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,, tollen" Jahr: das Schreibpult aus ihrer ersten Redaktionsstube, freite Krause zu ihm. Sie können noch nicht einmal eine Fuhre an dem Otto v. Bismard gemitarbeitet" hat! Mist richtig aufschmeißen und das kann ich!" " Ich denke," erwiderte Lamm, daß sich die Gefreiten nur aus Kaufleuten und feineren Handwerkern refrutieren?"
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Was sagen Sie?" versetzte Krause." Die schlappen Schreiberseelen können wohl ihren Namen schreiben; aber Refruten verstehen die doch nicht auszubilden!"
„ Na, erlauben Sie mal," entgegnete ihm Lamm, ist denn der Leutnant, der Hauptmann, der Major und der Oberst früher auch Mistauflader und Bauernbursche gewesen?"
Alle lachten natürlich über diese Frage. Das brachte den Gefreiten aber erst recht in Wut.
Wie können Sie so etwas von unseren Offizieren denken!" brauste er los. Wenn Sie das unseren Offizieren noch nach einent halben Jahre zutrauen, kommen Sie auf Festung!"
Brr! Lamm wußte nun, daß die Offiziere nicht Mistaufladen fönnen, aber sein nächster Vorgesetzter verstand es aus dem ff. Er fand im allgemeinen das Soldatenleben sehr schön; ihm schien, man tönnte sich in recht leutseliger Art mit den Gefreiten unterhalten. So nach und nach wurde er aber immer gründlicher von diesem Irrtum geheilt. Warum hat der Mensch bloß zwei Ohren; er fann mit einem doch genügend hören? Schlauer Lamm, dann brauchtest du kein Soldat zu werden. Krüppel werden nicht angenommen, nur Krumme; denn sonst hätten die Herren doch nichts gerade zu machen, notabene wenn sie's fertig bringen. Steh nicht im Dusel, sondern paß auf.
" Die Kopfhaltung des Mannes gefällt mir immer noch nicht," informierte der Hauptmann nach einigen Wochen. ,, Sie fönnen und können es dem Manne nicht beibringen."
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Habe mir die größte Mühe gegeben, Herr Hauptmann, mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln."
Was, was... erzählen Sie mir doch keinen Unsinn.!" Dabei schaute der Hauptmann den Lamm fortwährend an, als wenn er sagen wollte: Was macht man bloß dabei... Der Kerl schießt, turnt und instruiert gut... Grübelnd ging er weiter die Luft Wir wollen den Kerl mal eine Klammer an das linke Ohr befestigen," meinte Unteroffizier Baumeister . Dieser machte seinem Namen wirklich Ehre.
Gegensätze, wohin man schaut! Das sieht man sofort, wenn man die Koje der Sozialdemokratischen Tagespresie betritt. Diefe 90 Zeitungen die hier aushängen und täglich sofort nach Posteingang gewechselt werden. diese Presse, sie ist Partei. Die sozialdemokratische Presse ist ein lebenswichtiges Organ im Körper der Arbeiterbewegung", heißt es in der kleinen Propagandaschrift, die an Ausstellungsbesucher verteilt wird.„ Dieser Charakter als Organ einer Klasse. trennt die sozialdemokratische Presse als etwas eigenartig besonderes von aller übrigen Zeitungswelt". Und der zur Verfügung stehende Ausstellungsraum, eine Doppelkoje, bringt diesen Gedanken voll zum Ausdruck. Einheitlichkeit und Uebersichtlichkeit, das ist der erste Eindruck, den der unbefangene Besucher hier empfängt. Es liegt System im ganzen Aufbau; Raumkünstler und Arrangeur haben ihr Bestes geleistet und damit eine Musterausstellung geschaffen, die vorbildlich wirkt. Außer den 90 Tageszeitungen sind noch die Arbeiterjugend die Neue Welt" und einige wöchentlich 1, 2 und 3 mal er scheinende Parteiblätter ausgelegt. Eine Reihe Diapositive, durch leuchtete Glasbilder, gestatten uns Einblicke in die verschiedenen Druckereibetriebe der Partei. In den Glasvitrinen darunter liegen Nummern und Jahrgänge von den Vorläufern unserer heutigen Presse, eingegangenen und unterdrückten Organen, zur Ansicht aus. Wir finden da von 1848„ Das Volt", herausgegeben vom Schrift setzer Born, dessen Fortsetzung,„ Die Verbrüderung", von 1849, die 2 mal wöchentlich, sodann die Neue Rheinische Zeitung ", die täglich erschien: Herausgeber Karl Marx , Köln a. Rh. Der 10. Mai 1848 brachte die Ausweisung des Redakteurs W. Wolf, Friedrich Engels und Freiligrath . Des letzteren Abschiedsgedicht an die Leser liegt aufgeschlagen vor uns. Hieran schließt sich das Organ der deutschen Arbeitervereine der Schweiz , Das Felleisen", deffen Herausgeber Phil. Becker war. Der" Sozialdemokrat" als Drgan des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins von 1864 läßt als Redakteure und Mitarbeiter Hofstetten, Schweitzer, Engels, Liebknecht , Marg und Gg. Herwegh erkennen. Daneben liegt der Neue Sozialdemokrat" war rein! bon 1871, als Fortsetzung des Vorhergehenden, sowie die Freie Zeitung" von 1867, Organ ber Lassalleschen Richtung. Das„ Demokratische Wochenblatt", Organ der demofratischen Volkspartei bon 1868, vertrat die sogenannte Ein Zigarrenbrett, 130 Zentimeter lang, wurde geschlitzt und Eisenacher Richtung und wurde von Wilh. Liebknecht redigiert. dem Lamm unter dem Ohr festgeklemmt. Nun war der Kopf nach Dem hier ausgelegten Jahrgang sind Anteilscheine beigeheftet für den der anderen Seite zu schief; das schadete aber nichts, doppelt hält Fonds des Blattes, unterzeichnet vom Ausschuß der Demokratischen gut. Unter dem Gelächter der ganzen Korporalschaft mußte Lamm Volkspartei Sachsene, W. Liebknecht , A. Bebel und G. Freytag . unter Schmerzen marschieren. Halt!" schrie der Sergeant Scheider. 1869 erschien als Fortsetzung des vorgenannten Blattes unter der- Wo willst Du eigentlich hin? Guck Dir mal Deine Schlangenfelben Leitung„ Der Volksstaat", Drgan der Sozialdemokratischen linien an!" Partei und der Gewerksgenossenschaften. In Mannheim erschien 1868 14tägig die Deutsche Arbeiterhalle" als Organ des Vereinstages deutscher Arbeitervereine, Herausgeber Eichelsdörfer . Dann tommt der Vorwärts " als Zentralorgan der Sozialdemokratie nach der Vereinigung beider Richtungen. Er tritt 1876 an die Stelle des Voltsstaates" und des Neuen Sozialdemokraten". Seine Redakteure sind Hasenclever und Liebknecht. Unter dem Sozialistengesetz sollte jede Meinungsäußerung unterdrückt werden, sobald sie in unserem Sinne geschah; trotzdem war es, wenn auch mit großen Opfern, möglich, das„ rote Gift" weiter zu verbreiten. Hauch wehte über den Ererzierplak; auch in das Herz des Refruten Die Februarsonne leuchtete so far und goldig, ein warmer Bor uns liegt ein fleines Heftchen, die Laterne", welches, in Lamm zog dieses Frühlingserwachen ein. Das einzelne Drillen Brüssel erschienen und gedruckt, ungefehen von Hand zu Hand hatte dem gemeinsamen Platz gemacht. Der Herr Hauptmann war weiter verbreitet werden konnte. Unsere Polizei hat von jeher des öfteren selbst zugegen beim Parademarsch. Nun brach das eine gute Nase gehabt, trotzdem ist ihr in den achtziger Jahren so Unwetter wieder los trotz der schönen Himmelssonne. manches entgangen. Dafür hat schon in Zürich der„ rote Postmeister" gesorgt, der unerschöpflich war in der Kunst, die ins Ausland gehenden Ist das das Resultat Ihres ganzen Pflichteifers? Sergeant Scheider..! Herr Leutnant Wecker, ich bitte!.. Sehen Sie Sozialdemokrat"-Sendungen so zu deklarieren, daß fie untonfisziert sich doch diesen Schlumps an, mit der Helmspite stößt er bald in in die Hand der Leser kamen. Aus Mottelers Bibliothek ist die Augen seines Nebenmannes! Wenn der Kerl mir nach der BeBebels" Frau", I. Auflage, ausgestellt. Nach Ankleben des Titel- sichtigung mit den alten Mannschaften zusammen diese Kopfhaltung blattes und Einheften einer ganz unverfänglichen Titelseite ging zur Schau trägt, kommt er aus der zweiten Exerzierklasse nicht dies Buch massenhaft über die deutsche Grenze! Die Vorläufer des jetzigen Vorwärts", die Berliner Freie Presse" von 1875, und das Berliner Volksblatt" von 1884, von denen Nummern ausgestellt sind, haben natürlich nur ein kurzes Leben gehabt, aber doch immerhin Leben.
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Bier große Vitrinen zeigen an Druckproben aus etlichen Parteidruckereien, daß wir auch technisch auf der Höhe find. In zwei großen Schränken sind Werke aus den Berliner und Stuttgarter Verlagen untergebracht. Verschiedene Tabellen zeigen die Steigerung des Erfolges, den unsere Presse seit dem Fall des Sozialistengesetzes erzielt hat, jeder Besucher kann das Gefehene daheim an Hand zweier Propagandaschriftchen ergänzen. Selbst von gegnerischer Seite ist mehrfach anerkannt worden, daß die Ausstellung unserer Parteipresse an Sachlichkeit, Einheit und schöner Raumgestaltung den anderen Kollektivausstellungen weit voraus ist. F. U.
[ Schluß]
Das rechte Ohr.
Von Peter Scharb.
In der ersten Zeit seines Leidens war Lamm ein ganz naiver Geselle; diese Harmlosigkeit ist ihm aber des öfteren sehr schlecht bekommen.
" Was wissen Sie vom Heuaufladen?" sagte einmal der Ge
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Leutnant Wecker fam lächelnd näher... mit ernster Miene sagte er:„ Sergeant Scheider, nehmen Sie dem Manne das Brett vom Kopf, der torfelt mir sonst noch in die Fensterscheiben."
Wohl oder übel mußte ihm das Brett vom Kopf genommen werden. Der Kopf sant erschöpft ins balancierende Gleichgewicht. Damit dieses Gleichgewicht nicht aus dem Gleichgewicht kam, wurden die Speckerbien erst um ein hr serviert, die man sonst um halb zwölf Uhr mittags zu sich nahm.
heraus!"
Au! au!
Die Besichtigung im nächsten Monat war vorbei; der Herr Oberst war sehr zufrieden; der Rekrut Lamm hatte sogar beim Turnen ein Lob erhalten.
Die Refruten wurden nun der alten Mannschaft mit einverleibt; das Drillen wurde einzeln und im Ganzen fortgesetzt. Beim Nachererzieren war Lamm Stammgajt. Das Kommando hierbei hatte gewöhnlich der Feldwebel Geigenbauer. Die Mannschaft wurde einzeln von den Unteroffizieren malträtiert. Lamm war einmal dem Unteroffizier Steffen zugeteilt. Für diesen war der arme Lamm ein fannibalisches Freffen.
" Warte!" so hub er an. Ich werde dir dein rechtes Ohr schon gerade machen. Laufschritt! marsch... marrrrsch!"
Lamm lief los. Der Platz war etwa dreihundert Meter int Quadrat groß. Bei jeder Ecke kommandierte der Unteroffizier „ Links um!" Drei Seiten hatte Lamm gemacht, die vierte ging bergauf, weil der Platz schräg lag. Als wenn der Teufel hinter ihm her wäre, rannte Lamm die Anhöhe hinauf. Immer weiter. Das„ Linksum" überhörte er, immer weiter über den Sturzader da stand er still, vor ihm war ein Saatfeld. Der Unteroffizier war herbeigeeilt.
„ Kannst du mein Rufen nicht hören?"
„ Nein, Herr Unteroffizier", antwortete Lammt.
„ Ach, du Aas schwitzt ja noch gar nicht! Warte, Burschel Tu