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bisher genannten Stämme. Hierher gehören die Pima, Huitschol, Stora und Tarahumara. Auch sie sind in ihren abgelegenen Ge­birgswohnsißen von europäischen   Einflüssen nur wenig berührt worden, und es hat namentlich erst das Studium der Kora in der Sierra de Neharit von Tepio uns zum richtigen Verstehen der aztetischen Religion verholfen. Die Tarahumara in der westlichen Sierra Madre der Staaten Sinaloa, Sonora und Shihuahua waren früher Höhlenbewohner und gleichen den Cliffdwellers" von Aris gona und Neumerito.

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Gegenmaßregeln ergriffen habe. Man nahm bisher an, daß die erworbene Kurzsichtigkeit vor allen Dingen durch das Naheheran­bringen des Gegenstandes an das Auge eintrete. Die nächste Folge sei die bekannte Längsstreckung des Augapfels, die dann die Krank heit zur Folge habe. Demgegenüber weist Dr. Levinsohn darauf hin, daß gerade in einigen Lerufen, die ihre Arbeit sehr nahe an das Auge heranbringen müssen, z. B. bei den Uhrmachern, Juwelieren, Kunststiderinnen, die Kurzsichtigkeit im Verhältnis gering set. Ge­naue Untersuchung der Ursache ergab, daß bei diesen Berufen die Zu den Kulturvölfern Altmerifos gehörten u. a. die Mirtelen Störperhaltung ziemlich aufreche ist( Sißen auf niedrigem Stuhl, und Zapoteken des heutigen Staates Oaxaca  , die Tarasten in Mich- Arbeiten an hohem Tisch). Diese Tatsache ist nun einer der Be­jacan, die Azteken des Hochlandes von Anahuac und die Maya   in weise für die neue Theorie Dr. Levinsohns über die Ursache der Chiapas und Yukatan  . Häufig werden die zahlreichen Reste ihrer Kurzsichtigkeit. Durch eine große Reihe von Tierversuchen wie Architektur, die man in diesen Staaten vorfindet, Tempelpyramiden durch anatomischen Befund glaubt der Redner einwandfrei bewiesen and Paläste, schlechtweg als asterisch bezeichnet; sie sind das aber zu haben, daß nicht das dichte Heranbringen des Gegenstandes an nicht, sind auch oft älter. Zapotefisch sind die prächtigen Ruinen die Augen die Kurzsichtigkeit hervorrufe, sondern daß sie durch die von Mitla, das erst Ende des 15. Jahrhunderts von den Azteken   Beugung des Rumpfes und Kopfes bei der Arbeit entstehe. Dadurch zerstört worden ist. Viel älter als die Azteken sind die Tarasken fällt nämlich das Auge nach vorn, und so treten( da die Schwer­und ihre Kultur. Sie hatten eine eigene Bilderschrift. Am besten fraft einwirft) Zerrungen auf, besonders am Sehnerv. Der Aug­sind wir über die Staatseinrichtungen und die sozialen Verhält- apfel dehnt sich in die Länge und die Kurzsichtigkeit ist da. An nisse bei den Aztefen unterrichtet, dank den ersten spanischen Be Affen hat Dr. Levinsohn durch eine entsprechende Versuchsordnung richten. Sie waren derart, daß die Spanier ihnen kaum etwas bei Beugen des Kopfes fünstliche Kurzsichtigkeit hervorgerufen. voraus hatten. In starkem Gegensatz dazu stand allerdings der mit Mehr als bisher, sagte Dr. Levinsohn, muß die Schule Wert legen scheußlichen Menschenopfern verbundene Götterkult, der übrigens auf eine gerade Körperhaltung. Der Vortragende forderte, man in dieser Gestalt auf die Azteken beschränkt war und von den solle wenigstens beim Lesen in der Schule die aufgeklappten Bänke übrigen Völkern Altmerikos verabscheut wurde. Die Maya endlich verwenden, auf deren Klappe dann das Buch rechtwinklig zur Augen­zeigten neben manchen Eigentümlichkeiten auch viele Berührungs- achie des aufrechten Körpers steht. Auch die Einführung der Steil­punkte mit den Azteken, so in der Schrift( Bilderschrift) und im schrift sei anzustreben. Es ist klar, daß bei der Kurzsichtigkeit, wie Kalender. Selbständig waren jene in ihrem reich und zweckmäßig bei jeder Krankheit, auch Dispositionen vorhanden sind; namentlich ausgebildeten Zahlensystem, das auf der Zwanzig beruhte und den nach Schwächung des Körpers durch Krankheit werden sie hervor­Stellenwert der Zahl fannte. Ihre schönsten Bauwerke, in denen treten. Umsomehr sind auch gerade vom Gesichtspunkt der Kurz­nicht selten aztefischer Einschlag zu erkennen ist, die aber schon sichtigkeit Gymnastik und Sport zu empfehlen, die den Körper kräfti zur Zeit der spanischen   Groberung verlassen waren und in Ruinen gen. Achtet man besonders darauf, daß beim Arbeiten Kopf und lagen, finden sich in Yukatan  . Rumpf nicht gebeugt sind, dann wird es möglich sein, die ungeheure Berbreitung der Kurzjichtigkeit wirksam zu bekämpfen,

Die spanische Kolonisation hat in Amerika   und also auch in Meriko einen dauernden fulturellen Niedergang zur Folge gehabt. Wahrscheinlich ist von den uns erhalten gebliebenen altmerikani­schen Bau- und Kunstwerken nicht eines nach der Eroberung ent­standen. Erlosch aber auch die indianische Kultur mit einem Schlage für immer, so haben die Spanier den indianischen Charakter selbst nicht umwandeln können, und als ihre Herrschaft zu Ende war, da vermochte jede indianische so gut wie jede freolische Jutelligenz sich Geltung zu verschaffen, da es feine Schranfe mehr gab. Vor allem in den ewigen inneren Kämpfen. Die Truppen der Rebellen­führer und Präsidentschaftsbewerber bestanden natürlich größten­teils aus Indianern, und jeder hatte den Marschallstab im Tor­nister. Daraus erklärt es sich, daß im neuen Mexiko   die führenden Geister selten Weiße gewesen sind. H. S.

Kleines Feuilleton.

Renntierzucht in Deutschland  . Es scheint, daß das Renntier  in feiner Heimat, dem Lappland  , vom Aussterben bedroht ist. Wenigstens wird der Fachzeitschrift: Der Weidmann" von einem Mitarbeiter aus Christiania   geschrieben: Der Lappenvogt Staaf Hat der norwegischen Regierung einen Bericht über die Renntier­zucht der Lappen im verflossenen Jahre eingereicht. Darin betont er, daß das Aussterben der Renntiere nur noch eine Frage der Belt sei, wofern nicht eine schleunige Hebung der Renntierzucht er folge. Die Zahl der Renntiere, die Ende 1912 noch 29 346 betrug, ist jest auf 25 761 herabgesunken. Da ist es nun sehr interessant zu hören, daß der erste Versuch, Renntiere als Haus- und Nuß­tiere in Deutschland   einzuführen, völlig gelungen ist. Vor reichlich zwei Monaten ließ Pastor Lorenzen auf der Insel Röm  , Kreis Tondern  , einen Hirsch und zwei Tiere aus Lappland kommen und auf dem einsamen Eiland weiden. Röm besit 2000 Heftar Oed­Tändereien, die bisher nuklos dalagen. Sie liefern eine Flechte, die Renntiere gern fressen. Der Hirsch Isaak" und die beiden Tiere haben sich schnell in die neuen Ilimatischen Verhältnisse ein­gelebt und sind prächtig gediehen. Mehrere Landwirte auf Röm haben jetzt beschlossen, die Renntierzucht zu betreiben. Ende Ot­tober treffen elf prächtige Tiere auf Röm ein. Das Oedland kann rund 500 Renntiere ernähren, die einen jährlichen Gewinn von 25 000 Mark bringen würden. Auch andere Gegenden in Deutsch­ Land   sind für die Nenntieraucht geeignet, so daß Deutschland  bielleicht berufen ist, dieses nübliche und schöne Tier vor dem Untergang zu bewahren.

Hygienisches.

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Geschichtliches.

3um Ursprung der Freiheitskriege. In einer Studie über neuere Historiographie behandelt May Lehmann, sich mit preußischen Geschichtsschreibern wie May Dunder, Droysen  , Treitschfe auseinandersehend, die Genesis des preußisch- russischen Bündnisses von 1813( Sistorische Zeitschrift 1914). Die Arbeit be­stätigt alles, was besonders von sozialistischer Seite über den Anteil des preußischen Königs an den Freiheitsfriegen gesagt worden ist. Einen Tag, nachdem Friedrich Wilhelm III.   die Freiwilligen aufge­rufen am 5. Februar 1813, schrieb er an Hardenberg:" Anbei eine neue Denkschrift Ancillons, ich finde sie ganz übereinstimmend mit meinen Ideen." Was waren das für königliche Ideen? Die er­haltene Denkschrift Ancillons gibt darüber unzweideutige Auskunft. Vor allem hegt man Besorgnis vor revolutionären Be­Ivegungen, als deren Anstifter Stein, der Republikaner  ", gilt. Was ist gegen diese revolutionäre Gefahr zu tun? Stampf für deutsche   Freiheit etwa? Nicht im mindesten! Die königlichen Ideen sind in Ancillons Fassung vielmehr:" Ich höre rufen: Deutschland  , Deutschland  ! Ich antworte, daß Deutschland   nicht das hauptsächliche Ziel, der Gegenstand, auf den es in erster Linie an­kommt, die absolute Bedingung alles Guten im Gange der Politik Preußens sein muß. Erinnern wir uns, daß wir zunächst und vor allem Preußen sind!"

Napoleons   Macht, so wird weiter dargelegt, ist durchaus nicht zu Ende. Die Katastrophe der großen Armee war mehr ein Werk der Natur als der Menschen. Würde Preußen sich jetzt erheben, so würde eine vielleicht noch schlimmere Knechtung Preußens die Folge sein. Endergebnis: Preußen will sich als Friedensver­mittler zwischen Frankreich   und Rußland   versuchen. Es würde dann mit der Wiedergabe von Danzig  , Magdeburg  , dem Herzogtum Warschau, am Ende sogar noch der Altmark belohnt werden. Nur wenn Napoleon   wider Erwarten den preußischen Vorschlag ab­lehnen sollte, müßte Preußen an der Seite Rußlands   den Krieg wagen. Aber das Erste und Wesentliche war die Absicht, deshalb ein Bündnis mit Rußland   zu schließen, um den Frieden mit Frank­ reich   vermitteln zu können.( Dunder hat mit Kenntnis der ge­heimen Urkunden wider die Wahrheit die feurige Kriegsbereitschaft des Königs behauptet!)

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Auch die vom König unterzeichnete Instruktion für den Unter­Knesebec war Händler der russischen Bündnisverhandlungen von dem gleichen Geist erfüllt. Beim Zar wurde Beschwerde ge= führt über Steins fast revolutionäre" Maßnahmen, der russische  Kaiser sollte Stein befehlen, alles zu vermeiden, was dem Gehor­sam der Untertanen gegen ihren König Abbruch tun könnte. Nichts von deutschen   Befreiungsplänen!

So unterbreitete denn der König Frankreich   den Waffenstill­standsvorschlag, der nicht etwa ein taftisches Manöver war, sondern eine Maßnahme blasser Furcht. Die Franzosen sollten hinter die Elbe  , die Russen hinter die Weichsel   zurückgehen, damit der König in Schlesien   nicht gefährdet wäre.

Die Bekämpfung der Kurziichtigkeit. In der Berliner   Gesellschaft für soziale Medizin sprach fürzlich Dr. Georg Levinsohn über Sturzsichtigkeit und Schule". Seit Jahren kämpft die Schulhygiene gegen Sturzsichtigkeit, und doch ist dieser Kampf recht erfolglos, wenn man bedenkt, daß 50 Proz. der Gebildeten in der Schule ihre Kurzsichtigkeit erwerben, und daß mit den auf­steigenden Schulklassen auch die Kurzsichtigkeit an Intensität und Quantität zunimmt. Der Vortragende erklärte diese auffällige Er­scheinung damit, daß die bisherigen Theorien über die Kurzichtig Teit unrichtig feien und man infolgedessen auch nicht die richtigen Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

Erst am 23. Februar gelang es, den König kriegerisch umzu­stimmen; er war offenbar durch die drohenden Berichte über re­volutionäre Gärungen eingeschüchtert worden.