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24 Plätzen die alfalischen Quellen vertreten, bie uns u. a. die durften, während" gemeine Leute" schon mit Gefängnis bestraft beliebten Tafelwässer liefern. Der Rest verteilt sich auf die Bitter- wurden, wenn sie das heilige Buch auch nur aufschlugen, mag noch quellen, die einfachen warmen Quellen und die einfachen falten hingehen. Aber wie ging es den Ultrapuritanern, wenn sie sich Quellen, die bereits eine große Aehnlichkeit mit dem gewöhnlichen gegen Königin Elisabeth oder die Bischöfe wandten! Zwei wurden Brunnenwasser habent. an einem Tage verbrannt. Ein dritter, ein Geistlicher namens Was die geographische Verbreitung der Kurorte betrifft, so hat Barry, hatte nichts veröffentlicht, aber bei einer Haussuchung den Löwenanteil naturgemäß Preußen aufzuweisen, das mit 257 fand man bei ihm Sentenzen, von denen es schien, daß sie gegen Bädern und Sommerfrischen über mehr als die Hälfte aller die gute Königin Beß" gerichtet seien: er wurde gehängt. Unter deutschen   Kurorte verfügt. Unter den einzelnen Provinzen der Karl I.   wurde es noch schlimmer. Ein fanatischer Puritaner Monarchie steht obenan Pommern   mit nicht weniger als 46 Dftfee batte das Königspaar geschmäht. Er wurde seines geistlichen bädern und 3 Mineralquellen, dann folgt die Rheinproving mit Amtes entfett, öffentlich gepeitscht, an den Pranger gestellt, ein 28 Mineralquellen und 6 Luftkurorten. Um den dritten Rang Dhr wurde ihm abgeschnitten, ein Nasenflügel aufgeschlitt und streiten Hessen- Nassau   und Schlesweg- Holstein mit je 31 Kurorten. eine Wange gebrandmarkt. Nach Verlauf einer Woche wurde die Ersteres stellt 29 Mineralquellen und 2 Luftkurorte zur Verfügung. Prozedur abermals vorgenommen, das andere Dhr, der andere Außerordentlich vielseitig ist das meerumschlungene Schleswig  - Nasenflügel und die andere Wange famen an die Reihe, und Holstein, das neben 11 Nord- und 13 Ostseebädern noch vier dann brachte man ihn auf Lebenszeit in den Kerker. Es nügte ihm Mineralquellen sowie 3 Luftkurorte besitzt. In Hannover   finden wir wenig, daß 11 Jahre später das Parlament, im Kriege mit Karl I.  , 29 Kurorte, darunter 8 Nordseebäder, in Schlesien   23, in der Pro- ihn für unschuldig erklärte und entließ. Der Fanatiker hatte vinz Sachsen   19, in Westfalen 18. Dagegen müssen sich Branden   übrigens im Kerker bald einen Leidensgenossen, den Advokaten burg  , Ost- und Westpreußen   mit nur 6 bis 8 Kurorten begnügen, Brynne. Der hatte zu seinem Unglück einen dicken Band gegen während Hohenzollern   und Bosen beide nur je eine einzige Mineral Theater und Tanz geschrieben; da aber kurz vorher die Königin quelle ihr eigen nennen dürfen. Das Gebirgsland Bayern   stellt einer Theatervorstellung beigewohnt hatte, sab man das als Hoch­nicht weniger als 60 Kurorte, Baden deren 30. In den thüringi- verrat an, er verlor feine Stellung, dazu, wie üblich, die Dhren schen Staaten zählen wir 28, im Königreich Sachsen 26. in Württem( er ließ sie sich gleich darauf annähen), fam an den Pranger, auf berg 21 Bäder und Sommerfrischen. In Mecklenburg- Schwerin   Lebenszeit in den Kerker und mußte 100 000 M. Strafe zahlen. Laden 10 Dstseebäder und 3 Mineralquellen zum Besuch ein, während Jm Gefängnis segte er trotzdem seine Schriftstellerei fort und fand Hessen   und Elsaß- Lothringen   mit je 9 Mineralquellen und 3 Luft- in einem befreundeten Arzt einen Gehilfen, der seine Werke furorten vertreten sind. verbreitete. Man ertappte diesen, und es erging ihm wie dem Freunde.

Literarisches.

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Archäologisches.

Unter den vielen anderen Fällen einer barbarischen Preß­Der Jnfel- Verlag in Leipzig   läßt wieder einige justiz sei nur noch einer, aus dem Jahre 1680 etwa, erwähnt. Der Bände seiner schönen Bibliothek der Romane( pro Band 3 M.) er- Bensor Roger L'Estrange   hatte einen Drucker aufrührerischer scheinen und zwar den für die Kenntnis des Seelenlebens eines Schriften Namens Rogau aufgespürt und verhaftet. Das Urteil Menschen aus der Klassikerzeit unschäzbarer: Anton Neiser" von lautete wörtlich: Rogau soll unter den Armen aufgehängt, dann Karl Philipp Moritz  , der lezhin mehrfach nachgedruckt wurde; ihm der Bauch aufgeschlitzt werden. Man soll ihm die Eingeweide Tolstois Altersroman Auferstehung" und den trog allem! fabel- herausnehmen, diese vor seinen Augen verbrennen und ihn dann haften, blendenden Dorian Gray" von Oskar Wilde  , letzteren in vierteilen. Der Kopf folle aufgesteckt werden zum Vergnügen von der prachtvollen Uebersetzung von Hedwig Lachmann   und Gustav des Königs Majestät". Und buchstäblich wurde dieses viehisch Landauer. Die Sammlung, die augenscheinlich weniger frisch voran- rohe Erkenntnis vollzogen. Das war die englische Preßfreiheit schreitet als die so günstig in Aufnahme gekommene Infel- Bücherei, bon ehedem. bildet eine schöne Ergänzung zu dieser. Sie umfaßt in der Tat schon heute einen bedeutenden Schatz bester Romandichtung. Da stehen Walter Scott  , Willibald Aleris, E. Th. A. Hoffmann, Louise Alexander Conze. Der Nestor der deutschen   Archäologie von François würdig neben de Coster, Flaubert  , Jacobson  , Tolstoi  , Alexander Conze  , der jetzt im Alter von 83 Jahren verschieden ist, Dostojewski  . Man sollte es jedem Bücherfreund, der über Engelhorn und war einer der Bahnbrecher der modernen Altertumstunde. Die verwandte Größen hinaus ist, als Pflicht auferlegen, ein solches Unter- Kunde von der Kunst des Altertums verdankt ihm weitreichende Er­nehmen zu unterstützen. Gleichzeitig bringt der Insel- Verlag gebnisse und Anregungen und die Wissenschaft des Spatens verehrte andere, sehr geschmackvolle und billige Bücher auf den Markt: in ihm einen Führer; er ist es auch gewesen, der jene Aus= Pappbände zu 4 M., zum Teil illustriert: Memoiren und Aben- grabungen zu Pergamon   ins Werk gesetzt hat, durch teuer. Das erste Buch war eine Auswahl aus den Briefen der die Deutschland   der kostbarste antile Kunstschatz zugeführt Karoline Schlegel  , eingeleitet durch ein Lebensbild dieser großen wurde, der seit den Münchener Aegineten ins Land gekommen Frauengestalt aus der Früh- Romantik, gezeichnet von Ricarda Huch  . ist. Conze war 1881 zu Hannover   geboren. Nach dem Abschlusse Ein weiterer Band bringt eine Auswahl aus der, von Felix Paul seiner Studienjahre in Göttingen   und Berlin   unternahm er 1856 Greve besorgten Ausgabe der orientalischen Märchen der tausend und 57 eine Reise nach den nördlichsten Inseln des Aegäischen und ein Nächte". Diese kleine Ausgabe gibt ein gutes Bild aus Archipels  , Samothrake  , Jmbros, Lemnos usw., die an neuen Ergeb jener egotischen Phantasiewelt, das man auch der Jugend unbedenk- nissen reich war. Ausgrabungen hatte er auf dieser Reise noch nicht lich zugänglich machen darf. Hoffentlich entschließt sich der Verlag, unternommen, aber als er 1859 in Rom   durch eine Ausstellung in diesen Bänden auch die Memoiren des Herzogs von Saint- die großartigen und bahnbrechenden Resultate der Ausgrabungen Simon, des Totenrichters Ludwigs XIV., bie er in einem des Engländers Newton in Kleinafien( Halikarnaß) kennen lernte, prachtvollen Bande voriges Jahr erscheinen ließ. einem da war er einer der ersten, die die hier sich öffnenden Perspektiven größeren Publikum zu schenken. Sie find ein wunderbares, in ihrer vollen Bedeutung ermaßen. Doch sollte noch manches Jahr plastisches Bild der menschlichen Komödie, das eine weite Ver- vergehen, ehe er die damals auffeimenden Pläne verwirklichen breitung verdient, um seiner reinigenden Wirkung willen. Die fonnte. Nachdem er in Göttingen   als Privatdozent und in Halle  Neuausgabe des Märchen Aus tausend und eine Nacht" führt mich als Professor gelehrt, wurde er 1869 an die Universität Wien  auf ein Unternehmen des Verlags Diederichs in Jena  , an berufen, an der er das archäologische Studium und die archäo­dem ich in diesem Zusammenhang nicht vorbeigehen möchte. Es logischen Interessen unter anderm durch das 1876 begründete handelt sich um eine umfassende Bibliothek der Märchen der Welt- archäologisch- epigraphische Seminar bedeutend hob. Bei einem literatur, von der jeder Band 3 M. tostet. Bisher erschienen die Vortrage, den er 1872 hielt, wies er auf die großen Aufgaben Märchen der Gebrüder Grimm  , nachgrimmsche und plattdeutsche hin, die auf den von ihm bereisten ägäischen Inseln der Tätigkeit Märchen, die föstlichen Märchenschöpfungen des rokokohaft zierlichen des Spatens noch harrten. Sein Wort wurde gehört, und 1873 und Musäus  , und Märchen der Russen und Chinesen. Wenn die 1875 fonnte er zwei Expeditionen nach Samothrake   führen. Es Sammlung umfassender sein wird, dürfte es sich lohnen, näher waren dies die ersten Ausgrabungen, bei denen der Baumeister darauf einzugehen und das schöpferische Sichauswirken des Bolts- und der Photograph die jetzt allgemein ihnen zuerkannte geistes, wie es sich in diesen naiv- phantastischen Gebilden offenbart, Rolle spielten, und was wohl noch wichtiger war, es waren die zu betrachten. Es werden sich durchaus wertvolle Aufschlüsse über ersten, deren Zwed nicht nur die Erbeutung von Fundstücken, das Wesen der Völler ergeben. sondern die planmäßige Freilegung und Erforschung einer antiken Bauanlage bildete. 1877 wurde Conze nach Berlin   berufen, wo er zugleich die Leitung der Skulpturabteilung des Alten Museums  übernahm. Schon im folgenden Jahre fetzte er die große Unter­nehmung der pergamonischen Ausgrabungen ins Werk; merkwürdig genug, daß der Plan hinter dem Rüden des Generaldirektors der preußischen Museen durchgeführt werden mußte. Der glänzende Erfolg dieser Unternehmung, deren treibende Kraft immer Conze   blieb, ist allgemein bekannt; auch lite­rarisch hat Conze   über die von Human durchgeführten Aus­grabungen von Pergamon   Bericht erstattet. Auch auf dem Gebiete der Limesforschung ist Conze   dadurch in den Vordergrund ge­Daß der Besiz und die Verbreitung fezerischer Bücher unnach- treten, daß er die Gründung einer Abteilung des deutschen  fichtlich mit dem Tode bestraft wurde, lag im Geist der Zeit; daß archäologischen Institutes für römisch germanische Forschung nur Männer und Frauen edler Geburt" privatim die Bibel lesen hervorrief. Verantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin  .

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Kulturgeschichtliches.

P. H.  

Englische Breßsünder von ehedem. Was die Preß freiheit angeht, so tann man fühn behaupten, daß nirgends Leute, die gegen Hof und die herrschende oder die Herrschaft anstrebende Kirche geschrieben, mit so unmenschlicher Härte bestraft wurden, wie einst im freien England. Man darf sich nur erinnern, daß Defoe  , der berühmte Verfasser des Robinson Crusoe  , wegen einer Schrift gegen die Hochkirchler im 18. Jahrhundert ins Gefängnis und an den Pranger fam, und wird sich dann ein Bild davon machen, wie man in früheren Zeiten gegen Preßsünder vorging.

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- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.