m«t halblang." Da» war alle». Man trank ihm fleißig zu. Derredseligsten einer war gredeke. Jeden Augenblick tvar er mit einemandern im Gespräch. Er zeigte sich mit dem Ausgang dttS Streiksgar nicht zufrieden. E» mar immer wieder das nämliche, da» erjedem sagte:„War da» auch schon ein Streik? Zwei Tag«. Tüchtigchatte man sie zappeln lassen müssen, die Brüder, die, die. Denarnien Arbeiter treten, da» verstehen sie." Aber er flüsterte nur dieWahrheiten. Dem Werkmeister entging da» nicht. Er spihte dieÖhren, und alz er etwas aufgeschnappt hatte, rief er Fredeke mitbarscher Stimme an. MeS sah auf.„WaS soll ich, Herr Werkmeister?" fragte Fredeke, heftig er-bleichend. Auch der Werkmeister hänselte ihn gern.„Sagen Sie, Fredeke," fragte er,„weiß Ihr« Frau auch, daßSie gestreikt haben?"Durch den Fabriksaal ging ein Lachen aller wie ein Salve.Fredeke holte tief Atem.„Ob meine Frau weeß, daß ich gestreikt habe?" Na gewißdoch. Denken Sie vielleicht, ick habe Geheimnisse vor ihr? Nee.So WaS gibt es ja gar nicht. Ich habe gesagt, ich streike, und damitbasta, habe ich gesagt. Uebrigens kümmert die sich'n Dreck drum,WaS ich mache. Jawohl."„Bravo I" rief einer hinter einem Stanzklotz hervor.„Soli-barität muß sini. Immer wie'n Mann. Fredeke soll leben."Wie auf Kommando stürzten sich alle auf Fredeke. Er wollteflüchten, aber sie hielten ihn fest. Zwei hoben ihn auf ihre Schul-tern und trugen ihn durch den Saal— wie einen Sieger. Manmachte Witze, lachte und rief:„Hoch der Altgeselle Fredeke! Hoch!och! Prost Aujust!" Schließlich mußte er eine Ansprache halten.nd da? tvar der Anfang einer Reihe von guten und schlechtenSpaßen.Am Freitag nahm Fredeke, als er zur Arbeit ging, heimlicheinen alten Anzug au» dem Kleiderspind, um ihn am Abend in derSkalitzer Straße zu verkaufen. Wie auch ander? sollte er den Per-dienstauSfall wettmachen?Elf Mark und ein paar Pfennige zählte er am Sonnabendauf den Küchenkisch. Mutter schmunzelte und sagte:„Na, siehstdu. ES ging auch so. Du mußt nicht jeden Quatsch mitmachen.Hier. Zwei Mark sind deine. Streik. Bon wegen. Was nMann ist, der richtet sich nach keen andern nicht. Heck' ich recht?"„Du hast immer recht, Mutter."Kleines Feuilleton.Der ewig bebend« Beden der Großstadt. Das Dichterwort vomruhenden Pol in der Erscheinungen Flucht findet bekanntlich vor demForum der strengen Wissenschaft wenig Gnade. Man hat Schwan»kungen der Erdachse und mit ihr der Erdpole nachgewiesen, selbst die„Fixsterne" find nicht, wie ibr au» dem Lateinischen gebildeter Nameandeutet, festgeheftet am Firmament und wie wenig stabil dieGrundfesten der Erdkugel unter unseren Füßen find, lehren ver-»lichtende Erdbebenkatastrophen nur zu oft und überzeugend. Aber vorallem in den Groß« und Industriestädten bebt der Bodenalltäglich, ohne daß die vielen Millionen Menschen davon eine Ahnunghaben, die auf seinen sicheren Grund vertrauen. Die SeiSmometeroder Erdbebenmesser, jene höchst empfindlichen Instrumente, die inStraßburg, Potsdam und den anderen Erdbebenwarten Zehntausendevon Kilometern entfernte Erdbeben notieren, haben auch das verraten. Beispielsweise fand F. Etzold durch solche instrumentelleBeobachtungen, daß der Boden der Stadt Leipzig pro Minute etwaIlX) Schwingungen von 0,0004 bis 0,0006 Millimeter Weite ausführt,ein Betrag, der während der industriellen Arbeitszeit sogar auf dasDoppelte und höher steigt. Sehnlich liegen die Verhältnisse für Berlin,das der Zahl der Einzelbetriebe nach bekanntlich die größte FabrikstadtDeutschlands ist.An dem Erdbebenmesser de» Collegio Romano in Rom er-zeugten nach P. Taschini die in den nahegelegenen Straßen vorüber-fahrenden Wagen und marschierenden Truppen Ausschläge bis zu0,2 Millimeter: die Bewegungen größerer Trnppsnabteilungenmachten sich noch auf eine Entfernung von ISO Meter in Ausschlägenvon 0,2S Millimeter bemerkbar. Der große Kruppsche Dampfhammermit einem Fallgewicht von 1000 Zentnern versetzt die ganze Um»gebung der Stadt Essen a. d. Ruhr weithin in Schwingungen. Nochstärkere Erschütterungen, auch Klirren von Gläsern und Bewegungvon Türflügeln, löste am 19. März 1395 im Orte Ktrchrath in derRheinprovinz das Auffliegen eines mit 17 000 Kilogramm Dynamitbeladenen Rheinschiffes bei Keeken aus.Am Straßburaer Münster befindet sich über demHaupteingang zum Glockenhaus« noch heute eine lateinische Inschrift,die daran erinnert, daß am 3. August 1728 gelegentlich eines Erdbebens, die die ganze oberrheinische Tiefeben« erschüttert«, dasMünster verschiedene Beschädigungen erlitt und aus einem aussemer Plattform befindlichen Wasserbebälter das Waffer biszu Manneshöhe empor- und 18 Fuß weit fortgeschleudertwurde. Durch das Erdbeben von Riobamba 1797 wurdendie Leichname aus ihren Gräbern zum Teil auf denmehrere Fuß hohen Hügel La Culla, der noch jenseits eines FliißchenS''egt, geschleudert. Sogar sichtbare Oberslächenwellcn des Erdbebens� Lerantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.— Druck u. Verlagkommen bor. Während de» großen japanischen Erdbeben» domJahre 1391 wurden vom Jügenieur Krldoyle in der bedeutendenStadt Akasaka fußhohe Bodenlocllen beobachtet, deren Kämm« InAbständen von 3 bis 10 Meter die Straße herabrollten.So ist der Erdboden der Städte sozusagen in ständigerSchwingung, wengleich die kleinsten Erschütterungen natürlichnur mit den feinsten Instrumenten nachweisbar sind.Literarisches.Liebermann und Wedekind. Im Juliheft de» vonWilhelm Herzog herausgegebenen„Forums" werden Proben au»dem Wedetindbuche mitgeteilt, das anläßlich deö 50. Geburtstage»des Dichter» zur Ausgabe gelangen soll. Max Liebermann plaudertüber sein« erste Bekanntschaft mit Wedekind, deren(sse schickte auchfür den Wandel des Geschmackes gegenüber den Werken diese»Dichters von Wert ist.„Es mögen 20 Jahre her fein— erzähltLiebermann—> daß ich Wedekind zum ersten Male sah: er wardamals eher dünn und das heute glattrasierte Gesicht prangte imSchmucke von drei oder vier verschiedenen Bärien. Den sonder-baren Eindruck, den sein Aeußeres ans mich machte, verstärkte nochsein sonderbares Anliegen. Er wollte nämlich fein Drama„DerErdgeist" in meinein Atelier vorlesen. Die„Freie Bühne" könnesich nicht entschließen,«S aufzuführen, aber er sei überzeugt, daßeine Vorlesung des Stückes allen Zweifel an dessen Bühnen»Wirksamkeit zerstreuen würde. Auf mein« Entgegnung, daß ichweder ihn noch seine Stücke kenne, überreichte er mit ein inZürich gedrucktes Exemplar von„Frühlings Erwachen", da» damals, wenn ich nicht irre, in Preußen verboten tvar. Ich mögeeS lesen und ihm daraufhin antworten.„Frühlings Erwachen" machte mir sehr tiefen Eindruck, undich willigte in die Lesung ein. Der Vorstand der Freien Bühne,die zu jener Zeit in ihrer Blüte stand und mit Hauptmanns„Vor-Sonnenaufgang" einen großen, allerdings arg bestrittenen Erfolgerrungen hatte, wurden eingeladen: Brahm, Otto Erich Hartleben,Schlenther, Fulda, Bölsche, Mauthner, die Gebrüder Hart. Leistikow,der damals in FriedrichShagen Studien machte und sich lebhaftfür Literatur interessierte(hat er doch selbst einen Roman„Aufder Schwelle" geschrieben). Dagegen wurde meiner Frau geraten,tvährend der Vorlesung... spazieren zu gehen.Lag es am Vorleser oder am Stücke, jedenfalls machte„DerErdgeist" gerade die entgegengesetzte Wirkung, die sich Wedekindversprochen hatte: die tragischen Stellen hatten einen starkenHeiterkeitserfolg, und namentlich Otto Erich berstete vor Lachen.Darin waren alle einig, meine Wenigkeit eingerechnet, daß eineAufführung unmöglich sei, ein kolossaler Theaterskandal wäre sonstunvermeidlich. Tempora mutantur; zehn Jahre später hatte das-selbe Stück einen riesigen Erfolg."Ll«S dem Pflanzenreich.Blumen unter Röntgenstrahlen. Man sollte nichtglauben, daß die Röntgenstrahlen, die zunächst selbst vom mensch-lichen Körper nur die Hartgebilde zeigten, allmählich zu Leistungengebracht worden sind, daß sie die zartesten Tierkörper und sogarBlumen wiedergeben. Es sind die sogenannten weichen Strahlen,die unter Zuhilfenahme eines Fensters aus LithiumglaS dazu be-nutzt werden. Dadurch ist das Studium der Pflanzen- wie derJnzektenwelt durch Röntgenstrahlen zu einem Feld fast un-begrenzter Möglichkeiten geworden. Der Röntgenforscher Prof.Ha II-Edwards, bekannt durch seine Leistungen auf diesem Gebietund durch die schweren Verstümmelungen, die er durch die Wir-kungen der Strahlen erlitten hat. liefert jetzt in den Archiven fürRöntgenstrahlen einen Beweis für deren Verwertung zu Photo-graphischen Aufnahmen von Blumen. Ein Strauß Tulpen wurdeunter einer Hülle von gewöhnlichem roten oder schwarzen Papierauf eine Platte gelegt und dann aus einer Entfernung von ettva1 Meter eine Minute lang bestrahlt. Die fettige Ausnahme istfreilich tveniger schön als merkwürdig. Sie zeigt die Kolchblätterfast durchsichtig, nur mit deren Umrissen und mit kleinen Falte»und Rippen. Die Stiele werden vom Ansatz der Blüte abwärt»immer dunkler. In dieser selbst zeichnet sich der Griffel mit fastschwarzer Färbung aus. Ein solches Ergebnis ist schon als einehohe Vollkommenheit anzusprechen, und nur durch«ine große Be-herrschung der Technik zu erreichen.Di« besten Aufnahmen werden mit neuen Röntgenröhren er-zielt, bei denen nur die Lustverdünnung leicht übertrieben wird.Prof. Hall hat schon stereoskopische Röntgenbilder von Blumenhergestellt. Er legt dazu ein Stück kornfreien Papiers über zweiHolzstreisen auf ein flache? Brett, so daß die photographische Plattezwischen ihnen zu liegen kommt. Die Holzstücke müssen gerade nurso hoch sein, daß die Platte unter das Papier geschoben werdenkann. Die Blumen werden dann auf dem Papier angeordnet. Da-nach wird daS Verfahren wie bei der gewöhnlichen stereoskopischenAusnahme beobachtet. Die Röhre befindet sich dabei am bestennur 10 bis 12 Zentimeter von den Blumen entfernt. Den Zwecksolcher Aufnahmen sieht Dr. Hall vor allem in der Erforschungdes Aufbaues zarter Gewebe und ihrer WachStumserscheinuugen.Vortvärts Buchdruckerei mVertagSanstalt Paul Singer LcEo., Berlin s V.