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Nr. 103.

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Der Kakadu.

Sonnabend, den 30. Mai.

Erzählung von Anna Croissant- Rust . Huller fühlte sich sehr zufrieden an diesem Abend. Eigent. lich schon länger, denn es kam ihm vor, als hätte er sich Frida gegenüber eine Falschheit vorzuwerfen. All die kleinen Heim­lichkeiten, das Gewisper mit Resi, bedrückten ihn. Wenn er es genau besah, war es ja nichts. Er hatte Frida wiederholt bor Resi warnen wollen und konnte doch eigentlich nichts Un­rechtes von ihr sagen. Seine Zudringlichkeiten wehrte sie stets ab, aber es schien doch, als fordere sie sie heraus. Ein­mal wollte sie als Dame behandelt werden, ein andermal be. nahm sie sich wie ein Gaffenjunge oder über alle Maßen schnip­bisch. Wie oft hatte er das schöne Mäderl" hören müssen! Jeden Tag. Denn er paßte jeden Tag getreulich auf, wenn fie nach Hause ging. Dann warf sie ihm gewöhnlich zu: Das Mäderl geht nach Haus!" und sprang an ihm vorbei. Das konnte er doch Frida nicht sagen! Auch das nicht, daß er Resi gern ins Atelier gezogen und herzhaft abgeküßt hätte. Sie würde es gleich tragisch aufgefaßt haben, denn sie war noch immer unglaublich albern und altmodisch in solchen Dingen. Und doch war ihm unbehaglich zumut, weil ihm die paar Worte, die er mit Resi gesprochen, als Heimlichkeit vor­famen. Sie fielen aus dem Ton, in dem sie beide vor ihr und aus dem Ton, in dem sie mit ihr verkehrten. Es war ganz einfach Heuchelei dabei, und das widerstrebte eigentlich Buller gründlich, das lag ihm nicht; sadgrob sein, rücksichtslos sein, die Leute derb anpacken, das war seine Art, mit Kagen­tritten zu gehen, hatte er nicht gelernt, er dilettierte" sehr darin das machte ihn mürrisch.

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Auch Frida war an diesem Abend anders als sonst; sie war wieder ganz der schrechafe Kakadu von früher, und hätte Resi nicht in einem fort geplappert, es wäre ein sehr stiller Abend geworden. Resi bekümmerte sich nicht im mindesten um Huller, und das reizte ihn.

Ich habe Sie heute nämlich schon gesehen, Verehrte, und zwar in Begleitung," sagte er herausfordernd.

Rest kniff die Augen zusammen und warf ihm hin, ohne ihn anzusehen: Vielleicht sehen Sie das öfter noch." Soo!" Huller war das Blut zu Kopf gestiegen, es riß ihm die Frage heraus: Wer war der Herr?"

Schaut's den an!" plagte Resi in echtem Münchnerisch

Heraus.

Wir wissen's, gelten's, Fräulein Frida, wir zwei schon!" triumphierte das Rest, und streichelte fortwährend Fridas Hand. Huller war's, als habe sich Resis Zünglein schadenfroh zwischen die Lippen gedrängt, er stand auf, verabschiedete sich rasch und ging in schlechter Laune, wütend auf Resi. Sie leuchtete ihm wieder wie immer, er gab ihr nicht die Hand tvie sonst; als er unten war, konnte er sich aber doch nicht versagen, hinaufzuschauen. Täuschte er sich, oder hatte sie wirklich etwas gesagt? Und so ein liebes Gesichteri machte sie dazu!

..Her!" rief er halblaut und wäre beinahe wieder hinauf­gerannt. Sie stand aber ganz ernsthaft oben, wie wenn nichts gewesen wäre, und ging ruhig zurück.

Frida lag schon zu Bett; der Mond war durch die flockigen Regenwölfchen gekommen und machte das ganze Schlafzimmer hell. Als Nefi eben einschlafen wollte, hörte sie ein Geräusch, das wie Schluchzen klang, und sah, daß Frida im Bett fauerte, die Arme aufgeftützt und den Kopf darauf gelegt. Mit einem Sat war sie wieder aus dem Bett und bei Frida.

Darf ich?"- Im Nu war sie unter die Decke geschlüpft und hatte wortlos ihren Armi um den Leib der anderen gelegt. Frida fing noch mehr zu weinen an, ihr Kopf legte sich hilf les auf Resis Schultern und zum erstenmal, seit sie das Mädel zu sich genommen, fühlte sie, daß sie recht getan. Weich und tröstend schmiegte sich der junge Körper an den ihren. Nesi sprach nichts, fragte nichts, hielt nur die Zitternde an sich ge­drückt. Frida wurde durch die ungewohnte Güte und die un­gewohnten Liebfosungen in einen Zustand eraltierter Teil­nahmebedürftigkeit gebracht und begann stockend und von Weinen unterbrochen, zu reden. Ihre ganze Lebensgeschichte framte sie aus. Wie wenn die Liebe zu Huller ihre andere,

1914

ihre erste wachgerufen, so stand sie mit allen Details vor ihr. Ja, Rest mußte sie verstehen, denn sie liebte! In dieser Stunde vergaß fie ganz, was sie nie vergessen was sie immer gefühlt, daß sie die Aristokratin, Resl die Plebejerin, daß sie die Aeltere, die Ueberlegenere war; es war nur das Weib, das sich zum Weibe flüchtet in seiner Not, das Trost und Teilnahme heischt vom Weibe als von der Verstehenden, Die halbe Nacht sprach Frida fort. Nicht nur von ihrer Liebe erzählte sie auch von ihrer Verstoßung, auch von ihrem Suchen nach einem Beruf. von ihrem fläglichen Scheitern überall, bis sie es zulegt zur Stickerin gebracht. Auch das Allerleẞte preßte es ihr noch heraus, halb schon von Rese erraten. a, sie hatte ein Kind; ein schwächliches Ding war's bei der Geburt und fam gleich in den allerersten Tagen fort. Rest aber solle ja nie davon reden, nie mehr! Nicht zu ibe und nicht zu anderen. Sie wolle nicht daran erinnert sein, nicht daran denken, es war alles so schrecklich, so schrecklich gewesen! ,, Haben Sie es nicht wieder gesehen?"

viel

Nein, nein! Ich kann nicht! Seinetwegen habe ich so leiden müffen, feinetwegen wurde ich verstoßen ,, Und sein Vater?"

,, War ein Schuft, ich weiß nichts von ihm."

So erzählte sie immer weiter, die ganze Leidenszeit nacj der Geburt des Kindes, ihr einsames Leben, nur von Huller fagte sie nichts. Aber es war eine solche Junigkeit in ihren Worten an Refi und eine solche Zärtlichkeit, daß die nun auch ihrerseits alle Schleusen ihrer Liebe und ihres Stolzes auf den Bräutigam" öffnete.

..Ich darf ihn recht bald bringen, ia? Ich fann's ja nimmer erwarten! Oh, er ist ein sehr feiner Kerl und splendid! Ich bin schon so gemein, daß ich keinen ohne Geld möcht', ich hab' zu viel Elend daheim g'sehen. Ich hab' gemug! Ein schönes Leben will ich haben aber ich bin so müd jest sie fonnte die Augen nicht mehr aufhalten, und während ihr Frida noch Warnungen zuflüsterte, schlief fie ein.

Am anderen Morgen famt bei Frida eine rechte Ernüch terung nach der nächtlichen Exaltation und ein großer Efel vor sich. Gegen Resi war sie gereizt. Die war mürrisc. weil sie nicht genug geschlafen hatte, schlurfte scheltend herunt und erschien Frida auf einmal roh und abstoßend. Auch war fie schnippisch und nahm einen ganz eigentümlichen Ton ihr gegenüber an. Die Aristokratin, die ältere Frau empörte sich. Sie war wohl toll gewesen heute nacht? Einem so jungen Geschöpf, einem Mädel, das sie fast auf der Straße aufgelesen, ihr ganzes Leben zu erzählen, ihr Herz auszuschütten! Da hatte sie sich eine schöne Rette angelegt! Wahrlich, sie machte recht große Fortschritte in der Kunst, frei zu sein!

Nachmittags besuchte sie Huller. Frida hatte eben an ihn. gedacht und sich nach ihm gesehnt. Daß er nun gerade kain, war ihr, wie wenn er sie ertappt hätte und machte sie demütig, unsicher und voll Schant. Huller hatte mit ihr zu reden. Es ging unmöglich mehr anders. Er hatte Resi heute Mittag bei Schleich gesehen, in einer ziemlich düstern Ecke, und zwar mit einem ,, bon unsere Leit", er machte eine sehr bezeichnende Bewegung mit dem Beigefinger nach der Nase, die er herunterdrückte.

" Fräulein Frida, ganz bestimmt, es ist ein richtiger Geld­proß, elend elegant und nicht mehr ganz jung, ich glaube er friegt schon einen Bauch. Was braucht sie mit so einem Sterl in einem Restaurant zu fißen? Und mit dem mächtigen Bascha hab ich sie auch schon gesehen, er ist mit ihr abends nach Hause gegangen und schaut sie an mit Augen- freilich am Tor grüßt er sie förmlich, wie wenn er sie eben erst getroffen hätte! Und mit dent lacht sie! Oh, so lacht sie nie bei Ihnen, und so lacht sie nicht mit mir. Seien Sie vor­sichtig mit dem Mädel, daß Sie nicht eingeben, wissen Sie, bei Weidners sind sie alle flott und nehmen's nicht genau; und wenn sie nicht so ist, wird sie's noch."

Bilden Sie sich doch nicht so viel ein! Warum soll das arme Ding nicht mit seinem Bräutigam in einem feinen Restaurant essen?"

,, Bräutigam? hm! Ich zweifle vorderhand."

Warum? Lassen Sie dem jungen Mädchen doch das

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