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Probefahrten, die gemacht worden sind, haben die Beweise erbracht, I der Vergleich, daß ein Rumpfförper aus Sols ungefähr das gleiche baß heute der Gedanke keine Utopie mehr ist, durch Luftballon oder Eigengewicht notwendig macht. Die A. E.-G. hat deshalb jetzt alle Flugapparat für den Krieg neue Angriffs- und Verteidigungs- ihre Einrichtungen dem Fabrikationsziel angepaßt, Holz als Ma waffen zu schaffen. Der Kapitalismus   wirft sich deshalb auf diese terial für den Rumpftörper weitgehend auszuschalten. Gebiete, und selbst Unternehmungen, die nicht unmittelbar mit dem Fabritationszweig etwas zu tun haben, wenden sich diesem neuen Fach zu.

Ein Beispiel dafür ist die allgemeine Elektrizitätsgesellschaft. Diese Unternehmung gleicht heute schon einem Polypen, der mit feinen Fabrikationsgeschäften in die verschiedensten Wirtschafts­weige eindringt. Die leitenden Männer der A. E.-G. wittern in Der Herstellung der Flugzeuge für Kriegszwecke ein Iufratives Ge­schäft, und so ist in Henningsdorf   bei Berlin   eine" Flugtechnische Pbbeilung" eingerichtet, deren Fabrikationszived in der Herstellung Der Kriegsflugzeuge, der feldmäßigen Werkstattautomobile für Kriegsflugzeuge, der Wasserflugzeuge besteht. Außerdem hat man bort sogar eine Offizierfliegerschule eingerichtet. Stapitalismus and Militarismus haben sich also hier zusammengefunden.

Im Sigungssaal der A. E.-G. wurde unlängst über die Fabri­fation dieser flugtechnischen Abteilung vor geladenen Vertretern der Armee und Marine, der Diplomatie, der Wissenschaft, des Handels und der Industrie ein Vortrag gehalten. Dieser Vortrag des Oberingenieurs Stumpf, der jetzt im Wortlaut vorliegt, zeigt, daß systematisch von der A. E.-G. darauf hingearbeitet worden ist, in der Ausbildung ihrer Flugzeuge die Anforderungen der Kriegs­fachleute zu erfüllen.

Die flugtechnische Abteilung der A. E.-G. wurde im Jahre 1910 gegründet. Um auf vorhandenen Erfahrungen weiter zu bauen, erwarb die Gesellschaft von der ihr nahestehenden Wrightgesellschaft Flugzeuge und Patentlizenzen.

Die Brightmaschine genügte den militärischen Anforderungen jedoch nicht, da deren Tragfähigkeit infolge ihrer leistungsschwachen Motore( 33 Pferdestärken) zu gering war.

Von der Firma Körting ist zu jener Zeit ein neuer Motor gebaut worden, der die Leistungsfähigkeit von 75 Pferdestärken be­faß. Dieser Motor wurde in eine Zweidederkonstruktion einge­Der Motor lag vorn und trieb mittels Kette den vorn zwischen den beiden Tragflächen liegenden Propeller an. Hinten wurden die Size für die Insassen angeordnet. Alle Steuer, auch das Höhensteuer, wurden hinten angebracht.

baut.

Der Körtingmotor hatte ein ziemlich hohes Gewicht, nämlich 220 Kilogramm. Infolgedessen mußten die Tragflächen groß be= messen werden. Die gesamten Konstruktionen der Tragfläche wurden in Holz durchgeführt; troßdem betrug das Leergewicht 850 Stilo gramm. Die Geschwindigkeit belief sich auf 65 Kilometer in der

Stunde.

In einem zweiten Körtingmotor wurde dann ein neuer Ein­decker gebaut. Auf einem durchgehenden Rumpf ordnete man vorn Motor und Propeller an, hinten die Siße für die Injassen und am Schtvanz die Steuer. Der Rumpf wurde aber nicht aus Holz, son­dern aus gezogenem Stahlrohr angefertigt und dieses Stahlrohr autogen geschweißt. Es war die erste Anwendung von Stahlröhren statt Holz im Flugzeugbau; das Flugzeug entwickelte 80 Kilometer Geschwindigkeit pro Stunde.

Und nun tönnen wir bei der weiteren Entwickelung auch dieser A, E.- G.- Maschinen verfolgen, wie in der Ausbildung des besten Flugzeuges zwei Aufgaben zu bewältigen versucht wurden: die Erhöhung der Arbeitsleistung am Motor bei Verminderung seines Eigengewichts und die Verminderung des Gesamtgewichts für das Gestell bei Erhöhung seiner Stabilität, seiner Belastungssicherheit.

Für die jetzt durchgeführten Konstruktionen bildete ein Vier­Bylinder- Flugmotor der Neuen Automobil- Gesellschaft" die Grundlage der neuen Konstruktion. Dieser Motor wog nur 180 Nilo­gramm bei einer Leistung von 95 Pferdestärken. Mit dieser Ma­schine wurde im November 1911 der erste Flug ausgeführt. Die Ergebnisse der Probefahrten wurden genau beobachtet und berechnet. Bahlen regieren ja auch hier die Welt des Technikers, und der Er­folg der Neukonstruktion konnte nur daran liegen, eine größere Geschwindigkeit und eine größere Tragfähigkeit gegenüber ben alten Konstruktionen zu erreichen. Das ist auch der Fall gewesen. Die Geschwindigkeit konnte von 65 auf 92 Kilometer pro Stunde Hinaufgetrieben, die Tragfähigkeit von 15 Kilogramm auf 27 Kito­gramm pro Quadratmeter Tragfläche erhöht werden. Gleichzeitig sant das Gewicht von 850 Kilogramm auf 650 Kilogramm und die Spannweite von 17,5 auf 15,5 Meter.

Das gesamte Flugzeug ist also in seinen äußeren Dimensionen verkleinert, im Gesamtgewicht erleichtert und in der Arbeitsleistung und Tragfähigkeit gesteigert worden.

Die Maschine hat natürlich eine große Zahl von Flügen aus­führen müssen, dabei sind mancherlei Unfälle vorgekommen, und jeder Flugitura mußte wieder als Untersuchungsmaterial für die Brauchbarkeit des Flugzeuges dienen.

Für die Stahlrohre, die autogen geschweißt werden müssen, war aber auch eine notwendige Sicherheitsgarantie au schaffen. Es sind Bruchproben mit Maschinen ausgeführt worden, man hat Be­lastungsversuche angestellt.

Das Flugzeug wurde umgekehrt und mit den Rädern nach oben auf Böden gelegt. Die Flügel wurden derart mit Sand beschüttet, daß sie den Beanspruchungen im Flug entsprachen. Nach und nach wurde soviel Sand aufgebracht, bis die Maschine zusammenbrach. Die Sandlast wurde gewogen, mit dem Maschinengewicht verglichen; das Zahlenverhältnis zwischen Sandlast und Maschinengewicht stellt nun den sogenannten Sicherheitsfaktor dar.

Die in Gegenwart einer militärischen Kommission gemachten Versuche ergaben eine 3,85 fache Sicherheit. Die neuesten Ma­schinen sind heute in einer sechsfachen Sicherheit konstruiert und fals Militärtyp anerkannt und eingeführt worden.

Wichtig für diese Untersuchungsarbeiten sind die Erfahrungen mit den Stahlfonstruktionen gevejen. Es lag die Befürchtung mahe, daß man, indem der Rumpf statt aus Holz aus Stahl aus geführt wird, nun ein höheres Eigengewicht des Tragförpers herauskommen würde. Es ist möglich geworden, das Gesamtgewicht eines Stahlrumpfes auf 70 Kilogramm zu reduzieren, und es zeigt Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln, Drud u. Verlag:

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Was an diesen nüchternen Zahlen aus der Werkstatt des Flug­zeugbauers demonstriert werden kann, ist das Bestreben, mit den besten Mordwaffen an die Regierungen heranzukommen und die Fabrikate zu Gewinnpreisen verkaufen zu können. Auch die A. E.-G. eripeitert ihr Arbeitsfeld und tritt auf dem Gebiet der Flugzeug anfertigung für Kriegszwecke als tapitalstarter Mitbesverber in die Reihe der Rüstungslieferanten ein.

Kleines Feuilleton.

Altertumskunde.

Ein biertausendfünfhundert Jahre alter Gesang. Im Ruinenfeld von Nippur   in Mesopotamien   ist bei den umfassenden Ausgrabungen, die von Amerikanern dort aus­geführt worden sind, ein Zylinder mit einer Inschrift gefunden worden. Dieser Tonzylinder war ursprünglich etwa 16 Zentimeter lang und maß etwas über 10 Zentimeter im Durchmesser. Er war mit 19 Schriftreihen, deren jede etwa 2 Zentimeter Breite einnahm, bedeckt. Die eine Seite des Zylinders aber mitsamt 7 Stücke davon gefunden werden. Leider sind durch die bröcklige 8 dieser Schriftreihen ist leider abgebrochen, doch konnten noch Beschaffenheit des Tons auch noch andere Teile der Inschrift un­eserlich geworden. Dennoch hat die genaue Untersuchung dieses Fundstücks durch Dr. Barton ein sehr beachtenswertes Ergebnis geliefert. Zunächst wurde festgestellt, daß die Sprache rein sumerisch ist und daß der Zylinder nach der Art der Schrift aus der Dynastie rechnung herrschte. Das Alter dieser Urkunde ist also auf wenig­von Agade stammt, die zwischen 2800 und 2600 vor unserer Beit­stens 4500 Jahre zu schäzen.

Zweck und Inhalt der Inschrift lassen sich nur noch teilweise entziffern. Wahrscheinlich war das Stück ein sogenannter Grün­dungszylinder, wie er bei Grundsteinlegungen verfertigt wurde. Außerdem macht die mehrfache Erwähnung einer Krankheit wahr scheinlich, daß die Stadt Nippur   damals von einer Pest heimgesucht gewesen war. Besonders beachtenswert sind einige im Zusammen­hang erhalten gebliebene Stellen, die von Dr. Barton in einem Vortrag vor der Amerikanischen Philosophischen Gesellschaft in Ueberseßung mitgeteilt wurden. Sie sind eine Art von Natur hymnus, mit religiösen Betrachtungen durchwoben. Der Name des Erbauers des Tempels, dem dieser Zylinder geweiht wurde, und der Name des Verfassers der Inschrift sind mit den abgebrochenen Teilen verloren gegangen. Eine längere Versfolge lautet dann folgendermaßen:

Der Herr der Dunkelheit wacht über den Menschen Der Herr des Lichts wacht über den Menschen. Der Herr des Lebens wacht über den Menschen. Der Herr des Heiligtums wacht über den Menschen. Er befördert das Wachstum des Korns für deine Tiere. Gott   ist dem Menschen günstig.

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Die folgende Stelle zeigt, daß die Bewohner von Nippur   einen guten Trunk zu würdigen und auch mit schwungvollen Worten zu preisen wußten:

Das Auge des Weins hat 36 000 Oeffnungen. Sein helles Auge hat hohen Glanz,

Gleich der Gottheit, der großen Mutter.

unsere Frau, die Mächtige, die glänzende Gottheit. Unaussprechlich ist die Fülle deiner Pflanzen.

Darin ist von einer feurigen Tafel die Rede, die als Schutz gegen Eine weitere Stelle nimmt auf die erwähnte Seuche Bezug. die Krankheit betrachtet wurde, und die Götter Istar und Ea hebräischen Poesie bekannt, ist die schon in den ersten Versen auf werden zum Schuß angerufen. Eigentümlich, aber auch aus der fällige Wiederholung derselben Worte. So wird der Gott Enil, der die feurige Tafel brachte, immer wieder mit den Worten ge­priesen: Als ein Schüßer entfernte er die Krankheit." Diese Lat  wird einer Art von Beschwörung zugeschrieben, und Enil erklärt: Gegangen ist die Seuche vom Antlik des Landes."

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