Der Erklärer der Erde.

Grinnerungen an Eduard Sueß  .

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er liebt, au Sflaven machen und das Blut derer vergießen, mit, aller großen geologischen und geographischen Tatsachen zu einem denen er Mitleid hat? Was ist das für ein Charakter, der heute Gesamtbild der Erdoberfläche einem Gehirn entspringen, dessen un­voll Erbarmen ist und morgen ganz erbarmungslos? Ich rufe den mittelbare Erfahrungen über Europa   nicht hinausreichten. Himmel zum Zeugen: der Mensch ist ein Tier, das gut sein könnte müßte ja auch schlecht um die Zuverlässigkeit der Beobachtungen und schlecht sein will. Dieses Scheusal nennt sich Mensch. Das dieser Wissenschaften bestellt sein, wenn nicht ein kritischer Geist Schicksal überhäuft ihn mit seiner Gunst, und er schreitet immer auf ihnen bauen dürfte, ohne überall in Irrtümer zu verfallen. vorwärts, mit frechem Schritt, seinem Ziele zu: der Weltherrschaft. Das Antlitz der Erde  " ist eins der wundersamsten Werke, die je Der Mensch ist das größte Wunder der Natur, nächst dem geschaffen sind. Ein schweres Buch, das an die Vorbildung und Fassungskraft auch des Fachmanns große Anforderungen stellt, Murmeltier." und doch von einem Stil und einer Sprachkunst getragen, die ihm eine Anziehungskraft auf weite Kreise erteilt haben. Insbesondere das erste Kapitel über die Sintflut hat ein ungeheures Aufsehen erregt, und wurde daher auch besonders abgedruckt. Im Gegensatz zu seinem Freunde Richthofen, der mit der Bearbeitung der Er­Der letzte Meister aus dem heroischen Zeitalter der modernen gebnisse seiner eigenen Reise in einem freilich um ein Jahrzehnt Erdkunde ist dahingegangen. An Eduard Sueß   hat diese Wissen- fürzeren Leben nicht annähernd fertig wurde, hat Sueß sein schaft einen Klassiter, wie er ihr nicht bald wieder beschieden sein Lebenswerk in der Hauptsache vollendet, und man wird kaum er­wird, verloren. In ihm vereinigten sich auch die verschiedenen warten dürfen, zahlreiche unverwertete Manuskripte in seinem Strahlen des vielseitigen Begriffs der Erdkunde, und er hat einen Nachlaß zu finden. Vor etwa drei Jahren gab er die letzten Bogen erheblichen Teil seiner Sendung damit erfüllt, ein Bindeglied des Antlitz der Erde  " in den Druck, und damit wäre der Achtzig­zwischen den beiden großen Zweigen dieses Forschungsgebiets, der jährige arbeitslos geworden, wenn man von diesem Mann eine Geographie und der Geologie, zu schaffen. Wie notwendig und solche Annahme auch nur als Verdacht hätte hegen dürfen. Aber verdienstlich diese Leistung gewesen ist, geht am schärfsten daraus wenn er auch die Feder seitdem aus der Hand gelegt hatte, so hervor, daß bei den hartnädigen Gegnern dieser beiden Schwester- dauerte sein Wirken bis zum letzten Atemzug. Vornehme Ein­disziplinen Eduard Sueß   als Friedensstifter nicht beliebt war. fachheit zeichnete den würdigen Mann in jeder Umgebung aus. Namentlich die Geologen wollten keine Verträglichkeit mit den Kaum eine der vielen Anekdoten, die sich an seine Bersönlichkeit Geographen, denen sie vorwarfen, daß sie sich mit der Begründung fnüpfen, kann diese Eigenschaft stärker kennzeichnen, als folgende, der Geographie als Naturwissenschaft zahlreiche und tiefgehende die hier zum Schluß in die Erinnerung gerufen werden mag. Es Eingriffe in das Herrschaftsgebiet der Geologie herausnähmen. Es war in einer glänzenden Gesellschaft, in der die höchsten Kreise war daher nicht als Kosename gemeint, wenn manche Geologen Wiens  , die Aristokratie von Geburt und von Geist, vereinigt waren. Eduard Sueß   einen halben Geographen nannten. Diese Bezeichnung Es strahlte von Ordenssternen, und nur ein Mann bewegte sich wirft ein bedeutsames Licht auf die Beziehungen des österreichischen in diesem blendenden Meer als ein dunkler Punkt in einfachem Geologen zu einem Fachgenossen, dem es trotz oder wegen seiner schwarzem Frack ehne die kleinste Auszeichnung. Unerfahrene rieten, überragenden Größe fast genau ebenso ergangen ist, Ferdinand wer dieser Sonderling sein fönnte, da selbst ein fleiner Beamter von Richthofen. Diese beiden Männer, nach Abstammung und in Desterreich irgend einen Orden anzulegen haben müsse. Man äußerer Artung denkbar verschieden, wuchsen zu einem so innigen hegte schließlich den furchtbaren Verdacht, daß sich ein Anarchist Verhältnis zusammen, daß jeder den andern seinen besten Freund in diese erlauchten Kreise verirrt hätte, bis schließlich die erlösende nannte, und es gab wohl keine erhebliche Frage innerhalb des Aufklärung fam:" Das ist Eduard Sueß  , der Präsident der Akademie Prof. Dr. Tiessen. Gebiets der gemeinsamen Wissenschaft, die nicht brieflich zwischen der Wissenschaften!" den beiden Freunden erörtert wurde, ein Konzern zweier Geistesfürsten. Auch Richthofen war aus einem Geologen zu einem Geographen geworden, allerdings zu keinem halben Geographen, fondern er begann nach der Rückkehr von seiner langen Forschungs­reise die akademische Laufbahn sogleich als Professor der Geographie. Wenn man bedenkt, daß viele der Männer, die seit Der Vergleich zwischen diesen beiden Männern bietet auch weiterhin eine unerschöpfliche Fülle von Anziehungspunkten. Beide der Befreiung Merikos von der spanischen   Herrschaft, dessen waren vielleicht gleich vielseitig in ihren Interessen, aber sehr ver­schieden in ihrer Betätigung. Eduard Sueß   sah sich früh ins öffent­liche Leben gezogen und gewann als Parlamentarier eine Be­deutung, die auch von seinen politischen Gegnern nicht angezweifelt wurde. Er beschränkte sich weder im Reichsrat noch im Wiener  Gemeinderat, dem er gleichfalls angehörte, auf Fragen, die sich mit seiner Wissenschaft berührten. Insbesondere waren seine Verdienste um die Donauregulierung so überragend, daß man ihn mit einer wißigen Anspielung auf den Suez- Kanal   den Kanal- Sueß nannte, ein Ehrenname, dessen sich sein Träger wohl nicht ungern er­innert hat, wenn er von seiner Wohnung in der Afrikanergasse entweder die Praterstraße hinauf zum Donaukanal   oder in entgegen gefeßter Richtung nach der regulierten Donau   spazierte.

Die Indianer Mexikos.  

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beeinflußt haben, Geschicke geleitet oder hervorragend blütige oder fast reinblütige Indianer gewesen sind, wie Benito Juarez  , Borfirio Diaz und jetzt Huerta, so liegt es nahe, sich ein wenig mit diesem wichtigen Bevölkerungselement der Republik   zu beschäftigen, das ohne Zweifel auch in Zukunft eine maßgebende Wie überall im romanischen Rolle in dem Lande spielen wird. Amerifa, so hat auch in Mexiko   seit der Konquista( Eroberung) eine weitgehende Durchmischung der indianischen Lerbewohnerschaft mit den Weißen stattgefunden; aber gegen 40 Proz. sind doch noch indianisch geblieben. So ist es nicht zur Bildung einer megifa­nischen Nation" gekommen.

Die im Bereich der heutigen Republik   wohnenden Indianer sind in Sprache und Kulturbesih nicht einheitlich. Die Vorstellung ist falsch, daß die vorspanische Bevölkerung nur oder auch nur Gerade diese Azteken größtenteils aus Azteken bestanden habe. waren ein an Zahl recht unbedeutender Stamm der Nahua- Sprach­gruppe, der anfangs nur ein Stück des Hochtales unt die Stadt Merifo bewohnte und erst spät, 50 Jahre vor dem Erscheinen des Cortez, sich seiner friegerischen Ueberlegenheit bewußt wurde und das große Aztekenreich gründete, auf das die spanischen   Abenteuerer im Jahre 1519 stießen. Aber dieses Reich war erst ganz lose gefügt; nicht aztefisch waren, und barg deren auch solche in seinen Grenzen, die ihre Unabhängigkeit überhaupt noch nicht verloren hatten und gleich mit Cortez gemeinsame Sache machten. So fiel denn das Reich unter dem Ansturm der Fremdlinge bald in sich zusammen.

Seine wissenschaftliche Laufbahn war ein rascher Aufstieg. Schon im Alter von 26 Jahren wurde er Professor der Geologie an der Wiener Universität  , und er hatte noch lange nicht das patriarchalische Alter erreicht, als er zur höchsten Würde des Präsi­denten der Akademie der Wissenschaften gewählt wurde. Die geo­logische Einzelforschung im Felde, so wichtig und unentbehrlich sie zur Schaffung der Grundlagen ist, konnte dem umfassenden Geist nicht lange genügen. Zahlreiche wertvolle Schriften aus der ersten Hälfte seines Lebens beweisen, daß er auch in dieser Hinsicht seine es umfaßte Dußende von Stämmen oder fleinen Staaten, die Pflicht getan und manchen festen Baustein zum Gebäude der Bezirksgeologie bearbeitet und geliefert hat. In der Paläontologie ebenso beschlagen wie in der eigentlichen Geologie, hat er die Kenntnis der Architektur der Erdfrufte insbesondere für die Alpen  und Böhmen   bereichert, auch ein besonderes Werk über den Boden der Stadt Wien   verfaßt, außerdem einzelne Studien bergbaulichen Inhalts veröffentlicht. Aber überall griff er in seinen Gedanken über die örtliche Beschränkung hinaus. Zu einem Merkstein   der Entwidelungsgeschichte der Geologie und Geographie wurde ins­besondere die Schrift über die Entstehung der Alpen. An seine bergbaulichen Arbeiten knüpften die beiden berühmten Bücher über die Zukunft des Goldes und des Silbers an, und außerdem hat er namentlich der italienischen Halbinsel einen Teil seiner Studien gewidmet. Er wurde aber nicht zum vielgereisten Mann, obgleich sein größtes Werk Das Antlig der Erde" die ganze Erdoberfläche umfaßte. Auch das ist ihm von kleineren Geistern verdacht worden, aber er ist nicht das erste und nicht das einzige Beispiel in der Geschichte der Geographie für die Möglichkeit, fundamentale Fortschritte auf diesem Forschungs­felde zu liefern, ohne sich ausschließlich oder auch nur zum großen Teil auf eigene Beobachtungen zu stüßen. Wurde das erste Lehr­buch der allgemeinen Geographie von einem Manne entworfen, deffen ganze persönliche Bekanntschaft mit der Grdoberfläche etwa von Danzig   bis Amsterdam   reichte, so konnte die Zusammenfassung

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Die mexikanischen Indianer sind so wenig einheitlich, daß zut ihnen sowohl die Nachkommen des Kulturvolkes der Maya, wie die als Sammler, Fischer und Jäger auf niedrigster Kulturstufe stehen­Diese Teri, die heute infolge der den Seri- Indianer gehören. Ausrottungsfämpfe der merikanischen Regierung auf die Insel Tiburon im falifornischen Meerbusen und das gegenüberliegende Küstenstück von Sonora   beschränkt sind, errichten kaum ein Obdach und verschlingen ihre Nahrung roh; sie sind die primitivsten Ein­geborenen Amerikas  . Auf der Kulturleiter nach oben hin würden dann die Otomi folgen, die schon von den Azteken als Hunde. bezeichnet und aus dem Hochtal von' Merito in dessen Randgebirge vertrieben wurden. Die Otomi find immerhin schon seßhaft. Sie haben sich Sprache und Sitten noch recht rein erhalten und leben abgeschlossen für sich, nur gelegentlich die Marktorte der Ebene aufsuchend. Sie gehören zu den Stämmen, die schon vor Ankunft der Nahua auf mexikanischer Erde saßen, find untersetzt und schwer fällig und färben das Haar rot.

Weiterhin sind mehrere westmerikanische Stämme zu nennen, die zwar gleichfalls noch nicht zu den altamerikanischen Kultur völfern zu rechnen sind, aber schon wesentlich höher stehen, als die

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