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in diesem nicht alltäglichen Hochzeitslager, einem fauftgroßen Lehm-] Es ist jetzt vielleicht sechs Jahre her, da wollte er einmal loch. Ich will nicht sagen, daß ich aus Andacht stumm und still ein Geschäft in großem Stil machen. Seine geehrten schwarzen war, aber mich faßte mit leisem Schauer die Allgewalt der Ur- Kunden waren wohl mit. Schlipsnadeln, bunten Krawatten und fraft des Lebens, die hier in zwei uns so gering erscheinenden Unionjack- Taschentüchern übersättigt, denn schließlich reisten ein Wesen das gleiche wirkte, wie in uns homines sapientes. Voraus- paar hundert Negerhändler damit im Rande herum, jetzt mußte ein gefeßt, daß wir zufällig Hermaphroditen sind! Hermaphroditen, größeres Objekt her.
das sind sie, diese von einer roten Blutader glühend durchlaufenen Also, mein Bob Samson fing an zu überlegen, dann gingen fleinen Schlangen: Zwitter. Jedes Männchen, jedes Weibchen! ein paar Kabeltelegramme nach England, und als der nächste Die charakteristische orangerote Sphäre der runden Leiber liegt Dampfer in Kismayu antam, hatte er das halbe Hinterdeck voll dicht nebeneinander wie zwei breite Cheringe, altgolden schimmernd. Kisten für Samsons Grammophone, nichts als Grammophone! Ich Da fällt mir mein Hut in das Ghebett und taumelnd schleicht par damals als Leutnant beim African Military Service" in jedes Tier in sein erdiges Haus zurüd. Also wie überall, die Rismayu stationiert, daher machte ich den Hauptteil dieser Komödie Erhaltung des Individuums geht über die Erhaltung der Raffe, persönlich mit. selbst. bei einem solchen Dunkelmann von Regenwurm.
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Einige Wochen später fam Samson in das Bureau und verlangte militärischen Schutz für seine neue Handelsfarawane. Wir telegraphierten mit dem Gouverneur, und nach vier Tagen hatte ich die Order, mit zwölf Mann vom Eingeborenenregiment den ehrenwerten Mister Bob höchftselbst zu geleiten, zu schüßen und beanspruchen konnte. Damals friegte noch jeder Halunke, wenn er es bezahlen konnte, Leute vom taiserlichen Dienst, heute geht das ja, Gott sei Dank, nicht mehr.
Es soll von dieser Sorte sogar Riesen hin und wieder geben von einem Meter Länge ich habe solche Boa constrictor noch nicht gesehen. Wohl solche Bengel, denen man zutrauen kann, daß sie an der Durchsiebung unseres Erdballs ihr Teil haben. Denn tatsächlich ist es der Regenwurm, der ganze Stadtruinen allmählich ihm alles Liebe zu tun, was er als britischer Untertan vom Staat unter die Erde bringt". Er frißt sich immerfort den Bauch voll Erde und lebt von den organischen und unorganischen Substanzteilen, die sein Darm aufnimmt, die eigentliche Erdmaterie stößt er wieder aus, wie man an dem Erdgekrümel um die vielen dunklen Fenster seiner Behausung herum sehen kann. Er ist der jenige, der für eine fruchtbare gute Humusschicht auf dem Erdboden sorgt- und darum braucht der Landmann, dem er mit seinem roten Leib vor die grabende Schippe fällt, nicht gleich durch das ängstliche Geschlingel durchzuftechen!
Wie sehr aber für den Bauern dies Tier zugleich ein stiller, unbesoldeter Knecht ist, der immerfort den Boden lockert, geht aus den Aufzeichnungen Darwins hervor, der feststellte, daß in England jährlich auf nur einem Hektar mehr als 20 Tonnen Erde durch den Leib der Regenwürmer gleiten! Die Würmer bereiten den Boden in ausgezeichneter Weise für das Wachstum der mit Wurzelfasern versehenen Pflanzen und für Sämlinge aller Art vor. Sie exponieren die Adererde periodisch der Luft, sieben sie durch, sie mischen das Ganze innig durcheinander, gleich einem Gärtner, welcher ausgesuchtefte Erde für seine Pflanzen zubereitet. In diesem Zustand ist sie gut dazu geeignet, Feuchtigkeit zurückzuhalten und alle löslichen Substanzen aus Luft und Regen zu abforbieren, ebenso auch für den Prozeß der Salpetererzeugung. Die Blätter, welche zur Nahrung in die Wurmröhren gezogen werden, werden, nachdem sie in die feinsten Fäden zerrissen, teilweise verdaut und mit den Absonderungsflüssigkeiten des Darms und der Sarnorgane gesättigt sind, mit viel Erde vermischt. Diese Art bildet den dunkel gefärbten Humus, welcher beinahe überall die Oberfläche der Erde mit einer scharf umrissenen Schicht bedeckt." Das sagt ein Darwin ! dessen allergründlichsten Darstellungen man ruhig Glauben schenken darf- auch wenn man als Landmann den Regenwurm für so eine Art Raubtier" hält. Es ist nur gut, daß dieser ehrenwerte Dunkelmann sich in der Erde birgt, sonst wäre er längst ausgerottet, wie demnächst ein anderes Raubtier bei uns, das Füchslein, das sich zwar auch in der Erde birgt. Aber was fänden die Damen nicht!
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Grammophon- Bobbie.
Von Martin Proskauer.
Wir jaßen wie jeden Abend mit Major Curtiß in der Bar von Mambasa, dem einzigen Lokal dieses langweiligen oftafrifanischen Hafenortes, als die Tür aufging und ein dicker großer Mann eintrat. Er war mit einer gewissen absichtlichen Ruppigkeit gekleidet, aus der ein paar Brillanten an Händen und Krawatte unangenehm herausblikten.
Guten Abend, Grammophon- Bobbie, sind Sie auch wieder da?" rief ihm Major Curtiß zu. Wir sahen den Fremden erstaunt an. Man gewöhnt sich an der afrikanischen Küste an Spiznamen, schon weil die Neger den Weißen die merkwürdigsten Namen geben aber dieser war doch sehr sonderbar. Sonderbar war auch die Wirkung auf den eben Eintretenden. Er sah uns mit einem bösen Blick an, rüdte wortlos den Hut in die Stirn und ging wieder hinaus. Dabei warf er die Tür mit einer solchen Energie zu, daß das ganze Wellblechhotel ins Wackeln geriet.
Major Curtiß, der das Verhalten des Mannes mit spottfunkelnden Augen beobachtet hatte, lachte leise vor sich hin.
Den Namen kann er auf den Tod nicht leiden," sagte er, „ dabei ist das der größte Spaß, den ich je in diesem elenden Lande erlebt habe. Der Herr, der da ebenso fix wieder wegging, ist Bob Samson, einer der gerissensten Negerhändler in ganz Britisch- Ostafrifa. Es gibt nichts, was er den Negern nicht schon verkauft hat, vom Taschenspiegel bis zur waschechten Haarfarbe, die beim ersten Regenguß herunterläuft aber einmal ist er doch hineingefallen, und seitdem heißt er eben„ Grammophon- Bobbie". Bob Samson geht zwei bis dreimal jährlich mit einer Lastenkarawane in den Busch; er fennt das Hinterland besser als der Gouverneurresident in Sansibar . Und was er den Negern für Elfenbein und Gummi gegen feine Schundwaren abgenommen hat, muß in die Millionen gehen.
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Also ich trat mit meinen Leuten bei Bob Samson an. Er hatte eine Karawane von mindestens 150 Mann, lauter Buschneger, die die Lasten mit den Grammophonen schleppen sollten. Der Weg führte von Kismayu aus südlich im Bogen durch das Hinterland, bis wir, voraussichtlich mit Elfenbein reich beladen, in Bamu wieder an der Müfte auftauchen würden. Unser Aufbruch war eine Sensation: Zuschauer in allen Hautfarben standen am Wege und besahen unsere Expedition, die größte, die je auf Negerhandel gezogen war. Voran ritt ich mit Bob Samson, der besonders guter Laune war, und eine Gruppe Konkurrenten, die er traf, höhnisch anlachte.
Wenn die erst wüßten, was ich noch machen will, werden fie vor Wut plagen, sagte er zu mir, und Bandar Huf, der indische Gauner stirbt vor Neid!"
Bandar Huf war ein indischer Negerhändler und nebenbei der größte Geschäftsrivale von Bob. Dann entwickelte Bobbie mir feine Idee. Er wollte den Negern gegen schweres schönes Elfenbein die Grammophone verkaufen, richtig und ehrlich, mit Trichtern, Platten und allem Zubehör. Nur eine Kleinigkeit dachte er zunächst zurückzubehalten: die. Nadeln. Und ohne die konnten die Grammophone natürlich nicht spielen. Dann wollte er denselben Weg zurückgehen und den armen Negern mit Hilfe seiner Sprachkenntnisse und seiner geistigen Ueberlegenheit den Bauber" erklären. Worauf er ihnen die fleine Spielnadel nachträglich gegen neues Elfenbein gütigst überlassen wollte.
Als wir so an der leßten Hütte von Kismayu vorbeizogen, stand richtig Bandar Huf da, der indische Händler, und kreuzte grüßend die Hände über seinem weißen Gewande. Dabei musterte er unseren Zug schweigend und ernsthaft.
Schon am nächsten Tage stedten wir mitten im Urwald und zogen von Dorf zu Dorf. Ueberall ließ Bob Samson sein Mustergrammophon ertönen, und vom Häuptling mit zehn Nebenfrauen an bis herunter zum ärmsten Waldneger entbrannte in allen schwarzen Herzen das Verlangen nach diesem herrlicher Zauber", der so schönen Radau machen konnte. Bobs Preise waren freilich hoch, unter 40 Pfund Elfenbein gab er kein Grammophon, und die mit Blumen bemalten Trichter waren noch teuerer. Ich schätze, daß Bob am Stüd etwa tausend Prozent verdient hat; aber er lehnte es ab, mir den Einkaufspreis bekannt zu geben!
Wir blieben in jedem Dorf nur einen Tag, und da keines der verkauften Grammophone eine Nadel erhielt, wird wohl in allen Regerhütten Stille und Jammer statt des erhofften" Zaubers" geherrscht haben. Die ganze Sache war auch nur mit einem so gutmütigen und unintelligenten Bolt möglich, wie es gerade unsere Buschneger dort sind.
Jedenfalls tauchten wir, wie es geplant war, nach sechs Wochen in Bamu auf, schwer beladen mit Elfenbein, Kaum waren wir aber in Bamu angelangt, als unsere jämtlichen Träger ausriffen, einige vergaßen sogar, vorher ihre Last Elfenbein abzulegen. Bob fluchte, als ob er es stundenweise bezahlt bekam, aber es nußte nichts. Seine Nigger waren wie die Flöhe in den Busch gehopft, er hatte sie auch zu schlecht behandelt und sie in den letzten Wochen mit Gewaltmärschen überanstrengt.
Na, sie waren weg, und er fonnte laufen und neue mieten. Nach vierzehn Tagen hatte er auch für teueres Geld eine neue Trägerkarawane zusammen. Nun sollten wir aufbrechen, um die schwarzen Grammophonbesitzer mit den passenden Nadeln zu beglücken.
Da erschien plötzlich, gerade drei Tage vorher, eine andere Karawane aus dem Busch, an der Spitze auf einem Schimmel Bandar Huf, der indische Händler; hinter ihm eine endlose Reihe Neger, jeder eine volle Last Elfenbein auf den Schultern.
Ernst und schweigsam zog er an uns vorbei, seine indischen Aufseher wie Wachhunde um die Neger herum, und der ganze Zug marschierte geraden Weges zum Hafen, wo der Dampfer zur Abfahrt nach Kismayu fertig lag. Ein Pfiff- und Bandar Hut und seine Leute schwammen ab!
Samson machte ein verdugtes Gesicht, als er den verhaßten Konkurrenten reich beladen vorüberziehen sah; aber er beherrschte