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wieder nach den Fenstern hinausschauend. Plöblich sehe ich in einem] 3wed zugrunde gehen sah, und ein tiefer, düsterer, quälenber ber eisernen Quadrate ein halb traurig, halb erstaunt dreinschauen- Gram, dem ich nicht entrinnen kann, der mir für mein ganzes des blaues Augenpaar in einem von spärlichem dunklem Bartwuchs Leben mitgegeben ist, legt sich schwer und dumpf auf mein Hers. bedeckten Gesichte.

Konew?" sage ich halblaut, wie für mich.

Er ist es ich habe mir diese Augen, die mich jetzt blinzelnd anschauen, wohl gemerkt.

Ich sehe mich vorsichtig um mein Aufseher sitzt im Halb­schlummer auf der schattigen Treppe am Gefängniseingang, zwei andere Aufseher spielen Dame, und ein vierter sieht zu, wie zwei Gefangene Wasser pumpen.

Ich gehe näher an das Gebäude heran. Konew  

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bist Du es?"

Kleines Feuilleton.

Völkerkunde.

Die Warundi. Auf dem 19. Deutschen   Geographentage sprach Professor Hans Meyer- Leipzig   auf Grund seiner im Jahre 1911 unternommenen Expedition über die Warundi in Ostafrifa: Der Stamm ist einer der wichtigsten unserer ostafrikanischen Solonie.

Der Konew bin ich wohl," murmelte er, den Kopf dicht an das Das Land ist ungefähr 30 000 Quadratkilometer groß und hat eine Gitter pressend aber ich kenne Dich nicht... Weshalb bis Du hier?"

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" Wegen Falschmünzerei... Ich bin nur ganz zufällig dazu gekommen. Der Aufseher ist erwacht, sein Schlüsselbund rasselt, und ich höre ihn in verschlafenem Tone rufen:

..Bleib' nicht stehen. geh weiter... An der Wand stehen ist verboten..

Weiter im Hofe ist's so heiß, Onfel..

Ueberall ist's heiß," sagt er und läßt seinen Kopf wieder sinken. Und Duwer bist Du?" fragt Stonew von oben her leise. ... Grinnerst Du Dich noch der Tatjana aus Rjäsan?"

"

Wie soll ich mich nicht erinnern!" bersebte er leise, und es flang, als fühle er sich gekränkt durch meine Frage. Wir haben doch zusammen vor Gericht gestanden!"

"

Auch sie... wegen Falschmünzerei?" Natürlich... Auch sie ist nur zufällig dazu gekommen, ganz

wie ich

Aus über­

Einwohnerschaft von mehr als 11 Millionen. Obgleich Urundi seit 25 Jahren unter deutscher Oberhoheit steht, ist für seine Erforschung bisher so gut wie nichts getan worden. Nachdem Prof. Meher die bisher noch fast vollständige Abgeschlossenheit des Besuches und die feindliche Haltung der Bewohner gegen die Europäer gekennzeichnet hatte, ging er an Hand schöner Lichtbilder auf eine Schilderung des Gebirgs- und Hochlandes von Urundi ein, das östlich der Nordhälfte des Tanganitasees gelegen ist, zeigte, wie der Urwald dort durch die Ackerbau- und Weidelandkultur fast verdrängt ist, wie sich nur in den Flußtälern Papyrus­dickichte halten, die die Kultur des Menschen auf die Höhen des Landes zwingen. Die Bevölkerung besteht aus drei Elementen, dem Zwergvoll der Batwa als Urbewohner, die durch die von Osten eindringenden Ackerbautreibenden Ba hutu( Bantu  ) mit dem Urwald bis auf Reste verdrängt worden sind. Ueber die Bahutu hat sich als Herrscherkaste seit 1500 nach Chr. das etwa 100000 Köpfe starte aus dem Norden eingewanderte Hirtenvolk der Batusfi geschoben. Die Batuisi treiben die Viehzucht mehr als Sport, während alle eigentliche Arbeit von den Babutu geleistet wird. Die Batwas sind eine Pariaklasse, meist Töpfer und Schmiede. Der Redner gab einen anschaulichen Einblick in das Leben der Urundi und ging auf das Staatsleben ein. Der Staat ist eine Monarchie, der König stammt aus dem hamitischen Adelsgeschlechte der Waganda, finder aber in den übrigen Clans der Batussi, die als Lehnsmann des Königs das ganze Land besitzen, und ihrerseits über die Bantu  herrschen, ein starkes Gegengewicht. Sie stellen dem König Krieger, Vieh und Naturalien. Seit 1912 unterhält die deutsche Regierung eine Residentur im Lande, unterstützt die Unabhängigkeitsbestrebungen Der Hauptschuldige war ihr Liebhaber ein Popensohn, der der Adligen, um das Land leichter in Schach   halten zu können. In die Sache ins Werk gesetzt hatte... Zehn Jahre hat er ab- Urundi fann mindestens dreimal mehr produziert werden, aber bis bekommen jetzt fehlte die Absatzmöglichkeit. Im Anschluß an die Tanganifa bahn werde Urundi vom Westen her im Anschluß an die Uranda­bahn von Osten her erschlossen, und sicher werde es einen hohen Aufschwung nehmen, da es guten Boden, gutes Klima und eine so zahlreiche arbeitsame Bevölkerung hat, wie fein anderes Land unseres ostafrikanischen Schußgebietes.( Dieser Kolonialoptimismus des Professors Meyer ist in unserm Artikel über die Nuanda- Bahn be­reits widerlegt worden.)

Ich schritt langsam im schwülen Schatten der Mauer hin. ben Kellerfenstern stieg ein Duft von moderigem Leder und fäuertem Brot auf. Ich dachte an Tatjana, an ihre Worte: " In großem Kummer gibt auch eine kleine Freude schon Trost Ein neues Dorf wollte sie auf Erden aufbauen, ein neues, schöneres Leben begründen..

Ich erinnere mich ihres Gesichtes, ihrer vertrauenden, sehnsucht­erfüllten Brust von oben her aber fallen Ronews leise, aschgraue Worte zu mir nieder:

.Und sie?"

Tatjana Wlassiewna hat sechs gefriegt und ich ebenso viel. Webermorgen geht's nach Sibirien   die Maus fibt in der Falle! In Kutais wurden wir abgeurteilt bei uns in Rußland   wären wir billiger weggekommen... Hier ist das Volt wild und böse ein wahres Spizbubenvolk

" Hat sie Kinder gehabt?"

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Bei dem Lasterleben? Wie kann sie da Kinder haben...? Der Popensohn war noch dazu schwindsüchtig...

Schade um sie!"

Ein

Gewiß ist's schade!" flüsterte Ronew lebhaft, fast laut. dummes Frauenzimmer war sie ja, aber hübsch.. Ein seltenes Weib, wie gesagt... so mitleidig gegen die Menschen... Hast Du sie damals gleich gefunden?" Wann?"

Damals, nach Mariä Himmelfahrt  . ..Nein... erst im Winter hab' ich sie getroffen, lange nach Mariä Fürbitten. Kinderfrau war sie bei einem Offizier, dem die Frau weggelaufen war..."

Ein Geräusch ertönt hinter mir, wie das Knacken eines Re­bolverhahns: der Aufseher hat den Deckel seiner großen silbernen Taschenuhr zugeklappt. Jetzt steckt er sie ein, reckt sich und gähnt, wobei er den Mund weit aufreißt..

" Sie hatte damals Geld, Bruder, und konnte ganz gut leben, wenn nicht ihre Liederlichkeit gewesen wäre... Aus lauter Mit­leid war sie liederlich.

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Aus dem Tierleben.

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Der Niedergang des Storches in Mecklenburg  . Mit Bedauern und Entrüstung werden alle Naturfreunde hören, wie übel dem Storch in Mecklenburg   mitgespielt wird, das noch vor furzem als eins der storchreichsten Gebiete Deutschlands   galt. J Jahre 1901 hatte Pfarrer Clodius in Camin eine Volkszählung der Störche in Mecklenburg   angestellt, die im ganzen 1821 Ortschaften umfaßte, nämlich 1522 in Mecklenburg- Schwerin, 265 in Mecklenburg­Strelitz und 34 im Fürstentume Raßeburg. Damals zählte Clodius 3094 besegte Storchnester. Wie nun die Naturwissenschaften" mitteilen, hat die Storchzählung des Jahres 1912 nur noch 1072 besetzte Nester ergeben: Der Storch hat also in ungefähr zehn Jahren in Mecklenburg   um 66 Proz. ab­genommen. Seine Bahl ist in der kurzen Spanne Zeit auf ein Drittel zusammengeschmolzen. Geht das Tempo so weiter, so wird er, wie Clodius richtig bemerkt, der heranwachsenden Jugend ein unbekanntes Tier sein. Um zu zeigen, wie schnell der Rückgang der Vögel in einzelnen Gebieten gewesen ist, mögen einige Zahlen aus der Clodiusschen Mitteilung hier angeführt sein. Die Prä­pofitur Schwaß umfaßt 57 Ortschaften. Diese hatten im Jahre 1912 59 besepte Nester gegen 218 im Jahre 1901. Aus 39 Drt­schaften ist der Storch verschwunden! Als weiteres Beispiel sei die Präpofitur Büzow mit 32 Ortschaften genannt: 1901 142 und 1912 34 Nester; 28 Dörfer wiesen keinen Storch mehr auf. Und ferner: die Präpositur Wittenberg   beherbergte 1911 187 und 1912 45 besezte Storchnester. 39 Ortschaften von 53 hatten die Art nicht mehr. Diese Zahlen lassen sich ver­mehren, doch dürften sie genügen. Und was ist an dieser entsetzlichen Vernichtung eines unserer schönsten Vögel schuld? Nicht die Kultur, die in den Dörfern die alten Strohdächer durch Steindächer ersetzt, nicht eine andere Behandlung des Bodens, nicht die Entwässerung einzelner Gebiete, nicht das Zurückgehen der Nahrung, sondern in der Hauptsache das Eingreifen rabiater Jagdliebhaber, die in dem Storch den gefährlichsten Vernichter ihrer Fasanengehege und ihrer Junghasen sehen. Es würde, bemerkt Clodius, eine dankenswerte An meinem Geiste ziehen die Hunderte und aber Hunderte Aufgabe der Landesgesetzgebung sein, Wege zu finden, diesem Unfug russischer Menschen vorüber, die ich ohne Nußen, ohne Sinn und zu steuern." Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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" Der Spaziergang ist zu Ende heda, Du!" rief der Aufseher. Wer bist Du eigentlich?" fragte Konew nochmals. Dein Gesicht ist mir bekannt aber wo hab' ich Dich gesehen...?" Ich gehe nach meiner Belle, aufs tiefste erregt durch das, was ich gehört habe. Auf der Treppe bleibe ich noch einmal stehen und rufe laut:

Leb' wohl, Bruder! Grüße sie von mir...!"

Was schreist Du da?" fährt der Aufseher mich ärgerlich an. Im Korridor ist es dunkel, ein abscheulicher Kloakengeruch herrscht darin. Der Aufseher schwingt den flirenden Schlüsselbund, öffnet die Tür meiner Zelle und ruft mir brummig nach: Da... sit', bist Du schwarz wirst!"

Ich stehe am Fenster. Ueber die grauen Binnen der Mauer hinweg sehe ich die rasch dahinströmende Kura, die Hütten und Häuser an ihrem Ufer, die Gestalten der Arbeiter auf den Dächern der Gerbereien. Unter meinem Fenster geht, die Mütze tief im Nacken, der Wachtposten auf und ab.

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