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Frank Werner lächelte wehmütig und dachte bei sich: Gibt es viele Menschen, die solche Briefe erhalten? Es ist doch etwas Wunderbares um eine Mutter. Wie muß so ein Herz ausschauen, in dem nichts ist, als Güte und Güte und wieder Giite, in dem das Leben nichts angesezt hat, als den feinen Goldstaubniederschlag der Nachsicht, die alle Schmerzen und Herbigkeiten in ein Mitverstehen wandelt.

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niemand außer Dir versteht. Ich habe gestern nacht, Du weißt,[ empfiehlt für London  . Und so geht Glud mit seinem alten Gönner ich schlafe nicht viel, aber angstige Dich nicht, alte Leute Lobkowitz   über Paris   nach London   als Hauskomponist fürs Haymarket­brauchen wenig Schlafso sehr an Dich gedacht und Dein Theater. Jedoch die Engländer, zäh konservative Naturen in der Leben überschaut. Nach, all den Wirrnissen bist Du zum gegen Glud fast üppig zu nennenden Satz gewöhnt und so Kunst, waren an ihren Händel und seinen kraftvollen, harmonisch Manne gereift und Du brauchst schon lange nicht mehr Deine fam es, daß der fleißige Rünstler mit seinen drei englischen Opern: Mutter. Sie könnte eigentlich gehen, denn sie ist schon recht Der Sturz der Giganten", Artamene3" alt und mürbe und zu gar nichts mehr nüße. Aber sie ist" Pyramus und Tisbe" nicht viel Glück hatte. Er verließ sehr egoistisch, ja, ia, mein Junge, sie ist es, und möchte sich die Insel 1746 mit dem einzigen Gewinn, durch Händels Musik ges noch verwöhnen lassen von ihrem großen Sohne." waltig gepackt und angeregt worden zu sein. Händel   meinte zwar verächtlich, der Gluck   verstehe soviel vom Kontrapunkt wie sein Koch, Bett gehängt und hat in den Chören des Orpheus und der Iphigenia  aber Gluck   hat dafür Zeit seines Lebens Händels Konterfei über sein später gezeigt, daß er diesen Vorwurf nicht mehr verdiente. seinem Ergänzer Wagner  ) führt ihn als Virtuosen, Dirigenten und Glucks   unruhiges Wanderleben( auch hierin berührt er sich mit unermüdlichen Opernschreiber, auch untertänigen Verfasser von Fest­spielen für Prinzessinnenhochzeiten nach Hamburg  , Dresden  , Kopen­Frau Dieße wurde auf den Hirsch beordert, um Keller Hagen und Wien  . Die diversen italienischen Schulen- es gab da und Küche mit allem Guten und Notwendigen zu füllen, was eine Altflorentiner, eine pruntvolle Venezianische, eine auf funstvolle in den ersten Tagen erforderlich sein konnte, und um ein Deflamation gerichtete Römische, eine Neapolitanische Schule hatte leichtes Frühstück zu richten, damit die Sommerfrischler bei Blud ebenso genau kennen gelernt, wie in Paris   die tonangebenden ihrem Eintreffen über Mittag eine kleine Stärkung vorfinden Rameau  , wie in London   Händels alttestamentarischen Oratorien­französischen durchaus ernst zu nehmenden Opern von Lully   und würden. Frau Dieke hatte die ganz unnötig ausführlichen stil und in Deutschland   Bachs tiefe Musil  . Er war erfüllt mit Instruktionen, die ihr Frank Werner gab, unterbrochen und der ganzen musikalischen Bildung und Kultur seiner Zeit. gutmütig lächelnd gemeint, der Herr Doktor könne sich ganz Aber schon in den gefälligen Singspielen wie Der betrogene auf sie verlassen, sie werde alles schönstens besorgen, sie freue Radi", Semiramis" und Die Maientönigin", sich ja selbst, die Frau Mama zu sehen. Und Frank Werner die er für den Wiener Hof komponierte, brach ein Strahl Ber­wußte, daß die gute Fran es ganz so aufrichtig meinte wie fönlichkeit durch das konventionelle Spiel mit tönenden, süß sie es treuherzig aussprach. klingenden Formen und gefälligen Formeln. Noch mehr merkt man in dem die innere Reife und wachsende Größe des musikalischen Ausdrucks Telemach", den Gluck   für das Theater Argentine   in Rom   zu komponieren hatte. Eine Einladung, die ihn zugleich aus bitterer äußerer Bedrängnis und Not riß: hatte er sich doch in Kopenhagen   zu legt als Virtuose auf der Glasharmonifa öffentlich produzieren müssen. Telemach" gefiel in Rom   so sehr( der Papst macht ihn zum Ritter dafür), daß ihm der Auftrag wurde, Metastasios Buch:" Die seinem Tode den gleichen Titus") zu verovern. Trotz aller Ränte Güte des Titus"( auch Mozart   schrieb bekanntlich kurz vor mißgünstiger Welscher, die den Deutschen   zu fürchten begannen, hatte Titus den gleichen starken Erfolg in Neapel   wie seine letzten römischen Opern:" Der Triumph des Camillus" und Antigono".

Als dann die Mutter über Mittag eintraf, fand sie alles wundervoll. Sie nahm den Arm des Sohnes und ging in dem Garten auf und ab und freute sich an dem Blick nach Dresden  , an der Aussicht auf das Tal; ging durch die Zimmer und hatte für jede Anordnung ein freundliches Wort, auch für Frau Dieße, da sie einen Blick in die Küche und die sorgsam verproviantierte Speisekammer warf, die ollerdings vorher schon Babette als ihr besonderes Rayon eingehend gemustert und zufriedenstellend gefunden hatte.

Eine frohe Stimmung war in das Haus eingezogen, und als Frank zu Bett ging, fühlte er sich sehr hausväterlich, worüber er lächelte, aber worüber er nicht lächelte, war das tief innerliche Frohsein, die Mutter bei sich zu haben und ihre Tage versonnen zu können. ( Forts. folgt.)

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Christoph Gluck  .

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Bald sollte nun die Geburtsstunde der deutschen   Opern- Refor mation schlagen. 1760 lernte Gluck   in Wien   den Rat Calzabigi  kennen, der ihm die Texte zu drei Schöpfungen schrieb, die eine fühne reformatorische Umbildung und Neugestaltung der Oper be­deuteten. Es waren Orpheus und Eurydice  ", Alceste  " und Paris und Helena". Calzabigi   fam namentlich im Orpheus, in der Vereinfachung der alten Sage, im Bloßlegen ihres drührenden, rein menschlichen Wesensterns: Liebe, opferwillige Treue, Sehnsucht, Trauer, den Absichten des Tondichters aufs beste entgegen.

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In dem lämpfereichen Entwickelungs- und Läuterungsweg der Das prinzipiell Neue, das Glud zuerst mit Orpheus   wagt, ist deutschen Oper stehen, alles überragend, zwei gewaltige Marksteine, der Ausbau des bisherigen dürftigen und langweiligen Secco­zwei reckenhafte urdeutsche Persönlichkeiten, an deren chernem Wollen Rezitativs zu einer vom Orchester reich untermalten, ausdrucksvollen und genialem Können die Widersacher und Neider zerschellten wie musikalischen Deklamation. Diese Deflamation, die ein musika­Wogenprall am Molenkopf: Richard Wagner   und Christoph Willibald   lische Erhöhung der Handlung im epischen Stil darstellt, wie Gluck  , dessen 200. Geburtstag wir am 2. Juli 1914 begehen. sie dann Wagner so großartig vervollkommnete, verbindet die Gluck   war es, der im Heißen Ringen nach einem selbstgebauten chorischen und die Ihrischen Partien der Oper: also die Chöre( auch fittlichen Kunstideal: Junere Einheit von Form und Aus- in der Form des Chor- Balletts; nicht zu verwechseln mit dem Ballet­druck, die festen strengen Grundrisse, gewissermaßen die Corps!) und die Arie. Die Arien des eigentlichen Gluck find feine Klassischen Kartons für das deutsche Mujifdrama schuf, eitlen Tummelpläge für Virtuofen- Singfang, für Koloratur und die Richard Wagner  , 130 Jahre später, auf Gluck   fußend, mit glühender Farbe erfüllte. Gluck   war die Sehnsucht, Wagner die Er­füllung. Beider Leben, reif geworden, diente dem gleichen musika­lischen Ideal: dem wahrhaftigen Drama in Ton und Wort an Stelle des falschen Flitterkrams der Virtuosen- Oper.

Schnörkelkram und Kehlkopf- Akrobatik mehr, sie sind Seelenausdruck, musikalische Seelensprache int schlichter Liedform. Dem Chor, der früher eine sehr überflüssige Erscheinung gewesen war, gaber die Rolle des Gegenspielers oder des Kollektiv- Helden wie im alten griechischen Schicksalsdrama. Einem bescheidenen mittelfränkischen Försterhaus nahe der Der mimische Tanz gewann in Glucks   Opern erhöhte Bedeutung als böhmischen Grenze in Weidenwang entstammte Gluck  . Sein Vater, Ausdruck der Situation durch die suggestive Sprache der Maffen­ein ehemaliger Waldbereiter, wurde später Forstmeister bei einem gebärde. So vertiefte und vereinfachte der deutsche Meister, der mit böhmischen Feudalen und konnte mit Mühe feine neun Stöpfe aller fünstlerischen Strenge und Energie seinen dornenreichen Weg starfe Familie ernähren. Wie Siegfried erwuchs der junge Christoph ging, die alte verlodderte Kunstform der Oper. Innere Einheit der im deutschen Eichen und Tannenwald. Einsam und start. Als Handlung und der Stimmung war ihm höchstes Gebot. Wahrheit wandernder Scholar mit der Fiedel auf dem Rücken durch die und Geschlossenheit der Charaktere, Kraft des dramatischen fränkisch- böhmischen Wälder, den Bauern bei ihren Kirmsen auf Ausdrucks galten ihm höher als Effekt und Wirkung um spielend, so begann der spätere Ritter und gefeierte Meister der jeden Preis Preis durch spielerische, eitle, sinnlich schmeichelnde Armides und des Orpheus   seine Laufbahn. Wie es damals Blendmittel, mit denen die Franzosen und Italiener   bisher Brauch war: Fürsten   und Adlige protegierten aus Langeweile oder sowohl in der opera buffa   wie in der opera seria   gearbeitet hatten. Ehrgeiz die Kunst und ihre Jünger. Der böhmische Magnat Lob- Die Gluckichen Reformen, die, wie alles in der Welt des Geistes, fowig und der lombardische Fürst Melra haben das Verdienst, Glucks   natürlich nicht vom Himmel fielen, sondern das durch den Ritter ver­Talent gefördert zu haben. Sie schickten den 22jährigen nach Wien  , törperte Resultat eines langsamen entwicklungsgeschichtlichen Bildungs­nach Mailand  , fie gaben ihm berühmte Lehrer des Kontrapunkts, sie und Reifeprozesses waren, fanden im verzopften Deutschland   des ebneten seinen Lebensweg. Man bezahlt die Seiltänzer, um sie zu 18. Jahrhunderts zunächst teinen empfänglichen Boden. So wurden bewundern; man bezahlt die Musiker, um uns zu rühren." die heißesten Schlachten um die deutsche Glue- Oper auf französischem In Mailand   schrieb der junge feurige Franke mit Arta  - Boden gefochten. In dem Paris   Rousseaus und der Enzyklopädisten, gerges" seine erste, heute verschollene Oper, die, obwohl ganz die das falsche Pathos der französischen   Oper verachteten und in dem tonventionell als eine lose Folge von Arien, Chören und Balletts historischen Kampf der Gluckisten und Picciniften auf die Seite des gehalten, in Verbindung mit sieben anderen Griechen- und Perser deutschen Meisters traten und seiner herben schwerblütigen, aber opern ihn doch nachdrücklich dem einflußreichen Lord Middlesex teuschen Kunst mit zum Siege verhalfen. Alceste  ", vielleicht die

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