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Sprachkundliches.

Bruft dem Publifum und dirigierten in diefes hinein. Mir hat Mignontlavier jemals werden den fünstlerischen Klavierspieler er­die Sache, offengestanden, nie sonderlich imponiert, weil ich jene seben fönnen, so wenig oder noch viel weniger ist es möglich, daß Tattstockschwinger als Clowns empfand. Anders aber denten die der Filmbirigent an die Stelle des lebendigen Kapellmeisters treten ienschen und tunstfreundlichen Kinogeschäftsleute, die kürzlich die kann, denn bei ihm ist der Geist ausgeschaltet, die Tätigkeit mechani­Gesellschaft Dirigentenfilm" gründeten und mit ihrer neuen Er- fiert, und alles Mechanisierte ist unkünstlerisch." findung" eine große Sache" entrieren wollen. Das soll so vor sich geben: Dirigenten mit großem Namen dirigieren ein Stück und werden während des Spieles gefilmt. Der Film wird dann vor­geführt und gleichzeitig spielt bas Orchester danach. Man wich Mantel trug ber heilige Martin, der einstige Bischof von Tours. Das Cape. Zur neuesten Mode. Eine e a pa, einen langen also auf diese Weise des Vergnügens teilhaftig werden, in Gibraltar Diefe capa wurde von den merovingischen Königen als Palladium and Yokohama , auf den neuesten Ozeanriefen und in Buxtehude , in einem fleinen Bethause in Paris gebütet; das Bethaus erhielt im Feuerland und auf Kamschatta zugleich Arthur Nitisch die davon den Namen capellum und feitdem nennt man alle kleinen Neunte birigieren sehen. Se- hen!" bitte sehr! Ich sage Kirchen und die Nebenräume von großen Kirchen Kapellen. In feben". Und das Orchester spielt dazu. Und Felix Weingartner , den Kapellen fanden die geistlichen Musikaufführungen statt; man der in Berlin nicht dirigieren darf, wird dennoch dirigieren nannte einen geistlichen Musikchor eine e a polla, und wir haben natürlich im Film. Das wäre ja ein ganz hübscher Scherz, wenn heute unzählige fehr weltliche e a pellen und Kapellmeister, ja es bloß nicht zu sehr die Psychologie des Mr. Meschugge populari- fogar verrückte Stapellmeister à la Mr. Meschugge. fierte, der in einem Berliner Café allabendlich seine Berrenkungen macht, und sich als Musitaffe produziert. Aber gerade diese Psycho- bem heiligen Martin gegründeten Klosters von Tours namens Hugo; Eine capa, franzöfifch cape, trug ein späterer Laienabt des von logie des Heren Meschugge charakterisiert den Kulturstand unseres er wurde König von Frankreich , erhielt von ber capo ben Stamen Publitums und seiner Geschäftlhuber. Sie wollen den Mann dirigieren seen! Ob er seinen Arm so oder so brest, ob er dabei elegant obec tantig aussieht, ob er über dem Orchester liegt und fich aufregt, wie der lange Richard Strauß , oder ob er äußertich in jedem Falle die Bose des Elegants bewahrt, wie Artur Nifisch, das ist die Hauptsache, darauf fommt es an!

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Die Sache fann, wenn das blöde Geschäft bas bie Leute mit bem Dirigentenfilm" machen wollen etwas einfchlagen follie, ernsthafte Folgen haben. Wenn man überall die großen Kanonen feben fann, bann werden die fleinen fleißigen Bienen, die ihre undantbaren Aufgaben recht und schlecht erfüllen, überflüssig. Das Orchester braucht ja teinen Dirigenten, es bezieht den Geist und die Berve von der Filmgesellschaft Dirigentenfilin" in Berlin ! Ich tvill bee Gesellschaft einen Rat geben: An angehende Dirigenten Yönnte man stumme Orchesterfilme veckaufen. Ein neues Geschäft Und das Ganze geht noch über Reinhardt, denn dessen Künstler pielen höchstens an fünf verschiedenen Orten Europas zugleich; der Dirigentenfilm aber kann sich an tausend, zweitausend, ja, wenu fidh genug Dumme finden, an zehntausend Stellen zugleich ausleben! Ich bin fest davon überzeugt, daß die meisten Gesellschafter des Dirigentenfilms" an ihre Sache glauben und meinen, fie böten der Welt etwas unendlich Wertvolles. Sie wissen nichts davon, daß der Dirigent nur als Bersönlichkeit wirkt, dessen lebendige Aus­Strahlung ben Bauber bewirkt. Herr Friedrich Wilhelm Schulze vor bem Philharmonischen Orchester gibt unbedingt ein Unglüd, Rifisch eleficifieet bie Schar zu ben höchften fünstlerischen Leistungen. Der Mann ohne sich selbst würde lächerlich wirken. Hoffentlich weiß er das und schmeißt den Kurbelmann mit famt feinem Kaften die Treppe hinunter. F. L.

Hugo Capet und wurde der Stammbater ber Capetinger . Die franzöfifche cape wanderte nach England, wo sie sich eine Ber­fürzung und gleichzeitig eine lautliche Veränderung ihres Namens cape( prid lap) gefallen laffen mußte. Aus England lam bas Cape zu uns und wurde hier ein beliebtes Kleidungsstäd bes Touristen, bes Dffiziers usto. Auch die Damen trugen es früber bei uns; bor noch nicht langer Beit galt aber eine Frau, bie fl ein Cape umbing, als altfräntti. Heute tragen es die Damen als neueste Modeschöpfung.

Es ist ein intereffanter Weg, ber bon bec capa bes heiligen Martin auf der einen Seite zur Rapelle fotvie zum Rapellmeister und auf der anderen Seite zum Cape der heutigen Mobebame führt. Es handelt sich hier feineswegs um eine phantastische Rompofition von ähnlich flingenben Ramen, sondern ber fulturgeschichtliche und sprachliche Bufammenhang ist tatfähti fo, wie er hier fura bar gelegt wurde und wie er schon längst burch die gelehrte Forschung festgestellt werden konnte.

Hygienisches.

schreibt im Naturarst: Es ist sehr traurig, aber wahr, baß es Borbeugung ber Sowerhörigkeit. Brof. S. Mund gegenwärtig in Deutschland ungefähr 40 000 taubftumme Kinder: und in Breußen allein 215 Taubstummblinde gibt. Daber sollten bie Eltern oder Pfleger verstehen, die ersten franthaften Erscheinungen als solche au erkennen und fie mit Hilfe fachverständigen, äratlidjene Rates au befeitigen. Vor allem andern ist ffrofulos beanlagten Kindern ganz besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Sie leiden oft au chronischem Schnupfen, an Stockschnupfen, Urface späterer Schwerhörigkeit ist. Pflanzt sich nämlich dec Matarrh auf die eustachische Dhrtrompete fort, so entstehen

ber oft ble

Der Verfasser iret sich in der guten Meinung, die er von auerst leichte Schmerzen im Dhr. berbunden mit Dhren­unseren führenden Kapellmeistern bat. Bereits haben Nitisch und vieler Jahre oft Gelegenheit gehabt, tinder zu beobachten, die Tag faufen, und später Schtverhörigkeit. Ich habe im Laufe Weingartner lobende Gutachten erstattet; wahrscheinlich find sie und Nacht den Mund offen hatten, weil sie durch die Nafe nicht auch bereits ausersehen, als Dirigenten gefilmt zu werden. Genau atmen fonnten. Diefe Kinder wurden dann oft. wenn nichts gegen so wie unsere Dramatiker werden sie den Lockungen des Film bas lebet geschah, schwerhörig und auch gedächtnisschwach. Folglich tapitate folgen zum Schaden der Kunst und Sehr beachtenswert ist übrigens, was einer unserer besten Musit- verständigen naturärztlichen Nat einzuholen. Aus einem unberüd ihrer selbst. hat man bei Kindern, die beständig mit offenem Munde atment, fach teititer, Prof. Karl Krebs, zum gleichen Thema im roten Tag" an- sichtigten Mittelohrlatarrh tann ebenfalls Schwerhörigkeit entstehen. führt. Er schreibt da u. a.: Worin besteht denn die Tätigkeit des Dirigenten? Doch nicht naffen Füßen. Schließlich sei noch bemerkt, daß auch durch ver­Er bildet sich meist durch Erkältung oder nach langem Sigen mit Schein, daß er sich vor das Orchester hinstellt und den Taft schlägt, härtetes Ohrenschmalz Schwerhörigkeit entsteht. Es läßt sich aber fondern hauptsächlich in der Erziehung, die er während der Proben leicht beseitigen, wenn man einige Male angewärmtes, reines ausübt. Da muß eine Instrumentengruppe abgedämpft, die andere Olivenöl in das Dhr tröpfeln läßt und es nachher vorsichtig mit verstärkt werden, hier muß ein Instrument, das etwas Charakte- Verbandmull, der zu einem Röllchen gedreht ist, reinigt. ristisches zu sagen hat, heraustreten, ein anderes muß sich unter­

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ordnen; furz: das ganze fomplizierte Spiel der Nuancen und Die batterientötende Wirkung des Linoleums. Farben, das dem Orchester erst den fünstlerischen Meiz gibt, wird Bei Keimgehaltsbestimmungen an Stein, Holz, Porzellan, Glas usw. in den Proben ausgearbeitet, und das kann nur geschehen durch die fällt es auf, wie oft sie steril( ohne Bakterienteime) befunden werden. lebendige Persönlichkeit des Kapellmeisters, nicht durch sein Schatten- Die Umschau" faßt die neueren Untersuchungen darüber zusammen: bild: Der Filmdirigent fann nicht unterbrechen, fann nicht reden, Schon vor Jahren wurde vom Geheimrat E. Fischer die Beobachtung um seine Absichten flarzumachen; er fann nur den Taft schlagen, gemacht, daß auf gewissen Baumaterialien Strankheitserreger rasch anentwegt, gleichviel, ob die Musiker ihm folgen oder nicht. Jedem zugrunde gehen. L. Bitter zeigte, daß die widerstandsfähigen Bufall gegenüber und wie viele Zufälle gibt es beim Konzer- Staphylotoffen auf Linoleum innerhalb eines Tages zugrunde tieren! ist er hilflos; ob ein Einsatz verpaßt wird, ob er zu früh gingen. Jacobiz hat schon 1901 bargetan, daß die teimtötende erfolgt der Schattendirigent taftiert gerubig weiter, unbekümmert Wirkung der vielbesprochenen desinfizierenden Wandanstriche auf darum, ob etwa im Orchester ein greuliches Durcheinander herrscht der chemischen Wirkung des als Bindemittel benugten Leinöls be­oder ob alles glatt geht. rubt. Da das Linoleum im wesentlichen aus Kork und sehr Ihm fehlt natürlich auch die suggestive Macht, die der leibhaftige viel Leinöl besteht. fo fann fein Desinfektionsvermögen Kapellmeister auf seine Musiker ausübt; ein Blid, ein Buden des nicht wundernehmen. Gesichts, ein aufmunterndes Niden, eine abmahnende Handbewe- anstrichen nimmt die Desinfektionswirtung schon nach wenigen Mo­Allein bei den desinfizierenden Wand­gung fönnen Wunder wirken, denn immer ist die Situation ja eine naten ab, weil das Leinöl eintrocknet, während Linoleum dauernd andere: ein Orchester, bas in der Probe frisch und lebendig spielte, wirkt. Linoleum ist also eine Fußbodenbekleidung, die die große tann bei der Aufführung müde sein und der Anfeuerung bedürfen, Zahl der Hauptsächlich mit dem Schuhwert daraufgebrachten Klein­and umgefehrt. Der Filmtapellmeister aber schlägt gleichmütig wefen dauernd zu vernichten imftande ist. Durch öfteres Anfeuchten seinen Tatt, heute wie morgen. Ebenso fehlen ihm die hundert wird diese Vernichtung noch beschleunigt. Auf einem Linoleum­Heinen Abweichungen, die den Vortrag eines Dirigiertünstlers, auch fußboden, der jeden Tag feucht aufgewischt wird, finden daher die toenn man ein Stüd schon oft von ihm gehört hat, immer aufs sporenbildenden Krankheitserreger sehr schnell ihren Untergang. Die neue interessant erscheinen lassen gerade wie beim Klavier, batterientötende Wirkung des Linoleums tommt nach F. Frig wahr

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Violin- und Gefangstünstler. So wenig die Pianola oder das scheinlich gewissen chemischen Gruppen im Leinöl zu.

Berantw. Rebatteur: Alfred Wielepp, Neutöllu. Drud u. Verlag: Vorwärts Buchbruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co..Berlin SW.

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