Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Mr. 84.

Heut feiern teine feilen Schranzen Im Allerhöchsten Gnadenschein, Heut drängen fich die Ordenswanzen Nicht zum gewohnten Hurraschrein.

Heuf feiert einer ganzen Erde In Arbeit streng gestählte Kraft, Heut ruht in schwiel'ger Hände Härte Der Roten Fahne Bannerschaft.

Plah da! Durch all die faulen Drohnen Marschiert die dröhnende Urmee, Millionen stoßen zu Millionen, Unendlich wogt es wie die See.

Freitag, den 1. Mai.

Maientrutz.

Angstvoll verstummt rings das Gewißel Der schutzmann- frommen Bürgerschaft, Erbleichend drückt sich selbst der Spitzel: Hier kommt das Volt! Hier kommt die Kraft!

Der erste Mai! Da weht tein Lüftchen, Wie es den Spießer hold bewegt, Wenn er vor seinem dumpfen Grüftchen Den Bauch faul in die Sonne legt.

Der erste Mai ist Sturmgewiffer, Dee Blitz zudt schon auf unserm Schwert, Das einst in euer Angstgezitter Uus Voltes Not und Hoffnung fährt!

Selous Volkes of und

Der Tag der Freiheit.

Der Vierwaldstätter See lag glatt und himmelversunken im Morgenlicht. Einige Wasserschwalben flatterten auf, hoben sich, fenkten plößlich in steiler Kurve an die Wasserfläche und flogen sum Ufer zurüd. Der Rigi trobte steil und glühend empor; als ob unter seinem weiß verschleierten Haupt ein heiliges Feuer brenne.

1914

damit es Eisen unter die Sohlen bekäme. Er band es im Hofe fest, wo es lustig und übermütig in der Sonne hüpfte.

Der junge Schmied mußte die Hufeisen schmieden und es beschlagen helfen. Das Pferd gebärdete sich wie wild und schlug nach allen Seiten aus, so daß die Gesellen alle Kraft aufwenden mußten, um es bezwingen zu können.

In hellen, schwingenden Tönen schlug es vom Turm eines Es war nun Sitte, daß der jüngste Geselle der Schmiede das Dorfes zu seinen Füßen fünf Uhr. Um die gleiche Zeit trat Pferd nach dem ersten Hufbeschlag laufen lassen müsse. Als sie am Martiplay, wo die Dorfschmiede lag, der jüngste Schmiede- es beschlagen hatten, gaben sie dem jungen Schmied die Zügel geselle aus der Haustür. und sagten: Nun zeige, daß Du ausgeschlafen hast. Zwingst Du diesen Hengst, so wirst Du Dein Meisterstück sicher bestehen."

Er war gerade im Begriff, über den Hof an die Arbeit zu gehen. Es blendete jedoch das glühende Morgenrot, das von den Schneegipfeln ins Tal floß, seine schlaftrunkenen Augen, daß es ihm in allen Farben flimmerte. Er blieb, die Hände über die Stien legend, plößlich stehen, als habe ihn etwas an den Boden gefesselt. Während sein feuerbraunes, freimütiges Jünglingsgesicht strahlte wie der junge Tag selbst, war es ihm in diesem Augen­blick, als riefe von Ferne eine Stimme:" Ich grüße dich!"

Er reckte seine halb entblößte, fräftig gewölbte Brust und rief zurück: Wer ruft mich?"

" Jch", flang es aus dem Hauch des jungen Tages wieder. Wer ist ich?"

"

Der junge Schmied straffte sich empor, warf den Kopf in den Naden und rannte mit dem toll tanzenden Pferde auf die Straße. Plötzlich riß er es am Zaum zum Stehen, schwang sich auf seinen schlanken, braunen Rücken und saufte sturmwindgebeugt durchs Dorf, durch die Wiesen und dann am Berghange empor, bis hoch hinauf wo der steile Wald begann. Dort knüpfte er den Hengst, der nun zahmer geworden war, an einem guten Eichenstamme fest. Darauf wischte er sich den Schweiß von der Stirne, sprang auf eine Felsenplatte empor, schwenkte seine Arme durch die Lüfte und löste einen weithinhallenden Juchzer aus der Kehle, sprang wieder von der Platte ab, verschwand mit einigen Säßen im

Ich bin das Licht, das Leben, die Freiheit. Ich bin, die Walde und tauchte bald an steilen Halden, bald an trokigen Fels­Stimme deiner Scele. Folge mir auf die Berge."

Diese Worte verklangen wie ein Lied, das von der Sonne über die Gletscher, die Wiesenhalden, die blühenden Bäume und über die Saatfelder fam. Immer flingender, gleich dem Aus­jauchzen zwischen Hammerschlag und Ambos.

Der junge Schmied dachte: was will dies alles in meinem wirren Morgenfinn; warum belebt es mich so glutdehnend.

So stand er vor der Tür in der Sonne, umflossen von der Secaft seines jünglingsstarken Glühens. Da trat der Meister hinter ihm aus der Tür und schreckte ihn auf: Was träumst Du hier. Vorwärts an die Arbeit."

Gleichmütig ging er mun in die Schmiede hinüber und zündete die Feuer an. Danach famen auch die anderen Gesellen, und balb tönte ein vielstimmiges Hammerlied in den Morgen hinaus. Und es wunderten sich alle, daß des jungen Schmiedes Ambos nicht wie sonst im Rhythmus sang, daß der Geselle über die Arbeit hinweg, gedankenumsponnen, mit den Augen in die Sonne hinaus lauschte.

spigen auf. Immer juchzend, immer luftgeschwellt.

und auf den blendenben Kuppen verschwinden. Schließlich sah man ihn hoch oben in den Bergen dahinschreiten

Die Bauern, die hinter ihm drein waren, gaben die Verfolgung fluchend und Nache drohend auf und trollten mit dem friedlich ge­wordenen Hengst wieder ins Tal hinunter.

Unten im Dorfe aber war die Jugend begeistert über den jungen Gesellen. Sie jubelte und sang:" Es lebe der junge, der starke Snied!"

Gegen Abend stieg der junge Schmied von den Höhen herab. Man hörte seine Stimme, che man ihn sah. Er sang ein Lieb, ein den Höhen abgelauschtes Lied, das schwellte volltönend ins Tal und flang: Frei will ich fein

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Der Meister fluchte und polterle hinter ihm her und schimpfte schließlich über alles, was ihm über den Weg fam. Der junge Geselle tat, als hörte er dies nicht. Denn wirklich waren auchod dalk seine Gebanken weit bei der Sonne, die nun über die roten Ziegel­dächer ihre Strahlen herniebersandte. Und es war in seinen Und es war in seinen Sinnen, als hörte er immer noch jenen Ton:" Folge mir auf die Berge!"

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und zu der Sonne heiligem Schein auf die Stirnen der Berge steigen. Ueber der Gletscher strahlende Bracht, über der Schneehäupter eisiges Schweigen empor, wo das Leuchten weltglühend macht.

Oben ist Freiheit, drunten ist Enge. Droben ist Einheit, unten Gezwänge. Hoch auf den Höhen ist weltweites Schauen

Andessen brachte ein Bauer ein junges, unbeschlagenes Pferd, Tebt Kraft und Vertrauen.