahrung von neuem darauf hinweisen, daß die amerikanischen Groß­nd Wohnung gegeben hatte. Er beneidete die Gefangenen, die kapitalisten weber von Hunger noch von Kälte zu leiden hatten, und plötzlich Tam ihm ein Einfall:

Ich kenne ja jetzt den Sniff," sagte er sich, warum sollte ich ihn nicht brauchen."

Er stand auf und ging auf die Straße hinaus. Es mochte eben elf Uhr sein. Die Nacht war dunkel und rauh, ein dichter, burchdringender Rebel fiel hernieder.

Die wenigen Leute auf der Straße drängten sich hart an den Jchüßenden Mauern der Häuser entlang.

Grainquebille ging an der St. Eustache- Kirche vorüber und Log in die Nue Montmartre ein. Sie lag ganz verödet da. Nur ein Schußmann standi auf dem Trottoir hinter der Kirche an einen Laternenpfahl gelehnt, und der feine rieselnde Regen bildete einen rötlichen Dunst um das Gaslicht. Er fiel auf die Kapuze des Schußmannes, der ganz durchnäßt schien, aber sei es, daß dieser das Licht der Dunkelheit vorzog oder des Herumgehens müde war, er blieb an der Laterne stehen, die ihm vielleicht in der einsamen Racht ein Freund und Gefährte war. Die zitternde Flamme war seine einzige Unterhaltung in den Jangen Stunden der Nachtwache.

Seine Unbeweglichkeit hatte etwas Uebermenschliches. Der Widerschein seiner Stiefel auf dem nassen Trottoir, das wie ein Gee aussah, verlängerte ihn nach unten und gab ihm das Aussehen eines amphibischen Ungeheuers, das halb aus den Waffern ragte. In der Nähe mit seiner Kapuze und den Waffen konnte man ihn für einen Mönch oder einen Soldaten halten. Die groben Gesichtszüge, die durch den Schatten der Kapuze nach vergrößert wurden, hatten etwas Friedliches und Trauriges. Er hatte einen furzen, dicken, grauen Schnurrbart und war ein ausgedienter Soldat von einigen vierzig Jahren.

Crainquebille näherte sich ihm leise und sagte mit zögernder Shivacher Stimme:

Verfluchter Polyp."

Dann wartete er auf die Wirkung dieser berüchtigten Worte. Aber die Wirkung blieb aus. Der Schuhmann blieb stumm und unbeweglich mit untergeschlagenen Armen stehen.

Aus seinen großen, weitgeöffneten Augen, die im Dunkel feuchteten, blickte er auf Crainquebille voll Traurigkeit, Wachsam­feit und Verachtung.

Crainquebille war ganz verwundert, aber mit einem Rest von Energie stammelte er:

Berfluchter Polyp das gilt Ihnen."

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Ein langes Schweigen folgte. Um die Laterne tropfte der rötliche, feine Regen, ringsumher lag ein eisiger tiefer Schatten. Endlich sprach der alte Soldat:

Das müssen Sie nicht sagen... wahr und gewiß, das müssen Sie nicht sagen. Wenn man so alt ist wie Sie, sollte man ver­nünftiger sein. Gehen Sie Ihrer Wege."

Warum arretieren Sie mich nicht?" fragte Crainquebille. Der Schußmann schüttelte den Kopf unter seiner nassen Rapuze:

ein getviffes Bedürfnis empfinden, wenigstens einen fleinen Teil ihres Vermögens für hochstehende und edle Zwede zu verwenden. Als ich diese Verhältnisse seinerzeit an Drt und Stelle eingehender zu studieren in der Lage war, überzeugte ich mich, daß sie in der Nähe wesentlich geringwertiger aussehen, als sie von ferne ohne genaue Kenntnis der tatsächlichen Verhältnisse erscheinen. Um nämlich die vorhandenen Umstände richtig beurteilen zu können, muß man sich dessen erinnern, daß es in Amerika weder Titel noch Orden, noch irgendwelche anderen allgemein anerkannten Formen gesellschaftlicher Auszeichnung gibt. Somit find diejenigen, die nach solcher Auszeichnung streben, dazu genötigt, fid eigene Wege für diesen Weg zu bahnen, und unter diesen Wegen sind die Stiftungen zu humanitären und wissenschaftlichen Zweden die beliebtesten, weil sie am besten bekannt und an­erkannt werden. Aber die Schilderungen derjenigen von meinen Kollegen, welche in der Lage waren, solche Stiftungen zu aktivieren, haben mir dann gezeigt, wie wenig hochstehend in vielen Fällen die Gedanken waren, von denen die Stifter geleitet wurden. Sehr oft fam es ihnen nur darauf an, eine möglichst progig aussehende, tunlichst aus Marmor gebaute Faffade zu erlangen, auf welcher in großen goldenen Lettern ihr Name angebracht war. Was hinter der Fassade gebaut wurde, und insbesondere in welchem Maße für die unscheinbaren, aber umso fostipielerigen wissenschaft­lichen Bedürfnisse der Anstalten gesorgt war, fam ihnen erst in dritter Linie wichtig vor, und meine Kollegen erzählten von heftigen und anstrengenden Kämpfen, die sie durchzumachen gehabt hatten, um für den eigentlichen Zweck derartiger Stiftungen einen leidlichen Anteil des Stiftungskapitals zu retten. Wenn man sich eine anschauliche Vorstellung von diesem durchschnittlichen Geiste des amerikanischen Stifters machen will, so braucht man sich z. B. nur die berühmte Lid- Sternwarte in Kalifornien anzusehen, wo ein reicher Zuckerhändler oder Börsenmann ein Fernrohr gestiftet hat, welches damals und lange hernach das größte in der Welt war. Er hat sich dann unter dem Hauptteile des Trägers dieses Fernrohres begraben und mit deutlichen Lettern auf einer metallenen Platte dafür sorgen lassen, daß alle Besucher, welche zahlreich auf diese Sternwarte zu fommen pflegen, auch genau erfahren, daß gerade er jene Stiftung vollbracht habe."

Hygienisches.

Die Verdaulichkeit der Brotsorten. Der bekannte Physiologe Hindhede in Kopenhagen spricht sich neuerdings auf Grund eigener Versuche für das Ganzkorngrobbrot und gegen Feinbrot aus, weil bei genügendem Kauen ersteres gut ausnubbar, bekömmlich und ökonomisch ist. Zur Unterstübung seiner Lehre zieht er auch die bei Beribrei gefundene Tatsache heran, daß Gr nährung mit poliertem Reis Gesundheitsstörungen im Gefolge hat. Daß in der Getreideschale wichtige Stoffe vorhanden sind, ist sicher. Prof. Boutteau gelangt auf Grund eigener Ueberlegungen und Versuche zu ähnlichem Ergebnis wie Hindhede. Von beson­derem Interesse ist auch der von beiden Forschern gegebene Hin­weis darauf, daß der mehrfach in Mißkredit geratene Begriff der Nährsalze" doch bereits greifbare Gestalt gewonnen hat und der mehrfach erbrachte Nachweis der Gleichwertigkeit von tierischem

Wenn wir alle Krakeeler einsteden wollten," sagie er, die fagen, was sie nicht sagen dürfen, dann hätten wir viel zu tun!... und pflanzlichem Eiweiß bei der wachsenden Preissteigerung des Umb was hätte das wohl für einen Zweck?"

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Crainquebille fniete zusammen bei dieser ungeheuren Ver­ahlung. Betäubt und stumm blieb er lange Zeit im Rinnstein stehen. Ehr er weiterging, versuchte er eine Erklärung: Es war auch nicht für Sie, daß ich Verfluchter Polyp" ge­Sagt habe, und auch für keinen anderen es.war nur so eine bee. Das ist ganz einerlei, warum Sie es gesagt haben," erwiderte der Schußmann mit herber Sanftmut. Aber das muß man nicht fagen, denn wenn ein Mensch seine Pflicht tut und viele Strapazen ausstehen muß, so soll man ihn nicht durch müßige Worte be­leibigen. Ich wiederhole Ihnen noch einmal, gehen Sie Ihrer Wege."

Crainquebille sentte den Kopf und wankte langsam mit hängen­ben Armen durch den Regen in die finstere Nacht hinein.

ersteren von immer größerer volkswirtschaftlicher Bedeutung wird. Auch spielt die Feinbroternährung bei der zunehmenden Zahne fäule eine Rolle.

Oeffentliche Ruhehallen. Prof. Dr. Sommer in Gießen empfiehlt angelegentlich die Errichtung öffentlicher Ruhe­hallen als ein Mittel zur Vorbeugung von Nervenkrankheiten, namentlich solchen, die auf Ermüdung beruhen. Oft führen kleine Ruhepausen zu einer überraschend schnellen Erholung der Nerven, so daß diese als mit Reserveeinrichtungen begabt erscheinen, die auch nach starker Ermüdung alsbald wieder in Kraft treten und zu einer Wiederherstellung der verbrauchten Nervenkraft führen. Durch öffentliche Ruhehallen soll eine Gelegenheit zu furz dauerndem Ausruhen gegeben werden. Sie müßten nach Prof. Dr. Sommer in ruhigen Seitenvierteln der belebten Stadt­teile, womöglich, falls öffentliche Wege ohne zubiel Straßenlärm vorhanden sind, auf diesen angelegt werden. Die Rentabilität jolcher Ruhehallen erscheint gesichert. Die Ruheeinrichtungen würden zu einer Verbesserung der allgemeinen Volksgesundheit beitragen, sie würden die Zahl der Unfälle, die oft in der Ueber­müdung des Arbeiters ihre Quelle haben, und ihre schweren Folgen vermindern, sowie frühzeitig eintretende Invalidität, bei der gleich­Die Stiftungen der Milliardäre im Lichte der Wahrheit. Dieses zeitig oft lebermüdung schuld trägt, in manchen Fällen ver­Thema findet in einem Buche von Profeffor Wilhelm Ostwald Der hindern. In oder dicht neben größeren Eisenbahnstationen, be energetische imperativ" eine höchst beachtenswerte Beleuchtung. fonders in den für den Verkehr bedeutungsvollen Kreuzungs- und Gelegentlich eines Festvortrages, den Ostwald im Jahre 1910 vor Umsteigestationen sollten von der Eisenbahnverwaltung selbst ben Jenenser Studenten zur Vorfeier der Eintveihung des Ernst Ruhehallen eingerichtef werden. Das Uebermaß von Bewegung Wbbe- Denkmals hielt, in dem er Abbe als Führer" schilderte und der Jezizeit, ihr rastloser Mechanismus muß durch rechtzeitige die hochberzige Stiftung dieses Mannes und seine Lebensführung Ruhe forrigiert und eingedämmt werden. Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

Kleines Feuilleton.

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