fmn verschleiern eher durch NachtmSrsche einlefiat, Beim überraschend wirken sollen. Die große Tiefenwirkung des Schrapnell« zwingt anderer seit« zu großen taktischen Tiefenabständen der hintereinander folgenden Jnfanterielinien; die Intensität der Feuerwirkung hat ihrerseits zur Lockerung der Gefecht«formen bei der Infanterie und damit zur Vergrößerung der Schlachtfelder im Verhältnis zur Truppenzahl beigetragen. Alle diese Wirkungen zwfamimen genommen fordern eine Beschleunigung der Aufklärung, um die Streitkräfte frühzeitig gruppieren zu können, nicht nur nach strategischen, sondern auch schon noch taktischen Ruchsichten und nach den Bedürfnissen der Gefechtsführung. Auch auf das taktische Verhalten der Kavallerie sind die modernen Feuer Wirkungen von bestimmendem Einfluß. Ist die Infanterie durch das Fernfeuer derr Artillerie g«. zwungen, sich frühzeitig zu entfalten und gefachtsli/äßig zu gliedern so gilt das in erhöhtem Maße für die Kavallerie, die ein noch günstigeres Ziel bietet wie die Schwesterwaffe. Auch durch Schnelligkeit kann sie fich bei richtigem Schießverfahren des Gegners der Wirkung der feindlichen Artillerie nicht entziehen und erleidet die schwersten Verluste, wenn sie in dichten Formationen in wirksames Schrapnellfeuer gerät. Sie muß daher frühzeitig lichte Formationen annehmen, die dem Artilleriefeuer keine gün ftigen Angriffsflächen darbieten. Auch wird sie den Gefechts formationen der Infanterie und den Wirkungen der modernen Feuerwaffen gegenüber nur noch selten unter besonders günstigen Verhältnissen von der Attacke Gebrauch machen können. Wo sie aber, durch die Verhältnisse gezwungen, dennoch frontal gegen ordnungsmäßig feuernde Truppen attackieren muß, wird die Attackenform eine ganz andere sein wie früher. Ter geschlossenen zweigliedrigen Linie kann sie sich beim Angriff auf feuernde Truppen nicht mehr bedienen; daS käme willkürlicher Selb st der nichtung gleich. In mehreren eingliedrigen Linien hintereinander, mit Zwischenräumen zwischen den einzelnen Reitern und ge- schlossenen Trupps in schmalen Kolonnen im hintersten Treffen wird die Reiterei die Gefahrzone in raschester Gangart zu über winden suchen. Wenn möglich, wird sie in breitester Front und von verschiedenen Seiten her anreiten, um das feindliche Feuer zu teilen. Aussichtsvoller als gegen feuernde Infanterie find Frontal attacken gegen Artillerielinien, wenn die Attackcnformation zwecks mäßig gewählt wird. Doch wird sich auf den heutigen Schlachl feldern kaum jemals Gelegenheit finden, Artillerie in der Front zu attackieren, ohne daß man zugleich gegen Infanterie anreiten müßte. Flanken, und Rückenattacken gegen Artillerie bieten da gegen nach wie vor günstige Aussichten des Erfolges. Im un mittelbaren Zusammenwirken mit der Infanterie wird sich Ge legenheit zu solchen Attacken jedocki nur selten icnd nur in kleinen Verhältnissen ergeben. So ist die Reiterei durch die modernen Waffen fast vollständig von dem gemeinsamen Schlachtfelde der anderen Waffen verwiesen und im wesentlichen darauf beschränkt, von der Flank« und vom Rücken her auf die feindliche Armee ein- zuwirten. Dagegen führt sie nun selbst eine Feuerwaffe und kann, wo die Attacke unmöglich ist, mit dieser wirken. Damit sind ihr neue Tätigkeitsgebiete eröffnet, die ihr große und bedeutende Er- folge in Aussicht stellen, wenn sie es versteht, die Beweglichkeit, die sich au» dem Berittensein ergibt, auszunutzen, um in entscheidenden Richtungen wirksam zu werden und ihre Feuerkraft zur Geltung zu bringen. Die Feuerwaffe beherrscht heutzutage unbedingt die Taktik und zwingt ihr ihre Gesetze auf. Sie hat auch für die Kavallerie durchaus veränderte Bedingungen der Tätigkeit geschaffen, denen diese Waffe Rechnung tragen muß, wenn sie im modernen Kriege ihren Platz behaupten will. Das Bedürfnis nach vermehrter Feuerwirkung, das sich heute auf allen Gebieten der Kriegsführung geltend macht, hat sogar dazu geführt, auf Methoden zurückzugreifen, die völlig veraltet schienen. Für den Nahkampf, besonders um den Besitz von be- festigten Stellungen und Festungswerken, hat sich die Notwendigkeit ergeben, für das Artilleriefeuer, da» den Angriff nicht bis in die letzten Stadien begleiten, die Verteidigung nicht bis zuletzt unterstützen kann, Ersatz zu schaffen. Da bat man auf die H a n d- granaten zurückgegriffen, die aus nächster Nähe in die feind» lichen Werke geworfen werden und dort explodieren. Auch au» kleinen Mörsern kann man derartige Geschosse schleudern. Auch die Bemühungen, die die artilleristische Be. kämpfung der Luftballons bezwecken, haben bereits gute Erfolge gezeitigt. Fesselballons können von jeder Feldartillerie siel durch Schrapnellfeuer leicht heruntergeschossen werden, und auch gegen Freiballons und Lustschiffe hat man bereits gute Ergebnisse, zum Teil mit besonders hierfür konstruierten Geschützen erzielt, In Amerika , England, Frankreich und Deutschland hat man der, artige Versuche angestellt, bei denen die Ziele durch Kastendrachen, Freiballons und Fesselballons dargestellt waren, welch letztere durch rasche Schiffe gezogen wurden. ES hat sich dabei ergeben, daß nur durch besonder? konstruierte Geschütze wirklich gute Erfolgs erzielt werden können. Unbegrenzter Schwenkungsbereich nach der Seite, möglichst großes Höhenrichtfeld, größte Feuergeschwindigkeit geringe Flugzeit der Geschosse, gute Treffsicherheit, große Beweg, lichkeit des Fahrzeuges sind die Hauptanforderungen, die man an Ballongeschütze stellen muß. Notwendig ist es ferner, daß die Flug, bahn des Geschosses sichtbar gemacht wird, um Korrekturen vor, nehmen zu können. Diesen Anforderungen suchen die Ballon, abwehrgeschütze gerecht zu werden. Sie werden teils in Räder, lafette, teils auf Kraftwagen, teils in Mittelpilotlafette in fester Aufftellung hergestellt. Letztere sind für Schiffe, Küstenbefesti gungen und Festungen, die beiden anderen Typen für den Be Wegungskrieg konstruiert. Die Kraftwagen, die das Geschütz tragen, sind meist gepanzert worden, um Schutz gegen feindliches Feuer zu gewähren. Doch kann bezweifelt werden, ob die Panzer, automobile sich im Feldkriege zu diesem Zweck eignen, da sie an feste Straßen gebunden sind und durch die Panzerung sehr erheb lich an Geschwindigkeit einbüßen. Die Räderlafette andererseits kann, da sie von Pferden gezogen wird, voraussichtlich nicht schnell genug an geeignete Puntte gebracht werden, von denen aus gute Wirkung zu erwarten ist. Es ist daher auch eine Vereinigung von Kraftwagen und Räderlafette derart versucht worden, daß das in Räderlafette liegende Geschütz auf dem Kraftwagen fortgeschafft und zum Jn-Stellung-Gehen von diesem heruntergenommen und durch Mannschaften weitergezogen wird. Der Bekämpfung der Flugmaschinen durch Geschütze steht man vielfach sehr skeptisch gegenüber. Solange sie sich in er- reichbarer Höhe bewegen, wird ihnen wohl am besten durch Jnfantericmassen- oder Maschinengewehrfeuer beizukommen sein Andererseits wird auch der Standpunkt vertreten, daß Flug, Maschinen wirklich wirksam nur wieder durch Flugmaschinen bekämpft werden können. Immerhin steht schon heute fest, daß man Ballons, Luftschiffe und Flugmaschinen wirksam durch Feuer bekämpfen kann, und daß die angegriffenen Fahrzeuge versuchen müssen, sich durch Schnelligkeit, wie durch häusigen Wechsel der Fahrtrichtung und Flughöhe der Feuerwirkung zu entziehen. sich einen Augenblick an den Pfosten lehnen mußte. Besorgt sah ihn der Oberaufseher an. „Nein, es ist schon vorbei. Ich bin ganz wohl." Im Saale war die Ungeduld. Es ging z-l Ende. Der Vorsitzende mußte zweimal zur Ruhe mahnen, ehe er die weiteren Zeugen vernehmen konnte; Maud Blinker und die Mutter. Die Vernehmung des jungen Mädchens bot wenig Jnter- esse. Sie sprach langsam und schleppend mit viel Oh's und englischen Worten dazwischen— oh, die Mutter war furchtbar aufgeregt, sie hat schreckliche Herzkrämpfe bekommen, als Dr. Werner erzählte, daß Felix verhaftet sei. Ich habe nicht viel von dem Gespräche verstanden. „Warum sind Sie am nächsten Tage nicht mit zum Notar gegangen?" frug der Vorsitzende. „Ich wurde ja nicht mitgenommen." „Pardon,"— Justizrat Losso hatte sich erhoben,—„was soll das heißen, ich wurde nicht mitgenommen? Wollen Sie damit sagen, daß Dr. Werner Ihnen nahe gelegt hat, nicht mitzugehen? Man könnte das aus Ihren Worten heraus- hören." „Oh, ich spreche nicht sehr gut Deutsch . Ich bin nicht mit- gegangen." „Warum nicht?" „Mutter meinte, sie wollte alleine gehen." „Das ist allerdings etwas ganz anderes." Nachdem die Zeugin beeidigt worden war und neben Felix Blinker Platz genommen hotte, wurde Frau Adele Blinker-Crighton hereingerufen. Sie ging mühsam auf den Stock gestützt, daß der Borsitzende ihr erlaubte, auf eineni Stuhle sitzend ihre Aussagest zu machen. „Bevor ich die Zeugin vernehme, werde ich die beschlag- nahmten Briefe verlesen hassen." Landgerichtsrat Larras las langsam die Briefe vor. Jedesmal, wenn er einen Brief beendet hatte, blickte er über die Brillengläser nach Felix Blinker hin und schüttelte kummervoll den Kopf, dann nahm er den nächsten auf, einen nach dem anderen, alle sieben. Nach dem ersten Briefe reckte man sich im Publikum.— Was war das?— Man war ganz Ohr. Und die Unruhe wuchs nach jedem Briefe. Wie ein Schwärm surrender Mücken lag es über den Bänken, so laut wurden die Gedanken, daß der Staatsanwalt mehrmals strenge und verweisend seine Blicke über die Bänke gleiten ließ. Niemand achtete auf ihn. - Die Briefe, die Briefe!_(Forts, folgt.) Theater. Lustspielhaus..Graf Pepi*. Spiel aus dem Jahre 1866 von Robert Saude! und Alfred Halm.— Bon der Rücksicht auf die Existenz der Theaterangestellten ganz zu schweigen, so wird sich nach kurzer Zeit von selber die Notwendigkeit herausstellen, dem auf allen Gemütern lastenden Druck ein Gegengewicht zu bieten Wenn man frivole Vergnügungen und gar die Prostitulion ein- dämmen will— was nicht nur eine sanitäre Maßnahme ist, so muß man um so mehr ernsthafte Unterhaltung pflegen. Einstiveilen reifen die Theater zu patriotischen oder doch patriotisch deutbaren stücken. Von Kunstwerken kommen da aber nur wenige in Betrachi, und die werden bald abgespielt sein. Dann tritt vermutlich die aktuelle Tendenzmache in die Front, wie sie etwa das Pariser Theater in den Jahren der großen Revolution beherrschte, wo Frankreich in einer ähnlichen äußeren Lage war wie heute Deutsch land. Freilich auch in einer viel schlimmeren, denn die lande» verrätertfche Reattion im Innern war ein weiterer Feind. Konnten es doch die Royalisten wagen, in einem Stücke bei der Wendung Wenn das Ausland siegt.. stürmisch zu applaudieren. Der zeitgemäß aufgeputzte.Graf Pepi", schon im vorigen Jahre erschienen, gibt bereits einen Vorgeschmack von jener Tendenzdramatil. Ein österreichischer Offizier entflieht unter Bruch 'eines Ehrenwortes aus der Gefangenschaft, wird aber gestellt. Eine Preußin verHilst ihm zu weiterer Flucht, obendrein eine vom Roten Kreuz. Werden diese beiden, wie das selbstverständlich wäre, als bald erschossen? Um Gotteswillen— im Lustspielhaus! Also zögern die Dichter so lange, bis der Waffenstillstand geschlossen ist. Die Aktualität wird in diese Begebenheiten durch häufige prophetische Anspielungen auf künftige Waffenbrüderschaft der beiden Krieg- ührenden hineingebracht. Hierbei passieren natürlich grobe Verstöße legen den Geist der Zeit. Nicht der schlimmste, ober der ulkigste ist olgender. Es ertönt Mufti. Aha, unsere Kaiserhymne! sagen die österreichischen Dienstboten und sinken.Gott erhalte.. Aha! rufen auch die preußischen Ulanen und fingen zugleich Deutschland , Deuffchland über alles". Man bedenke: 1366! Preußen I War doch dieses Lied noch lange nach 70 in Preußen verpönt. Und der Humor der Geschichte will, daß ein heutiger sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter es war, der 1878, bei einem Studentenumzug nach den Attentaten, das Deutsch « land-Lied durchsetzte, zu Ehren Wilhelm» I . Ja. was wäre Deutsch « land ohne seine Sozialdemokratie! Aber solch derbe Anspielungen wecken natürlich ein inniges Bravo bei denen, die im Theater nicht enes Gegengewicht gegen die Last der Tage, nicht Erhebung chlechthin suchen, sondern einen Anlaß zu patriotischer Betätigung; die nicht einmal zum Landsturm, aber um so eher zum Beifalls- stürm brauchbar find. UebrigenS soll man aber nicht sagen, die Begeisterung, wo sie fich etwa zeigt, sei unecht. Sicher, sie ist vor- Händen. Denn viel zu lange bat das Bürgertum dieses Landes ohne Ideale dahinleben müssen, als daß e« sich nicht jetzt mit Eifer der kriegerisch-patriottschen Inbrunst hingeben sollt«. In der kleinlichen, egoistischen, stunipfsinnig materiellen Atmosphäre der Bourgeoisie bedeutet der Krieg wahrhaft ein inneres Erlebnis, das sie sogar zu Taten der Selbstlosigkeit und Aufopferung anspornt, die in normalen Zeiten niemals denkbar wären. Daß man solcher- maßen, also sachlich, die Dinge betrachten soll, zeigt gerade auch der „Graf Pepi", denn er beweist, daß jede sentimentale Anschauung die Vorgänge nur fälscht und finnlos macht. Um in diesen Zeiten, wo die Parteien und Konfessionen aufgehoben sind, nichts zu ver- gessen, bringen die gewandten Dichter auch einen patriotischen Juden auf die Bühne, der zwar keineswegs Reserveoffizier, aber dafür eine Art Prügelknabe ist und durch die hohe Kunst Franz Arnolds energisch in den Mittelpunkt der banalen Schwankepisoden gestellt wird.__ E. F. kleines Feuilleton. Schach und krieg. Emanuel Lasier schreibt in der Schachspalte der.Voss. Ztg.": Der Anfang des Krieges ist auf deutscher und österreichischer Seite in der Art erfolgt, wie eS ein Schachmeister erwartet. Die Heere haben fich entwickelt. Entscheidende Aktionen sind nicht angesttebt worden, sondern Raumgewinn und Gewinn an Beweglichkeit. Als es so weit war, ist Lüttich genommen worden. Da steht nun ein starker Posten etwa wie ein weißer Springer auf f5, sicher und doch dem Feinde nahe, Gefahr ausstrahlend nach allen Seiten, und doch widerstandskrästig. Gewißlich wird auf jenem Schau« platz noch jede Verstärkung herangeholt und richtig postiert werden, bevor der Angriff beginnt. Das kostet zwar Zeit, die Attacke wird aber um so wuchtiger werden und um so weniger Opfer fordern. Die Eröffnung ist im Kriege wie im Schachspiel nur für den Renner zu verstehen. Der sieht die Umrisse der zukünftigen Er- eignisse schon in der Phantasie, während der Stümper noch nichts begreift und sich langweilt. Nachher wird alle« klar. Dann folgt Schlag auf Schlag. Und jede Neinste Vorbereitung belohnt fich da. *•<£'—-*----- fjcs__ je.__* m___»»*****»**>»**>**» f** •v.u.iv, v.w �v.w,w, vu— m- iw.ö../ indem" sie hier einen schwachen' Punkt noch eine Stunde, oder sei es„--------- äc&iuuzf&Ittrfe mtitih Scujcllr- güTSn Lnsnatenteil versntw.: rh. Glocke. Berlin . Druck'u.Verla«:«orwärt» Buchdruckerei a, eine halbe, stützt, während dort der Sieg mn zehn Minuten früh« erfochten wird und nun die Entscheidung auf der ganzen Linie mit Riesenkrast herbeizwingt. Was in Serbien vor sich geht, wird nicht'angekündet. Bereiten die Oesterreicher einen entscheidenden Schlag vor t Oder begnügen sie sich, die Feinde, die sich in die Berge geflüchtet und sich so der Stoßkraft beraubt haben, als nicht vorhanden anzusehen? Im Schacki würde man die zweite Alternative wählen. Die Figur, die sich versteckt, zählt nicht. Man schneidet ihre Beweglichkeit ab und holt sie sich nachher in aller Ruhe. Insbesondere gilt dies, wenn wo anders Schwächen anzugreifen sind. Das geschieht, und währenddem ist die in Sicherheit postierte Figur bloßer untätiger Zuschauer. Manche Leute haben Angst vor den Russen. Hinter deren Rück- zug vermuten sie eine teuflisch tiefe Strategie. Sie denken an da? Schicksal Napoleons in Moskau ; aber solche Furcht ist kindlich. Die Kriegsführung ist heute auf gesunder Basis. Vor hundert Jahren bestand ein Krieg im wesentlichen noch aus schnellen Märschen und Schlachten, kurz, aus Knalleffekten. Die geringen Dinge, Lebens« mittel heranschaffen, Beweglichkeit heben usw. galten für wenig. Jetzt nimmt man alle, auch die lleinslen Vorteile sorgsam wahr und läßt sie sich anhäufen, bis der ungünstig postierte Gegner gezwungen wird, mit aller Gewalt die Schlacht herbeizuführen oder sich zurück- zuziehen. So geht es den Russen. Mag sein, daß ein der Kriegs strategie Kundiger unS anders be« lehren würde. Indessen so, wie oben dargelegt, scheint es uns Schachspielern, und so können wir'S in Einklang bringen mit unseren Erfahrungen._ ver Krieg und der deutsche Suchhandel. Auch die gewaltige Organisation des deutschen Buchhandels wird von dem Kriege hart betroffen, ja, wie dos Fachorgan der deutschen Buchhändler hervorbebt, hat der deutsche Buchhandel als Hüter und Mebrer der deutschen Geistesschätze unseres Volkes den Krieg mit am stärksten zu fühlen. In den Druckerwerkstätten müssen zahl« reiche Neuheiten, die für Herbst und Winter vorbereitet wurden. unvollendet liegen bleiben, und manches Werk, das bereits fertig ausgedruckt ist, wird bis auf weiteres nicht herausgegeben, da man erst abwarten muß, bis sich ein gewisser Ausgleich der Interessen hergestellt hat und Künste und Wissenschaften auch wieder zu Worte kommen. E ne Anzahl wissenschaftlicher und literarischer Zeitschristen stellt zunächst ihr Erscheinen ganz ein oder bringt doch ihre Hefte nur in längeren Zwischen- räumen heraus. Es gilt jetzt, so begründen die.Weißen Blätter" diesen Entschluß, fürs Baterland zu handeln, nicht zu schreiben, und mit bewegten Worten nimmt die„Tat", die Zeitschrift des Verlags von Eugen DiederichS , bis auf weiteres von ihren Lesern Abschied. Das Gesicht des Buchhändler-BörsenblatteS hat sich mit einem Schlage verändert. Was jetzt angeboten wird, das sind Karten der Kriegs- schauplätze, Taschen- und auch„Tornister-Wörterbücher" sür den praktischen Gebrauch der Truppen im Felde. In den Vordergrund treten ferner Werke über Kriegschirurgie, Bücher, die die Wirkungen des Krieges auf die bürgerlich-rechtlichen Verhältnisse aller Art be« handeln und dergleichen mehr. Ein beachtenswerter Vorschlag wird gemacht, um auch in dieser schweren Zeit die Sortimentsbuchhändler, besonders in mittleren und kleineren Städten, in enger Fühlung mit dem Publikum zu halten und dessen Interesse an der gegen- wärtig im Vordergrunde stehenden Literatur anzuregen. Es wird empfohlen, daß die Sortimenter ihre Geschäfte in eine Art Nach- richtenbureau umwandeln, in dem das Publikum sich über die neuesten Ereignisse auf dem Kriegsschauplatz durch Extrablätter, Flugschristen usw. unterrichten kann. Man steht hieraus, daß auch der deutsche Buchhandel sich gefaßt und besonnen rüstet, um über das Schwerste hinwegzukommen. Die kriegstüchtigeu Elefanten. Man schreibt der.Frankfurter Zeitung ": Die Elefanten, be« rühmt schon von den Alexanderzügen her, find von PyrrhuS in die Kriegsführung Europas eingeführt worden, und Hannibal hat den epirotischeu König gerade deshalb als einen der größten Feldherren belobt. Wie bekannt, nahm Hannibal seine Elefanten über die Alpen mit. und bei Zama stellte er ihrer nicht weniger als 80 zum An- griff vor die Front seines HeereS. Wann sie zum letzten Male in einer Schlacht der alten Völker aktiv waren, ist uns unbekannt, aber so- eben treten sie wieder auf die Bühne der Weltgeschichte. Sie werden zwar nicht zum Angriff verwendet wie bei Zama, aber zu militärischen Hilfsdiensten, und das ist inmitten der Schrecken de? europäischen Krieges ein weltgeschichtlicher Humor. In der schweizerischen Stadt La ChauxdefondS bat man sich darüber den Kopf zerbrochen, wie man der Hagenbeckichen Menagerie ledig werden könne, deren Tiere die städtische Fleischversorgung erschweren. Der Gemeinderat be- schäftigte sich mit der Frage in besonderer Sitzung. Aber die Söhne Hagenbecks wußten ihrer Menagerie die Sympathien der Bevölke« rung zuzuwenden. Sie stellten der Stadt die Elefanten bei der schweizertschen Mobilisierung zur Verfügung, und jetzt dienen diese. wenn auch nicht schnaubend und mordend wie in den Schlachten des PyrrhuS und deS Hannibal, wieder der Kriegskunst. Notize«. Das Museum für Meereskunde ist bis auf weiteieS wieder geöffnet: Montags, Mittwochs, Sonnabends von 10—8 Uhr, Sonntags von 12— t Uhr. Dienstags von 10—3 Uhr für Schul- llassen in� Begleitung der Lehrer sowie für Vereine. ergt bedrohte Kunstwerke! Angesichts der Ge- ahren, die hervorragenden deuffchen Kunstwerken in den Grenz- gebieten drohen(man denke an die einzigartigen Werte der alt- deutschen Maler Grünenwald und Schongaueri hat der Dürerbund die Behörden um ihre rechtzeitige Sicherung ersucht. — D i e g e i m p s t e A r m e e. Da in der Schweiz die Pocken aufgetreten sind(es sind bisher vier Pockenfälle festgestellt worden), wird die ganze schweizerische Armee auf Befehl des Generals Wille geimpft werden. — Die Beobachtung der Sonnenfinsternis wird wegen der Kriegswirren nicht in dem Maße von der Wissenschaft vorgenommen werden können, als es ursprünglich beabsichtigt war. Die Teilnehmer der südrussischen Expedition, die vom Potsdamer Observatorium entsandt waren, lehren über Ungarn zurück. Von zwei Observatoren der Berliner Universität ist dagegen ni-bt be- kannt, wo sie im„heiligen Rußland " jetzt stecken mögen. Ob«ine weitere Expeditton. die unter Leitung von Prof. Miethe die nor- wegische Insel Alfter (Lofoten ) aufsuchen wollte, ihr Ziel erreichen wird, ist zweifelhaft. — Ein Tunnel unter dem Rhein , der allerdings weniger den allgemeinen Verkehrsinteressen als denen des nieder- rheinischen Steinkohlenbergbaues dient, ist vor kurzem vollendet worden. Im vergangenen Jahre hatte die Bergwerkögesellschaft Diergardt einen Verbindungsftollen zwischen ihrer auf dem rechten Rheinufer gelegenen Schachtanlage Diergardt II und der links- rheinischen Zeche Diergardt 1 in Angriff genommen, der den Verkehr zwischen den beiden Gruben erleichtern soll und den Rhein in der Nähe von Duisburg unterfährt. — Das KriegSgeschwätz im Altertum. Die von Tag zu Tag wechselnden Alarmnachrichten, die sich alsbald als Er- findung erweisen, haben schon im Altertum die Gemüter beunruhigt. Der römische Geschichtsschreiber Liviu« läßt den Konsul L. Aemilius PauluS, als er in den Krieg gegen Mazedonien zieht, an die Bürger folgend« Warnung richten:„Für wahr haltet nur das, was ich Euch oder dem Senat schreibe. Stärkt nicht durch Eure Leichtgläubigkeit Gerüchte, sür die keiner die Verantwortung übernimmt. Denn ich sehe, eS geht gerade in diesem Kriege wie so oft: niemand ist dem Geschwätz gegenüber so stark, daß er sich nicht doch beeinflussen ließe. Wo nur zwei beisammen stehen, weiß Gott , in jeder Gesellschaft gibt es welche, die die Heere führen, die genau wissen, wo das Lager hin- gehört, welche Punkte zu besetzen find, wann und durch welchen Paß man einmarschieren muß, wo die Depots sein müssen, auf welchem Weg die Zufuhr zu Wasser und zu Land zu erfolgen hat. wann man fich mit dem Feind schlagen muß und wann man besser zuwartet."_ t Paul Singer St Cö, Berlin SW, M'.wEV
Ausgabe
31 (18.8.1914) 159
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