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felbständigen Bauernstandes, das Erwachen der demokratischen Zeit| Kellner! Die Direktion bezahlt's. Weden Sie mich zum Dinner." in den Nordländern. Und Larry begibt sich mit furzem Nicken aus dem Speisewagen
,, Man sieht," wendet sich der Novellist zu Mrs. Walsh- Wintrop, diese Menschen, für die die Gesellschaft feine Verwendung hat, stellen im Grunde den Ausbund von dem oor, was unsere Pioniere ehemals gewesen sein dürften."
Ein alter Herr mengt sich ins Gespräch. Ein stehendes Heer tut uns not. Solche Desperados haben immer noch die besten Soldaten abgegeben."
„ Aber die Disziplin, darauf kommt es an!"
Glauben Sie, daß einer, der's aus eigenem Antrieb und Selbsterziehung drei Nächte lang in solcher Lebensgefahr aushält, sich nicht zu dem bißchen Disziplin trainieren läßt?"
Egmont Seherlen: Die schmerzliche Scham, hinaus. Roman.( S. Fischer, Berlin .) Diese Erziehungs- und Entwickelungsgeschichte eines Knaben um das Jahr 1900 wird jeden Lefer auf rütteln und Nachdenklichkeit weden. Mit wahrhaft schmerzlicher Stepfis reißt der Verfasser alle Werte und Probleme des Gegen wartlebens an fich, um freilich als romantisch- pessimistischer Aesthet ugunsten der Jch- süchtigen Moral eines überkultivierten Indibiduums, Künstlers oder Schönheitsphantasten die Größe und unaebeure Wucht des sozialen Zeitgedankens gänzlich zu übersehen. Seyerlen ist durch Nietzsche und Taine gegangen, unterscheidet sich hber von deren gemeiniglich herumwimmelnden Schlagwort- Epigonen dich die Romantit seines Weltempfindens, durch die auflösende raft seiner dichterischen Phantasie und den fast zynischen Nihilis- Mrs. Walsh- Wintrop flüchtet vor dem Gespräch, das langweilig rus seiner Moral- und Sittenanschauung. Der Verfaffer zu werden beginnt, in ihren Salonwagen zu ihren drei Zofen. Auch t zweifellos noch jung, aber durch besondere Umstände das junge Mädchen ist aufgestanden und folgt Mrs. Walsh- Wintrop. e frühreif, grüblerisch, tiefschürfend und hellsichtig geworden, Der berühmte Novellist setzt seine Brille auf und fragt sich, von wen Sak es einen zünftigen Professor und Psychologen bange sie einen größeren Eindrud mitnehmen, von Larry oder ihm. nachen könnte. Die Kunst der den feinsten Regungen nachspürenden Seelenanalyse Seherlens ist schwerlich zu übertreffen. Erziehungsnd Schulromane à la Strauß und Hesse scheinen mit einemmal begrenzt gegen diesen großangelegten, weithorizontigen und zum beiten Teil geglückten Bersuch einer absoluten, wirklichen Natureschichte des hochentwickelten jungen geistigen Tieres Mensch, in her mit fast wissenschaftlicher Methodik und einer künstlerisch- sittlichen urchtlosigkeit ohnegleichen alle Verhältnisse des erwachenden Knaben, bes mannbaren Jünglings zu Menschlichem und Uebermenschlichem, r Mutter und zum Weibe, zur Sprache, zur Schule, um Mufilempfinden, zur Kunst, zum Laster, Sport und zu den großen Geistern der historischen Welt und den nimmer rastenden Dämonen der modernen Seele bloßgelegt erden. Kurz und gut: diese Jugendgeschichte des mit jüdischem Blut gesprenkelten Patriziers Jörgen Hubertus van Dryn( der zu 4st aus schmerzlicher Scham über die Erkenntnis der Greuel des Lebens Selbstmord verübt, aber ganz gewiß über seine späteren Erfahrungen noch ein zweites Buch schreiben wird) ist ein beachtens werter Wurf. Daß das Buch Alfred Kerr gewidmet ist und sein Stil teilweise dem Kerrs entspricht, schadet ja weiter nichts. Seherlen ist sich auch, wie aus manchen Textstellen hervorgeht, des exzentrischen Sprachstils feines Buches bewußt. Immerhin ist ein aphoristisches Ringen mit dem Ausdruck und Geist der Sprache angenehmer als nüchtern akademische Bandwurm- und Schachtelfäße.
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Mojave- Wüste.
Von Arthur Solitscher.
( Schluß.)
J. V.
Larry wischt sich den Mund, lehnt sich im Stuhl zurüd und pfeift leise einen Gassenhauer, ehe er sich zum Antworten bequemt. Es ist ein richtiges Interview, und Larry gerät ins Renommieren. " Das leztemal, wie ich in Fristo antam, hat mich eine Dame vom Bahnhof in ihrem Auto zu einer Luftfahrt durch den Part mitgenommen! Wenn ich gewollt hätte aber eine Woche später war ich wieder unterwegs."
Wer war die Dame?" fragte die Milliardärin Walsh- Wintrop dumm. Sie kommt jedes Jahr für ein paar Wochen nach San Franzisko und kennt die smarte Welt wie ihre Tasche.
,, Sie denken doch nicht, ich werde eine Lady verraten, was?" " Eine Wohltäterin!" bemerkt der Novellist, der einen Charakterzug aus Larry herausholen möchte.
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Ach was, auf Wohltaten spude ich! Aber ein Angeber bin ich nicht. Hätte ich Talent dazu, ich säße längst in Uniform auf einem Polizeirevier, wo mancher von uns schon gelandet ist, sobald ihn seine Kniekehlen nicht mehr vorwärts getragen haben."
Sie sind wohl sehr start, daß Sie so unter dem Wagen fahren fönnen... Welches Gewerbe haben Sie ausgeübt, ehe Sie so..." " Bement; Portland in Oregon . Daher kann unsereiner auch Staub schlucken, so viel er will.
Man muß sehr start sein, nicht wahr? man muß sehr stark sein dazu?" fragt das junge Mädchen. Sie hat beide Hände an ihre Wangen gepreßt, ihr Haar ist ganz verborgen von dem Schleier, sie fieht gerrauft aus und ihr Gesicht hat keine gute Farbe.
So start gar nicht, Lady. Mut und Geschicklichkeit, that's all. Sich richtig betten, ohne Angst, daß man herunterfällt. Wenn die Rappe einem vom Kopf fliegt, danach greifen, wenn man sich auch die Finger an den Steinen blutig schindet."
Wie? man fann die Hände frei bewegen da unten?" Natürlich, alle Gliedmaßen müssen frei spielen können, federn, nirgends feft, alles lose, wie auf einer Matraße, darauf tommt's an." Und wenn Sie schlafen wollen, ich meine Sie und Ihre Kameraden
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Das junge Mädchen lehnt die Einladung von Mrs. Walsh Wintrop ab. Sie ist müde und will auf ihren Platz zurück. Taus melnd geht sie die Korridore entlang. Ueber die schütternden Harmonitaburchgänge, durch die Reihen der Mtreifenden, durch alle Wagen. Die Fahrt schüttelt sie stärker als nötig. Was ist Ihnen?" fragt die alte Dame, die ihr gegenüber sitt. Sie sind ja so blaß, wollen Sie mein Riechfläschchen haben?"
Aber sie schüttelt den Kopf, dankt und will allein sein. Sie bindet sich den Schleier fest ums Haar und aeht nach hinten in den Aussichtswagen.
Im Aussichtswagen werden Wetten geschlossen. Die Kaufleuie, ein paar Jobber, die es nicht erwarten können, in Chitago an der Börse zu sein, wetten um alles, um was zu wetten ist. Wieviel von der verlorenen Zeit wird man um zwei Uhr nachmittags eingeholt haben, wieviel um sechs Uhr, wieviel um zehn Uhr abends? Kleine Gruppen von Stühlen stehen beisammen, und Leute, die das gemein fame Erlebnis einander nähergebracht hat, besprechen die Vorfälle dieses Tages. Ein junger Mann mit näselnder Stimme und un angenehmem Gesicht hält Wetten auf die glückliche Ankunft des Menschen unter dem Gepäckwagen in Barstow. Das junge Mädchen ftüßt sich mühsam und mit tastenden Fingerspißen auf die Lehnen der Stühle im Vorüberschreiten. Draußen auf der Plattform des Aussichtswagens läßt sie sich in einen Stuhl fallen, sie ist plötzlich fa müde geworden, sie weiß nicht wovon. Schwer, als versagten ihr die Knie mit einemmal, fällt sie in den Stuhl, sinkt in seine Riffen, bleibt starr und ohne Regung siben in ihm.
Wie der Zug dahinschießt! Sibt man in der Mitte der Platf form, so kann man es merfen, wie der Zug die Luft zu Schleifen auseinanderschneidet. Zuweilen ist es, als hebe sich der Wagen in die Höhe wie das Ende einer geschwungenen Peitschenschnur. Dann wieder senkt sich der zurückbleibende Erdboden hinter dem Zuge wie eine ausatmende Brust. Eine fleine Station, deren Häuschen man kaum erkennen kann, wird im Fluge genommen, zurückgelassen, ist schon verschwunden.
Der Kellner fommt, ruft zum Mittagessen. Man verläßt den Aussichtswagen. Nur das junge Mädchen bleibt auf ihrem Blaze fiben. Ihre Hand hängt ohne Kraft über die Lehne nieder. Von der Bewegung des Zuges pendelt sie hin und her.
Sie blickt auf die in wütender Haft davonlaufenden glibernden Schlangen, die über den einförmig gelben Damm zu flattern scheinen. Die Sonne steht hoch und ein faltiges Weiß kommt vom Horizont her über das ganze Land gezogen. Eisenklang, brütende Hibe, hoher Mittag die Augenlider fallen zu, auf der Plattform ist nur das schlafende Mädchen.
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Die Chaneen der Leute, die auf die Ankunft um vier Uhr in Barstow gewettet haben, stehen schlecht. Es wird allgemein angenommen, daß man Barstow erst bei anbrechender Dunkelheit era reichen wird. Jeder im Zuge weiß nun von dem Menschen unter dem Gepäckwagen, von dem Menschen, der aus freien Stücken jetzt in diesem Augenblick dort unten mit dem Zuge fährt. Auf dem Weg bom Speisewagen in den Aussichtswagen zurüd ist man an Barrh vorübergekommen, der bezecht und schnarchend auf seiner Bank lag in todähnlichem Schlaf, mit offenem Mund und schweißbedeckter Stirne. Man interessiert sich nicht mehr so gewaltig für ihn., Der Novellist Lafferth hat einen Bortrag über das Problem des Tramps gehalten und die Sache sieht, nahe befehen, wahrhaftig weniger ge fährlich aus, als man anzunehmen versucht wäre. Der Schwung fönne den Nerven nichts anhaben, hat Lafferty erklärt. Die Nerven akkomodieren sich ihm, wie oben im Wagen die Nerven der Fahrenden im Rhythmus des Zuges mitschwingen. Die Blutzirkulation leidet nicht, der Puls erhebt sich kaum über das Normale. Lafferth muß es wissen. Der berühmte Mann war ja, so tuscheln die Herren miteinander, ein fimpler Landarzt in Nebraska , ehe er seine vierzigs tausend Dollar jährlich mit Geschichtenschreiben verdiente.
Nur einer wagt es, ihm zu widersprechen. Es ist ein alter Herr mit würdigem Knebelbart, wie ein hoher Würdenträger des Barrys Augen werden ganz klein; er hebt seine Serviette zum Staates oder ein vornehmer Bischof anzusehen, was in Amerika Mund und gähnt lange, tief und überzeugt. Tommy rot Rame- niemand, auch bei näherem Hinsehen, so leicht unterscheiden kann. raden! Sagen Sie ruhig Bums, Tramps, Hobos. Sie haben recht! Er ist recht alt und bewegt sich nur schwer wie ein Leidender, bet Bei Nacht ich werde jetzt schlafen gehen; hab es verdient. Hello, dem die Verkalkung schon weit vorgeschritten ist. Niemand würde
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钱 菜